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ZUM BUCH

Emotionale Intelligenz ist seit Daniel Goleman zum geflügelten Begriff geworden. Definierte Goleman noch, dabei handele es sich um „die Fähigkeit, unsere eigenen Gefühle und die anderer zu erkennen, uns selbst zu motivieren und gut mit Emotionen in uns selbst und in unseren Beziehungen umzugehen“, so wurde schon bald klar, dass eine so vage Definition weniger nützt als in die Irre führt. Denn was heißt es eigentlich, „gut“ mit Emotionen umzugehen?

Dem schönen Schein Emotionaler Intelligenz könnte man angesichts unserer gesellschaftlichen Verhältnisse durchaus die harten Fakten realer emotionaler Desorientiertheit entgegensetzen.

Denn neue Analysen zeigen, dass das autoritäre Verhalten des wertobjektivistischen Despoten, die Vorurteile des Selbstmörders, die Resignation des Verzweifelten, die emotionale Desorientiertheit des Nihilisten ohne falsch verstandene Gefühle kaum denkbar wären.

Aber welche Rolle genau spielen Gefühle in unseren privaten und sozialen Konflikten? Was bewirken emotionale Entscheidungen? Welcher Stellenwert kommt ihnen beispielsweise bei Gewalt und Krieg, Diktatur und Fundamentalismus zu? Man könnte glauben, diese Fragen seien mit dem Siegeszug von Golemans Weltbestseller „Emotionale Intelligenz“ (1995) und dem fast unüberschaubaren Titelangebot seiner Nachfolger längst beantwortet.

Tatsächlich jedoch ist die Situation hinsichtlich des Gefühls- und Emotionsbegriffs völlig kontrovers. Zahlreiche Ansätze versuchen Charakter und Gesetzmäßigkeiten des Fühlens zu bestimmen, ohne dabei Übereinkunft zu erzielen. Der amerikanische Philosoph Robert C. Solomon stellte angesichts der Verschiedenartigkeit der Deutungen ernüchtert fest: „Was ist ein Gefühl? Man sollte vermuten, dass die Wissenschaft darauf längst eine Antwort gefunden hat, aber dem ist nicht so, wie die umfangreiche psychologische Fachliteratur zum Thema zeigt.“

Neurobiologie, Psychologie und Philosophie haben gleichermaßen darin versagt, uns zu erklären, was genau Gefühle sind und in welchem Verhältnis sie zu unseren Werterfahrungen und Sinnvorstellungen stehen. Deshalb leben viele Menschen in einem Zustand permanenter Desorientiertheit. Ihre Motive und Wertvorstellungen sind über weite Strecken Selbsttäuschungen. „Mythos Emotionale Intelligenz“ vollzieht die längst fällige kopernikanische Wende unseres Selbstverständnisses – und liefert die fehlenden Ergänzungen und Korrekturen zum populären Begriff der Emotionalen Intelligenz

gesellschaftlich

psychologisch

philosophisch und wissenschaftstheoretisch

neurophysiologisch

Mythos Emotionale Intelligenz

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