Читать книгу Perry Rhodan 118: Kampf gegen die Vazifar (Silberband) - Peter Terrid - Страница 8
5.
ОглавлениеMountvador setzte seinen Plan, sich persönlich mit dem Jagdklub »Drachenblut« über die Einstellung der Gurjagd zu einigen, in die Tat um. Wenn erst Callon und Karvist seinem Vorschlag folgten, würden sich die anderen Klubs dem hoffentlich anschließen. Schließlich war »Drachenblut« das größte und einflussreichste Unternehmen auf Bestienrummel.
Er wählte Gornim als Begleiter. Mesenanda würde als Gleiterpilotin ohnehin dabei sein.
Vor dem Verwaltungsgebäude des Jagdklubs wurde er nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Aber das hatte er ohnehin nicht erwartet. Seine Ankündigung, dass sich die Verhältnisse auf Shourmager verändern würden, hatte ihm bestimmt keine neuen Freunde verschafft. Wer verzichtete schon gern auf betuchte Abenteurer als Kunden.
»Callon ist mit einem Jagdteam unterwegs«, wurde ihm eröffnet. »Wo er sich momentan aufhält, wissen wir nicht. Sie können ihn über Funk aber bestimmt erreichen. Karvist hat sich zurückgezogen und will nicht gestört werden. Das sind seine privaten Stunden.«
Mountvador sah ein, dass er so nichts erreichen würde. Er forderte Mesenanda auf, umgehend wieder zu starten.
Während des Flugs versuchte Gornim, mit Callon Kontakt aufzunehmen. Es gelang nicht. Wahrscheinlich wollte der Überschwere einfach nicht bei der Jagd gestört werden.
Mountvador ließ sich mit dem Blue Ooldiek verbinden und klagte ihm sein Leid. »Wie soll ich mit Callon ein Abkommen treffen, wenn er sich verkriecht?«
»Der Mann wird ahnen, was Sie vorhaben«, meinte Zwitscher. »Aber seine Jagdgruppe ist vor ungefähr einer Stunde nordwestlich des Karrosgo-Tales gesehen worden. Vielleicht erwischen Sie ihn dort.«
»Dann kann ich ihn auch gleich daran hindern, Jagd auf die Gurs zu machen.«
»Sie wissen, wie ich zu erreichen bin«, sagte der Blue ausweichend und unterbrach die Verbindung.
Mesenanda beschleunigte den Gleiter.
Der Überschwere hatte ein Randgebiet für die Jagd ausgewählt. Der dichte Dschungel ging hier in offenes Sumpfgelände über.
Drei Gleiter mit den Emblemen des touristischen Jagdklubs »Drachenblut« schwebten nur wenige hundert Meter vom Wald entfernt über dem Sumpf. Eine vierte Maschine kreiste über dem Dschungel und warf von Zeit zu Zeit kleine Sprengkörper oder Brandbomben ab. Auf diese Weise wurden viele Tiere ins Freie getrieben, wo sie für die Jäger zur leichten Beute wurden.
Eine faire Jagd war das nicht. Der Ara wusste, dass Callon Kopfprämien für jeden Abschuss erhob. Wer nicht zahlen konnte oder wollte, durfte nicht schießen oder wurde gar nicht erst mitgenommen.
Gut zwei Dutzend erlegte Tiere lagen in dem Sumpfgelände. Zu seinem Entsetzen erkannte der Exobiologe, dass zwei junge Gurs darunter waren.
Entschlossen, dem Treiben Einhalt zu gebieten, übernahm er selbst das Steuer des Gleiters und flog direkt in die Schusslinie der Jagdgruppe. Callon war außer sich vor Zorn, befahl aber letztlich seiner Gruppe, das Feuer einzustellen.
In zwanzig Metern Höhe über dem Sumpf näherten sich die Gleiter einander.
»Hören Sie mir zu, Callon!«, rief der Ara eindringlich. »Was Sie tun, ist Mord. Sie bringen intelligentes Leben um. Ich sehe ein, dass Sie das von sich aus kaum erkennen können. Ich will Ihre Jagd auch nicht stören, aber Sie dürfen keine Gurs mehr schießen. In zwei Tagen wird die Expertise der GAVÖK-Spezialisten vorliegen. Dann wird die Jagd auf Gurs ohnehin untersagt. Wenn Sie sich vorher nicht freiwillig meinem Wunsch anschließen, bringe ich Sie vor ein Gericht.«
»Die Gerichte der GAVÖK sind weit weg!«, brüllte der Überschwere zurück. »Wenn ich die Jagd auf die Gurs einstellen würde, bekäme ich erhebliche finanzielle Einbußen. Da liegt das Problem.«
Mountvador zögerte. Er beriet sich kurz mit Mesenanda, dann wandte er sich wieder an den Überschweren.
»In Ordnung, Callon. Ich mache Ihnen ein Angebot. Sie stellen für die Zeit bis zum Eintreffen der Expertise die Jagd auf Gurs ein. Als Ersatz zahle ich Ihnen pro Tag zehntausend Solar.«
Sobald es um finanzielle Angelegenheiten ging, handelte Callon immer schnell. Das Angebot war gut. Offenbar reizte ihn aber auch, den Wissenschaftler in die Schranken zu weisen. Die Arbeit aller Forscher auf Shourmager war dem Besitzer des Jagdklubs ein Dorn im Auge.
»Der Handel gilt«, sagte er. »Aber nur für zwei Tage. Wenn bis dahin keine Antwort der Narren von der GAVÖK vorliegt, geht die Jagd weiter. Egal, was Sie dann bieten.«
Mountvador musste sich damit zufriedengeben. Er verständigte den Blue über die Vereinbarung und forderte ihn nochmals auf, Druck hinter die zu erwartende Entscheidung zu machen.
Ooldiek sicherte dies zu. Dabei wussten beide, dass es in der Milchstraße andere wichtigere Probleme gab als ein paar hundert Drachenechsen, die an der Schwelle zur Intelligenz standen.
Als die Gruppe zurückkehrte, war Beschnark wütend. Der alte Gur riss sein Maul auf und röhrte Traubilt an. Der war nur wenige Jahre jünger als der Führer der Drachenhorde. Es war Beschnark nicht entgangen, dass Traubilt ihn hin und wieder eifersüchtig beobachtete.
Zwei der Jungen, die zum ersten Mal auf Jagd gegangen waren, fehlten. Das schwächte Beschnarks Macht und weckte seinen Zorn auf Traubilt, der sich rasch in der Höhle verkroch.
Beschnark war unruhig. Während der Schlafpause hatten ihn üble Träume geplagt.
Der mächtige Gur setzte sich in Bewegung. Sein Ziel lag im hinteren Bereich der Höhle. Das Tosen des Flusses wurde leiser, je weiter er sich von der Uferböschung entfernte.
Erneut drängten sich fremde Bilder in sein Denken. Beschnark fühlte, dass die Szenen nicht aus seinem Dasein stammten. Seine winzige Intelligenz reichte jedoch nicht aus, um einen Zusammenhang zu erkennen.
Über zwei mächtige Felsblöcke gelangte er auf ein Sims, das die Höhle wie ein Band umlief. Irgendwo dahinter lag der Eingang zu dem Tunnel, den er in früher Jugend manchmal aufgesucht hatte. Ein innerer Zwang trieb ihn voran. Felsen, Steine und tropfende Rinnsale ringsum.
Doch seine Augen sahen etwas anderes, Bilder, die in ihm steckten.
Glänzende Stoffe bedeckten seinen Leib, in seinen Pranken hielt er funkelnde Gegenstände. Fremde Kreaturen lagen zu seinen Füßen.
Klänge drangen an sein Ohr, wie er sie nie gehört hatte. Als er sein Haupt schüttelte, verstummten die seltsamen Töne. Die Kreaturen drückten sich noch tiefer in den Sand, und er spürte seine Macht. Mit einem Schlag konnte er diese Wesen hinwegfegen. Er genoss dieses Gefühl.
Über ihm schien eine helle gelbe Sonne. Riesige Körper schwebten in der Luft. Beschnark wusste, dass sie alle auf seine Stimme hören würden. Er konnte befehlen, die Drachenhorde zu neuen Kämpfen führen und seine Macht immer weiter ausdehnen.
Ein unsagbar starker Eroberungswille befiel ihn. Er wollte Anordnungen treffen und öffnete das breite Maul, brachte aber nur einen dumpfen kehligen Schrei hervor, der ihn in die Wirklichkeit zurückriss.
Um ihn herum war nur feuchtes Gestein. Und kaum eine Körperlänge entfernt gähnte ein großes Loch.
Er vergaß den seltsamen Traum und blickte sich um. Kein anderer Gur war ihm gefolgt. Wahrscheinlich wurde seine Abwesenheit gar nicht bemerkt.
Beschnark kletterte in den Höhlengang. Sicher krallte er sich in dem morastigen Boden fest. Schließlich erreichte er eine Anhöhe.
Dumpf blickte er auf das Ding vor seinem Schädel. Es war ein toter Gegenstand, und er versetzte dem seltsamen Ding einen Stoß, dass es von der Anhöhe rollte.
Allmählich verspürte Beschnark Hunger. Er wollte schon umkehren, da sah er eine seltsame Gestalt.
An die Dunkelheit der Höhle gewöhnt, starrte er einen Stollen hinab, der zu einem kleinen See führte. Am Ufer des Wassers bewegte sich eine Gestalt, die viel kleiner war als jeder Gur.
Er hatte schon gelegentlich diese Zweibeiner beobachten können. Sie schienen nichts anderes zu sein als gewöhnliche Feinde.
Der Gedanke an Macht brach wieder in ihm auf. Seltsame Gegenstände mit außergewöhnlichen Formen schienen vor seinen Augen zu tanzen.
Die Gestalt da unten, ist das einer der bestimmenden ...? Beschnark konnte den Gedanken nicht zu Ende denken, denn ihm fehlten geeignete Vorstellungsbilder.
Sein Hunger wurde quälend. War das Wesen dort unten Beute? Oder einer der Mächtigen der ...
Die Gestalt verschwand aus seinem Blickfeld. Beschnark machte kehrt und kletterte zurück zu seiner Horde.
Beschnarks Traumbilder zerstoben, als unvermittelt die Junggurs heulten. Ihr Gebrüll signalisierte Gefahr.
Gleich darauf sah er den Eindringling, einen kleinen Zweibeiner. Die Gestalt, die er am Wasser gesehen hatte? War ihm dieses Wesen gefolgt?
Der Gur richtete sich auf und blickte dem Feind entgegen, der etwas mit beiden Händen in die Höhe hob. Schlagartig ergriffen die Traumbilder wieder von Beschnark Besitz. Der seltsame Gegenstand, das Ding, das er eines Tages besitzen würde ...
Vor seinen Augen tanzte eine Figur in glänzenden Gewändern. Sie warf ihm böse Blicke zu und rief etwas, das Beschnark nicht verstand. Er antwortete mit wütendem Geheul.
Die tanzende Figur verschmolz mit dem Feind. Das Ding in seiner Hand wurde zu einem glänzenden Etwas, aus dem grelle Flammen hervorstachen.
Beschnark war völlig verwirrt. Sein Instinkt, das Nest der Horde zu verteidigen, vermischte sich mit den Traumbildern. Er sprang von seinem Platz auf und stürmte durch die Höhle. Von seinem Gebrüll eingeschüchtert, kamen die anderen Gurs näher. Beschnark hatte den Eindruck, dass der Zweibeiner aus der Höhle floh, aber wirklich erkennen konnte er es nicht.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Ruhe und Ordnung wieder einkehrten.
Beschnark schlich unruhig umher und belauerte die anderen. Er spürte, dass etwas falsch gelaufen war. Mit seiner kümmerlichen Intelligenz erkannte er die Zusammenhänge aber nicht.
Die Erinnerung verblasste schnell.
Mountvador war schlecht gelaunt. Die Zeit seines Stillhalteabkommens mit Callon verstrich, ohne dass etwas geschah. Seine ständigen Nachfragen bei Zwitscher hatten dazu geführt, dass der Blue ihm unmissverständlich gesagt hatte, er solle ihn endlich in Ruhe lassen.
Seine Mitarbeiter gingen ihm auch bei jeder Gelegenheit aus dem Weg.
Als sich Ath-Vrilov näherte, atmete Mountvador auf. Er fühlte sich so isoliert, dass ihm jede Abwechslung willkommen war. Dass er an seinem Zustand selbst schuld war, sah er nicht ein. Zu sehr hatte er sich in seine Idee verrannt.
»Was gibt es?«, rief er Ath zu. Im Stillen hoffte er, dass endlich eine Antwort auf seinen Antrag bei der GAVÖK vorlag.
»Nichts von Bedeutung«, antwortete Ath-Vrilov. »Ein Fahrzeug vom Jagdklub ›Tausend Bestien‹ nähert sich. Sie haben einen Verletzten und bitten um Hilfe.«
»Den Klub kenne ich nicht.«
»Ein kleiner Verein im Süden von Dycsus. Der Verletzte gehört nicht zu ihnen. Sie haben ihn außerhalb des Tales gefunden.«
Mountvador war enttäuscht.
Minuten später schleppten ein Springer und ein Ara den Verwundeten in die Forschungsstation. Mountvador musterte den Angehörigen seines Volkes missbilligend. Sogar Galaktische Mediziner frönten also schon der üblen Jagd auf Bestienrummel.
»Warum versorgen Sie den Mann nicht selbst?«, fragte der Exobiologe gereizt.
Der Ara zuckte mit den Schultern. »Ich habe keinen Hang zur Medizin. Sie sollten sich auch überlegen, wo Sie mehr verdienen können.«
»Außerdem gehört der Verletzte zum Jagdklub ›Drachenblut‹ und zu den GAVÖK-Genialreisen«, ergänzte der Springer. »Mit denen haben wir nichts zu tun.«
»Also einer von Callons und Karvists Jagdgästen.« Mountvador witterte die Chance, mit den beiden Chefs des Klubs in ein für ihn und seine Idee vorteilhafteres Verhältnis zu kommen. »Die Sache geht in Ordnung. Wir werden den Mann versorgen und zu seinem Verein zurückbringen.«
Die beiden Jäger gingen grußlos. Mountvador rief nach Ellidi-Ti. Die Frau besaß die besten Kenntnisse in der Humanmedizin.
Sie untersuchte den Bewusstlosen und gab ihm vorsorglich eine Breitbandinjektion.
»Viele Hautabschürfungen, Prellungen und eine Platzwunde am Kopf«, sagte sie. »Vermutlich Terraner.«
»Von wegen Terraner«, murmelte der Mann benommen und schlug die Augen auf. »Ich stamme von Olymp. Mein Name ist Bletz.«
Er richtete sich von der Liege auf. Mit seinen knapp zwei Metern überragte der Ara ihn um fast zwei Kopflängen.
»Ihnen ist nichts Ernstliches zugestoßen«, sagte Mountvador. »Ellidi-Ti wird Ihre Wunden in Ordnung bringen.«
Bletz guckte starr in die Höhe. »Wo bin ich hier gelandet?«, fragte er zögernd.
Mountvador erklärte es mit wenigen Worten. »Und woher kommen Sie?« Die Frage war mehr rhetorisch, eigentlich wandte er sich schon zum Gehen. Doch er blieb wie versteinert stehen, als er die Antwort hörte.
»Von den Gurs«, sagte Bletz.
»Das ist ein Scherz?«
»Nein.« Bletz legte wie zur Beteuerung eine Hand auf sein Herz.
»Sie konnten den Gurs entkommen?«, fragte Mountvador interessiert.
»Stimmt!« Bletz nickte. »Ich war in einer wahren Drachenhöhle. Alles unterirdisch und viele wilde Bestien. Aber ich konnte ihnen entwischen.«
»Sie wollen sagen, die Gurs haben Sie gehen lassen?« Mountvador sprach mehr zu sich selbst als zu dem untersetzten Mann vom Planeten Olymp. »Die aufkeimende Intelligenz wird immer stärker. Sie beginnen, sich vernünftig zu verhalten, und werden friedlich. Die Echsen suchen den Kontakt mit uns.«
Bletz schüttelte verständnislos den Kopf. Er bedankte sich bei Ellidi-Ti, die seine Wunden versorgt hatte und ihm ein schmerzstillendes Pflaster in den Nacken klebte.
»Ich weiß nicht genau, was Sie wollen«, sagte er zu dem Exobiologen. »Aber wenn Sie von den Gurs sprechen: Es handelt sich um wilde Bestien, um nichts anderes.«
»Das verstehen Sie nicht.« Mountvador wischte durch die Luft, als wollte er alle Gegenargumente wegfegen. »Sagen Sie mir einfach, wo diese Drachenhöhle liegt, in der Sie gewesen sein wollen.«
»In der ich war.« Bletz verzog das Gesicht zur Grimasse. »Sie und Ihre Leute haben mir geholfen – gut, ich verrate ihnen, was ich weiß. Die Höhle liegt etwa zehn Kilometer außerhalb des Karrosgo-Tals. Der Eingang liegt unter der Uferböschung an einer großen Flussbiegung. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, die ich ...«
»Ich lasse Sie jetzt zu Callon bringen«, sagte Mountvador hastig. »Grüßen Sie den Überschweren von mir und richten Sie ihm aus, er soll die Finger von den Gurs lassen.«
Mountvador bekam das sichere Gefühl, dass er ohne Unterstützung der GAVÖK die Gurs retten musste. Es galt, den geschäftstüchtigen Überschweren und seinen unithischen Partner zu überzeugen.
Der Ara sah sich schon auf einer Panzerechse reiten, von den erstaunten Jägern des Klubs »Drachenblut« bewundert.
In derartige Gedanken versunken, die auf wunderbare Weise alle Rätsel Shourmagers lösen würden, kehrte Mountvador ins Hauptlabor zurück. Gornim und Mesenanda erwarteten ihn mit Neuigkeiten.
»Wir haben die Tierkörper untersucht, die bei dem Angriff auf dem Landeplatz gelähmt wurden«, erläuterte der junge Ara. »Besonders die neuen Gattungen haben wir uns vorgenommen. Es gibt keine verwandtschaftlichen Linien zwischen den verschiedenen Bestien. Ähnlichkeiten im Körperbau oder in der Art der Fortpflanzung sind höchstens zufällig. Mesenanda und ich sind deshalb von allen biologischen Überlegungen abgewichen und in die physikalische Statistik eingestiegen.«
Mountvador runzelte missbilligend die Stirn. Für ihn war das ein wissenschaftliches Randgebiet, das er weder beherrschte noch sonderlich schätzte. »Und?«, fragte er knapp.
»Wir haben die Häufigkeit der Elemente in den verschiedenen Tierkörpern analytisch ermittelt und die Werte miteinander verglichen. Wir wissen, Mountvador, dass es für alle Lebewesen eine obere und untere Grenze der Elementhäufigkeit gibt. Das gilt für die in organischen Lebewesen vorkommenden häufigen Elemente wie Kohlenstoff und Sauerstoff ebenso wie für die Spurenelemente.«
»Gerade bei den Spurenelementen haben wir Erstaunliches festgestellt«, fuhr Mesenanda fort. »Alle Lebewesen von Shourmager passen trotz ihrer Verschiedenartigkeit in das universelle Schema der Elementenhäufigkeit. Bis auf eine Ausnahme. Das sind die Gurs. Drei Spurenelemente, nämlich Cer, Kobalt und Niob, kommen bei ihnen mit einer Häufigkeit vor, die über dem zehnfachen Wert der Obergrenze liegt. Das Kohlenstoff-Isotop C-14 dagegen liegt weit unterhalb der Minimalwerte.«
»Welche Schlüsse ziehen Sie aus diesen Abweichungen?«
»Aus der C-14-Häufigkeit, dass die Gurs eine uralte Lebensform sind. Die Größenordnung muss bei einer Million Jahren oder darüber liegen.«
Gornim nickte zustimmend. »Und die Cer-, Kobalt- und Niob-Werte lassen eigentlich nur einen Schluss zu: Die Gurs stammen nicht aus der Milchstraße.«
»Ihre Folgerungen sind falsch«, sagte Mountvador. »Sie müssen den Gesamtzusammenhang sehen und alle Erkenntnisse, die wir über die Gurs und die anderen Tiere gewonnen haben, in ihrer Wechselwirkung auswerten. Wenn Sie dies täten, würden Sie feststellen, dass die Gurs eine Sonderstellung einnehmen. Sie sind die ersten Wesen dieser Welt, die den Schritt zur erwachenden Intelligenz vollziehen.«
Mesenanda und Gornim blickten sich vielsagend an. Es war schwer, mit Mountvador über dessen Theorien zu diskutieren.
Als Bletz im wahrsten Sinn des Wortes im dichten Dschungel verloren gegangen war, hatte er zu Karvists Jagdgruppe gehört. Als der Vermisste zurückkehrte, umarmte der Unither den untersetzten Mann von Olymp herzlich mit beiden Armen und mit seinem Rüssel. Kein Wort fiel über die Kosten einer vergeblichen Suchaktion, Karvist war einfach nur zufrieden.
Später saßen Bletz, Callon und Karvist in der Kantine des Klubs. Eine Handvoll Jäger scharte sich um den Tisch. Alle lauschten Bletz' Erzählung. Eigentlich ein Wunder, dass er es geschafft hatte, weitgehend unverletzt zurückzukommen.
»Die Gurs sind und bleiben wilde Bestien.« Bletz prostete den anderen zu. »Die Ideen des Aras kapiere ich nicht. Zugegeben, die Gurs in der Drachenhöhle haben sich etwas eigenartig verhalten. Das lag aber wohl daran, dass plötzlich ein Fremder zwischen ihnen war.«
Auf den Gedanken, dass seine Waffe dabei eine Rolle gespielt haben könnte, kam er nicht.
»Auf Gurjagd möchte ich trotzdem noch gehen«, fuhr er fort. »Danach habe ich von Bestienrummel die Nase bestimmt voll, und es geht zurück nach Olymp.«
Callon lachte rau. »Von mir aus könnte die Jagd sofort losgehen. Aber ich habe dem Ara mein Wort gegeben, und er hat dafür bezahlt. Wir müssen noch bis morgen Mittag warten.«
Sie saßen lange zusammen. Callon erzählte von seinen Erlebnissen auf Bestienrummel und versetzte seine Gäste damit in die richtige Jagdstimmung. Morgen würden sich wohl alle der Jagd anschließen. Das gab einen guten zusätzlichen Gewinn.
Dass dieser Tag alle bisherigen Ereignisse auf Shourmager auf den Kopf stellen würde, konnte keiner der Männer auch nur erahnen.