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SenoExpert – ein einzigartiges Pilotprojekt in Europa

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Kernstück der Integrativen Onkologie in Essen ist eine in Europa bisher einzigartige Methode für Therapieempfehlungen. Sie hat das Ziel, jeder Patientin mit Brustkrebs eine auf ihre ganz individuellen Bedürfnisse ausgerichtete Behandlung zu ermöglichen – auf höchstem wissenschaftlichem Niveau.

Ein solches konzertiertes und individuell begründetes Vorgehen ist bislang nicht selbstverständlich. So werden zum Beispiel Therapieempfehlungen meist erst nach einer Operation getroffen. Der ideale Zeitpunkt für die Festlegung einer Behandlungsstrategie ist jedoch bereits unmittelbar nach der Diagnose. Dann bereits können der geplante chirurgische Eingriff und mögliche weitere Behandlungen wie eine Chemo- oder Antikörpertherapie sowie die Verordnung weiterer Medikamente wie etwa von Antihormonen in ihrer zeitlichen Abfolge festgelegt und optimal miteinander vernetzt werden. Wird das onkologische Vorgehen frühzeitig unter allen denkbaren Gesichtspunkten geplant, können oft nicht nur kosmetisch günstigere Methoden gewählt, sondern auch bessere Ergebnisse erzielt werden.

Die Frage zum Beispiel, ob eine Patientin von einer späteren Bestrahlung aller Voraussicht nach profitieren wird, beeinflusst bereits die Art der Schnittführung bei der Operation – um späteren Fibrosen (Gewebsverhärtungen) vorzubeugen. Dann sollte zum Beispiel auch auf die Einlage von Implantaten – zugunsten anderer Verfahren der Rekonstruktion – verzichtet werden. Auch kann es sinnvoll sein, eine Chemotherapie bereits vor der Operation (neoadjuvant) zu beginnen, um das Risiko von Metastasen zu senken. Dafür sollten eine genetische Beratung und die notwendigen Tests frühzeitig bedacht und angegangen werden.

Zu solch einem frühen Zeitpunkt individuell an die Patientin angepasste Therapieentscheidungen zu fällen erfordert eine andere – wesentlich präzisere und ausführlichere – Art der Datenerhebung und -analyse, als sie bisher die Regel ist. (siehe Kapitel: Brustkrebs)

Üblich ist, dass sich die Vertreter verschiedener Disziplinen, zum Beispiel Onkologen oder Brustkrebsspezialisten, Pathologen und Strahlentherapeuten, zu gemeinsamen Tumorkonferenzen treffen. Dort werden die aktuellen Fälle durchgesprochen – für jeden Patienten stehen dabei durchschnittlich zwei bis fünf Minuten zur Verfügung. Bei solchen Tumorkonferenzen kann keine genaue Analyse des einzelnen Falls auf der Basis der aktuellsten Daten stattfinden. Die getroffenen Entscheidungen beruhen meist auf dem – generalisierten – Wissensstand der Teilnehmer, und der ist häufig nicht der aktuellste, wenn allein zum Thema Brustkrebs monatlich bis zu hundert Artikel mit neuen Forschungsergebnissen erscheinen. Aus demselben Grund können auch die für Entscheidungen herangezogenen Leitlinien nicht ausreichend sein, da sie nur alle ein bis zwei oder sogar mehr Jahre überarbeitet und neu herausgegeben werden. Durch unsere aktuellen und umfangreichen Recherchen können wir 30 Prozent unserer Patientinnen noch zusätzliche Informationen geben, vor allem zu einem spezifischen Nebenwirkungsmanagement und möglichen Medikamenteninteraktionen, sodass die Behandlung individuell auf jede Patientin abgestimmt werden kann.

Umfangreiche Datenanalysen

Um für jede Patientin die individuell beste Lösung zu finden, müssen durch die Auswertung der Leitlinien, der Recherche neuerer Publikationen und der Klärung eventueller Zwischenergebnisse alle aktuell verfügbaren wissenschaftlichen Daten zur jeweiligen Patientengeschichte recherchiert und ausgewertet werden. Daneben kommen auch modernste molekularbiologische Prognoseinstrumente zum Einsatz, zum Beispiel Oncotype DX®, der Aussagen über das Risiko eines späteren Rückfalls (Rezidiv) erlaubt und letztlich Auskunft darüber gibt, ob die betroffene Patientin auf eine bestimmte Chemotherapie anspricht.

Am Zentrum für Senologie der Kliniken Essen-Mitte wird eine Datenbank mit den detaillierten Fallanalysen der dort vorgestellten Patientinnen aufgebaut: SenoExpert. Sie zeigt die jeweils aktuellste Studienlage zu den einzelnen Krankheitsgeschichten und ermöglicht dann, nach Abwägen aller Argumente, eine für die einzelne Patientin bestmögliche Therapieentscheidung. Die Naturheilkunde ist mit ihren Möglichkeiten der Stärkung und Symptomlinderung von Anfang an auf der Basis wissenschaftlicher Evidenz eingebunden.

So wird Akupunktur nicht nur verordnet, um Übelkeit und Erbrechen nach einer Operation oder Chemotherapie zu lindern, sondern auch, um zum Beispiel Hitzewallungen oder Knochenschmerzen unter einer antihormonellen Therapie zu bessern. Das sorgt dafür, dass viel weniger Patientinnen die Medikation abbrechen.

Die Ergebnisse der SenoExpert-Analysen werden in einer medizinischen Datenbank für weitere Recherchen und die Beantwortung wissenschaftlicher Fragestellungen hinterlegt. Gleichzeitig stehen die begründeten Therapieempfehlungen auch den niedergelassenen und weiterbehandelnden Ärzten zur Information und für die weitere Therapie zur Verfügung.

Über 60 Prozent aller Brustkrebspatientinnen aus den Kliniken Essen-Mitte nehmen an Studien teil und werden mit neuen Medikamenten behandelt. Eine solche wissenschaftlich fundierte Basis von Therapieentscheidungen, das zeigen Studien, verlängert das Leben: durchschnittlich um 10 Prozent.

Dieses wissenschaftlich orientierte, multidisziplinäre Vorgehen führt zu deutlich besseren Ergebnissen als Konzepte, bei denen die onkologische Therapie lediglich durch Empfehlungen einzelner naturheilkundlicher Sprechstunden ergänzt werden. Es fördert ein systematisches Vorgehen und die wissenschaftliche Begründung von Therapieentscheidungen sowohl vonseiten der onkologischen Disziplinen als auch im Bereich der Naturheilkunde. Diese höhere Therapiequalität führt für die Patientin zu mehr Lebensqualität, was die Compliance der Patientinnen stärkt. Das hilft nicht zuletzt dabei, dass auch insgesamt mehr Patientinnen überleben können.

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