Читать книгу Gerechtigkeit für einen Mörder - Peter Lovesey - Страница 9

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Der Duft von gebratenem Speck lag in der Luft.

Aus der Tiefe des Bettes kam die kaum verständliche Äußerung: »Schmeißen Sie meine Sachen vom Stuhl und stellen Sie das Tablett ab.«

»Es ist fünf nach acht, Sir«, verkündete der Polizeischüler, als er hinausging.

Diamond hievte sich in eine sitzende Position.

Das Frühstück war eine ausgezeichnete Idee gewesen. Was den Schlaf betraf, war er nicht ganz so überzeugt. Drei Stunden hatten nicht gereicht. Ihm dröhnte der Kopf, und er hatte einen Geschmack im Mund, als hätte er damit den Teppich abgesaugt. Er griff nach der Tasse auf dem Tablett.

Der Tee schmeckte gut. Der war nicht aus der Maschine. Es war fast wie zu Hause.

Aus Neugier beugte er sich über das Tablett und hob die Warmhaltehaube an. Ein Engel in der Kantine hatte ein gutes Gedächtnis: zwei Eier, blaßrosa angehaucht, auf einer dicken Scheibe Toast, mehrere Streifen knuspriger durchwachsener Speck, ein Würstchen, Pilze, Tomaten und ein Berg Bratkartoffeln.

Dann fiel ihm ein, daß sich ein zum Tode Verurteilter vor der Hinrichtung angeblich seine Henkersmahlzeit aussuchen darf. Wollten sie ihm damit etwas sagen?

Keith Halliwell steckte den Kopf zur Tür herein. »Wie fühlen Sie sich, Chief?«

»Ich brauche ein Aspirin. Nein, bevor Sie es holen, was gibt’s Neues?«

»Absolut nichts. Weder von Mountjoy noch von der jungen Frau. Ein Wagen steht bereit, falls Sie ...«

»... entwischen wollen?«

Halliwell lächelte so, als täten auch ihm ein paar Aspirin ganz gut.

Diamond fragte: »Ist Tott noch da?«

»Ja, und Mr. Farr-Jones ist gekommen.«

»Die ganze Prominenz, was?«

»Ich hole Ihnen das Aspirin.«

»Danke. Und, Keith ...«

»Ja?«

»Sorgen Sie möglichst dafür, daß die hohen Tiere draußen bleiben. Ich möchte in Ruhe frühstücken.«

Kurz nach zwanzig vor neun ging er mit klarerem Kopf und einem wohlgefüllten Magen in den nächsten Umkleideraum. »Könnte mir jemand was zum Rasieren leihen?«

Er hatte an eine Naßrasur gedacht, aber einer von den neuen Sergeants wollte ihm unbedingt einen Rasierapparat geben, ohne zu wissen, daß Diamond im Umgang mit elektrischen Geräten zwei linke Hände hatte.

»Hübsch. Wie funktioniert der? So?«

Er schob einen Deckel an der Seite herunter, und eine der Batterien fiel heraus und rollte unter einen Spind. »Und was ist das da? Dieses Pfeildings da an der Seite? Was soll man denn damit machen?«

»Sie drücken den Schalter.«

»Welchen Schalter?«

»An der Seite, Sir.«

»Es tut sich nichts.«

»Kann ja auch nicht. Es fehlt jetzt eine Batterie.«

»Es kann nicht zufällig sein, daß Sie mich verarschen wollen, Sergeant?«

»Nein, Sir.«

»Wo ist sie denn hin – und was passiert, wenn man hier an der Seite drückt?«

»Nicht!« Zu spät, sein Daumen löste den Scherkopfdeckel und schnippte ihn quer durch den Raum.

»Hoppla.« Er gab die Reste des Rasierers zurück. »Hat jemand einen, der funktioniert?«

Um zehn vor neun war er, dank einer freundlichen Leihgabe von Keith Halliwell, mit der Naßrasur fertig, zog Hemd und Krawatte an und erlaubte sich einen Gang durch alte Gefilde. Seine Ankunft im Haupteinsatzraum war beunruhigend, da drei oder vier Gesichter, an die er sich aus seiner Zeit vor zwei Jahren erinnerte, aufblickten und lächelten. Lächelten. Die Beamten der Manvers Street senkten normalerweise den Kopf, wenn er auftauchte, und versuchten, sich möglichst unauffällig zu verhalten. Irgend etwas in den Blicken, die er erntete, löste in ihm großes Unbehagen aus. Es war fast so etwas wie Bewunderung. Ihm schwante, daß das ganze Revier darüber im Bilde war, was man hier von ihm wollte. Er wurde behandelt wie Gary Cooper in »Zwölf Uhr mittags«, und er hatte sich noch nicht einmal zur großen Schießerei bereit erklärt.

Er ging wieder nach oben, wo der Chief Constable wartete. Farr-Jones war ganz eindeutig nicht einem Western entsprungen. Klein und adrett, mit einer Rose im Knopfloch, hätte er gut und gern als Double für John Mills in einer seiner Rollen als englischer Gentleman vom Lande einspringen können. Er schüttelte ihm die Hand, als wollte er ihm eine Aderpresse anlegen.

»Der Mann des Tages, was? Vernünftig, eine Mütze Schlaf zu nehmen.«

»Mit Vernunft hatte das wenig zu tun«, sagte Diamond. »Ich war hundemüde.« Auf den »Mann des Tages« ging er nicht ein.

»Ja, ich denke, Mr. Tott sollte sich auch bald mal aufs Ohr legen. Auch mit schwarzem Kaffee hält man nicht ewig durch.«

Tott, der an der Wand lehnte, den Hinterkopf gegen das Diagramm der Verbrechensstatistik gelehnt, sah tatsächlich erschöpft aus, doch er wollte unbedingt abwarten, ob Mountjoy die zugesagten Instruktionen schicken würde.

Farr-Jones sagte zu Diamond: »Darf ich Ihnen Commander Warrilow aus Hampshire vorstellen. Wir können von Glück sagen, daß wir ihn bei uns haben.«

Ein weißhaariger Mann an seiner Seite, der aussah wie der Leiter eines Golfclubs, nickte und sagte: »Ich koordiniere die Wiederergreifungsaktion.« Positives Denken. Wiederergreifung statt Jagd.

Farr-Jones sagte zu Diamond: »Der Mountjoy-Fall war natürlich vor meiner Zeit, aber ich habe mir die Akte angesehen. Sie wurden vom Richter belobigt.«

»Die Arbeit der Polizei wurde erwähnt, nicht ich«, berichtigte ihn Diamond bescheiden. »Es war die Leistung des ganzen Teams.«

Farr-Jones wandte sich an Wigfull, der trotz der über Nacht gesprossenen Bartstoppeln am Kinn einigermaßen munter wirkte. »Waren Sie damals schon dabei?«

»Nein, Sir. Da war ich noch in der Kripo-Verwaltung.«

»Nicht so medienwirksam, aber nicht weniger wichtig.« Farr-Jones war offenbar psychologisch geschult. Er hielt es für ratsam, jedem das Gefühl von Wichtigkeit zu geben.

»Es war jedenfalls eine nützliche Erfahrung«, sagte Wigfull. »Aber ich stehe lieber an vorderster Front.«

Ja, wo du dann zuguckst, wie ich zum Sturmangriff antrete, dachte Diamond.

»Abgesehen von seinem Strafregister, mit was für einem Menschen haben wir es zu tun?« fragte Farr-Jones.

Diamond begriff, daß die Frage an ihn gerichtet war. »Mountjoy? Intelligenter Mann. War auf der Universität. Hat ein eigenes Spracheninstitut gegründet. Redegewandt und gutaussehend, deshalb fallen die Damen auf ihn herein. Körperlich stark. Hinter der glatten Fassade ist er gewalttätig, wie Sie wissen. Um 1980 herum wurde er verurteilt, weil er seine Freundin mißhandelt hatte. Schwer. Sie mußte in die Notaufnahme. Das Krankenhaus war so vernünftig, die Polizei einzuschalten. Irgendein idiotischer Richter hat ihn mit einer Geldstrafe und einem Jahr Bewährung davonkommen lassen.«

»Er hat auch seine Frau mißhandelt, wenn ich mich recht entsinne.«

»Mehrmals. Die Ehe hat nur ein halbes Jahr gehalten, und danach mußte sie eine einstweilige Verfügung erwirken, um sich ihn vom Leib zu halten. Sophie Mountjoy war nicht gerade gut auf ihn zu sprechen, als ich mit ihr geredet habe. Sie hat wegen körperlicher und seelischer Grausamkeit die Scheidung eingereicht. Er ist oft wegen völlig banaler Sachen ausgerastet und hat sie geschlagen.«

»Also eigentlich kein Sadist?« sagte Farr-Jones.

Diamond blickte ihn verdutzt an. »Was meinen Sie?«

»Ich meine, er hat sie nicht geschlagen, weil es ihn sexuell erregte.«

»Ist das eine Entschuldigung?«

»Ich glaube, Sie verstehen nicht ganz, worauf ich hinauswill«, sagte Farr-Jones und deutete mit den Augen auf Mr. Tott.

Jetzt verstand Diamond. Mit der Äußerung wollte Farr-Jones Mountjoy nicht verharmlosen, sondern Totts schlimmste Befürchtungen abschwächen. Er warf dem Assistant Chief Constable einen kurzen Blick zu, um zu sehen, welche Wirkung seine Zusammenfassung des Falles auf ihn hatte. Offenbar keine sonderlich große – falls er überhaupt noch etwas wahrnahm. »Nein, ich glaube nicht, daß es was mit Sex zu tun hat. Er hat die Beherrschung verloren und ist in Rage geraten, und so ist die unglückliche Britt Strand zu Tode gekommen.«

»Wie hat er sich beim Verhör verhalten?«

»Alles abgestritten.«

»Hat er die Beherrschung verloren?«

»Er hat getobt, als ich ihm sagte, wir hätten seine Exfrau und seine Exfreundin kontaktiert. Da habe ich erlebt, wie wütend er werden kann. Fairerweise muß ich sagen, daß er neunzig Prozent der Zeit zugänglich war.«

»Würden Sie sagen, daß Sie eine Art Beziehung zu Mountjoy aufgebaut haben?«

Diamond bedachte den Chief Constable mit einem Stirnrunzeln, das er durch ein Lächeln abmilderte, und antwortete nicht.

Farr-Jones nickte. »Na schön, das war ziemlich plump. Ich laß es. Wieviel Uhr ist es?«

Wigfull sagte: »Fünf nach, Sir.«

»Möchte jemand eine Wette abschließen?«

»Ich gebe ihm noch fünf Minuten«, sagte Diamond. »Mehr nicht.«

Farr-Jones blickte in die Runde. »Wie wär’s, wenn wir uns alle hinsetzten? Ich wette, halb zehn. Er läßt uns noch etwas länger schmoren.«

»Wenn er neun gesagt hat, meldet er sich um neun«, sagte Diamond mit Nachdruck. »Die Verspätung liegt nicht an ihm, sondern an der Art und Weise, wie er uns die Nachricht zukommen läßt.«

Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte.

»Sie haben doch eine Beziehung zu ihm«, sagte Farr-Jones, während er den Hörer abnahm. »Farr-Jones ... Schön. Stellen Sie durch.« Er hielt die Sprechmuschel zu und sagte: »Er ist einfallsreich. Diesmal der Kundenservice von British Rail.«

Die anderen lauschten.

»Ja? ... Wann war das? ... Genau um neun? ... Das wäre nett. Den genauen Wortlaut.« Er nahm einen Stift und fing an zu schreiben. Nach einem Augenblick sagte er: »Danke. Ich lese es vor, und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie jedes Wort noch einmal ganz genau überprüfen würden. ›J.M. an Diamond. Nehmen Sie sofort ein Taxi zum Grenville Monument und holen Sie sich dort weitere Instruktionen ab. Allein. Kommen Sie ohne Waffe, Telefon, Funkgerät oder Wanze. Wenn Sie mir eine Falle stellen, stirbt die Frau einen langsamen Tod, also halten Sie sich daran.‹ Stimmt das so? ... Kam der Anruf von einem Mann oder einer Frau? ... Einem Mann? ... Danke. Und – das ist wichtig – vernichten Sie die Nachricht bitte sofort und lassen Sie nichts darüber gegenüber der Presse oder sonst jemandem verlauten.« Er legte auf und breitete die Hände aus.

»Was ist das Grenville Monument?« fragte Warrilow.

»Da bin ich im Augenblick überfragt«, gab Farr-Jones zu.

Wigfull bot sich die Gelegenheit zu glänzen. »Ist das nicht an der Lansdown Road? Sie wissen schon, wo im Bürgerkrieg die Schlacht stattfand. Grenville war einer der Royalistenführer. Man hat eine Steinsäule errichtet, dort wo er gefallen ist.«

»Lansdown Road, sagen Sie?« Warrilow wandte sich einer Karte an der Wand zu.

»Ja, Sir. Einer der höchsten Punkte hier in der Gegend, hinter der Pferderennbahn.« Wigfull zeichnete den Verlauf der Straße mit dem Finger nach. »Ich bin einmal den Cotswold Way gegangen und dort ganz in der Nähe vorbeigekommen. Sehen Sie, das Monument ist eingezeichnet. Genau hier, östlich von Hanging Hill.«

»Offenes Gelände?«

»Ich kann mich vage erinnern, daß nicht weit davon ein paar Bäume oder Sträucher sind, aber sonst ist da oben nicht viel. Es sieht noch immer aus wie ein Schlachtfeld. Auf einer Seite der Straße sieht man die Gräben, die sie zu ihrer Verteidigung ausgehoben haben.«

»Noch immer tief genug, um sich dort zu verstecken?«

»Nicht da, wo das Denkmal steht.«

»Im Idealfall würde ich für so eine Operation einen Hubschrauber einsetzen«, sagte Warrilow nachdenklich, »aber in diesem Fall müssen wir natürlich besonders vorsichtig sein.«

Tott, der rosa anlief, sagte: »Ich lasse nicht zu, daß das Leben meiner Tochter aufs Spiel gesetzt wird.«

»Keine Frage, Harry«, sagte Farr-Jones. »Samanthas Sicherheit hat bei unserer Planung höchste Priorität.«

»Aus diesem Grund empfehle ich äußerste Zurückhaltung bei der Überwachung«, fügte Warrilow höflich hinzu.

»Überwachung von was?« sagte Diamond.

»Ihr Treffen mit Mountjoy.«

»Ich habe noch nicht zugestimmt.«

»Aber sicher ...«

»Nichts ist sicher«, sagte Diamond. »Nichts ist abgemacht. Ich bin Zivilist. Erinnern Sie sich?«

Eine beklommene Stille trat ein. Irgend etwas beunruhigte John Wigfull. Zögernd sagte er: »Die beiden Nachrichten von Mountjoy weisen einen Widerspruch auf, nicht wahr? Gestern hat er verlangt, daß wir einen Wagen bereit halten. Heute sollen wir ein Taxi nehmen.«

»Und steht ein Wagen bereit?« sagte Diamond.

»Natürlich. Habe ich Ihnen doch schon gesagt.«

»Sind Wanzen drin angebracht – natürlich unsichtbar –, aber sind Wanzen drin?«

»Ja.«

Diamond lächelte. »Sie werden ihn nicht brauchen. Das war ein Trick. Mountjoy ist uns in diesem Spiel voraus. Er hatte Jahre Zeit, es zu planen.«

Warrilow sog geräuschvoll die Luft ein und verschränkte die Arme, als wollte er zum Ausdruck bringen, daß auch er diese plumpe List durchschaut hatte. »Sie müssen irgendwas mitnehmen«, sagte er zu Diamond.

Für Diamond war der Zeitpunkt gekommen, die Karten auf den Tisch zu legen. »Wenn Sie meine Mitarbeit wollen, Gentlemen, dann nur zu meinen Bedingungen. Meine Bedingungen sind genau die von Mountjoy. Keine Wanzen, keine Funkgeräte, Waffen« – er blickte Warrilow in die Augen – »und auch keine Überwachung. Ich fahre allein dorthin, um festzustellen, was er will. Ich bin Ihre Überwachung, ja? Wenn ich lebend zurückkomme, was ich fest vorhabe, kann ich Ihnen allerhand erzählen.«

»Kommen Sie, Mann, Sie waren doch mal bei der Polizei«, sagte Warrilow schroff. »Wir sind Profis, keine Pfadfinder. Mountjoy ist ein entflohener Sträfling, ein Lebenslänglicher mit einem Strafregister wegen Gewalttaten. Es ist unsere Aufgabe, ihn wieder einzufangen. Wir dürfen diese Gelegenheit nicht verpassen.«

»Und wenn Sie ihn tatsächlich schnappen, was passiert dann mit Mr. Totts Tochter?«

»Er wird uns sagen, wo sie ist.«

»So schätzen Sie ihn ein?«

»Er ist kein Idiot. Er ist ein gebildeter Mann. Er wird wissen, wann er ausgespielt hat.«

Diamond blickte die anderen an, forderte sie förmlich auf, Warrilows Argumentation zu unterstützen. Sie schwiegen. Mit ausdrucksloser Stimme, die seinen Worten nur noch mehr Gewicht verlieh, sagte er: »Vor ein paar Jahren gab es mal einen Räuber, der Postämter in den Midlands überfallen und drei Postbeamte ermordet hat. Man nannte ihn Schwarzer Panther, wegen der Kapuze, die er trug. Erinnern Sie sich?«

Warrilow nickte mürrisch. Der Fall war sehr bekannt und wurde häufig auf Schulungen zitiert, aber keiner würde Diamond davon abhalten, seine Bedeutung herauszustellen.

»Er wurde immer dreister. Entführte ein junges Mädchen aus einer gutbetuchten Familie in Kidderminster und verlangte fünfzigtausend Pfund Lösegeld. Plante das Ganze wie eine militärische Operation. Fand ein geniales Versteck für sein Opfer. Schickte seine Botschaften auf Klebebandstreifen. Gleich zu Beginn der Jagd nach ihm hatte die Polizei unglaubliches Glück. Es wurde ein gestohlener Wagen gefunden, in dem sich die Slipper des Mädchens und ein Tonband befanden, auf dem das Mädchen ihre Eltern darum bat, auf seine Forderungen einzugehen. Durch Laboruntersuchungen konnte eine eindeutige Verbindung zum Panther festgestellt werden, also wußten sie, daß sie es mit einem Mörder zu tun hatten. Sie boten bei der Suche alle zur Verfügung stehenden Kräfte auf. Das Mädchen wurde etwa acht Wochen vermißt. Als die Kleine schließlich gefunden wurde, war es zu spät. Sie hing nackt an einem Drahtseil in einem unterirdischen Abwassertunnel. Ein verdammter Sadist. Sie schnappten ihn per Zufall, neun Monate später, als er wieder ein Postamt überfiel. Die entscheidende Frage ist, warum mußte das Mädchen sterben? Die Antwort lautet: weil der Kerl schon gemordet hatte. Was spielt da ein Mord mehr oder weniger für eine Rolle? Wenn man den Panther geschnappt hätte, bevor das Mädchen gefunden wurde, glauben Sie, er hätte verraten, wo er es versteckt hielt?«

Warrilow sagte: »Das kann man nicht vergleichen.«

Diamond erwiderte: »Natürlich haben Sie recht«, und fügte sanft hinzu: »Ich frage mich, wo Mr. Totts Tochter wohl festgehalten wird.«

Alle schwiegen betreten. Mr. Tott hatte den Kopf gesenkt. So war es nicht möglich, seinen Gesichtsausdruck zu erkennen.

Abrupt sagte Farr-Jones: »Bei der bevorstehenden Aktion sollten wir, glaube ich, jeden Gedanken daran beiseite schieben, den Mann zu verhaften.«

Warrilow machte nur einen halben Rückzieher. »Ich sage ja nicht, daß wir ihn sofort ergreifen müssen, aber wir sind der Öffentlichkeit gegenüber verpflichtet, die Gelegenheit zu nutzen, seine weiteren Schritte zu verfolgen. Sie können sicher sein, Mr. Diamond, daß er davon nichts mitkriegen wird.«

»Schön«, sagte Diamond ruhig. »Dann führen Sie Ihre Verfolgung durch. Ich werde sicher sein, wie Sie es ausgedrückt haben – und zwar im nächsten Intercity zurück nach London.«

Tott sagte alarmiert: »Bitte nicht!«

»Das macht er nicht«, sagte Warrilow. »Er würde es bis an sein Lebensende bereuen.«

Warrilow sprach, als hätte er gerade erfolgreich einen Kurs in Selbstsicherheit absolviert; er war es ja nicht, der hier sein Leben aufs Spiel setzte. Und er war auch nicht der ranghöchste Beamte in der Runde. Farr-Jones räusperte sich. »Wir haben es hier mit einer ungewöhnlichen Situation zu tun, Gentlemen, und es wäre ratsam, einige Prioritäten zu setzen. Ihre Aufgabe ist es, Mountjoy wieder zu ergreifen, Mr. Warrilow, und wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um Ihnen dabei zu helfen. Dennoch müssen wir in erster Linie an die Sicherheit von Miss Tott denken.«

»Danke, Sir«, murmelte Tott, während Diamond für sich registrierte, daß über seine Sicherheit kein Wort gefallen war.

Farr-Jones fuhr fort: »Nach allem, was ich gehört habe, hatte Mr. Diamond zu seiner Zeit hier eine hohe Erfolgsquote.«

»Unübertroffen«, sagte Tott ohne eine Spur von Unaufrichtigkeit.

Wohl eingedenk der Widersprüche in den von ihm studierten Akten erklärte Farr-Jones: »Er hat sich zwar nicht immer strikt an die Vorschriften gehalten, aber er hat Ergebnisse erzielt. Er kennt Mountjoy. Er hat ihn ins Gefängnis gebracht. Er ist in diesem Notfall unsere größte Hoffnung. Ich bin bereit, ihn hundertprozentig zu unterstützen.«

»Ohne Überwachung?« sagte Diamond.

»Ja.«

»Keine Wanzen?«

»Keine Wanzen.«

Warrilow sagte brav: »Ich bitte darum, ins Protokoll aufzunehmen, daß ich mich dem nicht anschließe.«

»Wie Sie möchten«, sagte Farr-Jones, ohne ihn anzublicken. »Sind Sie bereit, sich sofort auf den Weg zu machen, Mr. Diamond?«

Der Augenblick der Entscheidung. Er hatte die Polizei halbwegs zur Vernunft gebracht. War er bereit, es mit Mountjoy aufzunehmen?

»Wenn mir bitte jemand ein Taxi rufen würde. Tut mir leid wegen des Wagens, den Sie bereitgestellt haben, John.«

Ein altgedientes Abbey-Radio-Taxi fuhr im gemächlich dahinfließenden Verkehr klappernd die Broad Street hoch, vorbei an vertrauten Orientierungspunkten wie dem Postmuseum, und Peter Diamond, der neben dem Fahrer saß, bemerkte die Veränderungen. Der häßliche Ruß am Mauerwerk von St. Michaels war entfernt worden und hatte eine überraschend hübsche Kirche zum Vorschein kommen lassen. Rossiter’s, wo Steph immer ihre Glückwunschkarten gekauft hatte, war zwar noch da, aber verschwunden war das kleine Cafe zwei Türen weiter, wo sich früher die Studenten versammelt hatten und das für seine ebenso preiswerte wie gehaltvolle Gemüsesuppe berühmt gewesen war. Der Second-hand-Bücherladen hatte die Rezession irgendwie überlebt, denn im Schaufenster lagen noch immer die gebrauchten Bücher mit den netten handgeschriebenen Inhaltsangaben; hier hatte er einmal eine schöne Ausgabe von »Fabian vom Yard« gefunden, ein Buch, das er hütete wie einen Schatz. Wenn sich schon die Geschäfte in der City verändert hatten, um wieviel mehr dann erst die Polizeiarbeit. Und das nicht zum Besseren, fand Diamond; heutzutage waren die Detectives nur noch Klugscheißer und Bürokraten. Wieso war ihm das Polizeirevier, dieser barackenähnliche Bau an der Manvers Street, heute morgen wie sein zweites Zuhause vorgekommen?

Gut, daß Farr-Jones und die anderen seine Gedanken nicht hatten erraten können. Er wollte nicht, daß sie glaubten, er würde das alles vermissen. Sollten sie doch annehmen, er hätte seine wahre Berufung darin gefunden, Einkaufswagen vom Parkplatz eines Supermarktes einzusammeln.

Die Gefahr bei diesem Ein-Mann-Einsatz war real. Mountjoy konnte eine Pistole ziehen und ihn töten. Doch während sich Diamonds Puls beschleunigte und ihm vor angespannter Erwartung die Haut kribbelte, wußte er, daß er sich in den letzten zwei Jahren nach genau solchen kritischen Situationen gesehnt hatte.

»Wo soll ich Sie absetzen?« fragte der Taxifahrer. Sie hatten die Innenstadt hinter sich gelassen, und zwischen den Gebäuden erstreckte sich jetzt freies Land. Rechts tauchten die umzäunten Gebäude des Verteidigungsministeriums auf und zur Linken Beckford’s Tower.

»Fahren Sie bitte etwas langsamer, ja? Es ist nur eine Viertelmeile hinter der Rennbahn«, sagte Diamond und dachte, als sich die Landschaft immer mehr weitete, daß Mountjoy eine gute Wahl getroffen hatte. Jeder Polizeiwagen wäre hier meilenweit zu sehen.

Allmählich zwangen sie immer mehr Autos hinter sich zum Langsamfahren. Außer an Renntagen konnte man als Autofahrer erwarten, auf diesem Straßenabschnitt bis zur M 4 schnell voranzukommen, doch Überholen war schwierig. Ein Drängler betätigte wiederholt die Lichthupe.

»Da vorn ist ein Schild, bitte noch langsamer.«

»Wenn ich noch langsamer fahre, können Sie gleich mit einer roten Fahne vorausgehen.«

Es war ein Wegweiser zum Cotswold Way. »Da vorn ist eine kleine Parkbucht. Da können Sie mich rauslassen.« Diamond hatte keine zweihundert Meter von der Straße entfernt ein Steingebilde erspäht.

Natürlich war die Haltemöglichkeit auf der anderen Straßenseite, und natürlich mußten sie fast eine Minute lang warten, bis sich eine Lücke im Gegenverkehr auftat. Die Schlange hinter ihnen wurde länger, und als das Taxi schließlich auf dem rettenden Platz unter dem Wegweiser zum Cotswold Way stand, starrte sie eine nicht enden wollende Reihe böser Gesichter mit funkelnden Blicken aus Autofenstern an. Falls in den nächsten paar Minuten irgend etwas Unvorhergesehenes geschah, waren jede Menge Zeugen da, die für sich in Anspruch nehmen konnten, Peter Diamond als letzte lebend gesehen zu haben.

Ohne ihnen Beachtung zu schenken, bezahlte Diamond das Taxi und beäugte den Zaun, den er würde überklettern müssen, um zum Grenville Monument zu gelangen. Ein Mann von seiner Größe mußte aufpassen, daß ihm keine Nähte platzten. Er schaffte es ohne Malheur und machte sich über einen ausgetretenen Graspfad auf den Weg zu dem steinernen Denkmal. Es war keine Menschenseele zu sehen.

Sir Bevil Grenvilles Monument ragte gut acht Meter in die Höhe und war vermutlich nicht häßlicher als andere Denkmäler, aber man konnte nicht behaupten, daß es eine Zierde der Landschaft war. Es bestand aus grauem, viereckigen Stein auf einem grauen, viereckigen Sockel. Oben war die Skulptur eines Greifs aufgesetzt. Umringt wurde es von einem über zwei Meter hohen Geländer. Diamond ging darum herum, unsicher, wonach er eigentlich suchen sollte. Die aus dem achtzehnten Jahrhundert stammende Inschrift an der Seite, auf die er zuerst zusteuerte, war ein Loblied auf den Royalisten, der an einem Julitag des Jahres 1643 nicht weit von dieser Stelle gefallen war. Falls die Inschrift eine geheime Botschaft enthielt, so konnte er sie jedenfalls nicht entschlüsseln. Falls das, was da geschrieben stand, tatsächlich auf den edlen Sir Bevil zutraf, dann hatte der nicht viel mit John Mountjoy gemein: »Er war ein wahrlich edler Mensch ... sein Temperament und Naturell dem Gemeinwohl so zugetan, daß keine Unbill ihn anfocht und sein Vorbild auch anderen anspornte, nichts zu verübeln oder es tuenigstens nicht zu zeigen. Mit einem Wort, er war ein heiterer und freimütiger Geist, der glänzenden Mut und freundliches Wesen wie kein anderer in sich vereinte.« Nein, das klang nicht nach einem Frauenmißhandler und Mörder.

Unter der Inschrift war eine moderne Gedenktafel angebracht, die ausführlich Sir Bevils heroische Rolle in der Schlacht von Lansdown schilderte. Gestiftet hatte sie eine Organisation namens »Armee des Königs«, eine jener Gruppen, die Schlachten nachstellten.

Allem Anschein nach waren die Leute, die Krieg spielten, auch für den Topf Chrysanthemen und den verwelkten Kranz am Fuße des Monuments verantwortlich, den jemand durch das Geländer geschoben haben mußte. Diamond war nicht dafür gebaut, sich zu bücken oder hinzuhocken, aber er war froh, daß er es dennoch tat, um, während er sich mit einer Hand am Geländer festhielt, genauer hinzusehen. Er erspähte die Ecke eines sauberen weißen Papierstücks, das sich als Kassenbon erwies, den jemand unter den Blumentopf geklemmt hatte. Er schob den Arm zwischen den Gitterstäben hindurch und hob ihn auf. Auf einer Seite waren Nahrungsmittel aufgelistet, die am Vortag bei Sainsbury gekauft worden waren. Auf der anderen stand eine in säuberlicher Druckschrift mit Bleistift geschriebene Nachricht: ›D. FOLGEN SIE DEM PFAD. EINE GUTE GELEGENHEIT ZUM ABSPECKEN. M.‹

Der Seitenhieb ärgerte Diamond, erst recht weil Mountjoy wußte, daß eine persönliche Beleidigung zu diesem Zeitpunkt nicht zum Abbruch der Mission führen würde. Er steckte den Bon ein und blickte nach rechts, um zu sehen, was ihn erwartete. Noch ein Zaun, was sonst. Selbst wenn er mal wieder frustriert von der Waage gestiegen war, hatte er nie auch nur im entferntesten an so drastische Maßnahmen wie einen Marsch über Land gedacht. Theoretisch unterstützte er den Wanderverein im Kampf um freien Zugang zur Natur. Er unterstützte auch den Seenotrettungsverein, aber er fuhr nicht bei Sturm aufs offene Meer hinaus.

Grollend bei jedem Schritt, trottete er auf den Zaun zu. Es könnte schlimmer sein, versuchte er sich einzureden. Schließlich regnete es nicht. Für Oktober war es sogar ein halbwegs schöner Morgen, mit einem blaßblauen Himmel und einer leichten Brise. Bei rauhem Ostwind wäre diese Gegend – wie hoch mochte sie gelegen sein, gut zweihundertfünfzig Meter über dem Meer? – äußerst unwirtlich. Ja, ich bin wirklich ein Glückspilz, dachte er, daß ich in dieser herrlichen Landschaft sein darf, um mich mit einem Mörder zu treffen, den ich ins Gefängnis gebracht habe. Von wegen Glückspilz!

Nachdem er sich über den Zaun gewuchtet hatte, ging er durch ein Wäldchen einen sanften Hügel hinauf und konnte durch die Bäume immer wieder den auf der Lansdown Road dahinfließenden Verkehr sehen. Sein Verstand sagte ihm, daß Mountjoy ihn allein in offenem Gelände sehen wollte, ehe er sich aus seinem Versteck wagte. Allerwenigstens hatte er einen Zwanzig-Minuten-Marsch vor sich.

Vom Weg abzukommen war so gut wie unmöglich. Zahlreiche Schilder und Pfeile, die den Cotswold Way markierten, schickten ihn unablässig höher hinauf zu einem Punkt, an dem er schließlich den Wald verließ und dem Pfad weiter folgte, eine Steinmauer entlang, die mit gelben Flechten übersät war. Es ging noch immer sachte aufwärts, so daß er allmählich seine Beine spürte, aber das Gelände verwandelte sich in eine Wiese ohne Bäume oder Büsche, ein Streifen Dunkelgrün, der sich bis zum nahen Horizont erstreckte. Er mußte weitere drei Minuten gegangen sein, als sich rechts von ihm ein atemberaubender Ausblick über die Felder und das Lam Valley bis hin nach Charmy Down eröffnete. Der Anstieg war fürs erste geschafft. Und es war keine Menschenseele in Sicht.

Er hegte nach wie vor die schwache Hoffnung, daß sich irgendwann hinter der Mauer, die sich vor ihm hinzog, eine Stimme melden würde. Die Mauer war mehr als mannshoch, doch hier und da waren kleine Lücken, die ein Mann auf der Flucht vielleicht benutzen würde, erstens um hindurchzuspähen und zweitens als eine Art Beichtwand – nur war Beichten vermutlich das allerletzte, was Mountjoy vorhatte. Doch als plötzlich auf der anderen Seite eine Elster aufflatterte, blieb Diamond stehen, schlich näher heran und wartete, ein Ohr an die Wand gelegt, bereit, die Rolle des Priesters zu spielen. Ohne Ergebnis. Er kam sich albern vor und ging weiter, bis er bald darauf zu einer Lücke in der Mauer kam. Er trat hindurch, um nachzusehen, und sah sich darin bestätigt, daß er tatsächlich die einzige Menschenseele weit und breit war.

Dann blieb ihm nichts anderes übrig, als den steilen Hügel hinabzusteigen, über den bestimmt auch einige der nicht ganz so tapferen Soldaten in dem Gefecht vor dreihundertfünfzig Jahren geflüchtet waren. Geschichte hatte Diamond in der Schule nicht sonderlich begeistert, und auch hier verspürte er nur einen Hauch von Interesse, aber er empfand eine starke Affinität zu jedem unabhängigen Geist. Meist waren seine Gedanken weniger erhaben. Die Füße taten ihm weh. Bergab war anstrengender für die Füße als bergauf. Seine augenblickliche Sorge war, an welchem Punkt er aufgeben und umkehren sollte. Er war nicht bereit, den Weg endlos weiterzugehen, so schön die Landschaft auch war.

Im Tal waren Farmhäuser zu erkennen, also gab es sicher ein Sträßchen oder einen Feldweg mit direkter Verbindung zu der Straße, von der aus er losgegangen war. Er hatte keine Lust, sich wieder den Berg hinauf bis zu dem Denkmal zu quälen.

Irgendwann auf dem Weg nach unten fiel ihm ein, daß er Stephanie versprochen hatte anzurufen. Sie würde seufzen und es als eine weitere Nachlässigkeit vermerken. Im Laufe der Jahre hatte er eine dicke Akte mit nicht gehaltenen Versprechen angehäuft. Die meisten Fälle waren nicht wegzudiskutieren, aber diesmal hatte er wirklich daran gedacht. Warum ausgerechnet an einem so ungünstigen Ort?

Der Abstieg wurde allmählich flacher, je näher er der Talsohle kam. Vor ihm war ein Bach mit einer Furt, wo, wie er erfreut feststellte, ein Feldweg kreuzte. Gott sei Dank: Der Weg lag knapp über dem Wasserspiegel, so daß er trockenen Fußes hinübergelangte. Das nächste Hindernis war ein Viehgatter. Nachdem er auch dies überwunden hatte, ohne sich dabei einen Knöchel zu verrenken, blieb er stehen, um nachzudenken; er hatte bestimmt über anderthalb Meilen zurückgelegt. Eine Entscheidung war fällig. Ein Wegweiser forderte ihn auf, auf der anderen Seite weiter dem Cotswold Way zu folgen, aber das konnte bedeuten, daß er über Hunderte von Meilen die ganzen Cotswold Hills durchwanderte und mitten in Gloucestershire landete.

Seine Gutmütigkeit hatte Grenzen, und die waren erreicht.

Gegen ein Gattertor gelehnt, besah er sich die Gegend. Der Feldweg, der sich durchs Tal schlängelte, war zwar nicht der schönste Anblick, den er seit Beginn seines Ausfluges zu Gesicht bekommen hatte, aber der willkommenste. Man hatte versucht, den Weg zu befestigen, wahrscheinlich für Autos, denn auf einer Seite war eine Grasfläche eingeebnet und mit Kies bestreut worden. Ihm war ein Schild aufgefallen, auf dem stand, daß Angeln hier erlaubt war, doch heute waren weder Autos noch Angler zu sehen. Für ihn bedeutete das alles vermutlich nur, daß er eine Abkürzung zur Hauptstraße gefunden hatte.

Als er gerade dachte, daß er gern etwas trinken würde, und sich fragte, wie sauber der Bach wohl war, vernahm er aus Richtung des Bauernhofes, irgendwo zu seiner Linken, ein Motorengeräusch. Für einen Traktor oder Lastwagen war das Geräusch zu hoch. Einen erbitterten Augenblick lang fürchtete er, es könnte der Hubschrauber von Commander Warrilow sein. Dann sah er es den Feldweg entlanggerast kommen: ein Motorrad. Der Fahrer trug eine schwarze Ledermontur und einen roten Schutzhelm mit schwarzem Visier.

Ein Schwall von Gedanken stürmte auf ihn ein. Dann kam das Motorrad wenige Meter von ihm entfernt schlitternd zum Stehen. Ohne das Visier zu lüften, drehte sich der Fahrer um, löste einen zweiten Helm vom Soziussitz und warf ihn Diamond vor die Füße.

Diamond ignorierte ihn. Es war zwecklos, etwas sagen zu wollen. Der Motor übertönte jedes Geräusch.

Der Fahrer gab heftig Zeichen. Er erwartete allen Ernstes von einem zwei Zentner schweren Mann, daß er sich den Helm aufsetzte und auf dem Soziussitz mitfuhr.

Diamond verschränkte die Arme und sah in die andere Richtung.

Gerechtigkeit für einen Mörder

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