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7 Machen Sie sich klar, wie man Dinge erledigt: Treten Sie bei den Ideen auf die Bremse; treten Sie bei der Umsetzung aufs Gas

Sind Sie je aus einem Brainstorming gekommen, völlig aufgekratzt wegen all der großartigen Ideen, nur um später zu erkennen, dass keine einzige Früchte getragen hat?

Den meisten Unternehmen mangelt es nicht an großartigen Ideen und großartige Ideen sind wichtig. Innovation ist wertvoll. Sie lässt uns auf Zack und wettbewerbsfähig bleiben. Außerdem ist es leicht und macht Spaß, sich über große Ideen zu ereifern. Nicht ganz so sexy ist es, sie umzusetzen. Und deshalb tun es diese Unternehmen allzu oft einfach nicht.

Die Neigung, die Umsetzung nicht zu erreichen, stellt ein Unternehmen vor große Herausforderungen. In einer Geschäftswelt, die immer komplexer wird und sich jeden Tag schneller dreht, ist es eine Überlebensfertigkeit, Ideen schnell und effektiv umsetzen zu können. Wettbewerber sind überall und Kunden sind extrem anspruchsvoll. Die Organisationen, die unter diesen herausfordernden Bedingungen gut abschneiden, sind diejenigen, deren Führungskräfte Umsetzung bevorzugen. Das heißt nicht, dass sie innovatives Denken zu verhindern suchen, sondern dass sie wissen, wie man Grenzen darum zieht und es operationalisiert.

Wenn große Ideen schnell und heftig fließen, gleicht der Versuch, sie alle zu verarbeiten, dem Trinken aus einem Feuerwehrschlauch. Die Menschen sind so überfordert, dass sie nicht alles aufnehmen und mit gar nichts weitermachen können. (Das gilt besonders für Kleinunternehmen, wo jeder so stark mit dem Alltagsgeschäft beschäftigt ist, dass nur wenig Zeit für etwas anderes bleibt.) Letztlich bearbeiten sie unzählige Dinge nur oberflächlich, anstatt sich einige herauszusuchen und diese wirklich gut zu erledigen.

Meiner Erfahrung nach ist die Organisation, die ein oder zwei Ideen auswählen und unerbittlich daran arbeiten kann, dass sie Früchte tragen, weitaus erfolgreicher als die Gruppe mit einer Million großartiger Ideen.

Das kann für die Mitarbeiter verwirrend sein. Natürlich denkt jeder, dass sein Boss großartige Ideen hören möchte. Ich habe gerade erst eine interessante Geschichte über eine neue Marketingchefin gehört, die Probleme mit dem CEO hatte. Im Kern ging es (ob Sie es glauben oder nicht) um all ihre großartigen Ideen. Was der CEO wirklich wollte, war jemand, der die grundlegenden Dinge umsetzen konnte, die der vorherige CMO nicht bewältigt hatte (wie zum Beispiel eine neue Homepage aufbauen).

Ideen sind wichtig, aber ihre Umsetzung ist wichtiger. Ich rate Unternehmen immer, bei den Ideen auf die Bremse zu treten und bei der Umsetzung aufs Gas. Das heißt nicht, dass man auf große Ideen insgesamt verzichten sollte. Es heißt, dass man sorgfältiger überlegen soll, welche man weiterverfolgt, um dann den Hauptfokus auf ihre Umsetzung zu legen. Es folgen einige Tipps, die hilfreich sein können:

Benchmarken Sie andere. Wenn schon jemand das Problem gelöst hat, besteht keine Notwendigkeit, das Rad neu zu erfinden. Vor einigen Jahren las ich einen Artikel im Harvard Business Review mit dem Titel »Imitation is More Valuable Than Innovation« (Imitation ist wertvoller als Innovation). Der Autor Oded Shenkar stellte heraus, dass knapp 98 Prozent des Wertes von Innovationen tatsächlich an diejenigen gehen, die sie imitieren.1 Denken Sie nicht, dass Sie der erste sein müssen, der ein Produkt auf den Markt bringt. Sie können sich viel wertvolle Zeit und Ressourcen sparen, wenn Sie es sich einfach zur Gewohnheit machen, von anderen zu lernen.

Üben Sie, Gelegenheiten zu erkennen und zu ergreifen. Erfolgreiche Führungskräfte sind gut darin, Gelegenheiten auszumachen und entsprechend zu handeln. Wenn wir darüber nachdenken, eine Gelegenheit beim Schopf zu packen, neigen wir oftmals dazu, uns das große Ganze auszumalen und uns bahnbrechende Ereignisse vorzustellen. Letztlich übersehen wir kleinere, alltägliche Chancen, etwas besser zu machen. (Sehr häufig stellen sich die wertvollsten Gelegenheiten als Probleme dar.) Sie denken vielleicht, dass diese kleinen Dinge keinen Unterschied machen, aber der Kumulationseffekt von vielen kleinen Dingen hat mit der Zeit erhebliche Auswirkungen, ganz abgesehen davon, dass diese kleineren Dinge oft viel leichter umzusetzen und zu maximieren sind.

Suchen Sie Zustimmung, nicht Konsens. Wenn wir auf eine neue Gelegenheit reagieren wollen, müssen wir normalerweise schnell und effizient handeln. Das heißt, dass wir oft nicht genug Zeit haben, um die Meinung jedes einzelnen zu ändern, bevor wir handeln. Wir können bei unserer Entscheidungsfindung keinen Konsens suchen. Stattdessen müssen wir Zustimmung suchen. Obgleich es gut (und notwendig) ist, Beiträge von Menschen innerhalb der Organisation zu sammeln, werden wir, wenn wir versuchen, es jedem recht zu machen, untergehen und es geschieht gar nichts.

Es wird immer Widerstand geben. Wenn Sie aber Menschen konsequent mit Respekt, Transparenz, Fairness und Erkenntlichkeit behandeln, erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass sie Ihre Entscheidung akzeptieren – selbst wenn sie persönlich anderer Meinung sind.

Wählen Sie einige große Ideen aus, die Sie weiterverfolgen wollen. Beginnen Sie nur mit zwei oder drei Ideen. Kein Unternehmen kann sich auf zu viele Dinge zugleich konzentrieren. Sie wollen, dass die größtmögliche Menge Hirnschmalz und Energie auf einige wenige, sehr entscheidende Projekte gerichtet wird, statt es dünn auf zu viele zu verteilen.

Denken Sie sorgfältig über die Abfolge nach. Welche große Idee sollte zuerst kommen? Häufig gibt es einen guten Grund, Idee 1 über Idee 2 zu stellen. Denken Sie darüber nach, bevor Sie das Projekt in Gang setzen. (Doch verfallen Sie nicht in eine Analyse‐Paralyse und warten Sie nicht auf perfekte Bedingungen. Irgendwann müssen Sie sich in den Verkehr einfädeln.)

Stellen Sie dieselben Überlegungen an, nachdem Sie ein Projekt ausgewählt haben und bereit sind, zu beginnen. Wie beim Hausbau muss man beim Umsetzen der Idee die Dinge in der richtigen Reihenfolge erledigen. Wenn Sie versuchen, zu viele Dinge auf einmal zu erledigen (oder in einer Reihenfolge, die keinen Sinn ergibt), wird das Projekt zu kompliziert und abgewürgt.

Denken Sie über die Prioritäten des Unternehmens und das Timing nach. Eine gute Idee zur falschen Zeit kann schnell zu einer schlechten Idee werden.

Bauen Sie kleine Siege ein, damit Sie in Schwung kommen. Starten Sie mit einem leicht zu erreichenden Zwischenziel, das Ihnen hilft, Fortschritte bei Ihrer ersten großen Idee zu machen. So schaffen Sie Vertrauen und Begeisterung. Kleine Siege führen zu größeren Siegen, die zu noch größeren Siegen führen.

Wer sind Ihre Antreiber? Es gibt einige Menschen, die einfach wissen, wie Dinge zu tun sind. Sie wissen wahrscheinlich sofort, wer diese Menschen in Ihrem Unternehmen sind. Sorgen Sie dafür, dass sie die Projekte leiten.

Verknüpfen Sie Leistungsüberprüfungen mit der Erledigung von Aufgaben. Ergebnisse zu belohnen und anzuerkennen (nicht bloß grobe Vorstellungen) sendet die Botschaft, dass die Umsetzung wichtiger ist als viel Gerede über das, was sein »könnte«. Setzen Sie den Projektleitern klare, objektive, messbare Ziele und gewichten Sie sie so, dass klar daraus hervorgeht, dass die Umsetzung allerhöchste Priorität hat. Wenn Menschen wissen, dass sie für etwas bewertet (und belohnt) werden, werden sie es mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit erledigen, als wenn sie einen vagen Arbeitsauftrag ohne Terminsetzung bekommen.

Halten Sie regelmäßige Meetings ab, um Fortschritte sicherzustellen. Durch diese »Überprüfungen« versichern Sie sich nicht nur, dass Ihre großen Ideen umgesetzt werden, sondern die Projektleiter bleiben auch fokussiert und motiviert. Sie zwingen die Menschen, Fortschritte zu zeigen. Außerdem geben sie Ihnen die Möglichkeit, den Kurs frühzeitig zu korrigieren, wenn sich herausstellt, dass etwas nicht so läuft, wie Sie es sich vorgestellt haben.

Klammern Sie sich nicht an Perfektion. Wenn man versucht, alles perfekt zu machen, erfolgt die Umsetzung langsamer und manchmal wird sie vollständig verhindert. Sie führt dazu, dass Menschen Fristen versäumen und zu viel Zeit darauf verwenden, an einem Projekt zu feilen, obwohl sie eigentlich schon mit dem nächsten beginnen müssten. Ich habe immer die Meinung vertreten, dass in den meisten Fällen 90 Prozent gut genug ist. Wenn man davon besessen ist, 100 Prozent zu erreichen, lässt der Schwung nach und man kommt vielleicht sogar zum Stillstand.

Feiern Sie Meilensteine auf dem Weg. Fortschritte ins Rampenlicht zu stellen hilft, in Fahrt zu kommen, und regelmäßig Erfolge zu genießen ist wichtig, um sinnstiftende Arbeit zu schaffen und damit die Mitarbeiter engagiert und zufrieden bleiben.

Über einen Prozess zu verfügen, um Menschen bei der Umsetzung von Ideen zu helfen, ist ausschlaggebend. Wenn Ihre Firma viele große Ideen hat, die nicht in Gang kommen, werden die Menschen zynisch. Sie glauben nicht, dass sich je wirklich etwas ändert. Ein derartiger Zynismus kann die Kultur wirklich herunterziehen.

Wenn Sie jedoch einen großen Sieg errungen haben, gewinnen die Menschen Vertrauen. Sie begeistern sich für die nächste Idee. Sie sind motiviert, sie zum Leben zu erwecken. Diese Energie und Begeisterung werden Teil Ihrer Kultur und, noch bevor Sie es wissen, ist der Fokus auf Umsetzung Teil Ihrer Unternehmens‐DNA. Dann geht die Post richtig ab – und Sie sind auf einem guten Weg zu einer dauerhaft leistungsstarken Organisation.

Anmerkun

1 Oded Shenkar, »Defend Your Research: Imitation Is More Valuable Than Innovation,« Harvard Business Review, April 2010, https://hbr.org/2010/04/defend-your-research-imitation-is-more-valuable-than-innovation.

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