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Als der Wecker Dienstagfrüh klingelte, wieder mal viel zu laut, war Korbinian alles andere als ausgeschlafen. Seit seiner Scheidung vor drei Jahren lebte er allein in einer kleinen Zweizimmer-Wohnung, im zweiten Stock eines Altbaus. Die Einrichtung war spärlich und zum Aufräumen fehlte irgendwie immer die Zeit. Das war schon früher so gewesen.

Seine Ex-Frau Karla, die ebenfalls berufstätig gewesen war, musste den ganzen Haushalt allein bewältigen. Für ihn war Hausarbeit verschwendete Zeit. Kostbare Zeit, die seinem Leben fehlen würde. Die Gründung einer eigenen Familie, also Kinder in die Welt setzen, wurde immer auf einen ›günstigeren Zeitpunkt‹ verschoben, der aber nie kam. So wunderte es niemanden, dass Karla ihm eines Tages die Koffer vor die Tür gestellt hatte.

In seinem Junggesellendasein gab es natürlich den einen oder anderen Flirt, aber die Damen blieben selten bis zum Frühstück und so weckte ihn keine sanfte Stimme mit einem zärtlichen ›der Kaffee ist fertig‹. Den musste er sich schon selber machen.

Nach einer ausgiebigen Dusche und einer Tasse starkem Espresso fühlte er sich dem neuen Tag gewachsen.

Im Kommissariat angekommen, ging Kronfeld zuerst in die Kantine. Sein Kühlschrank zu Hause füllte sich leider nicht von allein und in der Kantine waren die Wurstsemmeln schließlich schon fertig belegt. Im Büro hatte er seine eigene Kaffeemaschine und so wurde zu Dienstbeginn erst mal gefrühstückt.

»Ich habe Ihren Bericht schon gelesen«, begrüßte ihn Kriminalhauptkommissar Lackner, als Kronfeld wenig später in das Büro des Chefs kam. »Da ist ja schon einiges zusammengekommen. Die Explosion, der Einbruch, dann der Fund der Leiche…, und wahrscheinlich auch noch Kontakt ins Rotlichtmilieu.«

»Und gestern Abend habe ich noch erfahren, dass der Prokurist der Firma wegen angeblicher Unterschlagung gefeuert wurde«, fügte Kronfeld hinzu, »das ist auch eine Spur, der wir nachgehen müssen.«

»Das scheinen ja umfangreiche Ermittlungen zu werden, Kronfeld. Bilden Sie gleich eine Sonderkommission und holen sie sich dazu, wen immer Sie brauchen, meinen Segen haben Sie. Sie übernehmen die Leitung.«

Fälle, in die bekannte Persönlichkeiten verwickelt waren, verursachten Lackner immer etwas Magenschmerzen und er wollte sie schnellstens gelöst wissen.

»Die Versicherung drängt auch schon auf eine rasche Aufklärung. Allein die Versicherungssumme liegt bei zwei Millionen Euro ohne die Schadensregulierung für die teure Jacht«, fügte der Chef seufzend hinzu. »Was erklären wir dem Staatsanwalt und was geben wir an die Presse?«

»Tja…, ohne die Endergebnisse der Sachverständigen haben wir im Moment nicht viel anzubieten«, erwiderte Kronfeld abwägend.

»Na dann an die Arbeit«, drängte Lackner, »je eher wir den brisanten Fall vom Tisch haben, desto besser kann ich wieder schlafen.«

Auf dem Weg zum Aufzug sah Korbinian eine Gruppe Kollegen am Getränkeautomat stehen.

»Ich habe jetzt endlich meinen Bootsführerschein, das nennt sich Binnenschifffahrtspatent«, hörte er Hans Moser vom Sittendezernat erzählen, »aber so etwas interessiert unseren Bergfex nicht«, fügte er hinzu als er Kronfeld sah, »der rennt ja nur auf die Berge und fotografiert Blümchen.«

Kronfeld überhörte mit einem Lächeln diese spöttelnde Anspielung auf sein Hobby. Das Fotografieren von Bergblumen in Makrotechnik war schon seit seiner Jugendzeit seine große Passion. »Da hab ich wenigstens meine Ruhe. Ihr Freizeitkapitäne sitzt doch nur zum Angeben auf euren Kaffeedampfern.«

»Da täuscht du dich aber, mein Lieber«, plusterte Moser sich auf, »die mit den Kaffeedampfern sind die Bonzen aus der Stadt, wir betreiben das Segeln schon noch als Sport. Vielleicht werde ich sogar Mitglied im Segelclub«, grinste er.

»Ich fürchte, dazu fehlt dir noch das nötige Kleingeld«, witzelte Kronfeld. »Aber Spaß beiseite Hans, gut dass ich dich gerade treffe. Wir bilden eine SOKO im Fall Haingruber. Eine Spur führt offensichtlich ins Rotlicht-Milieu, da möchte ich dich gern dabei haben. Kannst du in einer Stunde in die SOKO-Zentrale kommen?«

»Ah ja, hab schon von dem Fall gehört. Der große Haingruber ist von uns gegangen worden. Okay, ich bin in einer Stunde da.«

Die SOKO-Zentrale war ein großer Raum in dem sich mehrere Schreibtische befanden. Jeder Arbeitsplatz war mit eigenem Telefon und Computer ausgestattet. Außerdem gab es dort eine große Pinnwand.

Zurück in seinem Büro, überlegte Kronfeld, wen er noch zur ›SOKO Haingruber‹ hinzuziehen sollte. Hans Moser von der ›Sitte‹ war schon mit im Boot, desweiteren brauchte er Werner Deininger vom ›Einbruch‹ und am besten auch noch Gustl Meierle vom ›Betrug‹, der könnte sich mit den Unterschlagungen in der Firma befassen. Jeder von ihnen hatte sein Spezialgebiet, jeder hatte Erfahrung mit der Arbeit in einer SOKO und jeder hatte seine Verbindungen und Informanten.

Kronfeld hängte sich gleich ans Telefon. Nach zehn Minuten stand die Mannschaft fest und eine Stunde später waren alle in der Zentrale versammelt.

Kommissar Kronfeld unterrichtete seine Kollegen über die vorläufigen Erkenntnisse zum Tathergang und gab in Kurzform die bisherigen Aussagen wieder. Während er die Kopien der Ermittlungsergebnisse verteilte, klingelte sein Telefon.

»Hallo Korbinian«, meldete sich Ralf Krüger von der Kriminaltechnik, »ich hätte schon mal ein paar Ergebnisse für dich.«

»Von der Explosion oder vom Einbruch?«, wollte Kronfeld wissen.

»Sowohl als auch.«

»Sehr gut, Ralf. Bin schon unterwegs.« Er klatschte in die Hände und wandte sich seinen Kollegen zu.

»Okay, los geht’s. Gustl, du beantragst bitte gleich den Durchsuchungsbeschluss für die Firma Haingruber und bestellst Hr. Merkheimer, den gefeuerten Prokuristen, für heute Nachmittag zur Vernehmung. Hans, du hörst dich mal in der Szene um und kriegst raus, welche blonde Bordsteinschwalbe sich am Jachthafen rumtreibt. Werner, du kannst gleich mit mir zur KT gehen, Ralf hat schon was für uns.«

Ralf Krüger empfing die beiden Kommissare mit einem lauten: »Hereinspaziert meine Herren.«

Er wandte sich an Kronfeld: »Also, die Explosion wurde auf jeden Fall absichtlich herbeigeführt und zwar mit einer Bombe, die hatte eine enorme Schlagkraft. Wie es aussieht, war der Sprengsatz selbstgebastelt und mit einem Zeitzünder ausgestattet. Wir haben Teile davon im See gefunden, die aber noch genauer untersucht werden müssen. Dann kann ich dir mehr erzählen.«

Er drehte sich zu Deininger.

»So und jetzt zum Einbruch. Die Alarmanlage hat deshalb nicht funktioniert, weil sie nur eine Attrappe ist. Es ist nicht zu fassen, da haben die Leute alles vom Feinsten, aber wenn´s um den Schutz ihrer Wertsachen geht, wird geknausert. Es gibt zwar noch einen Bewegungsmelder, aber der war nicht mal angeschlossen. So viel Dummheit gehört wirklich bestraft.« Er schüttelte den Kopf.

»Irgendwelche verwertbaren Spuren für uns?«, fragte Deininger.

»Ja, habe ich. Der Einbrecher war nämlich ein Dummkopf, er hat Fingerabdrücke am Fensterrahmen hinterlassen. Die werden gerade ausgewertet. Das Fenster zum Arbeitszimmer hat er einfach ausgehebelt und ist rein geklettert. Dabei hat er uns auch noch Abdrücke von seinen Schuhsohlen dagelassen. Seine Handschuhe hat er anscheinend erst angezogen, als er schon drin war. Da fanden wir nämlich keine Fingerabdrücke mehr. Der Safe war aufgebrochen und leergeräumt. Der war, wie gesagt, ein uraltes Modell. Um den zu knacken, hat wahrscheinlich ein Dosenöffner gereicht.«

»Konnte die Witwe Angaben zum Inhalt des Safes machen?«, fragte Kronfeld.

»Nein, angeblich wusste sie nicht, was drin war. Meinen Bericht kannst du gleich mitnehmen. Ich melde mich, wenn wir was Neues haben.« Krüger überreichte Kronfeld die Akte und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.

Zurück in der Zentrale schaute Deininger auf die Uhr.

»Mein Magen und meine Uhr sagen mir, dass es an der Zeit ist Mittagspause zu machen. Kommst du mit in die Kantine?«

»Eine bessere Idee hätte ich jetzt auch nicht haben können«, freute sich Korbinian.

Champagner zum Brunch

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