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Kapitel 2

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Grant Swift öffnete seine Augen, doch Dunkelheit umgab ihn. Er versuchte die Finsternis wegzublinzeln, und fühlte, dass er auf der Seite lag. Seine Schulter schmerzte an der Stelle, an der sein Körper durch die Bewegungen des Wagens hin und her geworfen worden war. Er schüttelte den Kopf und bemühte sich, den starken Druck hinter seinen Augen zu vertreiben. Die Kapuze scheuerte über sein Gesicht und als er versuchte, die kratzige Augenbinde mit den Händen zu entfernen, bemerkte er, dass seine Handgelenke gefesselt waren. Inzwischen hatten die Fesseln die Blutzirkulation so stark abgeschnürt, dass er seine Finger kaum noch spüren konnte.

Sein Herz schlug heftig in der Brust, als er sich das Gehirn zermarterte, um herauszufinden, was geschehen war. Wie lange war er schon bewusstlos? Wo war er?

Er spitzte die Ohren. Sie waren offenbar noch immer unterwegs. Der gleichmäßige Fahrrhythmus des Wagens wurde nur gelegentlich durch ein Schlagloch unterbrochen, während sein Körper sich bei jeder Straßenkurve hin und her bewegte. Er erinnerte sich daran, dass er hinter seinem Mercedes einen Van gesehen hatte … wie lange war das her? … und dann … und dann …

Als ihm klar wurde, dass er wahrscheinlich immer noch im hinteren Teil des Vans lag, versuchte er, das Motorengeräusch auszublenden und sich ganz und gar auf die beiden Stimmen zu konzentrieren, die von den Vordersitzen aus nach hinten drangen. Sie sprachen zwar nicht viel miteinander, dafür war aber das Autoradio angeschaltet. Gerade lief ein Werbeblock, der peppige Jingle einer großen Bekleidungskette wurde durch die aufgeregte Stimme eines Sprechers aus dem Off übertönt. Direkt danach hörte er den Jingle des Radiosenders, der in einen weiteren Top-40-Song überblendete. Grant wiederholte den Jingle grübelnd in seinem Kopf. Er kannte ihn irgendwoher, konnte sich aber einfach nicht daran erinnern, wohin er damals unterwegs gewesen war, als er ihn gehört hatte.

Er zuckte zusammen, als er versuchte, sein Gewicht auf dem harten Boden des Fahrzeugs zu verlagern und sich hinzusetzen. Voller Panik trat er um sich, wobei sein Bein gegen etwas Stabiles und Metallisches stieß, das nun laut schepperte.

Vom Vordersitz übertönte auf einmal eine Stimme das Dröhnen des Motors und das Radio. »Er kommt anscheinend wieder zu sich. Wie weit ist es noch?«

Eine andere Stimme antwortete gedämpft: »Nicht mehr weit. Stell ihn wieder ruhig.«

Grants Körper spannte sich an. Er konnte durch die Kapuze, die sie ihm über den Kopf gezogen hatten, zwar nichts sehen, aber er spürte dennoch, wie sich ihm jemand näherte und roch den schmutzigen Körpergeruch des Mannes, als dieser sich über ihn beugte.

»Bitte, nicht …«, flüsterte Grant.

Urin lief zwischen seinen Beinen hervor, beschämt schloss er die Augen. Der kalte Metallboden des Fahrzeugs ließ seine Muskeln und Gelenke schmerzen. Er versuchte seine Position etwas zu verändern, um die Blutzirkulation in seinen abgeklemmten Beinen wieder in Gang zu bringen, doch eine Hand legte sich schwer auf seine Schulter. »Sei ruhig.«

Grant wimmerte, als ihm der Mann eine weitere Nadel in den Arm stach und er spürte, wie die Welt um ihn herum erneut in Dunkelheit versank.

***

Als er kurz aus der Bewusstlosigkeit aufwachte, hatte Grant das Gefühl, von zwei Leuten getragen zu werden … sein Kopf hing hinunter und er spürte, wie seine Handgelenke und Knöchel festgehalten wurden. Er versuchte den Kopf etwas anzuheben. Seine Kehle war staubtrocken und er musste dringend schlucken, doch sein Hals hing in einem so ungünstigen Winkel hinab, dass er stattdessen heftig zu husten begann. Eine Stimme fluchte daraufhin. Der Griff um seine Handgelenke verstärkte sich, und er hörte, wie jemand eine Tür auftrat, bevor er durch die entstandene Öffnung geschleppt wurde.

Er drehte den Kopf nach links und nach rechts und versuchte irgendetwas zu hören oder zu riechen, was ihm verraten könnte, wo er sich befand. Grant keuchte leise, als er auf dem Boden abgelegt wurde. Sein Hemd war aus der Hose gerutscht und hatte seinen unteren Rücken entblößt. Schmerzhaft trafen die kalten Fliesen auf seine nackte Haut. Von links vernahm er ein schlurfendes Geräusch und dann das Klirren von Schlüsseln, bevor einer ausgewählt wurde und Grant hörte, wie dieser in ein Schloss gesteckt wurde. Das Schloss öffnete sich daraufhin mit einem zarten Quietschen und anschließend bemerkte er, wie eine weitere Tür geöffnet wurde. Ein leises Klick … er vermutete, von einem Lichtschalter … dann wurde er erneut hochgehoben.

Als er spürte, dass er eine Treppe heruntergetragen wurde, stieg wieder Panik in ihm auf und er begann zu strampeln. Seine beiden Entführer fluchten daraufhin.

»Verdammte Scheiße«, rief die Stimme an seinen Füßen.

Grant fiel hin, seine Schultern und Knie schlugen mit voller Wucht auf die hölzernen Treppenstufen auf. Instinktiv zog er den Kopf und die Hände zur Brust, um sie zu schützen. Er schrie laut auf, als sein linker Knöchel umknickte und sein Hinterkopf gegen ein Geländer schlug.

Anschließend lag er auf dem Rücken und wimmerte leise, während über ihm seine Entführer kicherten.

»Das hat bestimmt so richtig wehgetan«, meinte einer lachend.

»Der Chef sagte ausdrücklich, dass er keine Verletzungen haben darf«, wies ihn der andere zurecht.

»Hey, das war verdammt noch mal seine eigene Schuld.« Die erste Stimme hatte nun einen verteidigenden Ton angenommen. »Wir haben doch gar nichts gemacht.«

Der andere Mann stieß einen Seufzer aus. »Sehen wir uns den Schaden lieber mal an.«

Grant hörte nun Schritte, die sich ihm näherten. Er zuckte zurück, wandte sich von dem Geräusch ab und rappelte sich auf Hände und Knie hoch. Er versuchte aufzustehen, aber sein verletzter Knöchel gab unter seinem Gewicht nach. Grant schrie laut auf, als er erneut zu Boden stürzte und seine Knie auf dem harten Steinboden aufschlugen. Doch wieder rappelte er sich auf und fing an, von den Stimmen wegzukriechen.

»Gottverdammte Scheiße! Halt endlich still oder dein Kopf wird mit der Wand Bekanntschaft machen!«

Eine Hand packte ihn an der Schulter und drückte ihn unsanft zu Boden. Mit einem Ruck wurde ihm der Sack vom Kopf gerissen.

Grant blinzelte im grellen Licht der Glühbirne, die über ihm an der Decke hing und leicht hin und her schwang. Er wandte den Kopf ab, um dem blendenden Licht zu entgehen, dann keuchte er leise, als er einen der Entführer sah. Das Gesicht des Mannes war jetzt allerdings hinter einer schwarzen Maske versteckt. Grant runzelte die Stirn und versuchte sich an die Gesichter der Männer zu erinnern, die ihn in seinem Wagen angegriffen hatten. Welche Droge sie ihm auch immer verabreicht hatten, sie ließ die Details des Angriffs mehr und mehr verschwimmen und hinderte ihn daran, sich zu erinnern.

»Wer zur Hölle bist du?«, krächzte er.

Ein belustigtes Schnauben drang unter der Maske hervor. Der Mann drehte sich um und rief seinem Partner, der am Ende der Treppe stehen geblieben war, zu: »Er wird es überleben. Nur ein paar Kratzer. Wahrscheinlich wird er morgen einige blaue Flecken im Gesicht haben, aber nichts Ernsthaftes.«

»Und was ist mit seinem Knöchel?«

Grant drehte seinen Kopf und starrte den anderen Mann an, der sich ihnen jetzt näherte. Er war kleiner und dünner als der erste Kidnapper.

Grant schrie laut auf, als der Mann gegen seinen Knöchel trat.

»Kannst du ihn bewegen?«

Grant drehte seinen Knöchel vorsichtig nach links und rechts. »Es tut ziemlich weh. Wahrscheinlich verstaucht, aber nicht gebrochen«, keuchte er.

»Gut.«

Der Mann bückte sich und hielt nun ein Messer vor Grants Gesicht.

»Nicht!«, flehte der Entführte.

Der dünne Mann lachte daraufhin, packte Grants Handgelenke und schnitt seine Fesseln durch, dann drehte er sich um, schob sich an seinem Partner vorbei und begann, die Treppe hinauf zu steigen.

»Warte!« Grant zog sich unsicher auf die Füße und stützte sich dabei an der Mauer ab. »Wer seid ihr? Wo bin ich?«

Der größere Mann blieb kurz stehen, drehte sich auf halber Treppenhöhe um und starrte Grant böse an. »Keine Fragen.« Dann wandte er sich wieder um und stieg die Treppe hinauf.

Er hörte, wie die Tür zugeschlagen und abgeschlossen wurde. Er blinzelte kurz, lehnte sich gegen die Wand und inspizierte den Raum, in dem er sich befand.

Eine dünne Matratze lag an der gegenüberliegenden Wand und jemand hatte nachlässig ein Kissen und eine Decke darauf geworfen. Grant humpelte langsam hinüber und hob die Decke hoch. Sie war voller Haare und roch nach Hund. Angeekelt warf er sie wieder zu Boden und blickte kurz auf das fleckige Kissen.

Zu guter Letzt starrte er den grauen Metalleimer an, der in einer Ecke des Raumes stand und entdeckte daneben eine Flasche Wasser. Vorsichtig bückte er sich, schraubte den Plastikverschluss ab und trank die halbe Flasche aus, um seinen schrecklichen Durst zu stillen.

Dann verschloss er sie wieder und warf einen Blick auf die Glühbirne, die sanft an der Decke schaukelte. Er suchte nach der Vorrichtung, mit der die Lampe eingeschaltet wurde. Grant seufzte leise und lehnte sich frustriert gegen die Wand. Ein Lichtschalter und keine Zugschnur. Die Kidnapper hatten wirklich an alles gedacht.

Ich kann mich also noch nicht einmal erhängen.

Grant ließ sich auf den Rand der Matratze sinken und begann, mit angewinkelten Knien langsam hin und her zu schaukeln, während er seine Augen schloss und zu ergründen versuchte, was zur Hölle er bloß falsch gemacht hatte.

BRENNENDE SCHATTEN

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