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Am Montagmorgen strahlte die Sonne bereits am Himmel, als Hauptkommissar Korbinian Kronfeld in die Dienststelle fuhr. Der übliche Stau, den der morgendliche Berufsverkehr täglich mit sich brachte, konnte ihn heute nicht im Mindesten aufregen. Erst gestern war der sportliche Endvierziger von einem wohlverdienten Urlaub in die Stadt zurückgekommen. Er verbrachte seine freien Tage stets in den nahegelegenen Bergen. Ein Bekannter besaß dort eine kleine Hütte, die er dem Freund zur Verfügung stellte. Dort streifte Kronfeld den ganzen Tag in freier Natur umher und ging seinem Hobby, der Fotografie, nach. Er liebte die Einsamkeit in den Bergen. Er liebte aber auch den gemütlichen Dorfgasthof mit seinem schattigen Biergarten. Dort pflegte er abends einzukehren. Die einheimischen Stammgäste des Gasthofs zählten schon seit langem zu seinen Freunden und er saß oft mit ihnen bis in die Nacht hinein am Stammtisch.

Gut gelaunt vor sich hin pfeifend und voller Tatendrang ging Kronfeld durch die breite Eingangstür des Polizeipräsidiums. Im Flur begegnete er seinem Freund und Kollegen Werner Deininger vom Einbruchsdezernat.

»Na, alter Bergfex, wieder zurückgefunden ins Tal?«, begrüßte ihn dieser.

»Hallo Störtebeker«, erwiderte Kronfeld lachend. Deininger war begeisterter Segler und wurde von allen nur Störtebeker genannt. »Ich find immer zurück in die Stadt, das weißt du doch, aber irgendwann kauf ich mir selbst eine Hütte und bleib oben am Berg, darauf geb´ ich dir mein Wort. Wie sieht´s aus? Heute Abend Stammtisch im Biergarten?«

»Sowieso«, sagte Deininger, winkte und ging davon.

Auch wenn sie ihre Freizeit mit gegensätzlichen sportlichen Aktivitäten verbrachten, war der Besuch des Biergartens eine Leidenschaft, die sie gern gemeinsam genossen.

Als Kronfeld seine abgewetzte Aktentasche auf den Schreibtisch in seinem Büro legte, fiel sein Blick auf einen handgeschriebenen Zettel, darauf stand ›Erwarte Sie sofort bei mir, Lackner‹.

Kriminalrat Lackner war Kronfelds Vorgesetzter. ›Naja, das Verbrechen macht halt keinen Urlaub‹, dachte Kronfeld. Er verzichtete auf seinen obligatorischen Dienstantrittskaffee und machte sich auf dem Weg zum Chef.

»Guten Morgen, gut dass Sie zurück sind Kronfeld, ich habe gleich einen neuen Fall für Sie«, begrüßte der Chef den Kommissar. »Wie war übrigens der Urlaub?«, fragte Lackner noch der Höflichkeit halber.

Da Kronfeld wusste, dass der Chef sicher keine Einzelheiten hören wollte, sagte er nur knapp: »Schön, friedlich und zu kurz.«

»Na dann kann´s ja wieder mit voller Kraft losgehen. Der Fall ereignete sich vorletzte Nacht am Wiedsee. Die Jacht von Dieter Haingruber, dem Tabakgroßhändler, ist in die Luft gejagt worden. Auf den ersten Blick sieht es nach Versicherungsbetrug aus. Allerdings könnten wir es auch mit Mord zu tun haben. Laut Aussage der Ehefrau hat Haingruber am Samstagmorgen das Haus verlassen und ist seither nicht mehr aufgetaucht. Andererseits haben wir noch keine Leiche gefunden«, erzählte Lackner, »die Berichte der Aussagen von den Leuten am Campingplatz und von einer ersten Befragung im Jachtclub habe ich hier.« Er überreichte Kronfeld die Handakte. »Die ersten Ermittlungsergebnisse von der KTU sind auch schon dabei.«

»Der Haingruber?«, fragte Korbinian Kronfeld. Er nahm die Akte in Empfang und schaute seinen Chef erstaunt an, »Multimillionär und Großkotz?«

Lackner schaute ihn mit einem leichten Lächeln von der Seite an. Als Chef der Kriminalpolizei genoss er ein hohes Ansehen und wegen dieser Stellung erhielt auch er gelegentlich Einladungen zu den Veranstaltungen der sogenannten ›High Society‹. Allerdings machte er sich nicht viel aus dieser Gesellschaft. Die Herrschaften waren ihm zu versnobt.

»Über seine Charaktereigenschaften möchte ich mich nicht äußern, aber vielleicht spielen die bei dem Fall sogar eine Rolle?«, meinte Lackner lakonisch, »finden Sie raus, womit wir es hier zu tun haben. Ich erwarte morgen Ihren ersten Bericht.«

Das Unternehmen Haingruber kannte jeder in der Stadt. Es war vom Vater des jetzigen Inhabers gegründet worden. Den Anfang hatte der Geschäftsmann mit einem Bahnhofskiosk gemacht, den er mit seiner Frau betrieb. Es dauerte nicht lange, da eröffnete er seine erste Filiale, ein kleines Geschäft mit Tabakwaren und Zeitungen. Die zweite Filiale war schon ein etwas größerer Laden, dann kamen die dritte, vierte und fünfte Filiale. Schließlich gründete er sein Großhandelsunternehmen. Der ehrgeizige Aufsteiger erwarb im Gewerbegebiet der Stadt ein großes Grundstück, baute dort ein riesiges Lagerhaus und ein eigenes Bürogebäude.

Als er schließlich vor Jahren seinem Sohn Dieter die Firma übergab, war durch seine außergewöhnliche Geschäftstüchtigkeit und hervorragenden geschäftlichen Verbindungen ein stattliches Unternehmen entstanden.

Und der inzwischen 60-jährige Haingruber Junior verstand es ausgezeichnet, die geschäftlichen Beziehungen zu nutzen, die Firma weiter auszubauen und die Umsätze noch zu steigern. Allerdings hatte er den Ruf, ein knallharter Geschäftsmann zu sein und wenn es sein musste, über Leichen zu gehen.

Zurück in seinem Büro setzte sich Kommissar Kronfeld an seinen Schreibtisch und studierte die Berichte. Es war in der Nacht von Samstag auf Sonntag passiert, ziemlich genau um Mitternacht. Er überflog kurz die Zeugenaussagen.

Dann las er die Aussage der Ehefrau. Die Beamten hatten am Sonntagmorgen das Schiff anhand der Wrackteile identifiziert und Name und Adresse des Schiffseigners im Jachtclub erfahren. Am späten Vormittag suchten die Polizisten dann die Adresse des Mannes auf, trafen dort aber nur seine Ehefrau an.

Nachdem ihr berichtet wurde, was geschehen war, gab Frau Haingruber an, ihr Mann wäre am Samstag allein zum Segeln gefahren. Seitdem habe sie nichts mehr von ihm gesehen oder gehört. Dass ihr Mann in der Nacht nicht nach Hause gekommen war, wunderte sie nicht, es kam öfters vor, dass er auf dem Schiff übernachtete. Warum die Jacht nicht ordnungsgemäß am Steg vertäut war, sondern in einer einsamen Bucht ankerte, konnte sie nicht erklären.

Der Bericht der kriminaltechnischen Untersuchung war noch sehr dürftig. Man hatte bisher immerhin mit Sicherheit festgestellt, dass eine gewaltige Detonation stattgefunden hatte. Die vorläufige Vermutung ging davon aus, dass im Inneren des Schiffes eine Bombe explodiert war, die die Jacht völlig zertrümmerte. Im Wasser schwamm jede Menge Kleinholz, was die Aufgabe der Kriminaltechniker nicht gerade einfach machte. Aber die Sachverständigen arbeiteten weiterhin beharrlich und fieberhaft am Tatort.

Nachdenklich schaute Kronfeld aus dem Fenster. Wenn der Mann auf dem Boot gewesen war, würde man seine Leiche sicher bald irgendwo im See finden. Wenn nicht, musste er ja irgendwann wieder auftauchen.

Er beschloss, erst mal in die Kantine zu gehen. Ohne Wurstsemmel und Kaffee zum Frühstück konnte er sich nicht konzentrieren. Er hasste es, unterwegs schnell eine Kleinigkeit zu essen, wie es einige der Kollegen taten. Bei ihm löste das nur schlechte Laune und Stress aus.

Nach seinem Imbiss, auf dem Weg zum Parkplatz, entschied er, die Ermittlungen mit der Befragung von Frau Haingruber zu beginnen. Anschließend wollte er zum See rausfahren und den Tatort besichtigen.

Als er gerade in sein Auto stieg, ertönte der Klingelton seines Handys. Der Chef war dran.

»Hören Sie Kronfeld. Frau Haingruber hat gerade angerufen. Sie hat einen Einbruch in ihre Villa gemeldet, der wohl letzte Nacht passiert ist. Die Streifenbeamten sind schon dort und die Spusi ist auch schon unterwegs.«

»Ich bin gerade auf dem Weg zu ihr«, bestätigte Kronfeld und fuhr los.

Champagner zum Brunch

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