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VORWORT
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Rahaman ALI
Für mich war mein Bruder nie nur ein Boxer.
Muhammad Ali war zweifellos der beliebteste Sportler auf der Welt und
vielleicht auch einer der am meisten bewunderten Menschen. Am Höhepunkt seiner Popularität war mein Bruder die wohl bekannteste Person auf der Welt, anerkannt auf jedem Kontinent. Als Athlet überschritt er die Grenzen seines Sports, und als Mensch verkörperte er einige unserer besten Seiten. Wenn die Leute ein Bild von meinem Bruder zeichnen, dann stellen sie sich ein geschmeidiges Schwergewicht vor, das Sonny Listons hammerharten Schlägen geschickt ausweicht, oder einen älteren, erfahrenen Boxer, der George Foreman dazu bringt, sich mit Körperschlägen zu verausgaben. Doch gleich von Anfang an erkannte ich schnell, dass der Boxsport nur eine Plattform für Muhammad war. Er war der „Auserwählte“, der helfen sollte, Menschen rund um den Erdball einander näherzubringen – durch Liebe, Frieden und Respekt.
Es gibt keinen anderen Menschen, den ein engeres Band mit Muhammad verband, als mich, abgesehen von unseren Eltern natürlich. Man könnte sagen, ich war eine fast permanente Konstante in der Gesellschaft meines einzigen Bruders. Ich kannte Muhammad zu seinen besten Zeiten und zu seinen schlechtesten: den unverbesserlichen Witzbold und den eifersüchtigen älteren Bruder, den lautstarken Fürsprecher und den ruhigen Familienmenschen hinter verschlossener Tür. Wir wuchsen zusammen auf, lebten zusammen, trainierten zusammen, reisten zusammen, verbrachten unsere Zeit unter Prominenten, trafen Präsidenten, und unsere Namen standen sogar gemeinsam auf den Fight Cards.
Doch hinter der Geschichte meines Bruders steckt noch viel mehr als die sogenannte „süße Wissenschaft“ und seine Zeit im Boxring. Trotz seiner Parkinson-Diagnose verlor mein Bruder auch im Herbst seines Lebens nie seine Lebensfreude. Sein ganzes Leben lang trat er lautstark für seine Religion und die Menschheit ein, widmete sich der Wohltätigkeit und half anderen. Sein Tod im Juni 2016 führte zu einer nie dagewesenen Flut an Lob und Emotionen. Es wurde mehr über Muhammad geschrieben als über irgendjemanden anderen: Das meiste gut, manches kontroversiell, und einigen lag wohl daran, sein Vermächtnis zu trüben. Doch bis jetzt schwieg die Stimme jenes Mannes, der ihn am besten von allen kannte – ich.
Die Geschichte meines Bruders ist schon so oft in Büchern, Magazinen und Dokumentationen erzählt worden, doch die meisten dieser Geschichten und Berichte beschäftigen sich mit der Legende und nicht mit dem Menschen dahinter. Darum ist es mir ein Anliegen, eine neue Perspektive zu zeigen und ein Bild von dem Menschen zu zeichnen, den nur ich kannte, und nicht nur von der Persönlichkeit, die den meisten bereits bekannt ist. Das Bild eines Mannes, der wie jeder andere auch mit seinem Ärger, seinen Ängsten und seinen Versuchungen haderte, aber immer sein Bestes gab, um die Welt jeden Tag ein klein wenig besser zu machen.
Wie so viele andere Menschen hatte auch Muhammad seine Fehler. Einmal sagte er zu mir: „Wenn du einen 50-Jährigen fragst, ob er Dinge anders machen würde, wenn er noch einmal 20 wäre, dann würde er das sicher tun. Und wenn nicht, dann hat er 30 Jahre seines Lebens verschwendet.“
Muhammad hat natürlich keine Minute seines Lebens verschwendet – selbst jene Jahre, in denen ihm die Regierung seine Boxkarriere nahm, investierte er, um dieser fesselnde Rhetoriker zu werden, der eines Tages eine neue Generation inspirieren würde.
Als wir noch Kinder waren, sagte mein Bruder zu mir: „Ich werde einmal der berühmteste Mensch auf der ganzen Welt sein.“
Wir wussten beide immer, dass er es auch schaffen würde. Ich erinnere mich noch daran, wie er am Höhepunkt seiner Karriere zu mir sagte: „Bruder, ist es nicht wunderbar, wie sich unsere Träume erfüllt haben – wie wir die Ziele, die wir uns als Kinder gesteckt haben, auch erreicht haben?“
Es gibt so viel, was ich der Welt über Muhammad Ali erzählen will, und dieses Buch ist mein Versuch, dies zu tun.