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Kommissar Kronfeld fand das vornehme Landhaus der Haingrubers in ›Karlshöhe‹ auf Anhieb. Ein Streifenwagen stand vor der Einfahrt. Die Beamten waren schon dabei, die Nachbarn zu befragen.

Die Haustüre stand offen und er ging, ohne anzuläuten, hinein. Schon in der Diele, die eher einem kleinen Vestibül glich, zeugte die erlesene Einrichtung von Reichtum und gutem Geschmack.

Zwei Mann von der Spurensicherung waren in ihren weißen Schutzanzügen im Eingangsbereich beschäftigt. Kronfeld winkte ihnen zu und einer der beiden sagte: »Da hinten, zweite Tür links.«

Dort befand sich das Arbeitszimmer von Dieter Haingruber, wo drei weitere Mitarbeiter der Spurensicherung bei der Arbeit waren. Er begrüßte die Kollegen, sah ihnen kurz bei der Arbeit zu und fragte dann: »Wo ist die Dame des Hauses?«

»Im Wohnzimmer«, sagte Ralf Krüger, mit dem Daumen hinter sich deutend, im Vorbeigehen. Krüger, ein Freund von Kronfeld und außerdem Chef der Spurensicherung, ließ es sich nicht nehmen, höchstpersönlich an den Tatorten zu erscheinen. Er liebte seinen Beruf und fand die Arbeit auch nach über 20 Dienstjahren noch aufregend und spannend.

»Morgen Ralf, kannst du mir schon was sagen?«

»Morgen Korbinian«, Krüger blieb stehen, »ja, kann ich. Offensichtlich hat der Einbrecher etwas Bestimmtes gesucht, es wurde nur der Schreibtisch im Arbeitszimmer durchwühlt und der Safe ist aufgebrochen. Im Haus sind jede Menge Wertgegenstände, die haben den Kerl aber wohl nicht interessiert«, sagte er und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.

»Sieht nach Auftrag aus«, rief er Kronfeld noch über die Schulter zu, als dieser sich schon auf dem Weg zum Wohnzimmer befand.

Frau Haingruber saß blass auf einem der drei Sofas, die vor dem offenen Kamin gruppiert waren und zerknüllte nervös ein Taschentuch in ihren Händen. Sie war etwa Mitte fünfzig, elegant gekleidet und machte einen sehr gepflegten Eindruck.

Kronfeld schaute sich kurz um. Der große Raum sah aus wie das Prunkzimmer eines Schlosses. Für seinen Geschmack etwas zu klotzig und total übertrieben, wenngleich die Möbel sicher ein Vermögen gekostet hatten.

Neben der Hausherrin stand eine kleine, unscheinbare Frau mittleren Alters. Sie kam mit forschen Schritten auf den Kommissar zu und stellte sich vor: »Emmi Neumann. Guten Tag, Ich bin die Haushälterin.«

»Kommissar Kronfeld, grüß Gott«, sagte der Ermittler höflich und lächelte sie an. Dann wandte er sich der Sitzgruppe zu.

»Frau Haingruber?«, sprach er die Dame an, »können Sie mir ein paar Fragen beantworten?«

Sie blickte ihn leicht verwirrt an und sagte weinerlich: »Was geht hier eigentlich vor? Gestern hat man unsere Jacht in die Luft gejagt, mein Mann ist verschwunden und heute Nacht der Einbruch. Ich kann mir das alles nicht erklären.«

»Sie haben also den Einbruch heute früh selbst entdeckt?«

»Jaja, das hab ich doch schon am Telefon gesagt. Jemand ist ins Haus eingebrochen und hat uns bestohlen.«

»Können Sie mir mehr zu dem Einbruch sagen? Haben Sie in der Nacht irgendetwas gehört oder ist etwas Ungewöhnliches vorgefallen?«, begann Kronfeld seine Befragung.

»Nein, natürlich habe ich nichts gehört«, sagte sie gereizt, »ich habe fest geschlafen und war heute früh völlig überrascht und total schockiert, als ich das Durcheinander im Büro meines Mannes entdeckte.«

»Warum gingen Sie denn in das Arbeitszimmer? Was wollten Sie da?«

»Nichts wollte ich da, die Tür stand einen Spalt offen, gestern Abend war sie aber zu. Da bin ich ganz sicher. Das hat mich stutzig gemacht und ich hab eben nachgesehen.«

»Haben Sie auch schon nachgesehen was gestohlen wurde? Oder können Sie sich vielleicht vorstellen, wonach der Einbrecher gesucht hat?«

»Keine Ahnung. Ihre Leute wollten, dass ich hier warte, bis sie mit der Arbeit fertig sind. Oh Gott, wo ist bloß mein Mann.« Sie rang verzweifelt die Hände. »Er wird sich fürchterlich aufregen wenn er sieht, was hier los ist.«

»Frau Haingruber«, sagte der Kommissar eindringlich, »gestern ist die Jacht ihres Mannes in die Luft gejagt worden und womöglich war er zu dem Zeitpunkt an Bord. Es könnte etwas Schreckliches geschehen sein. Sind Sie sich darüber im Klaren?«

Als sie sich abwandte, sprach der Kommissar weiter: »Sie haben gestern ausgesagt, dass Sie Ihren Mann am Samstag zum letzten Mal gesehen haben. Sind Sie ganz sicher, dass er auf das Boot wollte? Vielleicht hatte er ja noch wo anders eine Verabredung?«

»Aber ja…, ich meine nein…, also Sie bringen mich ganz durcheinander. Ich nahm jedenfalls an, dass er auf sein Boot gegangen war. Er ist ja fast jedes Wochenende dort. Das hab ich doch gestern schon ihren Kollegen gesagt. Wann immer er Zeit hat, zieht sich mein Mann auf seine Jacht zurück um Ruhe zu finden. Er hat so viele geschäftliche Termine, da braucht er das um Stress abzubauen und neue Kraft zu tanken, sagt er immer.«

Sie stand auf, ging zum Fenster und meinte nachdenklich: »Aber vielleicht hatte er doch noch einen anderen Termin und hat nur vergessen, es mir zu sagen.«

»Gehen Sie denn niemals mit auf die Jacht?« wunderte sich Kronfeld.

»Nein verdammt nochmal. Hören Sie nicht zu? Er will dort allein sein und seine Ruhe haben. Ich brauch jetzt erst mal frische Luft«, sagte sie verärgert, drehte sich um und ging hinaus auf die Terrasse.

»Frau Neumann«, wandte sich Kronfeld an die Haushälterin, »haben Sie letzte Nacht irgendetwas mitgekriegt?«

»Nein, ich wohne ja nicht hier.«

»Aha, und wann sind Sie heute früh ins Haus gekommen?«

»Wie jeden Tag um sieben Uhr.«

»Jeden Tag?«, fragte Kronfeld erstaunt.

»Ja. Sehen Sie Herr Kommissar, ich lebe allein und ich bin froh, dass ich diesen Job habe. Da macht mir eine Sieben-Tage-Woche nichts aus. Ich gehe ja auch schon am frühen Nachmittag wieder nach Hause. Abends brauchen mich die Herrschaften nicht.«

»Und worin genau besteht Ihre Tätigkeit?«

»Zuerst bereite ich den Herrschaften das Frühstück, anschließend räume ich auf und koche das Mittagessen. Ich selbst darf auch hier essen. Und wenn ich in der Küche mit dem Abspülen fertig bin, gehe ich heim. Da ist es meistens so gegen zwei Uhr nachmittags.«

»Stehen die Herrschaften am Wochenende auch immer so früh auf?«

»Herr Haingruber schon, er geht zwar am Wochenende nicht in die Firma, aber zu Hause bleibt er auch selten. Frau Haingruber schläft normalerweise länger. Aber heute war sie schon auf, als ich kam. Das hat mich eigentlich ziemlich gewundert.«

»Und warum sie heute früher dran war, hat sie nicht gesagt?«

»Nein, sie kam mir gleich ganz aufgelöst entgegen, als ich hereinkam und hat mir von dem Einbruch erzählt. Kurz darauf waren auch schon Ihre Leute da.«

»Wie lange arbeiten Sie schon bei den Haingrubers?«, wollte der Kommissar noch wissen.

»Oh, das sind mittlerweile acht Jahre«, sagte sie und lächelte ihn an.

»Dann kennen Sie die beiden doch einigermaßen. Wie war denn die Ehe so?«

»Ach, ich weiß nicht. Die große Liebe war es sicher nicht«, nachdenklich schaute sie zur Terrassentür, »oder vielleicht nicht mehr. Gelegentlich haben sie auch gestritten. Ansonsten gingen sie ziemlich förmlich miteinander um. Aber vielleicht ist das nach so vielen Ehejahren normal?«

»Das habe ich bisher noch nicht herausgefunden«, seufzte der Kommissar.

»Korbinian, kommst du bitte mal kurz.« Ralf Krüger stand in der Tür und deutete mit einer Kopfbewegung Richtung Arbeitszimmer. Kronfeld folgte ihm dorthin.

»Schau mal«, fing Krüger an, »hier am Fenster haben wir Einbruchspuren. Es gibt zwar eine Alarmanlage, die hat aber nicht funktioniert. Warum nicht, müssen wir noch rausfinden. Der Safe ist aufgebrochen worden. Altes Modell, dürfte für einen Fachmann nicht schwer gewesen sein. Wenn du mich fragst, hat der Täter Unterlagen gesucht und wahrscheinlich auch gefunden. In den anderen Zimmern deutet nichts auf einen Diebstahl hin.«

»Danke Ralf. Dann schicke ich euch gleich die Dame des Hauses, vielleicht kann sie feststellen, was gestohlen wurde. Ich fahr jetzt erst mal zum Tatort an den See. Wenn ich nicht im Büro bin, leg mir den Bericht bitte auf meinen Schreibtisch.«

Frau Haingruber stand noch auf der Terrasse und rauchte hektisch eine Zigarette, als der Kommissar ins Wohnzimmer zurück kam. Er blieb stehen und schaute sie durch die Glastür an. ›Für ihr Alter sieht die Dame noch sehr gut aus,‹ dachte er bei sich ›blond, sportliche Figur, allerdings reichlich nervös, was aber auch verständlich ist‹.

Dann trat er zu ihr auf die Terrasse.

»Frau Haingruber, würden Sie bitte ins Arbeitszimmer gehen und soweit es Ihnen möglich ist überprüfen, was gestohlen wurde?«

»Ich weiß doch nicht, was mein Mann im Safe hatte. Wie soll ich da wissen, was fehlt«, sagte sie aufbrausend und kehrte ihm den Rücken zu.

Er griff in seine Jackentasche und überreichte der Frau seine Visitenkarte.

»Noch wissen wir nicht, was mit Ihrem Mann ist. Vielleicht geht es ihm ja gut. Hier ist meine Telefonnummer. Bitte rufen Sie mich an, wenn sich Ihr Mann meldet oder nach Hause kommt.«

Sie drehte sich zu ihm und schaute ihn traurig, mit Tränen in den Augen an.

»Hoffentlich ist er bald wieder da«, fügte sie noch etwas kleinlaut hinzu.

Champagner zum Brunch

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