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1.5.5.1. Die Baiern aus Sicht der gegenwärtigen germanischen Altertumskunde

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Nicht im Hinblick auf die Herkunft der Baiern, sondern die sprachliche Bildung des auch diesen Namen betreffenden germanischen Namentypus und seine Bedeutung untersuchte Ludwig Rübekeil 2002 in seinem Buch „Diachrone Studien zur Kontaktzone zwischen Kelten und Germanen“. Es ist der schon oben erläuterte Namentypus germ. *-warjōz / lat. -varii ‚Wehrmänner, wehrhafte Mannschaft, Schützer, Verteidiger‘. Überliefert wird eine Reihe solcher Namen für germanische Gruppen vom 1. bis zum Beginn des 8. Jhs. von römischen Schriftstellern und in frühmittelalterlichen Quellen, wobei Velleius Paterculus und Tacitus am Beginn stehen. Die meisten dieser als Komposita gebildeten Namen weisen als Bestimmungswörter einen Landschafts-, Fluss- oder Ortsnamen auf wie Am(p)sivarii (Tacitus, Annalen 13, 55 u.ö.) den Flussnamen Ems, lat. Amisia (Tacitus, Annalen 1, 6 u.ö.), die zwischen Rhein und Ems siedeln, wo zur Zeit Kaiser Justinians im 6. Jh. Stephanos Byzantios noch eine gleichnamige Stadt Ἂμισ(σ)α kennt; oder Angrivarii (Tacitus, Germania 33; Annalen 2, 8) mit germ. *angraz in altsächs. und ahd. angar ‚Grasland, Wiese, Anger‘, wonach die Landschaft Engern beiderseits der Weser in Westfalen benannt ist. Wie diese beiden Namen so betreffen auch alle weiteren Namen Germanengruppen in Grenzgebieten gegen die Römer von den Angrivaren am Rhein im Westen bis zu den Baioaren an der Donau im Osten, wobei sie im Westen gehäuft auftreten und frühe Verteidiger der germanischen Gebiete gegen die expansiven Römer waren, die schon um die Zeitenwende versuchten, die Gebiete östlich des Rheins zu erobern und die Weser zur Nordostgrenze ihres Imperiums zu machen.

Für die Baioarii ergibt sich in diesen Zusammenhängen überzeugend ebenfalls ein Landschaftsname als Bestimmungswort.1 Er entspricht, wie gleichfalls schon oben ausgeführt, dem von Tacitus überlieferten Landschaftsnamen lat. Boi(o)haemum / germ. *Bai(o)haima, der im Stammesnamen durchaus zu Baia verkürzt sein kann, denn nur in diesem Sinn reiht sich dieser in die germanische Gruppe der -varii-Namen ein. Bezüglich der Bedeutung liegt auf der Hand, dass sich das Bestimmungswort nicht auf Böhmen in seinem heutigen Umfang beziehen kann, denn die germanischen Namenträger können dort angesichts der Entfernung von der Donau als römischer Grenze keine Verteidiger ihres Landes gegen die Römer gewesen sein. Als Lösung bietet sich für Rübekeil an, dass der Landschaftsname vom böhmischen Kerngebiet bis gegen die Donau insbesondere nach Westen bis gegen die Raetia secunda ausgedehnt war, so dass die Bewohner der Gebiete nördlich der Donau „Wehrmänner“ gegen die Römer sein konnten. Man kann dann weiters annehmen, dass nach dem Zusammenbruch der Römerherrschaft der Name mit dem verstärkten Eindringen der Germanen aus dem Vorland über die Donau in die ehemaligen römischen Provinzgebiete sich schließlich dort etablierte und zum Namen des Neustammes der Baiern wurde.

Baiern und Romanen

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