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Erwerb des Schlosses „Katharinenhof“

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Im September 1916 ließ sich Reusch von einem Stuttgarter Maklerbüro eine Liste mit 22 teuren Objekten in Süddeutschland vorlegen. Das Angebot reichte vom Rittergut Oberdischingen, im Besitz der Gräfl. Fugger-Kirchberg-Weißenhorn’schen Standesherrschaft, für 450.000 Mark bis zu dem eher bescheidenen „Kleinen ritterschaftlichen Besitz“ des Freiherrn von Ungelter in Dambach, der für 45.000 Mark zu haben war.124 Für Reusch kamen nur vier sehr teure Anwesen in die engere Wahl. Für das Schlossgut Hohenbeilstein (350.000 Mark) wollte er allerdings wissen, ob er die Besitzung durch den Ankauf der umliegenden Wälder erweitern konnte. Die gleiche Frage stellte er auch bezüglich des Katharinenhofs (230.000 Mark). Beim Rittergut Oberdischingen störte ihn als „unangenehme Beigabe“ die angeschlossene Brauerei. Deshalb fragte er nach der Möglichkeit, diesen Betrieb „abzustoßen“. Das Schloss Roseck (165.000 Mark) kam nur in Frage, wenn er die „umliegenden Waldungen“ hinzukaufen konnte. Auch erkundigte er sich nach den dortigen „Jagdverhältnissen“. Im Oktober wollte er „das eine oder andere Besitztum“ besichtigen.125 Das Maklerbüro gab prompt Auskunft: Das Gut Oberdischingen stand nur zusammen mit der Brauerei zum Verkauf. Bei Hohenbeilstein und beim Katharinenhof bestand die Möglichkeit, die umliegenden Wälder hinzuzukaufen.126


Abb. 8:Beschreibung des Anwesens durch den Makler, Anlage zu: Pfeiffer an Reusch, 22. 9. 1916, in: RWWA 130-400101299/0

Vom Maklerbüro erhielt Reusch eine genaue Beschreibung des Ritterguts: Der Katharinenhof war 1848 von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrich von Württemberg errichtet worden. Der Grund und Boden umfasste mehr als 26 Hektar mit Wald und Parkanlagen sowie Feldern und Wiesen mit vielen Obstbäumen. „Das Schloss … enthält im Souterrain große Küche mit Speisekammer, Waschküche, Wein- und Gemüsekeller; im Parterre 7 große ineinandergehende Zimmer, worunter größerer Speisesaal, vor der Glastür Dienerzimmer; im I. Stock 9 Zimmer, im Dachstock 4 Eckzimmer und 6 Kammern. … Nach Ansicht mehrerer Sachverständigen zählt das Anwesen zu den schönsten Besitzungen in Württemberg.“127 Am 26. Oktober nahm sich Reusch Zeit zur Besichtigung von Schloss Katharinenhof und Umgebung. Als dann der geforderte Preis auf 215.000 Mark gesenkt wurde, kaufte Reusch am 4. November 1916.128

In diesem Herbst starben Hunderttausende an der Westfront in der Schlacht an der Somme und im Osten bei den Kämpfen in der Ersten Brussilow-Offensive.

Im März 1917 wurde in Backnang bzw. im benachbarten Dorf Strümpfelbach die Auflassung vollzogen. Reusch bezahlte 150.000 Mark mit Reichsanleihen und 68.000 Mark bar. Hinzu kamen noch weitere Beträge für das bewegliche Inventar: Lebendes Inventar 17.072 Mark, Most 2.400 Mark, ein Pferd 2.300 Mark, Einrichtungsgegenstände des Hauses 14.959 Mark, sonstige Vorräte 1.526,58 Mark.129

Mitte April 1917 übernahm eine fest angestellte Wirtschafterin das Kommando auf Schloss Katharinenhof. Zu ihren ersten Aufgaben gehörte es, die Abholung des neuen Schlossherrn am Bahnhof von Backnang durch eine standesgemäße Kutsche zu organisieren.130 Die erste Wirtschafterin blieb nur ein Jahr. Reusch scheint mit ihrer Tätigkeit nicht restlos zufrieden gewesen zu sein. Er erteilte ihr im Juni 1917 eine Rüge wegen ungenauer Abrechnungen: Der Kassenbestand musste nicht, wie von Fräulein Hinderer errechnet, 73,84 Mark, sondern 78,64 Mark betragen.131 Der Büroleiter von Reusch passte genau auf: Im September 1918 wurde sogar eine Differenz von 10 Pfennigen moniert.132



Abb. 9:Schloss Katharinenhof: Zahlungsmodalitäten, in: RWWA 130-400101299/0

Am 1. Juni 1918 trat eine neue Haushälterin ihren Dienst auf dem Katharinenhof an. Sie erhielt einen Monatslohn von 60 Mark, der bei Bewährung in den folgenden Jahren auf maximal 100 Mark ansteigen konnte. Ihre Aufgabe war die Wirtschaftsführung des Schloss-Haushalts und die Beaufsichtigung des Hauspersonals. Sie musste eine Köchin anstellen, „welche auch die herrschaftliche Küche zu führen versteht“. Für die Beaufsichtigung des Personals in den Außenanlagen war der Bürgermeister des benachbarten Dorfes Strümpfelbach zuständig.133 Natürlich brauchte Reusch für die ausgedehnten Parkanlagen auch einen Gärtner. Er hatte dafür einen Unteroffizier im Auge, der allerdings nur für wenige Tage Fronturlaub hatte. Deshalb erteilte der neue Schlossherr vom Katharinenhof dem Bürgermeisteramt von Strümpfelbach die Weisung, die Freistellung des Unteroffiziers vom Dienst an der Front zunächst für drei Monate vom 15. März bis zum 15. Juni 1918 zu beantragen. Das XIII. Armeekorps in Stuttgart lehnte die Freistellung jedoch ab.134 So blieben die Gärten am Schloss Katharinenhof im Frühjahr 1918 wohl ungepflegt.


Abb. 10:Alte Postkarte vom Schloss Katharinenhof, StA Backnang

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