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Kapitel 1: Der Überfall der Ameisen (1) Ein heißer Herbst

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30. August 2018. Soeben bin ich zusammen mit meiner Frau an unserem Lieblings-Campingplatz in Bibbona Mare (Toscana) angekommen. Wir haben auch einen schönen Platz für unseren kleinen Camper gefunden, die Stromversorgung angeschlossen und das Vordach ausgekurbelt. Gleich am ersten Abend brechen wir mit unseren Fahrrädern zu einer Erkundungsfahrt in den Ort auf. In einem Hotel gibt es Tanzmusik. Danach steigen wir noch auf die Dachterrasse der Pizzeria in unserem Campingplatz. Hier spielt Livemusik. Ich bin glücklich und entspannt.

Meine Frau und ich sind so froh und dankbar, diesen Urlaub machen und uns endlich vom Stress eines langen Schuljahres im sonnigen Süden erholen zu dürfen. Wir haben auch schon eine schöne Ferienwoche in Baden-Württemberg und eine weitere Woche im italienischen Aostatal hinter uns. Der Urlaub am Ligurischen Meer soll nun aber die Krönung unseres Urlaubs sein. Noch eine gute Woche steht uns hier bevor. Um Mitternacht an diesem warmen Abend und nach dem Genuss eines Gläschen Weins kehren wir zu unserem Camper zurück. Alles ist in bester Harmonie…

Übersät von Ameisen

Um etwa 2.00 Uhr morgens werde ich wach. Ich habe Kopfweh und der Schädel brummt. Offensichtlich habe ich Fieber. Zusätzlich verspüre ich ein komisches Krabbeln und und Pieksen auf meinem Körper – an Händen und Füßen, im Gesicht, auf meiner Brust und unter meinem Pyjama. Ekelig! Was ist da los? Ich mache das Licht an und dann trifft mich fast der Schlag: Ich bin über und über mit hunderten von kleinen schwarzen Ameisen übersät. Meine Frau, die bis jetzt nur etwa 20 Zentimeter neben mir friedlich im Doppelbett geschlummert hat, ist nicht einmal von einer einzigen Ameise befallen. Wie ist das möglich?

Diese Nacht können wir vergessen. Über eine Stunde lang arbeiten wir mit einem kleinen Staubsauger, sowie mit Lappen und Wischtüchern, um all die kleinen Tiere zuerst von meinem Körper, dann von meinem Bett, meiner Matratze und von einigen weiteren Stellen im Camper zu beseitigen. Dabei hatten wir doch am Nachmittag zuvor die Warnung ernst genommen, dass wir uns in einer „Zone mit vermehrten Ameisen“ befinden würden. Auch entsprechende Schilder waren aufgestellt. Deshalb hatten wir um alle Reifen sorgfältig weißes Ameisen-Abwehrpulver gestreut, um die Tierchen von einem „Camper-Besuch“ abzuhalten. Dies hatte im Jahr zuvor bereits super funktioniert. Diesmal ohne Erfolg. Warum aber hatten die Ameisen nur mich, nicht jedoch meine Frau direkt neben mir befallen? Ich musste die kleinen Tiere förmlich angezogen haben…

Am nächsten Morgen können wir die Ameisenstraße entdecken. Sie führt durch eine Stelle mit weniger Ameisenpulver zu einem der Reifen. Durch eine winzige Ritze in der Hintertüre waren die Ameisen dann offensichtlich ins Innere des Wagens gelangt. Daher streuen wir nun nochmals kräftig und sehr sorgfältig Pulver um alle Reifen. Eine zweite solche Nacht möchte ich nicht riskieren. Ich fühle mich geschwächt – durch einen bakteriellen, mit Fieber verbundenen Infekt und durch die „Ameisen-Umstände“ in der Nacht. Erklären kann ich mir beides nicht. In der folgenden Nacht kann ich ohne Probleme schlafen und ich fange an, mich wieder etwas zu entspannen, soweit dies eben mit dem Infekt möglich ist. Kopfweh und Fieber gehen aber nicht weg.

2.00 Uhr in der übernächsten Nacht. Wieder werde ich wach, weil es an mir krabbelt, piekst und zwickt. Und wieder bin ich mit Ameisen übersät – noch mehr als in der vorletzten Nacht. Diese neue Misere schockt mich und es ist ekelhaft, all die Ameisen im Schrittbereich, in den Ohren und in den Nasenlöchern zerquetschen zu müssen, um sie wieder loszuwerden. Jetzt bin ich völlig fertig. Es geht mir ans Gemüt. So habe ich mir unseren Urlaub nicht vorgestellt. Auch in dieser Nacht ist an Schlaf nicht mehr zu denken. Mehr als eine Stunde brauchen wir, um die kleinen Tiere zu beseitigen. Auch diesmal haben sie wiederum nur mich „besucht“, nicht aber meine Frau unmittelbar neben mir. Kopfweh und Fieber haben zugenommen, ich fühle mich geschwächt und emotional aufgewühlt. Was hat das alles zu bedeuten? Es kann doch alles kein Zufall mehr sein…

Schamanische Sicht auf das Problem

Am nächsten Morgen untersuchen wir wieder den Camper. Endlich finden wir die neue Ameisenstraße. Es ist kaum zu glauben. Diesmal haben die kleinen Tiere ihren Weg auf eine nebenstehende Pinie gewählt, die in vier Metern Höhe einen langen Ast bis über unser Camperdach hat. Ein kleiner Zeig dieses Astes berührt mit wenigen Nadeln das Dach und das genügte den Ameisen, um ihren Weg zum Camper, durch eine winzige Ritze in der Hintertüre und dann schließlich zu mir zu finden.

Beim Frühstück lasse ich das ganze Geschehen auf mich wirken und plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Wo sieht man denn sonst normalerweise eine große Ansammlung von Ameisen? Wo und bei welcher Gelegenheit treten sie im Alltag auf? Wenn im Freien Essensreste auf den Boden fallen und dort liegen bleiben, kann man tatsächlich am nächsten Morgen Ameisen daran sehen. Sie gelten als die Gesundheitspolizei im Mikrobereich. Sie sind in der Regel bei „Abfall“ zu finden, wenn etwas – beispielsweise Essensreste – hinunter „gefallen“ sind und zu verwesen beginnen. Ameisen sind somit „Verweser“, „Müllmänner der Natur“, auch um Seuchen oder Krankheiten zu verhindern, die durch das bereits gärende Material entstehen können. Solchen Abfall „befallen“ sie, um ihn zu zersetzen.

Von meiner schamanischen Arbeit mit den Naturritualen „WalkAway“, „Medizinwanderung“ und „Jugend-Visionssuche“4 weiß ich, dass alle Tier- und Pflanzenbegegnungen während solcher rituellen Auszeiten in der Natur ein Spiegel für seelische Zustände oder gerade ablaufende psychische Prozesse sein können. Offensichtlich hat sich auch die gegenwärtige Camperreise zu einem derartigen, wenn auch ungeplanten und bisher nicht bewussten WalkAway oder sogar zu einer Visionssuche entwickelt, bei der mir Tiere eine Botschaft zu aktuellen Seelenprozessen übermitteln wollen. Wenn dem so ist, dann muss ich mich ja sogar noch bei den Ameisen bedanken.

Viele von ihnen haben es zudem mit ihrem Leben bezahlt, um mir eine Botschaft zu überbringen. Denn meine Frau und ich waren wütend über diese ungebetenen Gäste bei Nacht und haben beim Wegsaugen und Zerquetschen der kleinen Tiere nicht viel Federlesens gemacht. Und beim zweiten „Besuch“ mussten die Ameisen ja auch noch einen weiten, viel aufwendigeren Weg über Baum, Ast, Zweig und Autodach nehmen, um überhaupt durch eine giftfreie Zone zu mir gelangen zu können. Für mich ist das kein „Zufall“ mehr...

Das alles macht mich sehr nachdenklich und ich fange an, die beiden spektakulären und dadurch sehr eindringlichen „Ameisen-Überfälle“ ernst zu nehmen. Was könnte die Botschaft der Ameisen für mich konkret bedeuten? Was wollen sie mir denn „sagen“? Gibt es denn etwas, das von mir abfallen soll? Gibt es seelische Themen oder sogar Seelenmüll, was noch an mir hängt, jetzt aber reif geworden ist, bald von mir abzufallen? Was also könnte der Ameisenbefall bedeuten? Diese Überlegungen lassen mich nicht mehr los.

Und noch ein Gedanke schießt mir durch den Kopf: Der Ameisenüberfall fand ja zeitgleich mit dem Befall der Bakterien statt, die dann Kopfweh und eine Fieberreaktion in mir ausgelöst haben, Fieber von immerhin 38,5 Grad. Nun kann ich auch den Befall dieser unsichtbaren Tierchen namens „Bakterien“ als Ausdruck von Seelenprozessen deuten: dafür, dass etwas abfallen soll, was auf meiner Seele liegt und das reif geworden ist, wegzugehen und zu verschwinden. Aber um welche Prozesse geht es denn in mir? Ich werde aufmerksam beobachten, welche inneren Botschaften ich in nächster Zeit bekommen werde. Die Urlaubsstimmung ist mir jedoch vergangen. Ich bin krank und geschwächt und zudem seelisch durch den „Ameisen-Bakterien-Prozess“ ziemlich mitgenommen. Daher treten meine Frau und ich schweren Herzens unsere Heimreise an – zwei Tage eher als geplant...

Die Ameisen-Vision wird Realität

Ein neues Schuljahr beginnt. Ich brauche all meine Energie, um Disziplin-mäßig mit den neuen „Pubertäts-Klassen“ und als Klassenlehrer mit dem schulischen Bürokratismus fertig zu werden. Ich bin so konzentriert in meinem Beruf, dass ich den Urlaub, die fiebrige Erkrankung und vor allem das Ameisen-Erlebnis schnell vergesse. Dann ramme ich mir Mitte Oktober bei der Gartenarbeit versehentlich einen Dorn unter die Hornhaut meines linken Zeigefingers. Der Finger entzündet sich und los geht's…

Mein Hausarzt kann den Dorn mit der Pinzette nur teilweise entfernen. Ich brauche einen ambulanten Chirurgen. Dieser verpasst mir Ende Oktober nach einer lokalen Betäubung einen kleinen Schnitt auf der Innenseite knapp unter der Beuge meines Zeigefingers, um mir dann nach kurzer Zeit nicht ohne Stolz den Rest des Dorns zu zeigen. Zwei Wochen lang laufe ich mit einem großen Fingerverband herum. Als ich diesen dann wieder entferne, erschrecke ich. Denn an der Operationsstelle hat sich nicht etwa eine Narbe gebildet, sondern ein Granulom, ein etwa zwei Zentimeter breites schwarz-rotes Wucherfleisch. Alle Versuche, dieses seltsame Gebilde mit Salben und Hausmitteln zu behandeln, schlagen fehl. Es wird immer größer und spannt die Haut des Fingers zunehmend an.

Ich frage mich, was dieses Granulom bedeuten könnte. Schwarzes Wucherfleisch? Es fühlt sich an, als ob sich eine „schwarze“, negative Emotion im Finger materialisiert hätte; so, als ob sich in diesem Fremdkörper „Granulom“ etwas aus der Seelenebene niederschlagen und sichtbar werden möchte. Nun erinnere ich mich wieder an die schwarzen Ameisen, die mich zwei Monate zuvor ebenfalls wie ein kollektiver „Fremdkörper“ überfallen hatten. Haben sie damit denn nicht schon den Fremdkörper „schwarzes Finger-Granulom“ angekündigt? Eine Geisteilerin, mit der ich regelmäßig zusammenarbeite, gibt mir den Hinweis, dass sich in meinem Finger gerade die „schwarzen“ Emotionen „Verfluchungen“ und „Verwünschungen“ durch eine Person aus einer früheren Inkarnation niederschlagen könnten.

Das macht Sinn für mich, denn unmittelbar nach dem Fingerschnitt Ende Oktober hat bei einer Veranstaltung eine mir völlig unbekannte, aber sehr auffällige Frau eine karmische Erinnerung bei mir ausgelöst. Habe ich in einem früheren Leben eine Frau so mies behandelt, dass sie mich damals verflucht hat? Mir ist durch jahrelange Seelenarbeit bei der Geistheilerin völlig klar, dass so etwas möglich ist; und dass die Seele unverdaute Traumata und Fixierungen mit auf die weitere Seelenwanderung in spätere Inkarnationen nehmen kann. Dann aber würde das bedeuten, dass jetzt auch eine Schuld-Emotion entweichen müsste…

Liebe Leserin, lieber Leser, bitte legen Sie das Buch nicht weg, weil ich von einer Reinkarnation spreche. Diese ist für mich mittlerweile eine sehr natürliche und selbstverständliche Sache geworden. Das war jedoch nicht immer so, weil ich ja streng katholisch aufgewachsen bin. Für mich sind mittlerweile die Botschaft Jesu und eine Wiedergeburtslehre überhaupt kein Widerspruch mehr. Um Ihnen dazu einige Hintergrundinformationen zu liefern, werde ich im 4. Kapitel einen kleinen Exkurs zur historischen Entwicklung der Ablehnung einer Reinkarnation im Christentum geben.

Fingergranulom und Nierenstein als materieller Ausdruck karmischer Emotionen

Zurück zu meiner Fingerverletzung. An einem Donnerstag Anfang Dezember suche ich wegen des Granuloms einen sogenannten Durchgangsarzt auf, einen ebenfalls ambulanten Chirurgen. Er sagt sofort: Schneiden. Doch diesmal ist ein größerer Schnitt und das anschließende Zunähen der Wunde mit einem Faden nötig. Denn durch das Entfernen des Wucherfleisches ist ein etwa zwei Zentimeter großes Loch im Fingerfleisch entstanden, das erst wieder langsam mit gesundem Fleisch zuheilen muss. Ich bekomme einen noch größeren Verband verpasst als beim ersten Schnitt. Zwei Tage lang bleibe ich von der Arbeit zu Hause, um mich etwas von dem Eingriff zu erholen. Am Montag soll es dann wieder losgehen in der Schule – trotz dieses Handicaps.

Am Sonntagabend davor gehe ich um etwa 22.00 Uhr nochmals alleine um die Häuserblocks spazieren. Plötzlich und ohne Anlass kommt mir eine schlimme Situation aus der Schule in den Sinn, die jedoch 27 (!) Jahre zurückliegt. Damals hatte ich mich mit einer ganzen Familie „verwickelt“. Bei einer Tanzveranstaltung hatte ich auch eine Runde mit einer Schülermutter getanzt. Das löste offensichtlich beim Sohn, den ich im Unterricht hatte, eine schlimme Eifersucht aus und er beleidigte mich öffentlich vor der ganzen Klasse. Da ich diesen Zusammenhang damals noch nicht erkennen konnte, reagierte ich zu heftig auf die zugegeben üble Beleidigung des 15-jährigen Schülers. Das zog mir dann die Feindschaft der ganzen Familie zu und ich fühlte mich wegen meiner Überreaktion schuldig. Ziemlich lange konnte ich damals den Vorfall nicht vergessen. Wieso kommt aber gerade jetzt – spät am Abend und ganz ohne Anlass – jene Situation aus der Schule hoch, die doch schon so lange zurückliegt?

Ich bin noch in Gedanken versunken, als einige Minuten später schlagartig eine heftige Nierenkolik einsetzt. Mir bleibt fast die Luft weg und ich schaffe es gerade noch nach Hause. Die Schmerzen sind unerträglich. Als die Kolik nicht wieder weggeht, muss ich schnell in die Notaufnahme des nahe gelegenen Krankenhauses gebracht werden. Sofort bekomme ich dort eine Infusion zur Entspannung. Eine Untersuchung ergibt, dass Blut im Urin ist. Ein Nierenstein steckt im Harnleiter und hat die Kolik ausgelöst. Offensichtlich ist dabei auch der Harnleiter selbst in Mitleidenschaft gezogen worden. Das hat Blut in die Blase gespült.

Am nächsten Morgen wird eine Computer-Tomographie (CT) durchgeführt. Danach kommt die Urologin in mein Krankenzimmer, um mit mir das Ergebnis zu besprechen. Es ist kein Nierenstein mehr zu sehen, das ist die gute Nachricht. Offensichtlich hat die nächtliche Infusion bewirkt, dass der Nierenstein abgegangen ist. Unsere Sprache gibt hier einen deutlichen Hinweis: „Es geht mir etwas an die Nieren.“ Eine Schuld-Emotion kann an die Nieren gehen und sich, wenn sie nicht aufgelöst wird, in einem Nierenstein materialisieren.

Der Nierenstein ist nun abgegangen, von mir „abgefallen“. Ein solches Abfallen hatten mir ja die Ameisen schon vor Monaten angekündigt, woran ich jetzt erneut erinnert werde. Das ist wirklich eine gute Nachricht. Und mit dem Stein sind offenbar zugleich alte Schuld-Emotionen von mir abgefallen. Es erscheint mir naheliegend und wahrscheinlich, dass es sich dabei sowohl um die 27 Jahre zurückliegenden Schuldgefühle wegen des Schülers als auch um die karmische Schuld wegen jener Frau aus einer früheren Inkarnation handeln könnte. Dieser hatte ich damals offensichtlich so übel mitgespielt und deswegen wurde ich ja auch verflucht von ihr. Fingergranulom und Nierenstein stehen also für mich nicht nur in einem engen zeitlichen, sondern auch in einem inhaltlichen Zusammenhang. Als ich die Urologin so beiläufig darauf hinweise, dass bei mir mit dem Nierenstein auch eine alte Schuld abgefallen ist, die mir an die Nieren ging, bekomme ich nur ein gequältes Lachen zu hören...

Diagnose Leistenbruch

Leider hat die Urologin aber noch eine zweite, schlechte Nachricht für mich dabei. Bei der CT wurde durch Zufall ein doch starker Leistenbruch links festgestellt. Als ich diese Stelle betaste, erschrecke ich. Ja, der Leistenbruch ist deutlich zu sehen und zu fühlen. Ein Arzt aus der Chirurgie-Abteilung wird mir geschickt. Er macht mir Mut und erklärt mir, dass das Krankenhaus Routine bei Leistenbruch-Operationen hätte und diese nach der in Deutschland gültigen „Versorgungsleitlinie Leistenbruch“ durchführt. Dies bedeutet, dass es nur drei kleiner Schnitte bedarf und dass dann mittels einer Sonde ein Netz in den Körper eingebracht wird, das in Zukunft ein Ausbrechen des Darms aus seiner Normallage verhindern soll. Der Chirurg empfiehlt mir, die OP sehr bald machen zu lassen.

Diese Diagnose fühlt sich für mich an wie ein Magenschwinger, den ich soeben verpasst bekommen habe. Denn ich war noch vollkommen mit der Finger-OP und mit Nierenkolik und Nierenstein beschäftigt, sowie mit den dazugehörigen seelischen Themen. Jetzt hat sich ein weiteres Problem angekündigt, mit dem ich nicht im Traum gerechnet hatte, das ich aber sehr ernst nehmen muss. Was ist überhaupt ein Leistenbruch? Und wieso habe ich einen solchen bekommen? Wofür steht er, warum und wodurch wurde er verursacht und was will er mir „sagen“? Viele Fragen schießen mir durch den Kopf und ich beginne noch vom Krankenhaus aus mit einer umfangreichen Telefonaktivität, um möglichst viele Informationen über das Thema „Leistenbruch-OP“ einzuholen.

Dabei überwiegen eindeutig die negativen Erfahrungen von Bekannten, die sich bereits früher einer Leistenbruch-OP unterziehen mussten. Ein Kollege, der sich vor einigen Jahren ein solches Netz einsetzen ließ, musste bald darauf zu einer nun viel schwierigeren OP erneut ins Krankenhaus. Das Netz hatte sich abgelöst, war in den Darm gewandert und hatte dort den Darm geschädigt und in Folge schlimme Darmprobleme verursacht.

Eine Bekannte, der man ebenfalls ein solches Netz eingesetzt und dieses dabei an den Rändern „festgetackert“ hatte, hatte deswegen eine entzündliche und sehr schmerzhafte Körperreaktion nach der anderen in ihrem Bauchraum bekommen. Seit Wochen war sie deswegen krankgeschrieben. Offensichtlich hatten die Ärzte beim Festtackern des Netzes Meridiane, also Energiebahnen, erwischt. Diese spielen jedoch in der Schulmedizin keinerlei Rolle, man nimmt dieses Wissen aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) nach wie vor gar nicht ernst, weil die Existenz von Meridianen eben mit technischen Geräten nicht oder nur sehr schwer nachweisbar ist, somit wissenschaftlich und schulmedizinisch noch immer als Humbug gilt und daher abgelehnt wird.

Den Ausschlag für meine Entscheidung gibt eine andere Bekannte. Sie hatte ihren Leistenbruch zwei Jahre zuvor in einem Landkrankenhaus nach alter, konservativer Methode operieren lassen. Sie lobte damals den dortigen Chefarzt der chirurgischen Abteilung in den höchsten Tönen. Am 20. Dezember, somit kurz vor Weihnachten, lasse ich mich von diesem Arzt operieren und mir einen „Wolf-und-die-sieben-Geißlein-Schnitt“ verpassen. Denn auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin verzichtet der Chirurg auf die übliche OP-Netz-Methode. Nach alter Manier schneidet er mich auf und näht die beiden Leistenmuskeln wieder zusammen. Er kann es vertreten, mich ohne Netz und in Abweichung von der üblichen „Versorgungsleitlinie Leistenbruch“ zu operieren. Dabei sind aber anschließend fünf bis sechs Nähte nötig, um die etwa acht Zentimeter breite Schnittwunde wieder zu verschließen – für jede Hautschicht eine. Nach einem Tag Krankenhaus darf ich schon nach Hause.

Leistenbruch: Ich kann mir den Bruch leisten

Sechs Wochen wird die Narbenbildung dauern, zwei Wochen lang hüte ich das Bett und werde von meiner Frau liebevoll gepflegt. Dabei habe ich genügend Zeit, über das ganze Geschehen nachzudenken. Hat denn auch der Leistenbruch etwas mit dem „Besuch“ der Ameisen und ihrer Botschaft vom „Abfallen“ alter seelischer Themen zu tun?

Ich lasse mich überraschen, was während der Raunächte, also in der Zeit von Weihnachten bis Dreikönig, so alles hochkommen wird in mir. Diese Zeit unmittelbar nach der Wintersonnwende erscheint mir geradezu prädestiniert dafür, Gedanken und Gefühle in mir hochsteigen zu lassen, die dem Verstand womöglich als unlogisch, unsinnig oder als irrational erscheinen mögen. Das jedoch empfinde ich als große Chance, vielleicht auch gerade deshalb, weil ich zunächst sehr hilflos daliegen muss. Ich habe viel Zeit zum Nachdenken. Mein ganzes bisheriges Leben läuft wie in einem Film vor meinem inneren Auge ab, vieles kommt mir in den Sinn...

Ich lasse all diesen Gedanken freien Lauf und notiere sie in meinem Tagebuch. Zu den Begriffen „Leistenbruch“ und „Operations-Schnitt“ kommen mir jetzt eine ganze Menge von Assoziationen:

 Bruch – Aufbrechen von etwas, Aufbruch (zu etwas Neuem);

 Leistenbruch – Leistungsbruch, Bruch mit der Leistung und mit dem Leisten-Müssen;

 Bruch mit der bisherigen Lebenseinstellung und mit dem gewohnten Weltbild;

 Bruch des bisherigen Lebenskonzeptes, das fast ausschließlich von Beruf und Leistung geprägt war;

 Bruch mit dem Alten – mit der Vergangenheit und mit gewohnten Lebensbestimmungen;

 Abbrechen und „Abfallen“ von etwas Altem;

 Einbruch (des Darms in die Leiste) und Einbruch in mein gewohntes Leben;

 Umbruch, Durchbruch (zu etwas Neuem);

 Aufschneiden, Einschnitt, Lebens-Einschnitt;

 Initiations-Schnitt, Übergangs-Schnitt (zu etwas Neuem), „Cut“ mit dem Bisherigen.

Ein Gedanke setzt sich mir jetzt immer stärker in den Kopf: Da ich mit bald 65 Jahren schon beinahe an das Ende meiner beruflichen Tätigkeit gelangt bin, kann ich mir den „Bruch“ in der Leiste, vielmehr aber den Bruch mit dem bisherigen Leistungs-Lebenskonzept endlich „leisten“. Dieser Gedanke ist für mich nicht nur ein billiges Wortspiel, sondern ich gehe damit immer mehr in Resonanz.

Wovon war denn bisher mein Leben so bestimmt? Und warum hatte die Arbeitsleistung so einen übermäßigen Stellenwert für mich? Ist es jetzt Zeit, dass etwas von dem Alten, Bisherigen von mir „abfällt“? Was könnte das konkret sein? Eine neue gedankliche Welt tut sich mir nun auf. Und schon wieder kommt mir das Ameisen-Thema vom „Abfall“ und vom „Abfallen“ in den Sinn. Ihre Begegnung war eine Vision. Jetzt wird ihre Botschaft durch das, was mir widerfährt, immer mehr eingelöst, also von der Wirklichkeit eingeholt. Ich muss nur verstehen lernen, was auf der Seelenebene alles von mir abfallen soll oder abfallen will. Und da kommen mir Erinnerungen aus der Kindheit mit meinem Vater hoch...

Heilung - Plädoyer für eine integrative Medizin

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