Читать книгу Flow – Fotografieren als Glückserlebnis - Pia Parolin - Страница 14

1.4AN WEN IST DAS BUCH GERICHTET?

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Das Buch richtet sich an alle Menschen, die fotografieren, und auch an jene, die über das Fotografieren schreiben. Täglich fotografierende Profis können das Buch ebenso nutzen wie Menschen, die nur im Urlaub oder am Wochenende zu ihrer Kamera greifen. Besonders wenn du in einer Kreativitäts-Sackgasse steckst, kann dich dieses Buch motivieren, in neue Richtungen zu denken und dich weiterzuentwickeln.

Es ist ein Leitfaden, um den Zustand des Flows zu erkennen, zu verstehen, seine Herbeiführung zu trainieren und abrufbar zu machen. Die Hauptidee ist, ihn für die Entwicklung deiner Fotografie einzusetzen. Ob du eine Landschaft oder ein Stillleben fotografierst, an einem Fotoprojekt mit einem Model oder einer Hochzeit arbeitest, ob du auf der Straße nach passenden Situationen jagst: Der Flow stellt sich bei jedem kreativ Schaffenden ein.

Dabei steht das hedonistische Erleben im Vordergrund. Es geht darum, deine Fotografie mit Optimierung und Spaß auf ein höheres Niveau zu bringen.

Dir wird vielleicht auffallen, dass die Verben »sollen« und »müssen« recht häufig auftauchen. Vielleicht denkst du jetzt: »Ich will nicht müssen, ich möchte nicht sollen. Und schon gar nicht in meiner Freizeit, bei meinem Hobby.« Für kreative Menschen, die das Lockere, Neuartige suchen, sind Substantive wie Optimierung und Steigerung mitunter ein rotes Tuch.

Aber selbst bei völlig frei gelebter Kreativität drehst du dich vielleicht irgendwann im Kreis. Es kommt der Moment, in dem du zwar ganz frei bist und nach Neuem suchst, aber es kommt nichts. Und auch das fröhliche Glückserlebnis bleibt dann aus.

Nun könntest du sagen, sich im Kreis zu drehen sei ja auch eine Bewegung. Sie ist aber nicht zielführend. Statt dich im planlosen Knipsen zu wiederholen, wirst du durch Konzepte und Fragen angeregt, deine Herangehensweise klarer zu definieren und eine Steigerung deiner Fotografie zu erreichen.

Wie beim Erklimmen einer Sanddüne ist der Weg zum tollen Foto in mehrere Abschnitte unterteilt. Leichtigkeit und Freude werden von komplizierteren Wegabschnitten unterbrochen. Der Flow-Zustand überbrückt diese aber so, dass du sie leicht meisterst. Das ist die eigentliche Kraft des Flows.


1–8 Das frei zugängliche Treppenhaus des Sprinkenhofs in Hamburg hat eine interessante Treppe im Inneren. Die gebildete Spirale symbolisiert ein Sich-im-Kreis-Drehen, bei dem du dich aber auch aufwärtsbewegen kannst.

Vielfalt. Ich lasse sehr viel eigene Erfahrung und Beobachtungen in dieses Buch mit einfließen. Ich bin mir aber auch bewusst, dass ich mit meinem Wesen nur eine kleine Gruppe von Menschen repräsentiere und sehr viele Leser gar nicht. Freunde bezeichnen mich als extravertierten, lauten, strahlenden, sozialen Menschen. Ich habe aber auch sehr introvertierte Momente. Am liebsten fotografiere ich allein und kann ganz schön eigenbrötlerisch sein. Ich stehe gerne früh auf und lache dem Tag entgegen. Ich würde mich als organisiert, planend, effizient beschreiben. Vielleicht bist du das krasse Gegenteil. Oder irgendwo dazwischen. Das fällt aber nicht ins Gewicht.

Ich versuche Allgemeingültiges so aufzuzeigen, dass jeder Charaktertyp, jedes Individuum seinen eigenen Weg für sich finden kann. Alter, Beruf, Zeitbudget, kultureller Hintergrund, kreative Vorgeschichte und künstlerischer Anspruch – nichts davon schränkt dich ein, beim Fotografieren in einen Flow zu kommen. Einzige Bedingung: Du solltest bereit sein, dich Herausforderungen zu stellen.

»Die Tatsache, dass eine technisch fehlerhafte Fotografie gefühlsmäßig wirksamer sein kann als ein technisch fehlerloses Bild, wird auf jene schockierend wirken, die naiv genug sind zu glauben, dass technische Perfektion den wahren Wert eines Fotos ausmacht.«

Andreas Feininger

Der Fehlglaube an die Ausrüstung. Die technische Ausrüstung ist etwas Schönes. Es ist befriedigend, eine exzellente Kamera dein Eigen zu nennen, ein neues Objektiv zu kaufen, einen leistungsstarken Blitz zu besitzen. Deine Insektenaufnahmen sind vielleicht besser, wenn du ein hochwertiges Makroobjektiv benutzt.

Flow ist aber völlig unabhängig von der Art der Kamera. Von einer klassischen analogen Mittelformatkamera über digitale Geräte jeglicher Ausprägung bis hin zum Smartphone kannst du dich in einen Flow klicken. Dabei ist nur wichtig, dass du den Überblick über die Technik deiner Kamera besitzt. Denn nichts ist destruktiver, als voller Ideen in den Flow einzutauchen und dann an der Technologie hängen zu bleiben.

Eine bessere Kamera wird dich nur bedingt zu einem besseren Fotografen machen. Kreatives, Neues zu schaffen, ist ein anderer Anspruch und damit anders zu lösen, als ein Bild nach den Regeln der Kunst aufzubauen.

Rembrandts Bilder hängen nicht in den Kunstgalerien der Welt, weil sie rein technisch so genial sind. Sie sind vor allem künstlerisch und kreativ herausragend. Dazu kommt eine unanfechtbare Technik – aber in erster Linie fasziniert uns die Umsetzung seiner damals neuen Gedankengänge rund um den Lichteinfall und seine Studien mit ungewohnter seitlicher Beleuchtung der porträtierten Personen.


1–9 Das besondere Licht im Gemälde von Rembrandt mit dem seitlichen Lichteinfall auf den Lockenkopf wird von der Beleuchtung der erklärenden Kunstführerin widergespiegelt. Dieses Foto habe ich mit meinem Handy im Rijksmuseum in Amsterdam gemacht. Es ist absichtlich im Gesicht unscharf nachbearbeitet, da ich nicht möchte, dass man die Person erkennt. Es geht hier natürlich um die Anspielung auf die ähnliche Beleuchtung einer braungelockten Person.


1–10 Ich hatte das Glück, mehrere Tage in Champsaur zu verbringen. In diesem südfranzösischen Dorf lebte die berühmte amerikanische Fotografin Vivian Maier mehrere Jahre als Kind und kehrte als Erwachsene wieder dorthin zurück. Ich wurde in das Haus eines Hundertjährigen eingeladen. Er hatte zwar leider keine persönliche Erinnerung an Vivian Maier, doch viele der von ihr fotografierten Menschen kennt er. Er war Flieger und schrieb sein Leben lang alles auf, was ihm durch den Kopf ging. Hier zeigt er mir seine mathematischen Kalkulationen.

Flow – Fotografieren als Glückserlebnis

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