Читать книгу Eine Schlange in der Dunkelheit - R. B. Landolt - Страница 8
ОглавлениеCarlucci
Wer bist du? flüstert eine Stimme in der Dunkelheit.
Aus einer schmalen Luke fällt dämmriges Licht auf den Boden. Auf einem Bett in der Ecke kauert ein Mann, mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Von Zeit zu Zeit streicht er vorsichtig über die Schläfe, verzieht schmerzhaft das Gesicht.
Wer bist du?
Der Mann hebt den Kopf, blinzelt aus erschöpften Augen. Ein kaum wahrnehmbares Lächeln streicht um seinen Mund. Du weißt es, murmelt er durch zusammengebissene Zähne …
Ein kurzes Flackern, das Bild verdunkelt sich, zerfließt … Eine Eruption aus Licht, Sonne, Farben … Der Mann steht am Wegrand, immer noch bleich, dünn, doch deutlich kräftiger. In seinen Augen steht neue Hoffnung. Er trägt ein schmales Bündel über der Schulter. Eine kleine zarte Frau steht neben ihm, die Hand auf seinem Arm. Du wirst sie finden, murmelt sie nach langem Schweigen. Geh in den Süden … Der Mann wendet den Kopf , nickt.
Pass auf, flüstert sie. Der Schatten ist nahe … Er ist böse …
Jaco erwachte langsam und widerstrebend aus seinem Traum. Etwas hatte ihn geweckt, ein Geräusch, eine Stimme in weiter Ferne. Mit der Hand langsam über seine Augen streichend, versuchte er, sich zu erinnern, doch da war nichts mehr. Alle Einzelheiten, die Momente zuvor noch klar und lebendig gewesen waren, hatten sich verflüchtigt. Missmutig streckte er einen Arm unter der Decke hervor und zog den Vorhang zur Seite. Mit den Zeigefingern strich er sich den Schlaf aus den Augen und blinzelte in die verschmutzte Fensterscheibe, wo sich verschwommen sein Gesicht spiegelte. Ihm schien, dass das, was ihm entgegenblickte, nicht besonders attraktiv war. Das Gesicht war zu schmal und zu eckig, die Wangen zu mager, das Haar zu lang und hätte längst geschnitten werden sollen. Von der dunklen Haut gar nicht zu sprechen. Kein Wunder, dass ihn die Einheimischen Zigeuner nannten. Wahrscheinlich hatten sie sogar recht. Ein paar Sekunden betrachteten sich Original und Spiegelbild voller Argwohn, dann streckte er sich selbst die Zunge heraus, zog das Fenster auf und beugte sich hinaus.
Der Nebel war überall. Durch die weiße Brandung schimmerte, wie ein runder kraftloser Klecks, die Sonne. Nur einige Felstürme leuchteten am Horizont, und in der Ferne ragte das Gebirgsmassiv empor, hell und wuchtig in der Morgensonne glänzend. Von der Stadt war nichts zu erkennen; sie schien versunken zu sein, hatte vielleicht nie existiert, und das wäre wohl auch besser gewesen. Eine Bö zerzauste die weißen und grauen, sich unablässig bewegenden und zerfließenden Schwaden, trieb sie vor sich her wie eine Herde weißer Schafe. Aus dem Nebel stachen nun, versunkenen Galeeren gleich, die Umrisse der obersten Häuser, und dazwischen, hell und spitz, der Kirchturm, daneben der Friedhof, der sich an die Kirchenmauern klammerte.
Seine Gedanken wanderten zu einer moosüberwachsenen Mauer, an deren Fuß die Gräber der Fremden lagen, die das Pech gehabt hatten, ausgerechnet an diesem ungastlichen Ort ihren letzten Seufzer zu tun. Inmitten der Erdhügel ragte ein Stein hervor, schimmernd wie schwarze Seide, doch namenlos, ohne Widmung oder Jahreszahlen. Ichabod hatte ihm vom Vorschlag erzählt, dass er die Verzierung des Grabsteins hatte bezahlen wollen, aber auch vom Widerstand der Behörden, die sich auf den Standpunkt gestellt hatten, dass man einer Fremden, einer Zigeunerin, keine spezielle Ehre erweisen wolle.
Er blickte noch ein paar Minuten gedankenverloren in die farblose Einöde hinaus, dann schloss er das Fenster, zog die Decke bis zum Hals hoch und dachte nach. Im Ofen knackte verglühendes Holz, der Geruch nach Feuer und Rauch kräuselte in der Luft.
Die Ereignisse des Vorabends ließen ihm keine Ruhe. Er konnte sich immer noch keinen Reim darauf machen, was sich im Zirkuslager abgespielt hatte. Was war mit der Frau los? Warum hatte sie bei seinem Anblick geschrien? Es war nicht schwer sich vorzustellen, dass sein unerwartetes Auftauchen mitten in der Nacht wie ein Schock gewirkt haben musste. Hatte sie ihn mit jemandem verwechselt? Es musste so sein, denn eine andere Erklärung fiel ihm auch nach langem Nachdenken nicht ein. Auf jeden Fall hatte ihm seine Neugier wieder mal einen bösen Streich gespielt. Während er verdrossen über seine Brauen strich, musste er plötzlich lachen. „Du bist immer noch der gleiche Idiot“, brummte er. „Mitten in der Nacht in einen Wagen –“
„Hallo!“, rief jemand.
Es dauerte nicht lange, bis ein kräftiges Klopfen erklang, gefolgt von einem neuerlichen „Hallo! Niemand da?“ Es war eine Mädchenstimme, diesmal lauter und spürbar ungeduldiger. Jaco lag völlig starr da und kämpfte mit der Versuchung, zur Tür zu rennen, doch er rührte sich nicht. Erleichtert hörte er nach einer Minute, wie sich langsame Schritte entfernten, und erst jetzt wagte er, wieder zu atmen und einen vorsichtigen Blick nach draußen zu werfen. Das Mädchen stand knapp hundert Meter vom Haus entfernt und schaute aufmerksam den Berg hinauf. An dieser Stelle stieg das Terrain steil an, es war voller Steine und Felsen, und man musste den Weg kennen, um ohne Gefahr zu den oberen Wiesen zu gelangen.
Jetzt fiel ihm auch ihr Name wieder ein. Serafina. Dieser eingebildete Fratz vom Zirkus! Was zum Teufel hatte sie hier zu suchen in aller Herrgottsfrühe? Als hätte sie seine Gedanken gelesen, drehte sie den Kopf und sah in seine Richtung. Jaco glaubte, ihren forschenden Blick zu spüren, und schloss eilig den Vorhang.
Verdammt, ich bin wirklich ein Idiot.
Warum hatte er nicht geöffnet? Vielleicht brauchte sie Hilfe. Um diese Zeit musste ein besonderer Grund vorliegen. Wenn er sich nicht so saudumm angestellt hätte, wüsste er jetzt Bescheid. Noch während er auf der Bettkante saß, gellte in der Ferne ein Pfiff. Vorsichtig zupfte er am Vorhang. Seine Miene verdüsterte sich.
Das Mädchen war verschwunden.
Beim Frühstück spürte er eine eigentümlich gereizte Stimmung, die er nicht nur mit seinem mangelnden Schlaf erklären konnte, und auch der gekochte Schinken, den ihm Ichabod am Abend zuvor eingepackt hatte, vermochte seine Laune nicht zu bessern. Mit mürrisch verzogenem Mund knabberte er auf dem Brot herum, während er benebelt ins Leere starrte.
„Idiot!“, brummte er immer wieder, denn im Nachhinein wäre es ihm um einiges lieber gewesen, wenn er die Tür geöffnet hätte, so wie es höfliche Leute tun. Als er sich auch noch an einem Bissen verschluckte, wurde es ihm endgültig zu bunt. Er stierte noch eine Weile finster auf die Kaffeetasse, als wäre sie die Ursache allen Übels, dann räumte er den Tisch leer und verzog sich mit trister Miene in die Küche. Während er die Pfannen schrubbte, ließ er seine Gedanken zum gestrigen Tag schweifen … zurück zur Olin und seinem Vater, dessen gnadenlose Verfolgung er von nun an fürchten musste … zur Frau im Käfig, die ihm einen derartigen Schrecken eingejagt hatte … aber auch zu Serafina, dem frechen Gör, das trotz allem eine merkwürdige Anziehungskraft auf ihn ausübte …
Er seufzte, versorgte das Geschirr, überlegte ein paar Sekunden und traf eine Entscheidung.
Ein paar Minuten später folgte er mit gewandten Schritten dem Fußpfad, der sich zwischen brusthohem Buschwerk den Berg hinauf schlängelte, und gewann rasch an Höhe. Schließlich versank der Nebel hinter ihm, das Sonnenlicht badete ihn in gleißender Helligkeit.
Mit kräftigen Klimmzügen zog er sich auf einen Felsen hinauf und schaute sich um.
„Wo zum Teufel bist du, Serafina?“, murmelte er mit einer Spur Ärger.
Die Hände in den Taschen seines Mantels vergraben, blickte er missmutig in die brodelnde Nebelsuppe und fragte sich, ob er nach ihr rufen sollte. Als ein kehliger Laut an sein Ohr drang, schaute er auf. Eine Schar Dohlen kreiste, und weiter oben, nur erkenntlich an den breiteren Schwingen, zeichnete ein Raubvogel geschmeidige Schwünge, in seinem Schlepptau ein paar kleinere Vögel, die ihn verfolgten und einen schrecklichen Krach veranstalteten. Jaco grinste, hob die Zeigefinger an die Lippen und ließ einen schrillen Pfiff ertönen.
Der Vogel zögerte kurz. „Tonto! Komm her, hier bin ich.“ Einen Augenblick befürchtete er, dass ihn der Adler nicht gehört hatte, doch dann ließ er sich in anmutigen Schwüngen und einem kaum sichtbaren Ausholen der Flügel in die Tiefe sinken, seine Verfolger wie einen flatternden Schleier hinter sich herziehend. Schon konnte Jaco den weißen Kopf erkennen, den gekrümmten gelben Schnabel, da flatterte der Adler mit seinen Schwingen, und mit einem zornigen Klijak schwang er sich wieder in die Höhe.
Jaco schaute ihm enttäuscht nach, bis er in der Ferne verschwand.
Und da war sie.
Manchmal spielte der Nebel seltsame Streiche, und in dieser Jahreszeit war es nicht selten, dass man glaubte, Geräusche zu hören, hohle Laute oder wispernde Stimmen, oder Wesen zu erkennen glaubte, die durch das Spiel des Nebels zu geisterhaftem Leben erweckt wurden. Jaco hob die Hand vor die Augen, um die Gestalt besser sehen zu können, die mit flinken Sprüngen den Abhang entlang hetzte, genau in seine Richtung. Mit geducktem Oberkörper wich sie Gebüschen, Steinen und Felsvorsprüngen aus, verschwand und tauchte ebenso schnell wieder auf, mit den gleichen unwirklich fließenden Bewegungen wie der Nebel, und wieder dachte er an eine Trübung seiner Sinne.
Gleich würde sie sich auflösen und verschwinden.
Doch sie verschwand nicht und näherte sich rasch seinem Standort. Heftig keuchend lehnte sie sich mit der einen Hand an den Felsen, während sie mit der anderen den um ihre Beine schlotternden Mantel enger zog. Jaco traute seinen Augen nicht. Vor wenigen Stunden war sie noch in einem massiven Käfig eingeschlossen gewesen, wie konnte sie nun auf einmal hier sein? Er wusste nicht, wie lange er reglos auf sie runtergestarrt hatte, da knackte ein Zweig unter seinem Fuß.
Sie hob den Kopf, blinzelte im grellen Licht, und als sie ihn sah, trat sie leise fauchend einen Schritt zurück. Im Gegensatz zur vergangenen Nacht zeigte sich in ihrem Gesicht keine Regung, und doch schien ihm, als kämpften unterschiedliche Gefühle miteinander. War es Überraschung? Oder eine mühsam im Zaum gehaltene Wut? Ihre gebleckten Zähne wiesen auf das eine wie das andere hin. „Keine Angst!“, versuchte er eine vorsichtige Annäherung, doch gleichzeitig spürte er einen komischen Kloß im Hals. Keine Reaktion. Während sie sich wortlos anstarrten, verging eine weitere Minute, bis aus kurzer Distanz ein Ruf an seine Ohren drang, und sich schwere Schritte schnell näherten. Unbeeindruckt, den Kopf leicht schräg geneigt, zeigte sie zu ihm hinauf. „Carlucci!“, sagte sie heiser, und dann nochmals, einen Ausdruck vollkommener Verständnislosigkeit auf dem Gesicht: „Carlucci!“
Im nächsten Moment hatte sie der Nebel verschluckt.
Jaco holte tief Luft. „Carlucci?“, murmelte er mit zitternder Stimme. Auch die zweite Begegnung mit der seltsamen Frau hatte sein Gleichgewicht empfindlich aus dem Tritt gebracht. „Was zum Teufel meint sie damit?“ Er stand da und nagte an seiner Unterlippe, als sich eine Gestalt aus dem Nebel löste.
„Du schon wieder?“, knurrte Gorgon. „Was machst du hier?“ Er konnte sein Erstaunen über die unerwartete Begegnung nicht verhehlen. In seinem Tonfall lag mehr als nur die Andeutung von Misstrauen.
Jaco war sich bewusst, dass der Mann vor ihm unvorstellbare Kräfte besaß, vielleicht mehr als jeder andere auf diesem Planeten, und er mit unhöflichen Bemerkungen oder unkontrollierten Ausbrüchen besser vorsichtig sein sollte. Aber was zuviel war, war zuviel. Dies war verdammt nochmal seine Stadt, seine Gegend, und kein Fremder, auch nicht der stärkste Mann der Welt, hatte das Recht, ihn wie einen kleinen Jungen zu behandeln. Noch bevor das Blut in seine Wangen schoss, fauchte er empört: „Wissen Sie was? Das geht Sie überhaupt nichts an. Wenn ich am Morgen spazieren gehen will, dann tue ich das. Auch ohne Ihre Bewilligung.“ Dazu schnitt er eine Grimasse, die auch Olin und seiner Bande Eindruck gemacht hätte. „Das ist das zweite Mal, dass Sie mich wie einen Kriminellen behandeln. Es genügt!“ Sein Herz schlug ziemlich schnell. Er war überzeugt, dass er in den nächsten Sekunden ein weiteres Mal in Gorgons Faust baumeln würde. Doch er hatte sich getäuscht.
Während Jaco seine Wut nur mühsam zügeln konnte, starrte ihn Gorgon eine Weile mit verschränkten Armen an, dann lachte er plötzlich laut auf. „Bist du fertig? … Alle Achtung, ein mutiger kleiner Mann! Das muss man dir lassen.“ Das Gelächter verklang. „Aber lassen wir den Unfug. Wir sind auf der Suche nach einer Frau. Hast du zufälligerweise jemanden gesehen auf deinem … Morgenspaziergang?“
„Eine Frau?“ Jaco holte seine zitternden Hände aus den Hosentaschen.
„Sie gehört zu uns. Sie ist uns … Wie soll ich sagen? Wir können sie nicht finden.“
Insgeheim bereute es Jaco, dass er die Beherrschung verloren hatte. Wieder einmal hatte ihn sein ungestümes Temperament in die Bredouille geritten. Ein paar Sekunden lang überlegte er, sozusagen als Wiedergutmachung die Wahrheit zu sagen, doch dann entschied er sich dagegen. Es hätte mit Sicherheit ein paar Fragen nach sich gezogen, die er lieber vermeiden wollte. Die Frage zum Beispiel, was er in der Nacht im Lager zu suchen gehabt hatte. Außerdem hatte er es gründlich satt, von den Leuten als Dummkopf behandelt zu werden. Sollten sie doch selbst sehen, wie sie ihre Probleme lösten. „Das verstehe ich nicht“, sagte er trotzig. „Sie suchen eine Frau?“
Gorgon verzog missmutig den Mund. Es wäre ihm offenbar lieber gewesen, nicht auf die Details eingehen zu müssen. „Tja, wie soll ich sagen … Sie ist uns entlaufen. Sie ist … krank und verhält sich manchmal etwas … seltsam.“
Jaco nickte. „Ach so. Also ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ausgerechnet da oben –“
„Bist du sicher?“, unterbrach ihn eine Stimme, die er nur zu gut kannte. Serafina hatte sich unbemerkt genähert. „Bist du sicher, dass sie dir nicht über den Weg gelaufen ist?“ In ihren zusammengekniffenen Augen lag ein einziger Vorwurf.
Zum zweiten Mal innert Minuten schnappte Jaco nach Luft. Gorgons empörende Fragen waren ja noch einigermaßen nachvollziehbar gewesen, aber das war nun definitiv zuviel des Guten. Er holte einmal, zweimal tief Luft, bevor er antworten konnte. „Was soll das nun wieder heißen? Ich bin offenbar der Sündenbock für alles. Bin ich schuld, wenn ihr jemanden … verliert? Oder wenn die Hellseherin in Ohnmacht fällt? Langsam habe ich die Nase gestrichen voll.“ Er hatte sich so in Rage geredet, dass es den beiden Zirkusleute offensichtlich die Sprache verschlagen hatte.
Gorgon starrte ihn mit hochgezogenen Brauen an, dann nickte er anerkennend. „Langsam beginnt er mir zu gefallen“, sagte er mit einem Seitenblick auf Serafina. „Wir sollten ihm glauben.“ Er wandte sich wieder Jaco zu. „Wo könnte sie sein? Gibt es in der Gegend Orte, wo man sich eine Weile versteckt halten kann? Ställe? Hütten? Irgendwas in der Richtung?“
Jaco zuckte die Schultern. „Im Nebel ist es nicht schwierig, sich zu verstecken. Vielleicht wartet ihr noch etwas. Mittags wird’s besser. Dann verzieht sich der Nebel.“
„Gute Idee. Aber wenn du sie sehen solltest, meldest du dich, klar?“ Er klopfte Jaco freundschaftlich auf die Schulter. „Du weißt, wo du uns findest. Also bis dann.“
Während Gorgon mit schnellen Schritten um die Biegung verschwand, blieb Serafina stehen und sah Jaco mit geschürzten Lippen an. „Ich bin noch nicht fertig mit dir. Wo wohnst du? Doch nicht etwa in dem alten Haus da unten? Ich habe geklopft. Warum hast du nicht aufgemacht?“
Bevor er ihr eine geharnischte Antwort geben konnte, fuhr sie ihm über den Mund. „Damit du’s weißt, ich bin überzeugt, dass du da warst. Der Vorhang hat sich bewegt. Und deine roten Wangen kommen nicht von der Kälte. Du brauchst gar nichts zu sagen. Also, was ist? … Du hast doch nicht etwa Angst vor mir?“ Sie trat ganz nahe an ihn heran, so wie bei ihrer ersten Begegnung, und wieder roch er den flüchtigen Duft von Vanille. Aber während er noch fieberhaft nach einer passenden Antwort suchte, merkte er plötzlich, dass sich etwas verändert hatte. Die Härte in ihren Augen war unversehens verschwunden und hatte etwas anderem Platz gemacht, nur ganz kurz, doch er hatte es mitbekommen. Was war es gewesen? Er wusste es nicht, aber er merkte, dass sich sein Ärger verflüchtigte. „Wenn ich das nächste Mal an deine Tür klopfe, öffnest du, einverstanden? Es könnte doch sein, dass eine junge Dame Hilfe benötigt. Oder auf eine Tasse Kaffee eingeladen werden möchte. Und das willst du ihr doch nicht abschlagen?“
„Ich äh … ich …“
Ihre dunklen Augen funkelten amüsiert. „Also, wenn du Moira siehst, melde dich. Es ist wichtig. Sie könnte erfrieren oder verhungern oder Gott weiß was.“
Jaco zuckte zusammen, als sie ganz kurz seinen Arm berührte, bevor sie sich mit einem unergründlichen Lächeln im Gesicht umdrehte und verschwand.