Читать книгу Eine Schule ohne Noten (E-Book) - Philippe Wampfler - Страница 8
… und an Elite-Unis in den USA
ОглавлениеMedizinische und juristische Fakultäten an Elite-Universitäten in den USA haben aufgehört, Leistungen von Studierenden zu benoten.[5] Sie verwenden stattdessen ein einfaches System, das auf der Unterscheidung bestanden/nicht-bestanden beruht (wobei Studierende sehr selten Kurse nicht bestehen), teilweise gibt es zusätzlich noch Auszeichnungen für herausragende Leistungen.
Die Universitäten reagieren damit auf zwei Einsichten: Erstens haben Noten und die damit verbundene Vergleichbarkeit von Studierenden auf dem Berufsmarkt zu einem hohen Druck geführt, der zahlreiche Krisen und hohe Suizidraten ausgelöst hat. Entsprechend hat die Ausbildung der Studierenden darunter massiv gelitten. Zweitens haben die Verantwortlichen eingesehen, dass es für die Tätigkeit von Ärztinnen und Anwälten keine Bedeutung hat, wie die Noten in einem Einführungskurs zu Biochemie oder römischem Recht ausfallen. Entscheidend ist, ob die Studierenden die entscheidenden Lernschritte bewältigt haben, ob sie qualifiziert sind.
Das zweite Beispiel zeigt: Qualifikationen sind nicht nur von Bewertungen unabhängig – Noten belasten Lernprozesse.
Verbindet man diese Beispiele miteinander, so zeigen sich deutliche Tendenzen: Bei Kindern und professionellen Erwachsenen wird ersichtlich, dass Bewertungen Lernprozesse von dem ablenken, was im Zentrum der Bemühungen von Bildungsinstitutionen stehen sollte. Alternativlos erscheinen Noten nur noch in Zwischenphasen. Warum eigentlich? Weshalb ist so undenkbar, dass ältere Kinder und Jugendliche ohne Notendruck lernen, wenn das doch in jeder anderen Lebensphase nicht nur möglich, sondern geradezu selbstverständlich ist?
Die folgenden Fallbeispiele zeigen, dass es auch für das notenfreie Lernen älterer Schülerinnen und Schüler aktuell bereits funktionierende Formen gibt.