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»Mir ist heute ein Job angeboten worden.«

Stephanie Diamond senkte die Abendzeitung weit genug, um mit einem Blick über den oberen Rand hinweg zu prüfen, ob ihr Mann es ernst meinte. »Ein richtiger Job?«

»Darüber ließe sich streiten.«

Auf dem Küchentisch zwischen ihnen standen eine dreiviertel volle Flasche billiger Rotwein und eine Schüssel, in der Shepherd’s Pie gewesen war. Der Korken war wieder in der Flasche, damit der Wein nicht sauer wurde bis zum nächsten Tag. Stephanie beschränkte ihrer beider Ration auf je ein Glas, nicht aus Gesundheits-, sondern aus Sparsamkeitsgründen. Die Diamonds hatten gelernt, in ihrer Souterrainwohnung an der Addison Road in Kensington bescheiden, ja anspruchslos zu leben.

Das Abendessen war ein kostbarer Einschnitt in ihrem Tagesablauf, die erste Gelegenheit, gemeinsam zu entspannen. Wenn irgend etwas Interessantes passiert war, so erwähnten sie es jetzt. Sie sprachen nicht immer. Stephanie löste gern das Kreuzworträtsel auf der Rückseite des »Evening Standard«. Sie brauchte etwas zum Abschalten, wenn sie am Nachmittag im Dritte-Welt-Laden gearbeitet hatte. Es war schwierig, nicht genervt zu sein, wenn wohlhabende Frauen aus Knightsbridge die Kleiderständer nach Designerklamotten zu Billigpreisen durchwühlten und dann noch einen Rabatt verlangten.

Peter Diamond warf zur Zeit nur selten einen Blick in die Zeitung. Das meiste, was er dort las, deprimierte ihn bloß. Auch im Fernsehen schaute er sich höchstens noch Rugby oder Boxen an. Es kam einfach viel zuviel über die Polizei – zuviel in den Nachrichten und zuviel in den Abendserien. Er versuchte zu vergessen.

»Aber du hast doch schon einen Job«, sagte Stephanie.

Er nickte. »Der wäre ein Abendjob, als Modell.«

Sie starrte ihn an. Sie dachte natürlich an die Modebranche. »Wie bitte?«

»Als Modell. Bei Sainsbury hat mich so ein Typ mit Fliege und Schottenkaroweste angesprochen. Sie sind knapp an männlichen Modellen im Chelsea College.«

Sie legte die Zeitung hin. »Als Künstlermodell?«

»Genau.«

»Bei deiner Figur?«

»Meine Figur schreit einfach danach, mit Zeichenkohle eingefangen zu werden – meint zumindest mein neuer Freund. Ich habe eine Rubensfigur und anspruchsvolle Konturen.«

»Hat er das gesagt?«

»Hast du mich jemals so reden hören?«

»Du willst doch wohl nicht nackt posieren?«

»Wieso nicht?« Das war ein beliebtes Spielchen; er begann mit einer provokanten These, die er dann mit großem Ernst weiterentwickelte. Noch besser war, wenn Stephanie es für bare Münze nahm. »Sie zahlen nicht schlecht.«

»Ich möchte aber nicht, daß mein Mann sich in einem Raum voller Studenten im Adamskostüm präsentiert.«

»Aus deinem Mund klingt das so, als wäre es ein Verbrechen.«

»Ein paar von denen kommen frisch von der Schule. Junge Mädchen.«

»Ich bin sicher, die reißen sich zusammen«, sagte er in dem gleichen vernünftigen Ton. »Mag sein, daß meine anspruchsvollen Konturen ihren Puls zum Rasen bringt, aber es ist ja ein Dozent dabei.«

Er hatte zu hoch gereizt. Stephanie sagte: »Du hast das erfunden.«

»Nein, Ehrenwort. Der Kerl hat mir seine Karte gegeben, und ich soll ihn anrufen.«

Stephanie schwieg einen Moment. Dann sagte sie: »Ein anderes Wort für ›merkwürdig‹ mit elf Buchstaben?«

»Ist das deine Meinung zu meinen Bemühungen, unser Einkommen aufzubessern?«

»Nein, das steht im Kreuzworträtsel.«

»Keine Ahnung. An deiner Stelle würde ich damit nicht meine Zeit vergeuden.«

Sie konterte: »Wenn du es tätest, hättest du vielleicht noch einen guten Job bei der Polizei.«

Er grinste freundlich. »Nein, mit Kreuzworträtseln allein ist es nicht getan. Man muß sich auch Opern im Auto anhören.« Es war fast zwei Jahre her, seit er überstürzt den Dienst als Detective Superintendent bei der Polizei von Avon und Somerset quittiert hatte. Es kam ihm länger vor. Zwischen Phasen ganz ohne Anstellung hatte er sich als Barmann durchgeschlagen, kurzfristig als Weihnachtsmann gearbeitet, als Wachmann bei Harrods, als Aushilfe in einer Schule für Behinderte, als Zeitungsausträger, und zur Zeit sammelte er für einen Supermarkt die Einkaufswagen vom Parkplatz ein. Die Zeiten waren nicht gerade günstig für einen Mann im mittleren Alter, der nach einer festen Anstellung suchte.

Stephanies Stelle als Kontrolleurin von Schulmahlzeiten war wegen Einsparungen in der Lokalverwaltung im Juli ausgelaufen. Seitdem hatte sie wiederholt versucht, einen Job zu finden. Sie sagte nachdenklich: »Da wir gerade von früher sprechen, neulich war nachmittags eine Sendung über den Kennet-Avon-Kanal im Fernsehen.«

Jetzt war er überrascht. »Ich wußte gar nicht, daß du dich für Boote interessierst.«

»Tu ich auch nicht. Sondern für die Landschaft. Den Blick auf Bath. Weißt du noch, wie schön es ausgesehen hat, wenn die Sonne auf diese langgestreckten georgianischen Häuserreihen schien? Dieser honigfarbene Schimmer, den ich nie irgendwo anders gesehen habe?«

Er wählte seine Worte mit Bedacht, denn einer der Gründe, warum er sie liebte, war der, daß sie ihn gelehrt hatte, so vieles zu sehen, das er zuvor nie wahrgenommen hatte. »Ehrlich gesagt, ich erinnere mich, daß ich immer ungeheuer erleichtert war, wenn ich an einem dieser warmen Nachmittage, an denen die Stadt wie eine Ansichtskarte aussah und heiß war wie ein türkisches Bad, aus dem Zentrum herauskam. Ich kann mir nicht vorstellen, daß wir je wieder dorthin zurückkehren, Steph, es sei denn für einen Tagesausflug. Es war eine Phase in unserem Leben, eine recht glückliche. Lassen wir es dabei bewenden.«

Sie sagte: »Es ist harte Arbeit. Härter, als du vielleicht meinst.«

»Was?«

»Als Modell posieren.«

Etwas in ihrer Stimme ließ ihn aufhorchen. »Woher willst du das wissen?«

Sie lächelte schwach. »Als ich noch allein war und was nebenher verdienen mußte, habe ich ab und zu an der Uni Modell gestanden.«

Diesmal hatte sie ihn richtig überrumpelt. Er war entsetzt. Sie sagte immer die Wahrheit.

»Du meinst, nackt?«

»Mhm.«

»Das hast du mir nie erzählt.«

Sie sagte: »So was erwähnt man nun mal nicht einfach so in einem Gespräch. Jedenfalls würde ich es jetzt nicht mehr machen.« Nach einer Pause fügte sie hinzu. »Aber man hat mich ja auch nicht gefragt.«

Er gewann die Fassung soweit zurück, daß er sagte: »Wenn du möchtest, kann ich am Chelsea College ein Wort für dich einlegen.«

»Untersteh dich.« Erneutes Schweigen.

»Befremdlich«, sagte Diamond schließlich.

Sie wurde rot, und ihre Augen verengten sich. »Was?«

»Das Wort mit elf Buchstaben, das du gesucht hast.«

Sehr viel später, als sie schon im Bett lagen, sagte er zu ihr: »Es ist reichlich spät, das zu sagen, Steph, aber es war idiotisch von mir, bei der Polizei aufzuhören. An dem Tag, als ich aus dem Büro des Assistant Chief Constable gestürmt bin, hatte ich keine Ahnung, daß wir einmal so enden würden, in einer schäbigen Souterrainwohnung in einer Seitenstraße.«

»Ich muß doch sehr bitten. Die Wohnung ist nicht schäbig. Ich halte sie sauber.«

»Dann eben bescheiden.«

»Und ich begreife nicht, wie du die Addison Road als Seitenstraße bezeichnen kannst. Hör doch. Ich meine, hör dir den Verkehr an. Es ist nach Mitternacht, und es hört sich noch immer so an wie am Piccadilly.«

Er ließ sich nicht aus seiner Beichtstimmung reißen. »Wenn es nur um mich gegangen wäre, okay, aber es ging auch um dich, und du hattest bei der Entscheidung kein Mitspracherecht. Es war das Egoistischste, was ich je getan habe.«

Sie sagte: »Es ging ums Prinzip.«

»Ja, um meins, nicht um deins.«

»Wenn sie deine Qualitäten als Detective nicht zu schätzen gewußt haben, dann haben sie dich auch nicht verdient.«

Er lachte kurz und hämisch auf. »Die waren doch bloß froh, mich loszuwerden.« Er seufzte, drehte sich auf die Seite und sprach zur Wand. »Ich hatte es auch nicht anders verdient. Ich paßte nicht da rein.«

Stephanie rutschte zu ihm rüber. »Ja, man hält es kaum aus mit dir, du roher Kerl.«

»Rücksichtslos«, sagte er.

»Taktlos«, sagte sie.

»Ungehobelt.«

»Und voller Selbstmitleid.« Sie zog an seiner Pyjamahose und gab ihm einen Klaps aufs nackte Hinterteil. »Fühlst du dich jetzt besser?«

»Eigentlich nicht.«

»Spielverderber.«

»Wieso Spielverderber?«

Sie schmiegte sich an ihn und flüsterte ihm ins Ohr: »Rate mal.«

Offenbar wollte auch das Schicksal mitraten, denn in diesem innigen Moment war das Scharren von Schuhen draußen auf der Betontreppe zu hören.

»Was ist denn jetzt los ...?«

»Betrunkene, würde ich sagen«, murmelte Stephanie.

»Oder Kinder, die sich da rumtreiben. Hört sich an, als wären es mehrere.«

»Kinder um diese Uhrzeit?«

Sie lagen reglos da und warteten.

»Zu doof, die Klingel zu finden«, sagte Diamond.

Wie aufs Stichwort klingelte es.

»Wie spät ist es eigentlich?« brummte Diamond. »Wir haben doch bestimmt schon nach Mitternacht.«

»Ja. Willst du aufmachen?«

»Scheiße. Ich bin für niemanden zu Hause. Ich schau mal durch den Vorhang.« Er stand auf und ging zum Fenster. Zwei jüngere Männer in wattierten Jacken standen da, schwach erhellt von einer Straßenlaterne. Sie sahen nicht betrunken aus. »Das verstehe ein anderer«, sagte Diamond.

Stephanie setzte sich auf und schaltete die Nachttischlampe an.

»Licht aus!« zischelte Diamond.

Aber die Besucher mußten das Licht gesehen haben, denn sie klingelten erneut und betätigten auch den Türklopfer.

»Ich geh lieber mal nachsehen.«

»Meinst du wirklich? Die können doch nichts Gutes im Schilde führen um diese Uhrzeit.«

»Ich lasse die Kette vorgelegt.« Er griff nach seinem Morgenmantel. Das Klopfen hielt an, so laut, daß man es im ganzen Haus hören mußte, deshalb rief er: »Schon gut, ich komme ja.«

Er öffnete die Haustür, soweit es die Sicherheitskette erlaubte, und spähte hinaus.

»Mr. Peter Diamond?«

Er runzelte die Stirn. Zwei betrunkene Passanten würden seinen Namen nicht kennen. »Ja?«

»Ich bin Detective Inspector Smith, und das ist Sergeant Brown. Kripo, Avon und Somerset.«

»Avon und Somerset? Da sind Sie aber weit ab vom Schuß, was?«

»Dürfen wir reinkommen?« Der Mann hielt einen Polizeiausweis nahe an den Türspalt, und Diamond konnte sehen, daß er tatsächlich Smith hieß. Wenn jemand Namen erfinden wollte, würde er sich dann ernsthaft für Smith und Brown entscheiden?

»Es ist verflucht spät, wissen Sie«, beschwerte sich Diamond. »Worum geht’s? Ist jemand gestorben?«

»Nein, Sir.«

»Worum dann?«

»Könnten wir drinnen darüber sprechen, Mr. Diamond?«

Er mußte sich eingestehen, daß es sich um die typische Art und Weise handelte, wie die Kripo mit einem potentiellen Zeugen sprach – oder einen gefährlichen Verdächtigen bei Laune hielt. »Ich war selbst mal bei der Kripo. Ich kenne meine Rechte.«

»Ja, Sir.«

»Wenn ich wegen irgendwas verdächtigt werde, möchte ich wissen, was gegen mich vorliegt.«

»Darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen, Sir. Wir sind nicht hier, um Sie zu vernehmen.«

»Aber Sie kommen extra aus Somerset, da darf ich wohl annehmen, daß Sie mir keinen privaten Besuch abstatten.«

Diamond löste die Kette, und um Stephanie zu beruhigen, rief er: »Alles in Ordnung, Schatz. Sie sind von der Kripo«, begriff aber im selben Moment, daß seine Worte wohl kaum die beabsichtigte Wirkung haben würden.

Er führte sie ins Wohnzimmer. Beide Beamten sahen sich mit einem Gesichtsausdruck um, der ihre Verwunderung darüber verriet, daß ein ehemaliger Superintendent so tief hatte sinken können.

»Kaffee?«

»Bitte rufen Sie sofort diese Nummer an, Mr. Diamond.« Inspector Smith reichte ihm einen Zettel und fügte nachträglich hinzu: »Sie haben doch ein Telefon?«

Diamond ging zum Apparat.

Er bemerkte, daß Sergeant Brown sich umdrehte und die Tür schloß, und das nicht, weil es zog. Sie wollten nicht, daß Steph mitbekam, was gesagt wurde. Diese Geheimniskrämerei war nervtötend.

Diamond wählte die Nummer.

Es klingelte nur zweimal. Eine Stimme sagte: »Ja?«

»Diamond am Apparat.«

»Ausgezeichnet. Farr-Jones ist mein Name, ich bin Chief Constable von Avon und Somerset. Ich glaube, wir sind uns nie begegnet.«

Falls doch, so hätten sie sicher nicht viel miteinander anfangen können. Farr-Jones’ Stimme klang nach Golfclubs und vornehmen Dinnerpartys, die Diamond gemieden hatte wie die Pest. Aber der Name sagte ihm etwas. Patrick Farr-Jones war achtzehn Monate zuvor zum Chef der Kripo von Avon und Somerset ernannt worden, nachdem er zuvor stellvertretender Leiter der Kripo in Norfolk gewesen war. Der Chief Constable war zu dieser späten Stunde noch auf, um einen Anruf entgegenzunehmen? Die Sache mußte von höchster Wichtigkeit sein.

»Sie können sich wahrscheinlich denken, was der Grund für dieses Telefonat ist, Mr. Diamond«, sprach die Samtstimme.

»Nein«, sagte Diamond.

Die knappe Erwiderung brachte Mr. Farr-Jones ein wenig aus dem Konzept. Er hatte offenbar Kooperationsbereitschaft erwartet, daher versuchte er es nach einer Pause mit einem Kompliment. »Schön gesagt. Ein guter Detective setzt nichts voraus.«

»Ich bin kein Detective mehr, Mr. Farr-Jones.«

»Stimmt, aber ...«

»Und man kann darüber streiten, ob ich je ein guter Detective war.«

»Soviel ich weiß, waren Sie ein sehr guter Detective.«

»Ein Jammer, daß das damals keiner so gesehen hat«, sagte Diamond. »Was müßte ich mir eigentlich denken können? Wenn es in der Zeitung gestanden hat – ich lese keine Zeitung, bis auf die Stellenanzeigen.«

»Dann haben Sie das mit Mountjoy noch gar nicht gehört?«

Ein Bild aus früheren Jahren flackerte vor seinem inneren Auge auf: ein Schlafzimmer, auf dem Bett eine Frauenleiche in einem blaßblauen Pyjama, mit Stichwunden übersät, blutüberströmt. Und es gab eine bizarre Besonderheit, die in allen Zeitungen Schlagzeilen gemacht hatte. In den Mund der Toten gestopft und auf ihrem ganzen Körper verteilt waren die Köpfe von einem Dutzend rotblühender Rosen. Diese an ein Ritual erinnernde Besonderheit des Mordes hatte damals Aufsehen erregt. »Was ist mit Mountjoy?«

»Ich bin überrascht, daß Sie es noch nicht gehört haben. Es stand letzte Woche in allen Zeitungen. Er ist draußen. Er ist aus Albany ausgebrochen.«

»Gütiger Himmel!«

Am 22. Oktober 1990 hatte Diamond John Grainger Mountjoy wegen Mordes, begangen an der Journalistin Britt Strand in ihrer Wohnung in Larkhall, Bath, verhaftet. Mountjoy hatte lebenslänglich bekommen.

Farr-Jones fügte hinzu: »Er hat es bis hierher geschafft. Es ist etwas passiert, etwas sehr Ernstes.«

»Und Sie glauben, es war Mountjoy?«

»Wir wissen es.«

»Was wollen Sie von mir?«

»Wir brauchen Sie hier. Dringend.«

»Moment mal, Mr. Farr-Jones. Ich habe vor zwei Jahren den Dienst quittiert. Ich gehöre nicht mehr dazu.«

»Würden Sie mich bitte ausreden lassen, Mr. Diamond? Wir haben es hier mit einem äußerst gefährlichen Ausbrecher zu tun. Er hat eine Krise heraufbeschworen, eine extreme Krise, und ich kann im Moment am Telefon nicht mehr sagen, als daß wir erfolgreich um ein Presseembargo nachgesucht haben. Als ehemaliger Superintendent wissen Sie, daß wir so etwas nur tun, wenn der Ernst der Lage es erfordert.«

»Und Sie meinen, ich könnte Ihnen helfen?«

»Das ist es nicht allein.«

»Was denn noch?«

»Sagte ich nicht, daß ich jetzt nicht ins Detail gehen kann?«

»Wieso nicht, wenn eine Nachrichtensperre verhängt wurde? Das heißt doch, daß wir gefahrlos reden können.«

»Machen Sie es bitte nicht komplizierter, als es schon ist. Es tut mir leid, Sie zu dieser unchristlichen Zeit zu stören, aber glauben Sie mir, es ist dringend erforderlich, daß Sie kommen.«

»Sie meinen, auf der Stelle?«

»Die Beamten, die bei Ihnen sind, haben Anweisung, Sie hierherzufahren. Sobald Sie hier sind, werden Sie ausführlich informiert.«

»Und wenn ich mich weigere?«

»Würde ich die Beamten auffordern, Sie zu bringen.«

Diamond lag die Frage auf der Zunge, welchen Zweck der Anruf hatte, wenn er ohnehin gegen seinen Willen nach Bath verfrachtet werden sollte, aber er schluckte sie hinunter. »Dann ziehe ich wohl besser rasch was an, aber ich verpflichte mich zu nichts. Sie berücksichtigen doch wohl, daß ich nicht mehr bei der Polizei bin?«

Er zeigte Smith und Brown, wo sie sich einen Kaffee machen konnten, und ging zurück ins Schlafzimmer, um Stephanie die Nachricht von seiner Abreise zu überbringen. Er erzählte ihr alles, was er wußte; schließlich hatte sie ein Anrecht darauf, und er unterlag nicht der Schweigepflicht. Sie konnte sich nur schwer vorstellen, daß die Polizei ihn zurückhaben wollte, nach dem bösen Auftritt, den er bei seiner Kündigung hingelegt hatte. Auf seine rauhe Art war er ein guter Detective gewesen, aber niemand ist unersetzlich. Sie fragte, wie lange er fort sein würde, und er erinnerte sie daran, daß es nach Bath nur zwei Stunden mit dem Auto waren. Er versprach, sie am Morgen anzurufen.

Um die Stimmung etwas aufzuheitern, sagte er: »Na ja, wahrscheinlich immer noch besser, als nackt zu posieren.«

Stephanie sagte: »Da bin ich mir nicht so sicher.«

Gerechtigkeit für einen Mörder

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