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D.I.S.C.O.

Unmissverständlich und zudem eine gute Idee, gleich aus mehreren Gründen. Auf die anderen Mädels brauchten sie nicht zu warten. Sie verstanden sich blind und ohne Worte. Das weibliche Vierergrüppchen schwebte dem Eingang entgegen.

Das Wischen in seinem Gesicht mochte er nicht, es nervte ihn. Weil er dadurch an seine Kindheit und seine weiblichen Verwandten erinnert wurde, welche in jener Zeit oft etwas dort entdeckten, was ihnen nicht passte. Mittels Spucke und Taschentüchern, hatten sie versucht, das Störende zu beseitigen. Mal von Erfolg gekrönt und manchmal nicht, in jedem Fall ekelhaft. Meist wuschelten sie ihm dabei oder danach durch die Haare und ließen Sprüche ab, wie: »Hach, was bist Du wieder gewachsen!« Auch das mochte er nicht. Aktuell lief es ohne Speichel, zumindest hatte er nichts dergleichen bemerkt, aber das Gewische war trotzdem nicht angenehm. Selbst dann nicht, wenn ein junges Mädel wie Nina, ihm ihre Brüste entgegenstreckte. Spätestens nachdem er das Taschentuch angeschaut hatte, sah er ein, dass es notwendig war, rot schimmerte die Oberfläche. Er bedankte sich kurz bei Waltraud, die drauf und dran war, aus seinem Gesichtsfeld zu entschwinden. Ihm blieb nichts Anderes, als sich den Männern anzuschließen, welche die entzückenden Kehrseiten der Damen bewunderten. Das große Grüppchen strebte in Form von zwei geschlechtlich getrennten Gruppen, die ein paar Meter Abstand zu einander hielten, dem Eingang entgegen. Die Gesichter der Damen konnte er momentan nicht sehen, aber der männliche Teil der Gruppe grinste. Er ging davon aus, dass es nicht bei Allen so verlaufen war, bei ihm. Dennoch schienen sie Spaß gehabt zu haben. Er konnte sich, ohne Spiegel, nicht selbst ins Gesicht schauen, außer seinem Eigenen, welches er so nicht beurteilen konnte, schien ihm das von Louis am meisten zu strahlen. Kein Wunder. Fritz hatte das Auto gesteuert und war nicht in den vollen Genuss von Natascha gekommen. Ja, er hatte es geschafft, er hatte sich einen Namen gemerkt. Hurra. Er war stolz auf sich selbst. Hugo hatte neben der Fahrerin des anderen Wagens gesessen. Zweifelsohne eine hübsche Frau, aber leider zu beschäftigt für seinen armen Freund. Louis hingegen könnte ähnliches widerfahren sein, wie ihm selbst. Ausgiebig sprachen die Jungs nicht über die Mädels. Während ihre Blicke auf den Hintern der Damen ruhten, drehte sich ihr kurzes Gespräch vorwiegend um organisatorische Dinge. Wer hatte noch Geld, wann würden sie zuhause sein, würde es Ärger mit den Eltern geben, welches Bier war in der Disco im Ausschank, würde Fritz vor seinem Arbeitsbeginn genug Schlaf bekommen, wie groß stand die Chance auf eine Herpes-Infektion? Dies und Ähnliches wurde meist nur kurz angeschnitten.

OMG – oh mein Gott! War ihr das peinlich. Bloß nicht umdrehen. Ihm am besten nie wieder in die schönen Augen sehen. Wie sollte sie so mit ihm tanzen können? Das ging gar nicht. Gemeinsam mit ihren Freundinnen musste sie das hinbekommen. Unbedingt. Hatte sie bei ihm um Entschuldigung zu bitten? Oder besser so zu tun, als sei nichts geschehen? Auf der Toilette würden sie eine Lösung finden, sogar wenn sie sich gerade lieber selbst auflösen würde. Es war nur ein Gefühl, doch sie spürte ein paar Blicke auf sich gerichtet. Differenzieren konnte sie es nicht, hätte jedoch schwören können, dass ihr jemand auf den Hintern glotzte. Er? Vielleicht, aber möglicherweise auch ein Anderer. Mist, sie war zu fett! Bloß nicht umdrehen. Nur noch wenige Schritte bis zur Toilette. Sie blickte an sich herab. Nein, ihre Bluse hatte nichts abbekommen. Nicht, so fern sie es sehen konnte. Was für ein Glück. Fast stolperte sie über ihre eigenen Füße. Die Mädels, welche sie flankierten, verhinderten den peinlichen Sturz. Unbezahlbar, solche Freundinnen zu haben. Apropos Geld, ach nein, Eintritt kassierten die hier gewöhnlicherweise, jedoch nicht mehr um diese Uhrzeit. Nichts und niemand durfte sie aufhalten, das würde sie auch keiner.

Selbst von hinten sahen diese Mädels zum Anbeißen aus. Absolut nichts zu bemängeln. Wenngleich ihm die Vorderseite stets lieber war, konnte er sogar diesem Anblick einiges abgewinnen. Die angesprochenen und angedachten Themen bereiteten ihm leichtes Kopfweh. Oder lag das an der Alkoholmischung? Lösungen und Antworten wusste er nicht, hatte er keine. Konnte er sich gerade gedanklich nicht mit beschäftigen. Ärger würde es geben, aber erst später und nicht augenblicklich. Damit musste man leben und wer das nicht konnte, war bereits tot. Nein, so schön wie diese Nacht, würde der darauffolgende Tag nicht verlaufen. Doch vielleicht war es das trotzdem wert. Für die Erfahrungen der letzten Stunde hätte man einiges in Kauf nehmen können. Beschreiben konnte er es nicht, würde es niemals schaffen. Schon nicht aufgrund der Tatsache, dass er es schlicht als zu groß empfand, um dafür kleine menschliche Worte zu finden. Er wusste nur, er hatte sich verliebt. Das war nicht ungewöhnlich, denn das passierte ihm oft. Doch bisher stieß es nicht auf eine solche Reaktion.

Endlich hatten sie die Keramik-Abteilung erreicht. Nicht der hygienischste Ort, nicht wahnsinnig gemütlich. Aber für ihre Vorhaben genau richtig. Viele Leute meinten, dass es auf Damentoiletten sauberer und gesitteter zugehen müsse, als auf dem Männerklo. Daran hegte sie berechtigte Zweifel. Sie nahm an, dass sich die meisten Leute auf ihren privaten Toiletten anders benahmen, als auf öffentlichen Bedürfnisanstalten. Die Gründe dafür, blieben ihr stets schleierhaft. Zunächst taten sie etwas seit langer Zeit Überfälliges, indem sie ihre Blasen entleerten. Das tat schon mal gut. Während sie sich allgemein frisch machten, sprachen sie über die absolvierte Fahrt. Ein wenig erwischt hatte es alle, wobei sie und Eva etwas mehr gefordert worden waren. Keine große Überraschung. Dann richtete sie ihr Gesicht mit Hilfe der nüchternen Michaela wieder her. Diese verfügte über die ruhigsten Hände. Während sich Eva und Natascha angeregt und ein wenig anzüglich unterhielten. Es kostete sie Mühe, nicht zu lachen und stattdessen weiterzuarbeiten. Sie hatte einen gewissen Anspruch an sich selbst und somit dauerte es seine Zeit, bis sie soweit mit ihrem Äußeren zufrieden war, dass sie sich auf die Tanzfläche wagen wollte. Eva versicherte ihr, sämtliche Spuren aus seinem Gesicht beseitigt zu haben. Und sie sagte, er sei ein Riese. Für Eva, die noch nicht einmal einenmeterundsechzig maß, handelte es sich bei den meisten Männern um Titanen. So groß und mächtig hatte ihn Martina nicht in Erinnerung. Wave, ja, diese Geschichte musste sie den Mädels erzählen, bevor sie wieder hinausgingen.

Wartend stand er mit den anderen Typen im Eingangsbereich, dieses momentan tot wirkenden Schuppen herum. Weiber, immer mussten sie zusammen auf´s Klo gehen. Beim Gedanken daran realisierte er wieder, dass er die ganze Zeit seine drückende Blase ignoriert hatte. Also stapfte er nun auch Richtung WC. Und Hugo und Louis schlossen sich an. Manchmal gingen sogar Männer im Rudel pissen. Als er sich die Hände wusch, bemerkte er, dass er ein rotes Gesicht hatte. Nein, vom Lippenstift war nichts mehr zu sehen, aber Silkes Wischerei hatte diese Färbung hervorgerufen. Er kühlte sein Antlitz mit Wasser. Nach wenigen Minuten standen sie wieder bei Fritz, welcher jedem von ihnen ein Bier in die Hand drückte. Nein, er hatte sich die Namen noch nicht gemerkt. Martina, Wave – ja, natürlich. Natascha, ja, das stimmte. Und …, nichts, gähnende schwarze Leere. Klirrend stieß er mit seinen Freunden und Fritzs Cola an. Dieser Kleinwagenfahrer war schon ein Guter. Zwar nicht völlig auf seiner Wellenlänge, aber nett und hilfreich. Das Bier schmeckte nicht so toll. Davon hatte er an jenem Abend genug gehabt. Doch es war angenehm kühl. Von den Damen keine Spur. Dass sie mal dringend mussten, ok. Aber was gab es, dass sie losstürmten, um dann ewig herumzutrödeln?

Die Geschichte um ihren neuen Spitznamen „Wave“, hatte sie schnell erzählt. Das Gekicher danach, hatte länger gedauert. Ein einvernehmliches »wie süß!« hatten sich die Grazien entlocken lassen. Es gab dazu ein paar Bemerkungen und Assoziationen und darauf wieder albernes Gelächter. Doch schließlich fanden sie sich bereit, sich zu zeigen. Sie war von ihren Freundinnen ermutigt worden, sich beim ihm nicht zu entschuldigen. Wofür denn? Wenn er an süßen Früchten naschte oder sanfte Wellen genoss und sich dabei einsaute, war das sein Problem. Vielmehr sollte sie ihm stolz und selbstbewusst entgegentreten. Gut, so würde es dann sein. Als sie die Toilette verließen, standen die Kerle da und offenbar warteten sie. Was sie nicht davon abgehalten hatte, sich derweil mit Bier zu versorgen. Sollten sie ruhig, schließlich handelte es sich um junge Männer und es gab Schlimmeres, als ab und an mal ein alkoholisches Getränk zu sich zu nehmen oder mehrere. Auch wenn sie und ihre Mädels eher auf andere Drinks standen, ein Bier trank sie ab und zu selbst mal. Sicher nicht so häufig, wie diese Jungs, aber es kam vor. Und WOW, er starrte sie immer noch so an, wie zuvor. Voller Bewunderung, wie die anderen Mädels eben gemeint hatten. Ja, das könnte es sein.

Nach gefühlten Ewigkeiten, sie hatten das Bier fast schon geleert, obwohl sie für ihre Verhältnisse langsam tranken, erschienen die Grazien wieder. Ein toller Anblick. Einen besseren Sound konnte man sich kaum wünschen, sehr klangvoll, wie sie die Jungs begrüßten. Die paarweise Aufteilung blieb genauso, wie vorher. Er hätte gar keine Änderung zugelassen. Nicht bei sich. Wave stellte seine „Baustelle“ dar. Von Anfang an und ohne jeglichen Zweifel. Die Mädels überredeten die Jungs, sich mit ihnen auf die Tanzfläche zu wagen. Die Musik und die Stimmung gefielen niemandem so recht, außer dem DJ vielleicht. Sie drehten mit den Girls ein paar Runden über die dafür vorgesehene Ebene. Oder besser die Mädels mit ihnen. Das mochte er gar nicht, denn er beherrschte es nicht. Hatte nie tanzen gelernt und nur selten geübt. Sie hingegen gefiel ihm ausgezeichnet. Körperlich passte das einwandfrei. Er schätzte sie auf einenmeterfünfundsiebzig. Das konnte hinkommen, wenn man ihre roten Pumps samt deren Absätzen außer acht ließ. Zu einemmeterundsiebzig fehlte ihr ein knapper Zentimeter. Die schleunigst geleerten Gläser hatten sie achtlos abgestellt, entweder auf der Theke oder einem Tisch. Sie und ihre Nähe, empfand er äußerst angenehm, diese Form der Bewegung jedoch als ungewohnt, schweißtreibend und nicht seins. Tanzen war nicht seine Leidenschaft und würde es niemals werden. Dessen war er sich absolut sicher. In ihr, in ihrem Duft, ihren Augen und dem wundervollen Rest, konnte er sich jedoch leicht verlieren.

Leider hatten die Herren nicht an die Getränke für die Damen gedacht. Nicht sehr höflich und gar nicht Gentlemen-like. Doch daraus konnte man in dieser Nacht, mit all ihren Geschehnissen, kein Vorwurf erstellen. Und er? Nun, sie musste es jetzt wissen. Sie griff seine Hand und er ließ sich von ihr zur Tanzfläche ziehen. Im Gehen leerte er sein Getränk und stellte das Glas ab. Ja, er roch ein wenig mehr nach Bier. Nicht sehr angenehm. Aber so würde das nicht immer sein. Hoffte sie. So recht wusste er nicht wohin mit seinen Händen, mit seinen Füßen agierte er nicht geschickter. Schade, offenbar kein Tänzer, sondern eher ein Tanzmuffel. Doch er ließ sich auf diese Bewegungsform oder den Versuch ein. Und mit etwas Übung würde es ihr vielleicht gelingen, ihm ihr Hobby beizubringen. Seine Berührungen wirkten elektrisierend. Und als er sie küsste, verschwanden sämtliche Gedanken. Das konnte er. Ob er damit über mehr Erfahrung verfügte, als es zunächst den Anschein machte? Dies schoss ihr ein paar Sekunden durch den Kopf. Bevor seine forschende Zunge diese Vorstellungen auf wundersame Weise wieder vertrieben hatte.

Uh, nein. Das hier war nicht seins. Ihre Berührung sagte ihm zu, ihre Nähe, ihr Duft. Im Gegensatz zu ihm bewegte sie sich grazil und meisterhaft. Aber er? Er schaffte es nicht, diesem Anblick zu widerstehen und drängte ihr einen Kuss auf. Das gefiel ihm besser. Obwohl er hierin genauso ungeübt war, wie im Tanzen, bereitete es ihm größeren Spaß. Offenbar stellte er sich geschickter an, denn sie erwiderte seinen Kuss so harmonisch, dass er nicht in der Lage war, sich eine Steigerung vorzustellen. Trotzdem drehte sich alles. Obwohl er seine Augen, im Gegensatz zu ihr, nicht geschlossen hatte, um sie anzuschauen, gelang es ihm nicht, einen festen Punkt zu fixieren. Leicht schwindelig fühlte er sich bereits. Das ließe sich durchaus gänzlich durch den genossenen Alkohol begründen. Er benötigte dringend eine Pause, besser einen generellen Stopp. Das Zeitgefühl hatte er verloren, wusste nicht, ob sie sich eine Minute drehten oder eine halbe Stunde. Bis in alle Ewigkeit wünschte er sich ihr nahe sein, aber nicht tanzend.

So, wie jetzt, hatte sie noch nicht getanzt. Die ausgeführten Bewegungen liefen langsam ab und seinerseits nicht flüssig. Dazu mit geschlossenen Augen zu küssen, nahm ihr den Atem und ließ ihre Knie weicher werden. Lange hatten sie sich nicht bewegt, doch sie spürte, dass es ihm lieber wäre, komplett damit aufzuhören. Offenbar lagen ihm andere Tätigkeiten mehr. Sie öffnete die Augen und blickte direkt in seine. Was stand dort für sie zu lesen? Nun, sie wusste es nicht, aber es war trotzdem schön. Ihr Kuss endete und sie schaute sich um. Eins der anderen Paare hatte das Tanzen eingestellt. Dabei handelte es sich um Eva und ihren Galan. Diese unterhielten sich am Rand der Tanzfläche stehend. Ein beachtlicher Größenunterschied. Und erst das Volumen, der Kerl nahm den doppelten Raum, der doch eher zierlichen Eva, ein. Viel mehr Differenz, als bei Tom und ihr. Natascha und der Fahrer des anderen Wagens tanzten noch und es sah sehr gekonnt aus. Der Typ eher bärig, seine Partnerin nur etwas voluminöser als Eva. Michaela und ihr Typ drehten sich ebenfalls, allerdings nicht so locker und flüssig wie Natascha mit ihrem Kerl. Gut, sie stoppte, nahm seine Hand und zog ihn hinter sich her, Richtung Eva und seinem Freund.

Sie hatte mit geschlossenen Augen genossen, das sah bezaubernd aus. Nachdem sie diese wieder geöffnet hatte, versank er förmlich darin. Wie schaffte es ein Wesen so schön sein? Sein Blick folgte dem ihren und er realisierte, dass sich Fritz und Hugo nicht so dumm, plump und steif anstellten, wie er. Das schien ihm ein Ansporn. Louis stand mit Natascha, nein, das war die beim weiterhin tanzenden Fahrer, sein jüngerer Kumpel befand sich mit einer ihrer Freundinnen am Rand der Tanzfläche. Sie redeten miteinander. Es sah gewöhnungsbedürftig aus, da er sich zu ihr hinunterbeugte und sie sich streckte, bis sie auf Zehenspitzen stand, um seine Ohren, trotz seiner gebeugten Haltung, überhaupt erreichen zu können. Er hatte es aufgrund des Alkoholkonsums kaum für möglich gehalten, aber innerhalb seiner Hose war der Platz, durch ein größer werdendes Teil, knapper geworden. Der Griff ihrer Hand wirkte energisch und fest, für die Verhältnisse einer Frau. Sie zog ihn und er ließ sich ziehen. Ziel schienen Louis und Andrea. Gerne folgte er ihr. Aber wenn das mit den Mädels länger Bestand haben würde, müsste er sich deren Namen endlich einprägen.

Sie sah Eva, wie sie sich zu ihm hochstreckte. Offensichtlich einen Kuss erhoffend und erwartend. Doch dieser erfolgte nicht. Der Typ schien es nicht verstanden zu haben. Oh Männer! Die waren manchmal schwer von Begriff. Wie es damit um ihren aktuellen Partner stand, wusste sie nicht. Dafür kannte sie ihn nicht genug. Aber sie konnte es austesten. Sie blieb neben Eva und dem verständnislosen Hünen stehen. Dann reckte sie Tom ihr Gesicht entgegen. Kaum, dass sie ihren Gedanken zu Ende gedacht hatte, spürte sie schon seine Lippen auf ihren und nur wenig später seine Zunge in ihrem Mund. Lange hatte er nicht gezögert. Wenn es sich um wesentliche Sachverhalte handelte, schien er schnell zu verstehen, was sie von ihm erwartete. Dabei stellte er sich geschickt an, was seine nicht vorhandenen tänzerischen Qualitäten fast ausglich. Mittlerweile hatte er die freie Hand auf ihrem Hintern platziert. Für seinen offensichtlich angetrunkenen Zustand, nicht mal übel. Aber er würde ihren Arsch fett finden und augenblicklich wieder davon ablassen. Wäre es erforderlich, ihn zurückzuweisen, falls er seine Hand dort beließ?

Warum sie ausgerechnet hier mit ihm stoppte, war er nicht in der Lage, auf die Schnelle zu erfassen. Um sich mit dem anderen Paar zu unterhalten, standen sie aufgrund der lauten Musik zu weit entfernt. So arg brüllen hätte er nicht unbedingt gewollt. Er wagte zu bezweifeln, dass irgendjemand irgendwelche Worte über diese Distanz verstehen würde. Seine Hand lag fest in ihrer oder ihre in seiner. Eine stabile Verbindung. Sie sah ihn an und es schien ihm, als würde sie ihm ihr Gesicht entgegenstrecken. Erwartend. Fordernd. Ihre Lippen schimmerten nicht mehr so leuchtend rot, verschmiert war nichts. Zumindest sah er keine Makel und näherte seinen Mund dem ihren. Falls sie einen Kuss erwartete, würde sie den erhalten. Den Einen und gerne ein ganzes Universum voll davon mehr. Sie hielt eine seiner Hände. Wo sollte er mit der anderen hin? Keine Zeit für Gedanken darum, er legte diese ab. Wo er landete, merkte er erst später. Ihr Hinterteil. Das ließ sich nicht jede Frau gefallen. Er war gespannt, ob und wie sie reagieren würde. Wenn er darauf ihre freie Hand etwas unsanft in seinem Gesicht gespürt hätte, wäre das keine Überraschung gewesen.

Na, ging doch. Komisch, dass seine Finger dort ruhten. Sie lagen vollkommen bewegungslos und grabschten nicht. Sie musste unbedingt sehen und wissen, ob sich ihr positives Beispiel auf Eva und den Riesen übertrug. Mit geschlossenen Augen konnte sie das schwer feststellen. Das ließ sich ändern. Aus den Augenwinkeln schielte sie zu den beiden hinüber. Nein, offenbar langweilten die sich. Schade, mehr konnte sie nicht, für diese bedauernswerten Menschlein, tun. Dann vernahm sie Michaelas Stimme und einen leichten Lufthauch in einem ihrer Ohren. Sie erschrak etwas, denn sie hatte nicht bemerkt, dass diese samt ihrem Tänzer neben ihr stand. Die Worte ihrer Freundin zielten darauf ab, dass sie, Wave, sich momentan gut amüsierte. Sie musste lachen, was den Kuss unterbrach, eher zum Abbruch brachte. Dafür sah sie, dass auch Natascha und der Fahrer bei ihnen standen. Und Toms Hand weilte fortwährend auf ihrem Hintern. Suchte er ein Ventil, um das Fett abzulassen? Es hatte sich als passend und richtig erwiesen, ihre Lippen nur schwach zu nachzuschminken.

Es folgte eine Beratung, allzu lange dauerte diese nicht. Einstimmig beschloss man, den öde wirkenden Schuppen zu verlassen. Glücklicherweise kannten diesen, sieben der acht Personen anders. Nur für Fritz handelte es sich um seinen ersten Besuch. Und er fand es bis dahin, laut eigener Aussage, nicht schlecht. Für diese Worte hatte niemand der sieben Verständnis. Tom war froh, wieder draußen zu sein, hier atmete sich die Luft frischer und angenehmer. Er vertrat die Auffassung, dass man sich nicht so gefangen fühlte, wie innerhalb der Mauern eines Gebäudes. Seine Hand lag nicht mehr auf ihrem süßen Hintern. Er hatte einen Arm um ihre Hüften gelegt, was seine Finger auch in diese Gegend brachte. Sollte nun der Abschied von den Mädels erfolgen? Darauf hatte er gar keine Lust. Fritz wollte, entgegen seiner ursprünglichen Aussage, doch nachhause. Tom ging davon aus, dass seine Freunde das so sahen, wie er selbst. Vor allem Hugo würde gerne die Gesellschaft der Damen länger genießen. Das sah man ihm an und Tom wusste es aus früheren Gesprächen. Was die Mädels betraf, so wagte er nicht, eine Aussage darüber zu treffen. Man hatte sich erst vor kurzer Zeit getroffen. Von kennen und kennenlernen durfte man noch nicht sprechen.

So schlimm konnte ihr Arsch nicht sein. Zwar hatte er diesen nicht intensiv betatscht, was ihr gar nicht gefallen hätte, aber seine Hand hatte eine Weile dort geruht. Was sie ok fand. Nun hatte er einen Arm um sie geschlungen. Das fühlte sich prima an, schützend, haltgebend, signalisierend. Diese Diskussion um Abschied, behagte ihr nicht. In der kühleren Nachtluft fröstelte sie leicht. Inklusive Gänsehaut und beginnendem Zittern. Irgendwann musste diese vorübergehende Trennung erfolgen. Noch nicht jetzt und nicht so. Dann schien ihr eine Lösung naheliegend. Vor vier, nein, da es nach Mitternacht war, fünf Tagen hatte sie ihren siebzehnten Geburtstag in kleinerem Rahmen gefeiert. Vorwiegend mit ihren anwesenden Freundinnen. Von der Feier gab es Getränkereste. Und ihre Eltern würden erst in wenigen Stunden wieder auftauchen. Der Weg von hier, bis zu ihr war kurz. Sie schlug vor, dass alle zu ihr mitkommen könnten. Daraufhin erklärte sich die Fahrerin sofort bereit, die Jungs anschließend nachhause zu fahren. Ein guter Plan. Er zeigte sich damit einverstanden und begeistert, wie alle Anderen. Außer Fritz. Dieser wollte wenigstens seine Passagiere bei Wave abliefern. Genial.

Wave - (Hello)

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