Читать книгу Baiern und Romanen - Albrecht Greule, Peter Wiesinger - Страница 4

Vorwort

Оглавление

Seit 15 Jahren werden die seit dem Frühmittelalter Deutsch redenden Baiern von den Archäologen zu Romanen erklärt. Als Beweis dafür dienen ihnen die aus der Spätantike ins Frühmittelalter tradierten und ins Bairisch-Althochdeutsche jener Zeit integrierten wenigen Gewässer- und Siedlungsnamen sowie deutsch gebildete romanisch-deutsche Mischnamen mit einem romanischen oder biblischen Personennamen und einem deutschen Grundwort. Ferner werden zum Beweis die wenigen deutschen, auf Romanen verweisenden Walchen-Namen und die aus einer bestimmten romanischen Rechtsordnung kommenden deutschen Parschalken-Namen herangezogen. In Bezug auf Herkunft, Bildung, Bedeutung und Lautentwicklung lassen sich jedoch besonders aus der Sicht der germanistischen Sprachwissenschaft, die sowohl die deutschen und die ins Deutsche integrierten fremdsprachigen Gewässer- und Siedlungsnamen erforscht als auch die Herkunft, Struktur und Entwicklung der deutschen Sprache und hier besonders des Bairischen untersucht, solche merkwürdigen Anschauungen in keinerlei Weise bestätigen. Ebenso wenig hält eine versuchte Herleitung des Namens der Baiern aus dem Lateinischen sprachwissenschaftlicher Prüfung stand.

Es ist daher die Aufgabe der germanistischen Sprachwissenschaft und Namenkunde, das aus der Spätantike aus dem Lateinischen und seiner Weiterentwicklung zum Romanischen stammende Namengut im bairischen Sprachraum, der von 13 v.Chr. bis 476 n.Chr. die Provinzen Raetia secunda und Noricum des römischen Weltreiches bildete, zusammenzustellen und mit den angemessenen sprachwissenschaftlichen Methoden kritisch zu untersuchen. Das geschieht vor allem im Hinblick auf die Zeit, wann die einzelnen Gewässer- und Siedlungsnamen in das Bairisch-Althochdeutsche vom 6. bis zur Mitte des 11. Jhs. und inselhaft auch noch in das sich anschließende Bairisch-Frühmittelhochdeutsche der 1. Hälfte des 12. Jhs. eingegliedert wurden. Daraus lässt sich schließen, wie lange an den betreffenden Orten das Romanische ungefähr weiterlebte, ehe es schließlich ganz dem Deutschen wich.

Da das Bairische nicht auf Altbayern mit Ober- und Niederbayern und der Oberpfalz beschränkt ist, sondern auch in Österreich von Tirol im Westen bis ins Burgenland im Osten sowie in Südtirol in Italien gesprochen wird und bis 1945/46 auch noch in der damaligen Tschechoslowakei das Egerland sowie Südböhmen und Südmähren einschloss, wird in der Wissenschaft dieser staatenübergreifende sprachliche Großraum Baiern mit ai geschrieben und so auch hier. Der anfängliche Siedlungs- und Sprachraum der Baiern im Frühmittelalter beschränkte sich aber auf das Donau- und Voralpenland zwischen dem Lech im Westen und der Enns im Osten und reichte bis zur Südgrenze Bayerns als natürlicher Grenze am Alpenrand und schloss noch den Salzburger Flachgau mit Inseln im südlich anschließenden Salzachtal bis zum Paß Lueg ein. Wir beschränken unsere Untersuchung daher auf diesen anfänglichen bairischen Siedlungsraum. Obwohl die Baiern von ihren Anfängen in der 2. Hälfte des 6. Jhs. an auch bis ins Tiroler Pustertal vorstießen, steht ihr dortiges frühes inselhaftes Auftreten hier nicht zur Debatte.

Das Buch ist ein Gemeinschaftswerk der germanistischen Sprachwissenschaftler und Namenforscher Albrecht Greule, Universität Regensburg, und Peter Wiesinger, Universität Wien. Die von den beiden Autoren jeweils verfassten und gekennzeichneten Kapitel wurden zwar wechselseitig gelesen, diskutiert und abgestimmt, doch verantwortet jeder Autor seinen Beitrag. Besonders zu danken haben wir dem Verleger, Herrn Dr. Gunter Narr, der sich spontan bereit erklärt hat, das Buch in sein Verlagsprogramm aufzunehmen, als er von dessen Entstehung erfahren hat. Ebenso gilt unser Dank Frau Dr. Valeska Lembke für die sorgfältige editorische Betreuung. Verschiedene Auskünfte zu einzelnen Siedlungsnamen und Orten verdanken wir Johann Auer, Dünzling; Josef Egginger, Winhöring; und Johann Schober, Adelkofen. Vor allem aber danken wir für zahlreiche urkundliche Siedlungsnamenbelege und Auskünfte Dr. Wolfgang Janka, Kommission für Bayerische Landesgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. Unser aufrichtiger Dank gilt ferner Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Metzelton, Wien, der sich, als er vom Buch hörte, spontan bereit erklärte, es aus romanistischer Sicht zu lesen, und uns entsprechende, auch berücksichtigte Hinweise gab. Technische Hilfe verdanken wir Dipl. Ing. Dr. Michael Wiesinger, Graz. Die Zeichnung der Karten 1–5 besorgte im kartographischen Standard nach den Entwürfen beider Autoren Mag. Michael Schefbäck, Wien, dem wir nicht nur für die mustergültige Ausführung, sondern auch für viel Geduld herzlich danken.

Möge das Buch viele interessierte Leser erreichen und den Baiern beider beteiligten Länder vermitteln, wie die germanistische sprachwissenschaftliche und namenkundliche Fachwelt das wenige ins Deutsche übernommene antik-romanische Namenerbe beurteilt und interpretiert.

Regensburg und Wien, Albrecht Greule

im Dezember 2018 Peter Wiesinger

Baiern und Romanen

Подняться наверх