Читать книгу Das Labyrinth (4). Das Labyrinth vergisst nicht - Rainer Wekwerth - Страница 14

6.

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León stand vor dem Wärter an der Werkzeugausgabe und streckte ihm seine Hände entgegen, die über Nacht angeschwollen waren. Aus den Blasen sickerte unablässig klare Flüssigkeit.

»Ich denke nicht, dass ich heute hacken kann«, sagte er ruhig.

Der Mann musterte ihn neugierig, dann blickte er auf seine Hände. »Okay, dann kommst du zu den Schleppern. Du da …« Er deutete auf Mischa. »… nimmst die Hacke.«

Mischa öffnete den Mund, sagte aber nichts. Wortlos ergriff er das Werkzeug.

Als sie gemeinsam mit Tian und fast einhundert anderen Gefangenen in die Stollen geführt wurden, sagte León leise: »Danke.«

»Ist schon okay. Morgen sehen meine Hände wie deine aus, dann kann Tian klopfen.«

Der Asiat drehte sich um und zeigte ihm den Mittelfinger.

Am Sammelplatz mussten sich alle aufstellen. Einer der Aufseher teilte die Abförderer in Gruppen ein, die Schlepper und Hacker schickte er in unterschiedliche Stollen. León und die anderen Schlepper sollten Abraum vom gestrigen Tag holen, für den am Abend zuvor keine Zeit mehr gewesen war.

Während Tian zu den Loren marschierte und Mischa in einem Stollen verschwand, machte sich León mit zwei anderen auf den Weg.

Heute hatte er Glück gehabt und eine fast unbenutzte Atemmaske erhalten, durch die er tatsächlich Luft bekam. Den Ledersack hinter sich herschleifend, betrachtete er im Schein seiner Helmlampe die beiden Gefangenen, die mit ihm arbeiten sollten. Beide waren größer als er und sahen sich ähnlich. Braune, kurz geschnittene Haare, hohe Wangenknochen und ein markantes Kinn. Sie wirkten überaus fit und kräftig. Lange konnten sie noch nicht hier unten sein.

»Wie heißt ihr?«, fragte León.

»Raoul und Roger«, sagte der eine und deutete erst auf sich, dann auf den anderen.

»Ihr …«

»Wir sind Brüder.«

León blieb stehen. »Was habt ihr ausgefressen?«

Raoul blickte ihn ernst an. »Wir haben unseren Alten erschlagen.«

»Gemeinsam«, fügte Roger hinzu. »Das Schwein hat gesoffen, uns und unsere Mutter ständig verprügelt. Irgendwann mussten wir ihn aufhalten.«

»Jetzt verrottet er sechs Fuß unter der Erde.«

»Was habt ihr bekommen?«

»Zehn Jahre.«

»Wie bitte? Das war doch irgendwie Notwehr.«

»Unser Vater war der Polizeichef im Ort. Da gab es vor Gericht einen Zuschlag für uns. Die Regierung sieht es nicht gern, wenn man ihre Beamten zu Tode prügelt.«

»Meine Güte.«

»Und du?«

»Raub und Mordversuch.«

»Wen hast du überfallen?«

León verzog den Mund. »Tja, so genau weiß ich das nicht mehr. Ich bin mit meiner Gang losgezogen, um ein paar Jungs eine Lektion zu erteilen. Daran, was dann genau geschehen ist, kann ich mich nicht erinnern.«

»Ah«, sagte Raoul. »Gangscheiße. Daher die Tätowierungen. Dachte mir schon so etwas.«

»Wie lange seid ihr hier?«

»Drei Wochen, aber wir sollten nicht so viel quatschen, sondern uns an die Arbeit machen. Die Wärter wissen ganz genau, wie lange es dauert, die Säcke aufzufüllen. Ich will keinen Stress.«

León nickte und wandte sich um. Gemeinsam gingen sie tiefer in den Stollen. Plötzlich entdeckte León etwas Leuchtendes an der Wand. Abrupt blieb er stehen.

»Was ist?«, fragte Roger hinter ihm.

León glotzte sprachlos auf das hellblaue, leuchtende Graffito an der Felswand. Es zeigte eine Ellipse, in der eine Person stand. Fast so, als wäre es ein Tor, das man durchschreiten konnte.

Hinter ihm sog Raoul hörbar die Luft ein.

»Fuck!«, sagte Roger. »Es stimmt also doch. Die verdammten Deeper gibt es wirklich. Ich habe das Ganze für ein Märchen gehalten, mit dem man den Frischlingen Angst einjagen will.« Er streckte die Hand aus.

»Bist du verrückt? Fass das nicht an!«, zischte sein Bruder.

»Wieso? Ist doch bloß Farbe. Jetzt mach …«

Noch bevor er den Satz beenden konnte, erklang ein schauriges Heulen. Es zog aus der Dunkelheit vor ihnen heran.

León zuckte zusammen. Sein Magen verkrampfte sich. Vollkommen sinnlos kam ihm der Gedanke, dass er keinen Luftzug spürte, dabei sollte doch angeblich der für die Geräusche in den Tunneln verantwortlich sein. Hinter seiner Maske schnappte er nach Luft. Er ließ den Sack fallen und ballte die Fäuste.

Wieder ertönte das Jaulen. Eine eiskalte Hand schien seinen Nacken zu packen, als ihm klar wurde, dass da irgendetwas vor ihm in dem Stollen lauerte.

»Lasst uns abhauen«, flüsterte Raoul. Roger packte Leóns Arm und zog ihn mit sich.

»Wo sind die Säcke?«, fragte der Wärter an der Sammelstelle. Ein untersetzter Mann mit Schnauzbart, der jedes Mal zuckte, wenn er den Kaugummi von einer Backentasche in die andere schob. Zornig glotzte er León, Raoul und Roger an.

»Sir … da drin …«, versuchte Raoul zu erklären.

»Wir haben es gehört«, knurrte der Mann. »Das ist der Luftzug. Hier unten gibt es fast schon eigene klimatische Bedingungen. Kein Grund, sich in die Hosen zu machen.«

»Da war ein Graffito an der Wand«, sagte León ruhig.

»Wie hat es ausgesehen?«

»Ich denke, das wissen Sie.«

»Werd nicht frech, Junge.« Der Wärter fasste nach dem Schlagstock an seiner Hüfte. »Oder es wird unangenehm.«

»Es war blau. Leuchtete in der Dunkelheit. Eine Figur in einem Kreis oder so was.«

»Zeigt mir eure Hände.«

»Was soll das?«, ereiferte sich Roger. »Glauben Sie, wir hätten das an die Wand geschmiert?«

»Hände!«

Alle drei streckten ihre Arme aus, die Handflächen nach oben. Misstrauisch betrachtete der Wärter sie.

»Okay. Pfoten runter. Ihr bleibt hier. Rührt euch nicht.«

Er drehte auf dem Absatz um und ging zu zwei Kollegen hinüber, die bei den Abförderern Dienst schoben. Sie berieten sich einige Minuten, dann kam der Mann zurück.

»Ihr kriegt neue Säcke und werdet einem anderen Stollen zugeteilt.«

»Was ist …?«

Der Wärter ließ León nicht ausreden. »Mehr gibt es dazu nicht zu sagen!«

»Und du hast das Zeichen wirklich gesehen?«, fragte Tian aufgeregt, als sie nach der Schicht und dem Duschen zum Speisesaal gingen.

Da in diesem Moment wieder einmal die Zellen bewegt wurden, musste Tian gegen den Lärm anbrüllen, den die Kräne beim Anheben und Versetzen der Lasten machten. Dann herrschte unvermittelt Ruhe.

»Ja, es war nicht zu übersehen«, meinte León in die neu entstandene Stille.

»Und das Jaulen?«

»Hast du es nicht gehört?«

»Nein, ich muss wohl gerade bei der Abladestelle gewesen sein. Die ist fast eine Meile vom Sammelplatz entfernt.«

»Und du?« León schaute Mischa an.

»Zu tief im Stollen. Und bei dem Krach hört man sowieso nichts. Da müsste so ein Monster schon direkt neben einem stehen und brüllen, außerdem hatte ich mir Papier in die Ohren gestopft.«

»Wie fühlst du dich?«

Mischa hob seine geschundenen Hände. »So in etwa.«

»Tut mir leid.«

»Nicht deine Schuld.«

»León, was ging in dir vor, als du das Heulen gehört hast?«

»Ich hatte Angst, aber … irgendwie klang es auch vertraut. Es war schaurig, aber ich hatte das Gefühl, es schon einmal gehört zu haben. Wie so eine …« Er suchte nach Worten.»… längst vergessene Erinnerung, die wieder hochkommt.«

Langsam, fast zögerlich ging die Sonne hinter den Häusern auf. Erst war es nur ein blasses Rosa, das nach und nach den Himmel eroberte, dann tasteten sich die Sonnenstrahlen hinter der Wolkendecke über die Häuser hinweg und verdrängten die Dunkelheit.

Er rannte vorneweg, Mary knapp dahinter.

Mit einem Abstand von etwa zweihundert Metern jagte der erste Verfolger hinter ihnen her. In einer auseinandergezogenen Reihe folgten die anderen. Sie kamen beständig näher. Zunächst hatten sich Mary und er einen Vorsprung erarbeiten können, der nun aber zusehends dahinschmolz. Mary wurde mit jedem Schritt langsamer. Er hörte ihren Atem rasseln. Über ihr Gesicht floss Schweiß. Er ließ sich zwei Schritte zurückfallen, lief neben ihr.

»Mary, gib nicht auf. Wir können es schaffen.«

Er bekam keine Antwort.

In seinem Kopf jagten sich die Gedanken. Sie waren den Toren nahe. So nahe. Wenn er den Blick hob, sah er, dass der Stern inzwischen fast senkrecht über ihnen stand. Bis zu den Portalen konnte es nicht mehr weit sein.

Was sollte er tun? Wie konnte er ihr jetzt noch helfen?

Mary wurde immer langsamer. Er warf einen Blick zurück. Der erste Verfolger war deutlich näher gekommen. Beinahe wäre er gestolpert, aber er fing sich schnell wieder. Bei ihrem jetzigen Tempo würden sie auf jeden Fall bald eingeholt werden. Etwas musste passieren.

Er blieb stehen, packte Mary am Arm und zwang sie, ebenfalls anzuhalten. Mary hatte die Augen weit aufgerissen. Sie stutzte. Ohne ein weiteres Wort beugte er sich vor, umfasste mit beiden Händen ihr Gesicht, zog sie zu sich heran …

… und küsste sie.

Zuerst schien Mary nicht zu verstehen, was geschah, aber dann riss sie sich mit ungeahnter Kraft von ihm los und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige.

»Tu … das nie wieder. Nie wieder!«, zischte sie.

Seine Wange brannte wie Feuer, aber als er die Wut in ihren Augen sah, lächelte er. Er stieß sie grob mit der flachen Hand an.

»Weiter!«, befahl er knapp, wandte sich um und rannte los, ohne auf sie zu warten.

Mit einem Ruck richtete sich León auf der Pritsche auf. Er brauchte einen Moment, um zu verstehen, wo er sich befand und dass es nur ein Traum gewesen war.

Sein Herz klopfte wild. Fast schien es, als könnte er noch die Kälte fühlen, die an diesem bizarren Ort geherrscht hatte. Es war Winter gewesen. Er und dieses Mädchen waren durch den Schnee gerannt, auf der Flucht vor vermummten Verfolgern.

Schnee und dieses Mädchen.

Noch immer sah er ihr Gesicht vor sich.

Mary.

Er flüsterte den Namen in der Dunkelheit.

Sie war so schön. So unglaublich schön. Aber viel wichtiger war: Tief in sich ahnte er, dass es mehr als ein Traum gewesen war.

León legte seine Fingerspitzen auf die Lippen. Der Kuss hatte sich echt angefühlt. Er spürte ein Lächeln auf seinem Gesicht. Die Ohrfeige leider auch.

Aber etwas stimmte nicht daran.

Da war Schnee gewesen.

León wusste mit Bestimmtheit, dass er noch niemals Schnee gesehen oder in seinen Händen gehalten hatte.

Vielleicht ist es doch nur ein Traum gewesen.

Aber es hatte sich so real angefühlt. Verwirrt ließ er sich zurück auf die Pritsche sinken und starrte an die Käfigdecke, über die in diesem Moment ein Scheinwerfer strich.

Wer bist du? Woher kenne ich dich?

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als das Knarren eines Kranes die Stille unterbrach. Ketten ächzten unter der Belastung, dann wurde mit einem lauten Poltern eine neue Zelle neben seiner abgesetzt. Der ganze Boden bebte unter der Erschütterung. León richtete sich auf seiner Pritsche auf und schnaufte tief durch. Daran würde er sich niemals gewöhnen. Er warf im Halbdunkel einen Blick zu Tian und Mischa, konnte aber ihre Gesichter nicht erkennen.

»Dieser Scheiß nervt«, sagte Mischa in die neu entstandene Stille, nachdem der Kranableger zurück in seine Ausgangsposition geschwenkt war.

Plötzlich hatte León das Gefühl, beobachtet zu werden, er wandte sich um und starrte zu der Zelle, die nun drei Meter entfernt auf der Schiene stand. Als das Licht eines Scheinwerfers darauf fiel, konnte er glühende Augen in tätowierten Gesichtern ausmachen, die ihn unverwandt anglotzten. Muerte negras.

Die beiden Gangmitglieder standen dicht an den Gitterstäben und umklammerten sie so fest, dass León selbst aus dieser Entfernung sehen konnte, wie ihre Knöchel hervortraten.

»Hijo de puta!«, zischte einer der beiden. »Wenn ich dich kriege, mache ich dich kalt.«

León erschauerte. Er überlegte, was er entgegnen sollte, presste dann aber die Kiefer zusammen und schwieg.

Plötzlich stand Mischa neben ihm. »Kümmere dich nicht um diese Arschlöcher. Sie wollen dir nur Angst einjagen«, flüsterte er.

»Es gelingt ihnen ganz gut«, gab León zu.

Erneut erklang das tiefe Brummen der Elektromotoren und wieder knarrte der Kranausleger. Die Greifklammer rollte sich klirrend ab, packte Leóns Zelle und hob sie an. Er hielt sich hastig an den Gitterstäben fest, als die Zelle zu schwanken begann.

»Mir wird schlecht«, sagte Tian.

Der Scheinwerfer des Krans tauchte das Ganze jetzt in blendend helles Licht. León sah, dass Tian sich auf seiner Pritsche aufgerichtet hatte und am Rand festklammerte. Mischa setzte sich auf den Boden, anscheinend hielt er es für überflüssig, sich Halt zu suchen.

Die Zelle wurde in einem weiten Bogen nach rechts geschwenkt und dann auf einer Draisine abgestellt.

Als endlich Ruhe eingekehrt war, ging León zu seiner Pritsche und warf sich darauf. An Schlaf war nicht zu denken. Noch immer glaubte er die Blicke der negras auf sich zu spüren, aber auch der Traum von Mary ging ihm nach.


Mary ruckte in ihrem Bett hoch, als sie hörte, wie sich die Tür öffnete. Sie hatte gerade von einer zerstörten Stadt in Eis und Schnee geträumt. Von einem tätowierten Jungen, mit dem sie durch die Nacht geflohen war. Seltsame Gestalten hatten sie verfolgt. Dann war er stehen geblieben und hatte … hatte sie geküsst. Mary wusste noch, dass sie der Kuss sehr wütend gemacht hatte, denn sie hasste diesen Jungen, obwohl sie den Grund dafür nicht kannte. Seine Nähe machte sie zornig, aber da war noch etwas anderes.

Jetzt, in der Dunkelheit, brauchte sie einen Moment, um sich zu orientieren. Sie legte ihren Zeigefinger auf die Lippen, als könnte sie dem Kuss aus ihrem Traum nachspüren. Doch da fiel durch den Türspalt Licht ins Zimmer und ein Schatten schlüpfte herein.

»Ich bin es«, flüsterte jemand.

Es war die Verrückte mit den roten Haaren. Kathy.

»Was ist? Was willst du?«

»Pst. Leise. Ich bin gekommen, dich zu holen, Baby. Wir hauen jetzt ab.«

»Nein, ich bleibe hier.«

»Mary, kleine Mary, die pumpen dich weiter mit Psychopharmaka voll, und zwar für den Rest deines Lebens. Willst du das? Wieder festgeschnallt auf einer Pritsche liegen? Irgendwelche alten Säcke in weißen Mänteln, die dein Nachthemd hochschieben und deine Brüste befummeln? Glaub mir, Schätzchen, ich mache das alles schon lange mit, aber jetzt nicht mehr. Heute geht Kathy gelassen in die gute Nacht. Ach, was bin ich für eine Poetin.«

Der Schatten warf die wallenden Haare in den Nacken und fasste sich theatralisch an die Stirn.

»Das ist von Dylan Thomas.«

»Ist doch egal. Könnte auch von mir sein. Was ist nun?«

»Du willst doch nicht im Ernst ein Feuer legen?«, fragte Mary.

Kathy huschte zurück zur Tür und riss sie auf. Draußen stand alles in Flammen.

»Tada! Habe ich schon.«

Dann setzte die Sirene ein. Heulend und jaulend – das Geräusch schmerzte in Marys Ohren. »Was hast du getan?«, fragte sie entsetzt.

»Das, was ich versprochen habe. Ich bin in den Putzraum geschlichen, der ausnahmsweise nicht abgeschlossen war, weil Mike und ich zuvor darin gevögelt haben und ich so klug war, meinen Kaugummi ins Türschloss zu kleben, als ich mich dagegenlehnte und Mike the Man mich rammelte, als gäbe es kein Morgen mehr. Ich habe mir den Reinigungsspiritus und noch ein paar andere brennbare Putzmittel geschnappt. Dann bin ich in die Wäschekammer rüber, habe altes Bettzeug genommen und mit dem ganzen Scheiß getränkt. An vier verschiedenen Stellen habe ich Feuer gelegt, aber ich bin schlau, immer schön weit weg vom nächsten Rauchmelder, daher hat es eine Weile gedauert, bis der Feueralarm ausgelöst wurde. Jetzt ist es zu spät. Alles brennt lichterloh und deshalb sollten wir unsere kleine Plauderei auf später verschieben und zusehen, dass wir hier wegkommen, bevor der ganzen Laden zusammenbricht.«

»Du bist vollkommen wahnsinnig«, stöhnte Mary.

»Nicht wahr?« Kathy lächelte, dann wurde sie ernst. »Komm jetzt!«

»Nein, ich gehe nicht mit.«

»So, so.« Das rothaarige Mädchen hob entschuldigend beide Hände. »Vielleicht hätte ich den Abschiedsbrief erwähnen sollen, den ich Dr. Mercan geschrieben habe. Darin tauchen dein und mein Name auf und dass wir alles gemeinsam geplant haben. Entweder du kommst jetzt mit oder du wirst hier drin verrotten.«

Mary hielt die Luft an. Kathy hatte sie ausgetrickst, warum auch immer. Wenn sie jetzt nicht floh, würde es sehr schlimm für sie werden. Sie konnte nicht bleiben.

Rasch sprang sie aus dem Bett.

»Ich habe keine Kleidung. Nur das Nachthemd.«

»Hier sind ein paar von meinen Sachen.« Kathy hielt ihr einen Stoffbeutel hin. Darin befanden sich eine Jeans, ein T-Shirt und Turnschuhe. Hastig schlüpfte Mary in die Klamotten. Dichter Rauch drang inzwischen durch die offene Tür. Mary musste husten.

»Bist du so weit?«, fragte Kathy. »Wir sollten dann mal.«

Sie flitzte zur Tür. Draußen tobte das Feuer durch den Gang. Es sah aus wie eine lodernde, rot glühende Wand. Unablässig kreischte der Alarm.

»Willkommen in der Freiheit«, brüllte Kathy und rannte los.

Das Labyrinth (4). Das Labyrinth vergisst nicht

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