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2 Geld und Männer für den Krieg

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Heutzutage ist man in weiten Teilen der Welt davon überzeugt, die Aufgabe einer Regierung bestünde darin, für ihre Bürger Dienstleistungen zu erbringen und im Gegenzug von ihnen Steuern zu kassieren. Gesundheitswesen, Renten, Bildung, Sozialhilfe, Infrastrukturprojekte: All das wird in den Industrienationen, in denen das Nationalstaatenmodell entwickelt wurde, seit Langem aus der Steuerkasse finanziert – ein Modell, dem auch die Entwicklungsländer im Großen und Ganzen nacheifern. Dass auch die Sozialausgaben, insbesondere die ständig steigenden Kosten der medizinischen Versorgung und der Renten einer immer älter werdenden Bevölkerung auf diese Weise finanziert werden, stellt den Staatshaushalt vielerorts vor große Probleme. Vor allem seit der Wirtschaftskrise von 2008 verfolgen einige westliche Regierungen daher eine strikte Sparpolitik.

Historisch gesehen ist dieses ganze Phänomen extrem neu; es ist das Produkt des außerordentlichen Wohlstands der Industrienationen infolge der Industrialisierung und der wirtschaftlichen Entwicklungen im postindustriellen Zeitalter. Fast die gesamte Menschheitsgeschichte über waren die Staaten dieser Erde relativ unproduktiv und überwiegend agrarökonomisch geprägt; Regierungen, die einen Überschuss erwirtschafteten, der groß genug war, um all die genannten Aktivitäten durchzuführen, gab es im Grunde erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts. In der vormodernen Zeit und speziell im Fall des Römischen Reiches bestand die wichtigste, oft sogar die einzige Funktion der Regierung darin, Krieg zu führen. Folglich diktierte die jeweils aktuelle Art der Kriegsführung in den verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte zumeist auch die jeweilige Form der staatlichen Verwaltung und die politischen Beziehungen zwischen Herrschern und Beherrschten, die ihr zugrunde lagen.

Es gab zwei grundlegende Muster, nach denen vormoderne Staaten mit ihren vergleichsweise geringen Einnahmen und einer begrenzten bürokratischen Kapazität eine effektive Kriegführung organisieren konnten. Die erste, in mancher Hinsicht simplere Option bestand darin, einen ausgewählten Teil der Bevölkerung zum Militärdienst einzuziehen, üblicherweise für einen begrenzten Zeitraum pro Jahr. Als Gegenleistung wurden jenen, die diesen Militärdienst leisteten, Ländereien zur Verfügung gestellt, von deren Erträgen sie leben konnten. Ergänzt wurden diese Streitkräfte normalerweise durch eine relativ kleine Anzahl professioneller Soldaten, die dem Staat permanent zur Verfügung standen und die durch Steuereinnahmen finanziert wurden (im einfachsten Fall erhielten sie auch nur Sachleistungen wie Lebensmittel). Die zweite Option, und diese hatte sich in der römischen Welt durchgesetzt, war in administrativer Hinsicht viel komplizierter: Der Staat erhob so viele direkte Steuern, dass er eine komplette Berufsarmee finanzieren konnte.

Die letzte Blüte Roms

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