Читать книгу Die subjektive Verfassung und ihre Erörterung - Philipp Ursus Krautschneider - Страница 10
5. Das Privateigentum
ОглавлениеZumal die Demokratie prinzipiell ja zunächst nur die Beziehungen der Menschen zueinander unmittelbar regelt, besteht eines der ersten Probleme jedes solchen Zusammenschlusses darin, wie Sachen behandelt werden sollen (siehe Kapitel 4). Wenn man das Problem der Güterverteilung nicht vernünftig löste, so erwüchsen und eskalierten laufend überall Konflikte über die Gegenstände, deren Nutzung den Menschen dort gerade einmal sinnvoll vorkommt, und damit könnten kein Recht und kein Staat wirklichen Bestand haben (etwa im Sinne von positiven Normen – siehe Kapitel 3).
Also erfand der Mensch das Eigentum, das prinzipiell jede spezielle Sache mit den Mitteln des Rechts einem bestimmten Menschen, dem Eigentümer, zum exklusiven Gebrauch zuordnet. Alle anderen Menschen, die nicht Eigentümer sind, werden durch die Institution des Eigentums ausgegrenzt, das heißt verpflichtet, ohne Weiteres von der Nutzung der betreffenden Sache Abstand zu nehmen.
Zumal die Güterverteilung ursprünglich wohl zu »holprig« war und die Bedürfnisse der Menschen bei weitem keine hinreichende Befriedigung erfahren konnten, wurden im Lauf der menschlichen Geschichte dazu verschiedene Zahlungsmittel (= Geld) erfunden, deren grundsätzlicher Zweck in der Ermöglichung des Austausches der Güter, das ist der Handel, begründet ist. Geld selbst ist insofern das abstrakte, quantifizierte Eigentum.
Jede mögliche oder sinnvolle Verwendung jeder erdenklichen oder vorhandenen Sache objektiv-rechtlich vorzuschreiben alleine wäre ein Aufwand, der in der Dynamik der realen Welt unfassbar groß erscheint. Auch aus diesem Grund hat sich im ausgelaufenen 20. Jahrhundert die einfache Form des Privateigentums gegenüber anderen Eigentumsformen klar durchgesetzt.
Die Güterverteilung durch das Privateigentum nennt man bezogen auf die Gesellschaft Kapitalismus. Der Kapitalismus ist im 21. Jahrhundert weitgehend globalisiert, das heißt, wenn man in einem Staat auf der Welt viel Privateigentum hat, man diesen Reichtum grundsätzlich auch in jeden anderen Staat exportieren kann – die Zuordnung des Vermögens ändert sich praktisch nur durch den Handel, womit sich die Wirtschaft beschäftigt, und in gewissem kleineren Rahmen durch die Bezahlung von Steuern und Abgaben.
Der Kapitalismus ist mitnichten perfekt, sondern sorgt laufend für weitere Probleme. 2011 bewiesen Joseph E. Fargione et al. mit dem sogenannten Fargione-Integral, dass die vorhandenen Güter sich über einen bestimmten Zeitraum deterministisch immer in den Händen weniger Superreicher konzentrieren (https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0020728#aff1). Dadurch sorgt der Kapitalismus selbst, wenn man nicht politisch eingreift, für sein Scheitern.