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VORWORT

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Über den Wert von Kunst wird viel sinniert, diskutiert, gestritten. Kunst wird auf sehr verschiedene Weise – oder auch gar nicht – verstanden. Aber ist Kunst nicht, in jeglicher Form, die vollendete Umsetzung menschlicher Kreativität?

Als begeisterter Fotograf bzw. begeisterte Fotografin versuchst du, dich mit deinen Fotos kunstvoll auszudrücken. Du gibst die Dinge fotografisch so wieder, wie du sie durch deine eigene Lebensbrille wahrnimmst. Du spürst Situationen, siehst Licht, entdeckst Nuancen, die anderen Menschen vielleicht verborgen bleiben.

Besonders erfreust du dich womöglich an den Bildern, die es schaffen, die von dir empfundene Stimmung wiederzugeben. Wenn du andere Menschen mit deinen Fotos berührst, überraschst, ist das Foto gelungen.

Aber wie können Fremde durch dein Bild eine Stimmung spüren? Wie kannst du mehr Kunst in deine Fotos einfließen lassen, sie auf ein höheres Niveau heben, deine künstlerische Ausdrucksform weiterentwickeln? Wie fließen Emotionen und Aussagen, die dir wichtig sind, zusammen?

Und wie kannst du letztendlich mit deiner Kunst in die Gesellschaft hineinwirken? Denn diese Kraft hat die Kunst. Sie kann durch eine völlig neue Art der Betrachtung und Umsetzung, mit ungeahnten Perspektiven und erstaunlichen Beleuchtungsweisen Menschen aufrütteln und Dinge bewegen.

Fotos, die so eine starke Wirkung ausüben, bleiben der Menschheit oft dauerhaft erhalten. Sie werden zu ikonischen Titelbildern oder hängen in einem Museum. So wird der Fotografierende unsterblich.

Vielleicht erhebst du keinen Anspruch auf Unsterblichkeit. Es macht dich sicher schon glücklich, deine Fotos in schönen, wenn auch vergänglichen Solo-Ausstellungen zeigen zu dürfen.

Aber da ist diese Sehnsucht nach Weiterentwicklung, der Wunsch, anspruchsvolle(re) Bilder zu machen. Statt konzeptlos herumzuknipsen, möchtest du vielleicht deinen Fotos mehr Seele geben, mehr Tiefe. Du gehst mit einer Idee los, möchtest eine Aussage treffen. Die kann auch ganz einfach sein: die Schönheit der Natur, das hektische Leben in der Stadt, bis hin zu philosophischen oder gesellschaftskritischen Analysen und Deutungen. Und da jeder eine Meinung hat und diese vielleicht fotografisch ausdrücken möchte, handelt dieses Buch davon, wie sich jeder Mensch zu einem Künstler oder einer Künstlerin entwickeln kann. Um niemanden zu diskriminieren, werde ich abwechselnd in der männlichen Form von »Künstler« und der weiblichen Form von »Künstlerin« sprechen. Ebenso wird bei Fotografen bzw. Fotografinnen und anderen Personengruppen verfahren. Die Sternchenform, die in ihrer Ansprache sicher noch umfassender ist, möchte ich aus Gründen der Lesefreundlichkeit nicht verwenden. Ich hoffe, dass sich dennoch alle Lesenden dieses Buchs angesprochen fühlen.


Ungeahnte Perspektive und erstaunliche Beleuchtungsweise? Ein trivialer Beton-Kai, wie hier in Monaco, kann durch den Bildaufbau und das Drama des Himmels zum Hingucker werden. Suche das Normale, Triviale, und versuche, durch spezielle Einstellungen Emotionen hervorzurufen. Hier habe ich die Belichtungskorrektur gnadenlos heruntergestellt (–1,7), um den dunklen Kontrasteffekt zu erreichen.

Aber zurück zur Kunst. Ich glaube fest, dass manche Menschen als Künstler oder Künstlerin geboren werden: Nichts außer der künstlerischen Ausdrucksform ist ihnen wichtig. Sie stellen sich auf eine (imaginäre) Bühne und füllen den Raum. Sie sprechen aus ihrem Innersten heraus, ohne dies aktiv ankurbeln zu müssen. Sie spüren von Anfang an, wo es langgeht, und gehen unbeirrt ihren Weg – es ist ihr innerstes Bedürfnis.

Aber dann gibt es jene, zu denen ich auch mich zähle, die sich das Künstlerische eben doch irgendwie erarbeiten müssen. Durch meinen Beruf als Forscherin entwickelte ich mich zu einem klar strukturierten, zielorientierten Menschen, der ich im Keim vielleicht schon von Geburt an war. Die jahrelange Formatierung meiner Herangehensweise, die auf Analyse und kühlem neutralem Blick beruht, blendet alles Emotionale und Irrationale aus.


Der Kunst. Ein Spiel mit den Deklinationen im Sinne der Universität Hamburg: DER Forschung, DER Lehre, DER Bildung.

Wie kann ich nun plötzlich Emotionen in den Vordergrund stellen? Wie Gefühle und Stimmungen in meine Kreativität einfließen lassen, die ich zuvor so lange in meiner Ausdrucksweise unterdrücken sollte?

Indem du deine persönliche Lebenserfahrung und Sichtweise einbringst, kannst du etwas Neues kreieren und daraus Kunst machen. Gleichzeitig verbesserst du deine Fotografie, weil sie tiefgründiger und somit interessanter wird. Du berührst und ergreifst den Betrachter deiner Fotos. Du lernst, dich auf das Spontane, Sensible zurückzubesinnen, dich zu trauen, zu einer kindlichen Freiheit des Geistes zurückzukehren – kurz, dich zu einer wahren Künstlerin, einem echten Künstler zu entwickeln.


Es ist eine Kunst, sich der Kunst zu widmen. Trau dich, hinter dem Vorhang des bisherigen Lebens hervorzutreten, einen neuen Weg einzuschlagen, der mehr auf Sensibilität und Emotionen, auf deiner Seele und dem Wunsch, etwas Neues zu schaffen, aufbaut. So wie dieser Pizzabäcker etwas scheu aus der Küche auf das bunte Treiben im Restaurant blickt, wartet da draußen eine faszinierende schillernde Welt, die sich darauf verlässt, was hinter dem Vorhang passiert: Wunderbare Gerichte werden hier mit Hingabe erschaffen.

Entwickle deine Fotografie!

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