Читать книгу Meister Heinrich Gresbeck's Bericht von der Wiedertaufe in Münster - Rainer V. Schulz - Страница 6
1 Vorrede
ОглавлениеGenau wie Uneinigkeit und Zwietracht zwischen den Bürgern und Gemeinen nichts Gutes schafft, sondern Bosheit verursacht, so geschah es auch zu Münster in Westphalen. So war auch der Anfang von der Wiedertaufe in Westphalen in der Stadt Münster, dass die Bürger gegeneinander gewesen sind, und dass die Bürger regiert haben, die die Wiedertaufe von einem Pfaffen, Bernhard Rothmann, oft auch Stutenbernt genannt, angenommen hatten, wie Knipperdollingk samt seinem Anhang. Die anderen Bürger und die Geistlichkeit sind dagegen gewesen. Sie mussten alles zurücklassen was sie hatten und davonziehen, denn die anderen Bürger haben sie an einem Freitag (27. Februar 1534) davongejagt. Der Bischof von Münster, Osenbrugk (Osnabrück) und Minden, Graf Franz von Waldeck, hat die Stadt mit Reitern und Landsknechten belagert, um sie zurückzuerobern und die Wiedertäufer zu strafen, Holländer und Friesen, die sich in Münster für Propheten ausgegeben hatten. Johan van Leyden ist ein Schneider gewesen, gab sich für einen Propheten aus und wurde zum Schluss zum König der Wiedertäufer gekürt. Johan Matthis, ein Holländer gab sich ebenfalls für einen Propheten aus; und ein Teil anderer Holländer und Friesen, nannten sich Predicanten (Hilfsprediger). Wie dieselben innerhalb Münsters regiert haben und wie sie das gemeine Volk belastet haben, und was sie mit der Taufe im Sinne hatten, und wie sie das gemeine Volk verrieten und um Hab und Gut und Leben gebracht haben, und dass sie die Kirchen und Klöster zerstörten, das alles folgt hier.
Am Anfang, als die Taufe in Münster begann, hat sich ein Teil der Bürger und Frauen gefürchtet, und versucht aus der Stadt zu kommen. Sie nahmen mit, was sie tragen konnten. Zum Schluss haben sie niemanden mehr mitnehmen lassen, was er tragen konnte. Die Wiedertäufer standen jeden Tag an den Toren und kontrollierten, was die Leute aus der Stadt mitnahmen. Hatten sie mehr bei sich, als erlaubt, dann nahmen sie es den Leuten weg und schnitten den Frauen Haken in die Krägen und die Knöpfe von den Ärmeln der Kleider.
Sie haben einen Toten außerhalb des Tores auf dem Feld begraben. Diesem Toten ward es nicht zugemutet, dass er auf dem Kirchhof zwischen den ganzen Gottlosen liegen solle, denn dieser Tote war ein Wiedertäufer. Als dies geschah, den Toten auf dem Feld zu begraben, sind die Bürger und die Frauen vermehrt aus der Stadt geflohen, denn es verstärkte sich das Gerede, dass die Wiedertäufer die Stadt für sich allein haben wollten.
Wenn es am Abend begann dunkler zu werden, haben die Wiedertäufer die Straßen heimgesucht und gerufen, „betet und tuet Buße, Gott wird euch strafen“, und, „bessert euch,“ und sie riefen, „Vater, Vater, rette uns, rette die Gottlosen, Gott will sie strafen.“ Nun, Gott hat sie gestraft und hat sie ausgerottet. Ein Teil der Leute in der Stadt sagten, dass die Wiedertäufer die Rufer dazu gekauft haben, dass sie abends und des Nachts auf den Straßen rufen, damit sie das Volk verschrecken und verwirren. So pflegten sie auch nachts in den Häusern und Höfen zu predigen, weil sie nicht bei Tage predigen wollten. Da hatten sie die Stadt noch nicht vollständig erobert. Doch sie hatten bereits die Schlüssel zu allen Stadttoren und versperrten jede Nacht alle Straßen und Gassen mit ihren Ketten. Das taten sie so lange, bis sie alle ihre Widersacher davongejagt hatten. Nachdem sie die Bürger und die Geistlichen alle verjagt hatten, jung und alt, da schlossen sie des Nachts keine Straßen mehr. Da waren sie unter sich und die Herren in der Stadt Münster. Wer nicht bleiben wollte, der mochte die Stadt verlassen, oft wurde er totgeschlagen. Sie wollten wohl ihre Widersacher nicht vor diesem Freitag fortgejagt haben, weil sie das nicht durchführen wollten, ehe sie einen neuen Stadtrat gewählt haben. Der Rat in Münster sollte gewählt werden, am ersten Montag in der Fastenzeit (23. Februar 1534). Bis dahin wollten sie warten.
Als nun dieser Montag in der Fastenzeit gekommen war, haben sie den alten Rat abgesetzt und einen neuen gewählt. Dieser war mit Wiedertäufern besetzt. Da wurden gewählt: Knipperdollingk und Kipenbroick zu Bürgermeistern, und andere Wiedertäufer zu Ratsherren, so wie man einen Rat in den Städten zu wählen pflegt.