Читать книгу Meister Heinrich Gresbeck's Bericht von der Wiedertaufe in Münster - Rainer V. Schulz - Страница 8
3 Ein Angriff des Bischofs wird vereitelt
ОглавлениеAls nun mein gnädiger Herr von Münster sah, dass sich die Wiedertäufer nicht raten lassen wollten – und fragten nach der Gnade des Bischofs nicht – da schickte mein gnädiger Herr nach Münster, und bat die Bürger, die sich nicht zu den Wiedertäufern bekannten, dass sie dem Bischof zwei Tore öffnen sollten: Das Unsere Lieben Frauen Tor und das Judenfelder Tor. Da sind dem Bischof die Tore geöffnet worden, damit er in die Stadt zwei- oder dreitausend Mann und ein Teil Reiter zu Pferde bekam. So tat mein gnädiger Herr um die Stadt zu retten. Als die Wiedertäufer das merkten, waren sie durcheinander; sie sangen und schrien und sprangen auf und nieder. Ein Teil lag im Dreck und einige haben den der Straße gegessen und haben ihren Vater angerufen und gesagt, was sie für ein großes Feuer in der Luft sehen. Dieses Feuer ist über die Landsknechte und Reiter gezogen, die mein gnädiger Herr von Münster in der Stadt hatte. Die Knechte und die Reiter hatten das Kirchspiel Unser Lieben Frauen besetzt. Durch die Stadt floss ein Wasser und trennte die beiden Lager. Über dieses Wasser führten Brücken, aber diese hatten sie eingerissen, so dass das Wasser zwischen ihnen nicht überwunden werden konnte.
Die Knechte und Reiter hatten Knipperdollingk und noch fünf oder sechs andere Bürger die Wiedertäufer waren, gefangen und in Unserer Lieben Frau Kirchturm festgesetzt. Knipperdollingk lag in dem Turm und rief gemeinsam mit den anderen: „O Vater, O Vater, Narren, Narren, strafe die Gottlosen.“ Als sie später noch mehr Reiter auf der Straße gehört haben, schwiegen sie still in dem Turm und riefen nicht mehr. Sie meinten, mein gnädiger Herr sei selber in die Stadt gekommen. Wäre mein gnädiger Herr tatsächlich selber in die Stadt gekommen, wäre diese gehalten worden.
Im Folgenden haben die Wiedertäufer mit den Obersten der Knechte und der Reiter verhandelt und vereinbart, dass sie in Freundschaft und Liebe scheiden wollten, mit der Gnade meines Herrn von Münster. So hat Tillebecke und ein anderer Teil des Rates von den Wiedertäufern getäuscht, so dass die Knechte und die Reiter wieder aus der Stadt abgezogen sind. Mein gnädiger Herr war hingegen nicht dabei. Hätten sie Tillebecke, Knipperdollingk, Kipenbroick und andere festgesetzt gelassen und wäre mein gnädiger Herr nach Münster gekommen, so will ich wohl glauben, dass sie sich in Frieden und Freundschaft getrennt hätten. Sobald die Knechte und Reiter die Stadt verlassen hatten, beeilten sich die Wiedertäufer zuerst die Stadttore zu schließen und die Stadt wieder einzunehmen. Das Feuer, das sie in der Luft gesehen haben wollten, war das Höllenfeuer. Darin sollten alle Landsknechte und Reiter verbrennen, wenn sie die Stadt nicht verlassen hätten. Die Wiedertäufer sagten, wären die Knechte noch eine halbe Uhr länger in der Stadt geblieben, sollten sie in dem Feuer verbrennen und in der Hölle versunken sein. Das erzählten sie dem gemeinen Volk in der Stadt. Mit dieser Klugheit und Behändigkeit gaben sie dem Bischof von Münster die Schuld und weil der Bischof noch nie ein Versprechen gehalten hat, wollten sie ihr Versprechen ebenfalls nicht halten. Es war also alles Betrug, was sie vereinbart hatten, namentlich Knipperdollingk und seine Gesellschaft.
Bernhard Rothmann schrieb an Heinrich Schlachtschaep und andere Predicanten: „Geliebter Bruder in Christo. Die Wunder des Herrn sind so groß und so mannigfaltig, dass ich, wenn ich auch hundert Zungen hätte, solche doch nicht aufzählen könnte; daher bin ich auch nicht fähig, sie mit der Feder zu beschreiben. Der Herr hat uns herrlich beigestanden. Er hat uns befreit aus der Hand unserer Feinde, und diese aus der Stadt gejaget. Schaarweise sind sie, von panischem Schrecken ergriffen, hinausgestürzt. Dieses ist es, was uns Gott durch seine Propheten hat vorherverkündigen lassen, dass nämlich in dieser unserer Stadt alle Heiligen sollten versammelt werden. Diese haben mir befohlen, dir zu schreiben, dass du allen Brüdern befehlen mögtest, zu uns zu eilen, und alles was sie in der Eile von Geld, Gold und Silber zusammenbringen können, mitzunehmen, das Übrige aber den Schwestern zurückzulassen, dass diese darüber Verfügungen treffen, und alsdann gleichfalls zu uns kommen. Gebet ja fleißig acht, dass ihr alles nach dem Geiste tuet, und nichts nach dem Fleisch. Mündlich ein Mehres. Lebet wohl in dem Herrn.
Mein gnädiger Herr war gerade nach Münster unterwegs, da kamen ihm die abziehenden Knechte und Reiter entgegen. Da fragte mein gnädiger Herr, warum sie wieder aus der Stadt gezogen waren. Sie haben geantwortet, dass sie einen Vertrag gemacht haben und wollten in Freundschaft von seiner Gnaden scheiden. Das hat meinem Herrn nun gerade nicht behagt und er ist zornig geworden und hat gesagt: „Da haben aber alle Teufel gewirkt“, dass die Knechte und Reiter nicht in der Stadt geblieben sind. Wäre er dabei gewesen, hätte sich die Sache mit den Wiedertäufern ganz anders entwickelt.
Als nun die Landsknechte und Reiter aus der Stadt gezogen waren, und die Wiedertäufer diese wieder besetzt hatten, haben sie sich verschanzt. Und da wollten sie auch genau wissen, wer sich nicht taufen lassen wollte und wer gegen sie war. Als die Knechte und Reiter in der Stadt Münster waren und die Stadt beherrscht hatten, da haben die Gegner der Wiedertäufer, die sich nicht taufen lassen wollten, Strohkränze an ihre Türen gehängt, damit die Knechte und Reiter diesen Leuten nicht schaden. Und die Wiedertäufer haben keine Strohkränze an ihre Türen gehängt, und so war offenkundig, wer zu wem gehört.
Als die Wiedertäufer die Stadt wieder für sich allein gehabt hatten und alle Knechte und Reiter weg waren, da haben sie in der Stadt gepredigt, wie Gott die Buren ins Herz geschlagen hat und was für ein Feuer sie in der Luft gesehen haben. Und sie haben viele Frauen und Männer getauft. Sie haben auch nach Holland und Friesland Briefe geschickt, was für ein großes Mirakel in Münster geschah, wie Gott die Buren ins Herz geschlagen hat, so dass sie sich aus der Stadt zurückziehen mussten, und was für ein Feuer sie in der Luft gesehen haben. Da sind die Friesen und Holländer aus allen Landen nach Münster gezogen.