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Kapitel 7

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Dan schaute hoch, als er und Mitch sich einigen viktorianischen Gebäuden näherten. Sein Blick wanderte über die roten Backsteingebäude, die von kunstvollen Gargoyles und hohen Schornsteinen gekrönt wurden.

»Fühlt sich an, als wäre ich wieder in Oxford«, murmelte er.

Mitch grinste ihn an. »Hauptsache, du ziehst hier keinen deiner Streiche von damals ab. Kann sein, dass sie uns dann nicht wieder rauslassen.«

David schaute die beiden über die Schulter hinweg an und runzelte die Stirn. »Vielleicht schafft ihr zwei es ja irgendwann einmal, erwachsen zu werden.« Er drehte sich wieder um und ging dann weiter den Kiesweg entlang.

Sie erreichten nun den äußersten Winkel des Gebäudekomplexes und hielten vor einer großen Doppelflügeltür an, deren verwitterte Eichenholzverkleidung seit Jahrzehnten den Elementen trotzte. David blieb stehen und drehte sich zu Dan um.

»Du solltest dir im Klaren darüber sein, dass wir beide, falls die Sache schiefgeht, mit einer Anklage und einer Gerichtsverhandlung rechnen müssen. Halte dich einfach an die Fakten, lass deine Emotionen außen vor, dann wird es wahrscheinlich gut für uns ausgehen.« Er drehte sich wieder zur Tür um und klopfte.

Dan bemerkte jetzt die Überwachungskameras über ihnen, die sich langsam von einer Seite zur anderen bewegten, und dabei die kleine Gruppe auf den Stufen erfassten. Wer auch immer vor den Überwachungsmonitoren saß, schien mit dem Gesehenen offenbar zufrieden zu sein, denn ein paar Augenblicke später klickte es und die Türflügel schwangen nach innen auf.

Ein Wachmann stand mit schussbereitem Gewehr direkt hinter der Tür und starrte sie finster an. »Die Sicherheitsausweise«, forderte er sie auf.

Die drei Männer übergaben ihm daraufhin die Ausweise und warteten, während ihre Dokumente überprüft wurden. Nach kurzer Zeit gab ihnen der Wachmann ihre Ausweise zurück, trat zur Seite und machte den Weg frei.

»Im gesamten Gebäude sind Kameras installiert«, informierte sie der Mann. »Also gehen Sie nicht in Bereiche, zu denen Sie keine Zutrittserlaubnis haben. Wir behalten Sie im Auge.«

David warf Dan und Mitch einen vielsagenden Blick zu. »Hier entlang«, sagte er, während er sich umdrehte und durch einen geräumigen Korridor auf eine breite Holztreppe zuging.

Die Treppe wand sich über den Korridor, durch den sie gerade gelaufen waren, und fächerte sich am Ende zu einem breiten Treppenabsatz auf. Oben angekommen wandte sich David nach links und ging mit großen Schritten durch einen Türbogen in das Innere des Gebäudes, ohne zu überprüfen, ob Dan und Mitch ihm folgten. Vor ihnen erstreckte sich jetzt ein langer Flur, der mit Holzpaneelen verkleidet war. Ihre Schritte wurden von einem purpurroten Teppich gedämpft, auf dem graue Lichtstreifen tanzten, die durch die hohen Fenster auf der linken Wand hereinfielen.

Als sie daran vorbeiliefen, warf Dan unwillkürlich einen Blick durch die Fenster auf den Gebäudekomplex unter ihnen. Vier Beamte hasteten dort gerade über den Innenhof, wobei sie mit einer Hand Unterlagen gegen die Brust pressten und mit der anderen verzweifelt versuchten, ihre Frisuren vor dem beißenden Wind zu schützen.

David blieb vor einer Tür mit Eichenholzvertäfelung stehen und drehte sich zu Dan und Mitch um.

»Anständig benehmen, okay?«

Dan nickte.

»Packen wir es an«, sagte Mitch leise und verzog das Gesicht, als er seine Krawatte richtete, »bevor mich dieses Ding hier noch endgültig erwürgt.«

David klopfte nun zweimal an die Tür. Sie hörten, dass sich jemand dahinter bewegte, dann schwang sie nach innen auf. Vor ihnen stand ein groß gewachsener Mann, der einen grauen Anzug und ein blaues Hemd mit farblich abgesetzter Krawatte trug. Er fuhr sich gedankenverloren durch sein hellbraunes Haar, das bereits von einigen grauen Strähnen durchzogen wurde und machte einen Schritt zur Seite, damit David eintreten konnte.

»Freut uns, dass Sie es geschafft haben«, meinte der Mann und ging in den Raum zurück.

David folgte ihm mit Dan und Mitch im Schlepptau.

Dan spürte, wie sein Herz kräftig in seiner Brust schlug. Er fühlte sich nur selten in der Gesellschaft anderer Menschen unwohl, aber es dämmerte ihm immer mehr, wie verzweifelt ihre derzeitige Situation war. Er zwang sich, seine Fäuste wieder zu öffnen und sich auf das Gespräch zu konzentrieren.

Der Mann ging zu einem Konferenztisch in der Mitte des Raumes hinüber, um den acht Stühle gruppiert waren. Zwei davon waren bereits besetzt. Am Kopfende standen bereits eine Tasse und eine Untertasse, was darauf hindeutete, dass der Premierminister seinen angestammten Platz schon vor der Ankunft von Davids Team eingenommen hatte.

Nachdem Mitch die Tür hinter sich geschlossen hatte, gingen die vier auf den Tisch zu. Der Mann, der ihnen die Tür geöffnet hatte, wies auf die freien Stühle und lud sie damit ein, sich der Gruppe anzuschließen.

Während sie es sich bequem machten, übernahm er die einleitenden Worte.

»Gentlemen, wir wissen zwar, wer Sie sind, aber lassen Sie mich Ihnen offiziell den Premierminister, Mr. Edward Hamilton, vorstellen. Der Mann auf seiner rechten Seite ist Vize-Admiral George Moore, zweiter Seelord bei der britischen Navy. Mein Name ist Hugh Porchester und ich bin als Vertreter des Verteidigungsministers hier«, beendete der Mann die Vorstellungsrunde.

Der Vize-Admiral stand als Erster auf und gab zuerst David und anschließend Dan und Mitch die Hand. Er war groß gewachsen, etwas über sechzig Jahre alt und seine Schultern waren so breit, dass es aussah, als ob er in seiner Jugend Rugbyspieler gewesen wäre.

Dan setzte sich, nachdem auch er dem Premierminister die Hand geschüttelt hatte, der seinen Blick ein paar Sekunden zu lang gefangen hielt, so als wolle er die Gedanken des Mannes vor sich ergründen.

Der Vertreter des Verteidigungsministeriums ignorierte die drei Männer die ganze Zeit über und beschäftigte sich stattdessen mit Unterlagen, die er vor sich auf dem Tisch ausgebreitet hatte.

Der Premierminister wandte sich nun an ihn. »Hugh, was halten Sie davon, wenn Sie die Sitzung eröffnen?«

Der Mann nickte dem Premierminister höflich zu, beugte sich nach vorn und ließ eine lederne Aktenmappe aufschnappen. Er räusperte sich kurz und sah dann die drei Männer an, die ihm gegenübersaßen.

»Gentlemen«, fing er in einem hochtrabenden Tonfall an, »der Premierminister hat dieses Treffen einberufen, damit uns Mr. Ludlow dabei helfen kann, diverse … nun sagen wir einmal, Lücken in Bezug auf eine Bombenbedrohung für unsere Stadt zu füllen, die bereits einige Zeit her ist. Gleichzeitig ist die Frage zu klären, warum zwei Zivilisten, nämlich Sie, Mr. Taylor«, er warf Dan einen Blick zu, »und Sie, Mr. Frazer, an der Operation beteiligt gewesen sind.« Er starrte Mitch nun ebenfalls an, bevor er den Inhalt der Aktenmappe vor sich betrachtete und einige Fotos herausnahm, die er auf den Tisch warf.

Doch Dan ignorierte die Fotos.

Anschließend zog der Vertreter des Verteidigungsministers einen Ordner heran, öffnete ihn in der Mitte, faltete seine Hände über der entsprechenden Seite und warf Dan erneut einen Blick zu.

»Nun, Mr. Taylor«, fuhr Porchester fort. »Vielleicht können Sie uns ja darüber aufklären, wie sie es geschafft haben, in dieses ganze Durcheinander verwickelt zu werden.«

Dan räusperte sich und starrte den Mann eine Weile an, bevor er sagte: »Einer meiner Freunde wurde getötet. Seine Ex-Frau bat mich daraufhin, ihr bei den Ermittlungen zu helfen, weil die Polizei die Möglichkeit, ihr Mann könne ermordet worden sein, nicht ernsthaft in Erwägung gezogen hatte. Für die Behörden sah es so aus, als wäre es ein ganz normaler Überfall gewesen, der schiefgelaufen ist. Wir folgten daraufhin der Spur seiner Forschungsunterlagen und stießen letzten Endes auf Mr. Ludlow.«

Porchester kommentierte Dans Ausführungen nicht, sondern blickte weiterhin auf die Unterlagen vor sich hinunter. Er blätterte einige Seiten um, bevor er sich räusperte und wieder zu Dan hochschaute.

»Hat man Sie gezwungen, für Mr. Ludlow zu arbeiten?«

»Nein.«

»Also waren Sie, ein Zivilist, erfreut darüber, sich selbst in Gefahr zu bringen, obwohl Ihnen die Konsequenzen Ihrer Handlungen nicht bekannt gewesen sein dürften?«, fragte Porchester.

»Es war das einzig Richtige, was ich tun konnte«, antwortete Dan. »Damals war ein Wahnsinniger mit einer Bombe unterwegs und niemand aus Ihrer Regierung schien auch nur einen Scheiß darauf zu geben. Tatsächlich meine ich mich sogar daran erinnern zu können, dass einer Ihrer Kollegen ihm geholfen hat.«

Porchester schaute hastig auf das Blatt vor sich hinunter. Er griff nach dem Wasserglas, das vor ihm stand, nahm einen kleinen Schluck und stellte das Glas wieder ab.

Dan wartete, während sein Herz wie wahnsinnig raste. Nicht etwa aus Angst, sondern aus purer Wut und Frustration, dass er und seine Mitstreiter auf diese Art und Weise befragt wurden. Er erwiderte Porchesters Blick, als dieser schließlich wieder von seinen Unterlagen aufsah.

»Was machen die Albträume?«

Dan zwinkerte. »Was?« Diese Frage hatte er nun wirklich nicht erwartet, was ihn ein paar Sekunden aus dem Konzept brachte. »Alles okay. Warum?«

»Nun«, antwortete Porchester und beugte sich in seinem Stuhl vor. »Weil wir auch den Umstand berücksichtigen müssen, dass diese Bombenentschärfung einer mental gestörten Person übertragen worden ist.«

Dan stand abrupt auf und stieß dabei seinen Stuhl nach hinten um. Er beugte sich dem anderen Mann weit über den Tisch entgegen, der daraufhin sichtlich in seinem Stuhl zusammenschrumpfte.

»Jetzt hören Sie mir mal ganz genau zu, Sie elender Bastard«, knurrte er fuchsteufelswild. »Ich habe diesem Land voller Stolz gedient und ich brauche bestimmt nicht jemanden wie Sie als Zweitgutachter, der mir erzählt, welche Auswirkungen meine Erlebnisse im Irak auf mich gehabt haben. Ich brauche Ihre Sympathie nicht, genauso wenig wie Ihre indirekten Anschuldigungen. Geben Sie mir gefälligst nicht die Schuld dafür, dass Sie die Möglichkeit verpasst haben, Ihren Namen in den Schlagzeilen zu lesen. Nur weil Sie mehr damit beschäftigt gewesen sind, sich den Arsch zu kratzen, anstatt sich darum zu kümmern, dass eine Bombe, die auf dem Weg zu uns war, von Ihrer Verwaltung übersehen wurde. Ich habe nur getan, was ich tun musste und ich würde es jederzeit wieder so machen.«

Dan wandte sich um, hob den Stuhl auf und stellte ihn wieder hin. Während er sich setzte, erhaschte er Davids Blick und verschränkte die Arme vor der Brust. Er starrte Porchester an, der so tat, als wäre er von Dans Ausbruch vollkommen unbeeindruckt, und sich mit seinen Dokumenten und Akten beschäftigte. Dan ließ seinen Blick nach unten wandern und stellte fest, dass die Hände des Mannes zitterten. Er grinste still in sich hinein, starrte Porchester aber weiterhin ungehalten an.

Der Premierminister hustete leise. »Gentlemen, wir sollten vielleicht eine kleine Pause einlegen.«

Zustimmendes Gemurmel erklang rund um den Tisch.

»Hervorragend. Dann kommen wir in fünfzehn Minuten wieder hier zusammen. Mr. Ludlow, könnte ich Sie noch kurz allein sprechen, bevor Sie gehen?«

Dan schob seinen Stuhl nach hinten und stand auf. Mitch griff nach seinem Arm, drängte ihn zur Tür hinaus und ließ Dan erst mitten auf dem Flur wieder los. Sie blieben vor einem der Fenster stehen, von dem aus man auf den Gebäudekomplex hinunterschauen konnte.

Mitch fuhr sich mit der Hand über die Augen.

»Das lief ja richtig gut.«

Dan schüttelte den Kopf, während er die Menschen unter sich dabei beobachtete, wie sie beschäftigt hin und her wuselten.

»Das hier ist ein Haufen Vollidioten«, meinte Mitch. »Anstatt dir und David dafür zu danken, dass ihr den Job so gut erledigt habt, wollen sie euch auch noch an den Karren fahren.«

BRENNENDE SCHATTEN

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