Читать книгу Die Offenbarung - Ralf Mühe - Страница 12
ОглавлениеWachsen in der Erkenntnis!
Biblische Erkenntnis hat zwei Ebenen: eine natürliche und eine geistliche. Beide sind wichtig und ergänzen einander. In Bildern ausgedrückt können wir auch von Erkenntnis des Kopfes und des Herzens sprechen.
Die natürliche Erkenntnis stützt sich beim Bibellesen auf Beobachtungen und Wissen des Verstandes. Dazu gehören Einblicke in die Zeitgeschichte sowie Kenntnisse über die Sprache. Immer wieder gibt es ja Aussagen, die damals von den Empfängern ohne Weiteres verstanden wurden, uns jedoch erst erklärt werden müssen. In Offenbarung 1,8 stellt Gott sich zum Beispiel mit einem Sprachbild vor, das in der damaligen Umgangssprache zu Hause war, wenn er sagt: „Ich bin das Alpha und das Omega.“ Alpha ist der erste und Omega der letzte Buchstabe im griechischen Alphabet (Luther: A und O). In Kapitel 1,17 finden wir eine andere Aussage, die mit anderen Worten das gleiche besagt: Ich bin der Erste und der Letzte. Damit betont Jesus seine Göttlichkeit. Natürliche Erkenntnis ist in der Lage, diese Parallele zu entdecken und zu deuten.
Geistliche Erkenntnis ist nicht das Resultat studierter Gelehrsamkeit, sondern einer inneren Beziehung. Gott beschenkt Menschen mit Einsicht, die sich seinem Reden öffnen. Wenn Sie die Offenbarung lesen oder im Hauskreis darüber reden, kann das auf diesen beiden Ebenen geschehen.
Viele Aussagen haben neben ihrer heilsgeschichtlichen Bedeutung auch für Ihren Alltag hier und heute Gewicht. Es kann sein, dass Sie eine vertiefte Erkenntnis über Gottes Wesen erhalten oder dass eine Aussage eine Situation in Ihrem Alltag berührt. Erwarten Sie dieses persönliche Reden auch durch das Buch der Offenbarung! Es kann aber sein, dass ein Bibeltext sowie die Ausführungen dazu Sie überhaupt nicht ansprechen. Möglich, dass dafür äußere oder innere Bedingungen verantwortlich sind, die Sie selbst nicht ändern können. Gottes Reden wirkt häufig auch nach Art eines Vitamindepots mit Zeitverzögerung: Das, was Sie gelesen haben, wird erst in einer späteren Situation für Sie bedeutungsvoll. Dann erweist es sich von Vorteil, wenn Sie nicht nach dem Lustprinzip gehandelt und das Lesen der Offenbarung frustriert abgebrochen haben.
Der Austausch mit anderen bringt Ansätze von geistlicher Erkenntnis oft schneller zur Reife. Sei es, weil man beim Reden gezwungen ist, Eindrücke in klare Worte zu fassen und sich gegebenenfalls korrigieren zu lassen, oder sei es, dass unterschiedliche Erkenntnisse sich zum Nutzen aller ergänzen.
Das Gebet ist die unmittelbarste Art, auf das Gehörte zu reagieren. Es ersetzt zwar nicht das Handeln, aber es schafft die Voraussetzungen für geistliche Durchbrüche oder veränderte Situationen. Beten können wir prinzipiell immer und überall. Darin liegt eine große Chance!