Читать книгу Camp 21 - Rainer Wekwerth - Страница 12
ОглавлениеDie Tür des Vans wurde aufgerissen. Salisbury packte Ricky und zog ihn grob aus dem Wagen. Ricky schrie schmerzerfüllt auf, aber der Betreuer ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern schob ihn auf ein Haus zu, das wie eine Blockhütte aussah. »Campleitung« stand über dem Eingang.
»Los, raus aus dem Wagen«, knurrte Brown Mike an.
Mike war etwas durcheinander. Er war eingenickt, obwohl er versuchte hatte, wach zu bleiben, aber die Ereignisse der letzten Stunden und die Aufregung forderten ihren Preis. Er fühlte sich schwach und übel war ihm auch.
Seit die beiden Betreuer Rickys Fluchtversuch vereitelt hatten, war mit ihnen nicht mehr zu reden gewesen. Mit verkniffenen Gesichtern saßen sie vorn und starrten stumm in die Nacht. Sie hatten Mike ebenfalls die Hände auf den Rücken gefesselt und es war unangenehm gewesen, so den Rest der Fahrt hinter sich zu bringen.
Mike war klar, dass sich ihre Situation wesentlich verschlimmert hatte. Was er nicht wusste, war, welche Konsequenzen das für sie hatte. Eine Zeit lang hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, war aber zu keinem Ergebnis gekommen. Schließlich hatte er erschöpft aufgegeben. Alles, was kam, lag nicht mehr in seiner Hand.
Während er neben Brown die wenigen Stufen zum Eingang des Hauses hochging, nutzte er die Gelegenheit, sich kurz umzusehen.
Im Licht starker Scheinwerfer erkannte er einige flache Gebäude. Vor den Häusern lag ein weitläufiger asphaltierter Platz, auf dem mehrere Fahrzeuge standen. Weiter hinten vor dem Umriss des nahen Waldes machte er einen Sportplatz aus. Mitten in der Nacht wirkte das Gelände düster und feindselig, mehr wie ein Kriegsgefangenenlager als ein Jugendcamp.
Vor ihm wurde die Tür aufgehalten und Mike trat über die Schwelle. Sie befanden sich in einem Vorraum. Hinter einer massiven Holztheke stand ein Schreibtisch mit einem Computerbildschirm darauf. Auf einem kleinen Tisch neben dem Eingang lagen Flyer mit aufgedrucktem Camplogo. Das hier war also der Empfangsbereich für Gäste und Eltern. Alles sah aus wie in einem Feriencamp, aber dieser Eindruck wurde durch den Mann zerstört, der vor der Theke stand und Ricky und ihn finster anstarrte.
»Ihr seid die Sanders-Brüder«, sagte der Mann. Es war keine Frage. »Mein Name ist Wilson, ich bin der Direktor dieses Camps. Wie ich von meinen Mitarbeitern höre, habt ihr versucht zu fliehen.«
Mike öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber wieder. Es gab nichts zu erklären.
Salisbury meldete sich zu Wort. »Es war der jüngere.« Er stieß Ricky gegen die Schulter, sodass er einen Schritt nach vorn stolperte. »Der andere hat versucht, es ihm auszureden.«
Wilsons Blick streifte Mike kurz, dann wandte er sich Ricky zu. »Euer Dad hat euch für die nächsten zwanzig Wochen mir übergeben und mir die Vollmacht erteilt, jedes Mittel einzusetzen, um eure Erziehung voranzubringen. Strafen sind ausdrücklich erlaubt und es steht in meiner Macht, sie einzusetzen, wie ich es für richtig halte.«
Er schaute zwischen Ricky und Mike hin und her.
»Ihr seid hier, weil ihr Drogen nehmt, euch undiszipliniert und aufsässig zeigt. Noch dazu habt ihr euch einer Verhaftung widersetzt und wurdet auf richterliche Anordnung zu mir geschickt. Ihr habt euer Leben nicht im Griff und daher trage ich ab sofort die Verantwortung für euch.« Seine Stimme wurde noch härter. »Es gibt hier Regeln. Einfache Regeln. Tut, was man von euch verlangt, wann man es von euch verlangt. Fügt euch ein und macht keine Schwierigkeiten, dann geht die Zeit hier rasch vorbei. Habt ihr das verstanden?«
Mike überlegte, ob er etwas dazu sagen, sich und seinen Bruder verteidigen sollte. Außerdem war da noch das brutale Verhalten der beiden Betreuer gegenüber Ricky, aber Mike spürte, dass dies kein guter Zeitpunkt war, es anzusprechen. Sein Protest würde nur als Widerstand gedeutet werden. Besser war es, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und erst einmal abzuwarten, bis sich alles ein wenig beruhigt hatte. Stumm nickte er.
Neben ihm starrte sein Bruder verbissen in die Luft.
»Was ist mit dir?«, fragte ihn Wilson.
Ricky presste die Lippen aufeinander.
»Nun gut«, meinte der Direktor. »Mike, du gehst mit Mr Brown zum Schlafsaal. Ricky verbringt die Nacht im Isolationsraum.«
Plötzlich kam Leben in Ricky. Sein Kopf ruckte hin und her. Wild riss er die Augen auf.
»Ich will nach Hause!«, schrie er. »Sie können mich nicht hierbehalten.«
»Oh doch, ich kann«, sagte Wilson ruhig und gab Salisbury ein Zeichen, der Ricky an den gefesselten Handgelenken packte und nach draußen schleppte.
Mike versuchte, sich umzudrehen, aber Brown hielt ihn fest.
»Du bleibst hier, Junge«, befahl Wilson. »Beweg dich nicht vom Fleck.«
Mike wusste nicht, was er tun sollte. Vor der Tür erklangen Rickys Schreie und automatisch rührte sich sein Beschützerinstinkt.
Wilson sah es. »Du kannst ihm nicht helfen, sondern machst alles nur schlimmer, wenn du dich jetzt nicht fügst. Schlimmer für dich und schlimmer für ihn.«
»Sir, ich möchte meinen Bruder begleiten«, sagte Mike.
»Das bestimme ich und ich habe anders entschieden.«
»Aber wenn ich …«
Wilsons eiskalter Blick ließ ihn verstummen.
»Mr Brown, bringen Sie ihn in den Schlafsaal.«
»Aus den Betten und draußen antreten!«, brüllte der Betreuer.
Mike schreckte aus dem Schlaf hoch. Orientierungslos richtete er sich auf und blickte sich um. Um ihn herum waren Jungs in seinem Alter und etwas jünger damit beschäftigt, sich hastig anzukleiden. Mindestens zwanzig von ihnen schlüpften nun in ihre Sportsachen und zogen Turnschuhe an.
Brown hatte Mike auf dem Weg zu den Unterkünften in kurzen Sätzen die Regeln des Camps erklärt. Auf ihn wartete täglich ein straffes Programm, beginnend morgens um sechs Uhr mit einem Zehnmeilenlauf noch vor dem Frühstück. Danach stand Unterricht auf dem Programm, bei dem es sich nicht um die normalen Schulfächer handelte. Statt Biologie und Mathematik würde man sie in Ethik und Sozialverhalten unterrichten. Anschließend gab es eine Stunde Mittagspause, danach Gruppen- und Einzelsitzungen mit Therapeuten. Vor dem Abendessen würden sie erneut Sport treiben, danach hatten sie zwei Stunden zur freien Verfügung.
Es gab einen Freizeitraum mit Tischfußball, Billard und einer Tischtennisplatte, dazu eine Bibliothek und einen Leseraum.
Fernseher oder Computer suchte man vergeblich. Die Handys hatte man ihnen nicht wiedergegeben, sodass sie vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten waren.
Mike hatte in der Nacht kaum geschlafen. Unruhig und voller Sorge hatte er sich auf dem metallenen Militärbett mit flacher Matratze herumgewälzt. Nun stand er vor seinem Spind und überlegte verzweifelt, wohin er seine Sportsachen gepackt hatte.
Plötzlich stand jemand neben ihm. »Ich bin John, der Saalälteste, und für alles verantwortlich, wenn kein Betreuer anwesend ist. Ich habe mitbekommen, wie Brown dich letzte Nacht hergebracht hat. Zieh dich an. Wir müssen in fünf Minuten antreten oder es gibt Ärger.«
»Ich finde meine Sportsachen nicht.«
»Mach hin.«
»Verflucht, ich hab dir …«
Plötzlich erklang die Stimme eines Betreuers vom Saaleingang. Wie Donner rollten die Worte durch den Raum. »Was ist hier los?«
John zuckte zusammen. Mike sah, dass er versuchte, irgendwie Haltung anzunehmen. Es sah kläglich aus.
»Es gibt Schwierigkeiten mit dem Neuen, Sir«, sagte er.
Der Mann, der sie vor wenigen Minuten aus den Betten gescheucht hatte, kam auf sie zu. Er war so groß wie Mike und trug einen schwarzen Trainingsanzug. Blasse blaue Augen starrten ihn an.
»Warum hast du deine Sportsachen nicht an?«, fragte er gefährlich leise.
Mikes Ärger war verflogen. Er spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief. Der Typ verstand keinen Spaß, das war ihm sofort klar.
»Sir, ich …« Er deutete hilflos auf seinen Spind, in den er letzte Nacht alles einfach hineingestopft hatte.
»Er sagt, dass er seine Sachen nicht findet, Sir«, erklärte John für ihn.
Der Mann lächelte bösartig. »Bei dem Saustall wundert mich das nicht.«
Mit beiden Händen fasste er in den Spind und riss die Klamotten heraus. Achtlos warf er alles auf den Boden.
»Da sind sie ja«, knurrte er gehässig. »Ich gebe dir zwei Minuten Zeit, dann stehst du draußen vor der Tür oder gnade dir Gott.«
Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging davon. Mike stand da wie erstarrt.
John stieß ihn in die Seite. »Los jetzt.«
So schnell es ging, schlüpfte Mike in seine Sachen, dann rannten sie nach draußen.
Vor dem Schlafsaal befanden sich die Parkplätze des Camps. Die Sonne erschien gerade hinter den hohen Fichten und ihre warmen Strahlen ließen den feuchten Asphalt dampfen. In der Nacht hatte es geregnet und so sah es aus, als führten unsichtbare Geister einen Schleiertanz auf.
Obwohl es nicht wirklich kalt war, fror Mike in seinen Shorts und dem kurzen T-Shirt. Den anderen Jungs schien es genauso zu ergehen, denn alle traten auf der Stelle, um sich warm zu halten. Kleine Atemwolken stiegen von den Mündern auf, Hände rieben Arme und Beine. Nach und nach bildeten sie geordnete Reihen.
Überraschenderweise waren nicht nur Jungs auf dem Platz. In zehn Meter Entfernung verließen etwa zwanzig Mädchen ebenfalls ihren Schlafsaal und machten sich für den Morgenlauf bereit. Eine Betreuerin mit blondem Pferdeschwanz, klein und drahtig, stellte sich vor ihnen auf und wurde von der Gruppe mit einem lauten »Guten Morgen, Ma’am« begrüßt.
Mike wandte sich an John, der neben ihm stand. »Hier gibt es auch Mädchen? Ich dachte, das wäre ein Camp nur für Jungen.«
John sah ihn verwundert an. »Wie kommst du denn auf die Idee?«
»Weiß nicht. Einfach so. Als ich gestern Nacht ankam, habe ich niemanden gesehen und der Campleiter hat nichts davon erzählt.«
»Na, nun siehst du es ja.«
»Machen wir auch was mit denen gemeinsam oder läuft das hier getrennt ab?«
»Beim Morgensport teilen sie uns in zwei Gruppen ein, ansonsten sind wir ständig zusammen. Beim Essen und in der Freizeit sowieso, aber auch im Unterricht und bei der Therapie.« John grinste ihn an. »Aber mach dir keine Hoffnung, bei allem sind Betreuer dabei und passen auf, dass sich niemand absondert und etwas tut, was unseren Eltern gar nicht gefallen würde.«
»Was meinst du?«
»Na, stell dir mal vor, eines der Mädchen würde schwanger, da wäre die Hölle los. Das Camp könnte zumachen. Auch wenn es hier einigermaßen gemäßigt zugeht, wir sind nicht zum Spaß hier, sondern um etwas zu lernen und an unserer Persönlichkeit zu arbeiten.«
»In sechs Monaten sind wir hier raus.«
»Wer ist ›wir‹?«, wollte John wissen.
»Mein Bruder Ricky und ich. Ihn haben sie auch hierhergeschickt, aber er hat auf der Fahrt ins Camp versucht abzuhauen. Jetzt haben sie ihn in den Isolationsraum geschickt.«
»Scheiße.«
Mike zuckte zusammen. Das klang nicht gut. Bisher hatte er sich vorgestellt, dass sein Bruder in eine Art Einzelzimmer gebracht worden war, wo er über sein Verhalten nachdenken sollte. Johns Reaktion zeigte ihm, dass es nicht so harmlos war.
»Kannst du mir was dazu sagen?«
»Das ist die Hölle.«
»Was meinst du?«
»Sag ich dir später. Besser, wenn uns keiner der Betreuer hört.«
Mike spürte, dass er so nicht weiterkam. John würde ihm nicht mehr erzählen. Trotzdem war es wichtig, das Gespräch am Laufen zu halten. Der andere wusste, wie es hier im Camp ablief, und er brauchte Informationen, vielleicht sogar einen Freund, um Ricky helfen zu können.
»Was hat dich hierhergebracht?«, fragte er.
»Stress mit meinen Eltern.«
»Wie lange bist du schon da?«
»Sechs Monate. Ich bin im Winter hergekommen. Glaub mir, da war es eiskalt und bei den Morgenläufen sind wir oft durch kniehohen Schnee gewatet.« John nickte in Richtung eines großen, bulligen Jungen mit wirren roten Haaren. »Das ist Steve, der ist schon über ein Jahr hier. Fällt immer wieder auf. Widersetzt sich den Betreuern. Jedes Mal, wenn er kurz davorsteht, hier rauszukommen, gibt die Campleitung seinen Eltern den Rat, ihn noch hierzulassen. So verlängert sich sein Aufenthalt jeweils um drei Monate. Seine Familie hat ihn hier regelrecht geparkt, weil er zu Hause auch nur Schwierigkeiten macht. Dabei ist das Camp scheißteuer.«
»Sie müssen Geld dafür bezahlen?«
»Ja, so ist das bei den meisten von uns. Ein dreimonatiger Aufenthalt kostet um die sechstausend Dollar. Steve scheint nicht aus einer reichen Familie zu kommen, aber vielleicht erhalten seine Eltern Unterstützung von irgendeiner Stiftung. Du bist ein Staatlicher?«
»Was meinst du?«
»Der Staat hat dich hierhergeschickt, richtig?«
»Ja.«
»Dann trägt er die Hälfte der Kosten, die andere Hälfte müssen deine Eltern aufbringen.«
Das überraschte Mike. Sein Vater musste also für Ricky und ihn eine Menge Geld bezahlen.
Dadurch wird seine Meinung uns gegenüber auch nicht gerade besser, und wenn er jetzt noch mitbekommt, dass Ricky Schwierigkeiten macht …
Seine Gedanken wurden von Salisbury unterbrochen, der sich vor die Gruppe stellte. Auch er trug Sportkleidung.
»Guten Morgen«, rief er den Jungs zu.
»Guten Morgen, Sir«, antworteten alle wie aus einem Mund.
»Mr Hancock ist beim Direktor, daher übernehme ich den Morgenlauf. Ist das für euch in Ordnung?«
»Ja, Sir!«, kam die Antwort.
Salisbury grinste. »Hatte ich auch nicht anders erwartet.«
Er nickte in Richtung der Mädchen. »Ausnahmsweise laufen wir heute gemeinsam. Also reißt euch zusammen und macht mir vor den Mädchen keine Schande. Wer zurückfällt oder den Lauf abbricht, hat die nächsten zwei Wochen Dienst im Waschraum.«
»Er meint die Scheißhäuser«, raunte John. »Das will keiner, also halt dich ran.«
Mike war ihm für den Tipp dankbar, auch wenn er bei einem Zehnmeilenlauf keine Probleme erwartete. In der Highschool war er Cornerback im Footballteam und Ausdauerläufe standen ständig auf dem Trainingsplan.
Wieder dachte er an Ricky. Innerlich betete er dafür, dass sein Bruder keinen weiteren Mist baute und ihn der Campleiter davon überzeugen konnte, sich in sein Schicksal zu fügen. Vielleicht konnten sie die Sache hier einigermaßen glimpflich hinter sich bringen.
Salisbury blies in seine Trillerpfeife und die ganze Gruppe setzte sich in Bewegung. Als sie an den Mädchen vorbeikamen, scherten die hinter ihnen ein. So ging es an den Gebäuden vorbei zum Camptor hinaus. Vor ihnen erstreckte sich ein leichter Hügel, dahinter begann der Wald.
Mike fiel in einen gleichmäßigen Rhythmus und achtete auf seine Atmung. Der Hügel stellte kein Problem dar und kurz darauf bogen sie auf einen Waldweg ab.
Die nächsten zwei Meilen liefen sie noch geordnet zwischen den hohen dunklen Fichten entlang, dann begannen sich die beiden Gruppen aufzulösen und zu vermischen.
John trabte neben ihm, hinter ihnen war ein Mädchen mit braunen Haaren und Augen aufgetaucht. Sie hielt das Tempo gut mit, schnaufte aber schwer.
Untrainiert, dachte Mike.
»Ist es erlaubt, gemeinsam zu laufen?«, wandte er sich an John.
Der Junge wischte mit dem Arm über seine Stirn. »Salisbury und Miss Winter, die Betreuerin der Mädchen, haben was miteinander laufen, da achtet er nicht so darauf, solange wir nicht laut reden, stehen bleiben oder uns zu weit von der Gruppe entfernen.«
»Und du bist dir mit den beiden sicher?«
»Ganz sicher. Die Betreuer wohnen etwas abseits von den Schlafsälen in kleinen Wohnhäusern. Jeder für sich, aber sie treiben es täglich miteinander.«
»Woher willst du das wissen?«
»Man kann sie hören. Miss Winter stöhnt manchmal so laut, dass man glauben könnte, Salisbury foltere sie zu Tode. Die Hälfte der Jungs schläft nicht wegen ihr.«
Ohne dass es Mike bemerkt hatte, hatte das Mädchen zu ihnen beiden aufgeschlossen.
»Was hast du gesagt?«, fragte sie John keuchend.
»Nichts, was dich interessieren müsste, Linda.«
»Du bist ein Arschloch, John.«
»Erzähl mir mal was anderes zur Abwechslung.«
»Wer ist das hier?«, fragte sie und deutete auf Mike.
»Frag ihn.«
»Mein Name ist Mike«, kam er ihr zuvor.
»Du bist neu hier.«
»Ja.«
»Hab schon von dir und deinem Bruder gehört. Ihr seid letzte Nacht angekommen und habt gleich Stress mit Wilson.«
Nachrichten brauchten hier nicht lang, um durch das Camp zu ziehen.
»Mein Bruder hat noch Eingewöhnungsprobleme, aber das wird schon«, meinte Mike.
»So nennst du das?« Sie lachte. »Ich hab gehört, er hat versucht abzuhauen und jetzt ist er im Isolationsraum. Wenn er Glück hat, bleibt es dabei. Sonst …« Sie sprach nicht weiter, sondern blickte ihn nur vielsagend an.
Mike verlangsamte sein Tempo. Das Mädchen hatte das auf merkwürdige Weise gesagt. »Was meinst du?«
»Nicht stehen bleiben«, zischte John.
Mike lief wieder schneller, aber sein Blick blieb auf Linda gerichtet.
»Hab ich nur so gesagt«, behauptete Linda.
Mike bemerkte, wie sie und John sich einen Blick zuwarfen.
»Was ist los?«
»Nichts«, antwortete John. »Wir sollten mit dem Reden aufhören. Salisbury ist schon auf uns aufmerksam geworden. Er beobachtet uns.«
Was verheimlicht ihr mir?
Hinter ihm ertönte ein Warnpfiff. Mike konzentrierte sich wieder auf den Lauf. Er würde später nachhaken, was Linda gemeint hatte.