Читать книгу Südengland Reiseführer Michael Müller Verlag - Ralf Nestmeyer - Страница 14
ОглавлениеRochester
Rochester, das längst mit seinen Nachbarorten Gillingham und Chatham zu einem industriellen Ballungsgebiet zusammengewachsen ist, besitzt mit seiner Kathedrale und seinem Castle zwei eindrucksvolle Sehenswürdigkeiten. Fast alle Restaurants und Hotels erstrecken sich entlang der High Street.
Rochesters Kathedrale von außen
Vom römischen Durobrivae haben sich keine nennenswerten Spuren erhalten. Die Christianisierung der Sachsen fiel in Rochester auf fruchtbaren Boden, bereits im Jahre 604 bestimmte Ethelbert von Kent die Stadt zum Sitz des zweitältesten englischen Bistums. Die Normannen erkannten die strategische Bedeutung des Ortes und errichteten eine mächtige Burg zur Kontrolle des Medway, der bei Rochester in den Ärmelkanal mündet. Normannische Baumeister zeichneten sich auch für den Neubau der Kathedrale verantwortlich, die zu den eindrucksvollsten normannischen Sakralbauten Südenglands gerechnet werden darf. Weder Daniel Defoe („zwar alt, aber nichts besonderes“) noch Charles Dickens konnten sich in ihren Büchern für die Bischofsstadt erwärmen. In seinem fragmentarisch gebliebenen Roman „The Mystery of Edwin Drood“ beschrieb Dickens einen imaginären Ort namens „Cloisterham“, wobei ihm Rochester als Vorlage diente: „Eine eintönige, schweigsame Stadt ist es, durchtränkt vom Erdgeruch der Krypta ihrer Kathedrale, überreich an Resten klösterlicher Gräber; ihre Kinder pflanzen Salatgärtchen im Staub von Äbten und Äbtissinnen, sie backen Sandkuchen aus dem Staub von Nonnen und Mönchen ...“
In Wirklichkeit fühlte sich Dickens, der im benachbarten Chatham aufgewachsen war, sehr zu Rochester hingezogen; der meistgelesene englische Schriftsteller verbrachte nicht nur seine Ferien in der Stadt am Medway, in der er auch am 9. Juli 1870 im Alter von 58 Jahren verschied. Rochester bewahrt die Erinnerung an seinen berühmten Literaten mit Enthusiasmus: Während des Dickens Festivals, das alljährlich eine Viertelmillion Menschen anlockt, verwandelt sich die Fußgängerzone in ein Meer von Menschen, gekleidet im Stil des 19. Jahrhunderts. Verschiedene Stände, Buden, Umzüge und zahlreiche historische Aufführungen stehen auf dem Programm.
Sehenswertes
Cathedral: Auf den Grundmauern der angelsächsischen Kathedrale legte der normannische Bischof Gundulf den Grundstein für einen imposanten Neubau, der sich am Stil der französischen Kathedralen seiner Heimat orientierte. Die imposante Krypta und der Gundulf-Turm sind die ältesten Teile der Kirche. Besonders beeindruckend ist das Westportal, dessen Tympanon ein Relief mit Christus als Weltenrichter ziert. Im Inneren verdient das aus dem frühen 13. Jahrhundert stammende Chorgestühl Beachtung. Die Einheit des Stils wird allerdings durch spätere Erweiterungen und eine unsachgemäße Restaurierung geschmälert. Nach Süden hin schließt sich ein nur noch teilweise erhaltener Kreuzgang an.
♦ 70a High Street. Eintritt als „freiwillige Spende“ von £ 3. www.rochestercathedral.org.
Rochester Castle ist eine der ältesten Burgen Englands
Castle: Wo heute das Rochester Castle steht, befand sich einst ein römisches Gebäude, das zur Bewachung des hier vorbeiführenden Handelsweges zwischen Dover und London („Watling Street“) diente. Kein Geringerer als Wilhelm der Eroberer erteilte den Auftrag für den Bau einer Burg an der Mündung des Medway. Mit seinem imposanten, viereckigen Bergfried (schöne Aussicht!) gilt das Castle als eine der besterhaltenen normannischen Wehranlagen in England. Als Baumeister wirkte Bischof Gundulf, der neben der Kathedrale auch den White Tower in London geplant hatte. Zuletzt sei noch der Schriftsteller Henry James zitiert, der sich dem eigenartigen Reiz der Burg nicht entziehen konnte: „Ich habe viele moderne Burgen gesehen, aber ich erinnere mich nicht, dass auch nur eine von ihnen diesen Ausdruck von Verlorenheit, Hilflosigkeit, Beraubtheit gehabt hätte.“
♦ Tgl. 10-18 Uhr, im Winter nur bis 16 Uhr. Eintritt £ 6.40, erm. £ 4 (EH).
Guildhall Museum: Das Rathaus von Rochester stammt aus dem Jahr 1687 und gilt als eines der schönsten Stadthäuser in der Grafschaft Kent. Im Conservancy Wing des Rathauses ist seit 1994 eine neu konzipierte Ausstellung untergebracht. Mithilfe von audiovisueller Technik werden längst vergangene Zeiten wieder zum Leben erweckt. Ein interessanter Rundgang führt durch mehrere Epochen bis zur Viktorianischen Ära, eine Dokumentation schildert das Leben auf den im Medway verankerten Gefängnisschiffen. Gezeigt werden außerdem Spielzeug und Fotografien des 19. Jahrhunderts.
♦ High Street. Tgl. 10-16.30 Uhr. Eintritt frei!
Eastgate House: Das einstige Charles Dickens Centre im Eastgate House ist seit November 2004 nur noch von außen zu besichtigen. Im Garten des Hauses wurde das Swiss Chalet, seine Arbeitslaube von Gad’s Hill Place, wiedererrichtet. Hier arbeitete der Schriftsteller noch unmittelbar vor seinem Tod an dem Roman „The Mystery of Edwin Drood“. Für das dort beschiebene Nun’s House diente das Eastgate House als literarische Vorlage, ebenso für das Westgate House in „The Pickwick Papers“.
♦ High Street (Eastgate House).
Watts’ Charity: Richard Watts, der als Abgeordneter für Rochester im Londoner Parlament saß, verfügte 1579 testamentarisch, dass das elisabethanische Haus (in einem von der High Street abzweigenden Innenhof) als Unterkunft für sechs arme Reisende („six poor travellers“) dienen sollte. Dieses edle Vorhaben war allerdings nicht so einfach zu realisieren. Häufig musste aus einer großen Anzahl von Kandidaten ausgewählt werden, wobei die Quartiersuchenden gezwungen waren, ihre Armut zu beweisen - welch undankbare Aufgabe. Wie das Auswahlverfahren tatsächlich verlief, bleibt ein Rätsel. Inspiriert von der wohltätigen Einrichtung, schrieb Dickens 1854 die Weihnachtsgeschichte „Seven Poor Travellers“. Bis zum Zweiten Weltkrieg hat die Herberge noch als Armenhaus (Charity) gedient; danach wurde die Sehenswürdigkeit einer musealen Nutzung zugeführt.
♦ High Street. März bis Okt. Di-Sa 11-13 und 14-16 Uhr. Eintritt frei!
Praktische Infos
Information Medway Visitor Information Centre, 95 High Street, Rochester, Kent ME1 1LX, Tel. 01634/843666. www.visitmedway.org.
Einwohner 50.500.
Verbindungen Zug - Der Bahnhof an der High Street liegt nur einen knappen Kilometer südöstlich der Kathedrale, regelmäßige Verbindungen nach London Charing Cross und Victoria (Dauer 45 Min.) sowie nach Canterbury, Dover und zur Isle of Thanet. Von der Strood Station geht es auch direkt nach Maidstone. www.nationalrail.co.uk. Bus - lokale Buslinien nach Chatham, Strood und Gillingham (z. B. von der Bushaltestelle auf der A 2 Corporation Street am Information Centre).
Einkaufen/Antiquitäten Entlang der High Street finden sich im verkehrsberuhigten Zentrum zahlreiche Antiquitätenläden.
Markt Di und Sa auf der Gillingham High Street, Fr auf der Corporation Street; dort wird Sa auch ein Flohmarkt abgehalten.
Veranstaltungen Sweeps-Festival Anfang Mai (Bank Holiday Weekend), Dickens-Festival Ende Mai, Anfang Juni. Dickensian Christmas am ersten Dezemberwochenende. www.rochesterdickensfestival.org.uk.
Jugendherberge YHA Medway (Capstone Farm). Die nächste Herberge (40 Betten) befindet sich in einer schönen Farm bei Gillingham. Betten ab £ 15, Zimmer ab £ 25. Capstone Road, Tel. 0345/3719649. www.yha.org.uk/hostel/medway.
Umgebung von Rochester
Historic Dockyard Chatham
Um gegen eine befürchtete spanische Invasion besser gewappnet zu sein, begründete Heinrich VIII. 1547 den Schiffsbau an der Medway-Mündung. Bis die in Chatham gelegene Werft 1984 stillgelegt wurde, sind hier mehr als vierhundert englische Kriegsschiffe vom Stapel gelaufen, darunter auch die HMS Victory, das Flaggschiff, auf dem Lord Nelson in der Schlacht von Trafalgar sein Leben ließ. Den Holländern war der rege englische Schiffsbau ein steter Dorn im Auge, weshalb sie die Werften 1667 mit einem Überraschungsangriff attackierten. Die erhaltenen Dockanlagen wurden nach 1984 in ein ausgedehntes Freilichtmuseum umgewandelt. Mithilfe von Videos, Modellen und Illustrationen wird die Geschichte der ortsansässigen Werft anschaulich dargestellt. Für eine Besichtigung sollte man sich mindestens drei Stunden Zeit nehmen. Besonders eindrucksvoll sind in erster Linie die Schiffe, zu denen ein Zerstörer aus dem Zweiten Weltkrieg, das Aufklärungs-U-Boot Ocelot sowie Rettungsboote gehören. Interessant ist auch ein Besuch der Seilerei oder der „Wooden Walls“, in denen man anschaulich den Schiffsbau im 18. Jahrhundert erklärt bekommt.
♦ Historic Dockyard. Ende März bis Okt. tgl. 10-18 Uhr, im Nov. nur Sa und So 10-16 Uhr, von Mitte Febr. bis Ende März tgl. 10-16 Uhr. Eintritt £ 25, erm. £ 22.50 oder £ 15, Familienticket £ 63 (günstigere Tickets online). thedockyard.co.uk.
Lullingstone Roman Villa
Rund 15 Kilometer westlich von Rochester liegen die Ruinen der Villa von Lullingstone im fischreichen Darent Valley. Das wahrscheinlich schon im 1. Jahrhundert errichtete Landhaus besitzt großflächige Mosaiken, die einen hervorragenden Einblick in die antike Wohnkultur geben. Die Wandmalereien im Stil der christlichen Ikonographie lassen vermuten, dass die Villa im 3. Jahrhundert als Kapelle genutzt wurde und somit das früheste Beispiel christlicher Kunst in England darstellt. Die Erklärungen erhält man per Audio-Tour.
♦ Tgl. 10-18 Uhr, im Winterhalbjahr tgl. bis 16 Uhr, im Dez. und Jan. nur Mi-So 10-16 Uhr. Eintritt £ 8.10, erm. £ 7.30 oder £ 4.90 (EH).
Maidstone
Maidstone ist das wirtschaftliche und administrative Zentrum der Grafschaft Kent. Von ihrer schönsten Seite zeigt sich die Stadt an den Ufern des River Medway.
Die Geschichte von Maidstone ist eng mit den Erzbischöfen von Canterbury verknüpft. Schon im Domesday Book wurde erwähnt, dass den Bischöfen Land in „Maddestone“ gehört. Im Jahre 1381 scharte Wat Tyler in Maidstone unzufriedene Landarbeiter um sich. Mit dem Kampfruf „Als Adam grub und Eva spann, wo war da der Edelmann?“ auf den Lippen brachen die Bauern auf, um erst Canterbury und dann London zu stürmen. Ein weiterer Höhepunkt der Stadtgeschichte ereignete sich im Jahr 1559, als Queen Elizabeth I. Maidstone zum eigenständigen „Borough“ erklärte. Als Verwaltungs- und Agrarzentrum kommt der Stadt am River Medway noch immer eine gewisse Bedeutung zu. Maidstone besitzt mit der Week Street eine lang gestreckte Fußgängerzone, die sich zusammen mit der Royal Shopping Arkade für einen längeren Einkaufsbummel eignet.
Sehenswertes
Parish Church of All Saints: Die Pfarrkirche von Maidstone ist der größte spätgotische Sakralbau in Kent. Beachtenswert ist im Inneren eine Gedenktafel, die zu Ehren von Lawrence Washington, einem Großonkel des amerikanischen Präsidenten, angebracht wurde. Das Familienwappen weist unter anderem auch das Motiv der „Stars ’n’ Stripes“ auf.
♦ Palace Gardens. Von Mai bis Sept. Mo-Do 10-16 Uhr, Sa 10.30-12.30 Uhr.
Archbishop’s Palace: Maidstone liegt auf halbem Wege zwischen Canterbury und London. Für die Erzbischöfe von Canterbury war die Stadt der ideale Ort für einen Zwischenstopp, weswegen sie sich im 14. Jahrhundert am River Medway eine stattliche Residenz errichten ließen. Heute wird das Gebäude zu repräsentativen Zwecken, so für Empfänge und Hochzeiten, genutzt.
♦ Mai bis Aug. Mi 13-17 Uhr. Eintritt frei!
Tyrwhitt-Drake Museum of Carriages: In den einstigen Stallungen des erzbischöflichen Palastes wird heute eine Sammlung mit prunkvollen Kutschen, Kaleschen und Schlitten präsentiert. Der namensgebende Major hatte frühzeitig begonnen, die durch das Automobil verdrängten Kutschen zusammenzutragen. Das Museum wurde 1946 als erstes seiner Art eröffnet.
♦ Mill Street. Von Mai bis Mitte Sept. Mi-So. 12-16 Uhr. Eintritt £ 2, erm. £ 1.
Maidstone Museum & Bentlif Art Gallery: Das städtische Museum beherbergt ein buntes Sammelsurium mit Gemälden, Keramik, Glas, Möbeln und Textilien aus den letzten 400 Jahren. Hinzu kommen eine lokalgeschichtliche, eine archäologische, eine japanische und eine naturhistorische Dauerausstellung. Letztere bietet einen Einblick in die regionale Fauna und Flora, inklusive einem Mammut und einem Dinosaurier namens „Iguanodon“. Kinder sind vor allem von der ägyptischen Mumie fasziniert.
♦ St Faith’s Street. Di-Sa 10-17 Uhr, So 12-16 Uhr. Eintritt frei! www.museum.maidstone.gov.uk.
Praktische Infos
Information Maidstone Tourist Information Centre, Town Hall, High Street, Maidstone, Kent ME15 6 YE, Tel. 01622/602169. www.visitmaidstone.com.
Einwohner 113.000.
Verbindungen Bus - tgl. rund 10 Busverbindungen nach London Victoria Station. Weitere Verbindungen nach Canterbury und Brighton. www.nationalexpress.com. Zug - East Station (Hbf.) an der Sandling Road; Züge nach London Victoria Station (30-minütig), Canterbury, Folkestone, Ashford, Dover (stdl.). West Station (Haltestelle), Zugang über Tonbridge Road; Linie Paddock Wood-Strood (Nahverkehr). www.nationalrail.co.uk.
Markt Di und Sa.
Schwimmen Maidstone Leisure Centre, Mote Park. Mit Riesenrutsche. www.maidstoneleisure.com.
Übernachten Marriott Tudor Park Hotel. In Bearstead, wenige Kilometer östlich von Maidstone. Unlängst renoviert mit großräumigen Zimmern. Modernes Ambiente mit einem großzügigen Hallenbad. DZ ab £ 104. Ashford Road, Tel. 01622/734334. www.marriott.com/tdmgs.
Wilderness. Das B & B ist der Tipp einer Leserin, die von der zu einem alten Farmhaus gehörenden Unterkunft begeistert war. Sehr gastfreundliche Besitzer. Im Sommer frühstückt man im Innenhof. DZ inkl. Frühstück £ 90. 12 km südöstlich von Maidstone nahe der Ortschaft Headcorn, Tel. 01622/891757. www.wildernessbandb.co.uk. ♦ Lesertipp
Camping Welsummer. Kleiner, reizvoller Campingplatz in schöner ländlicher Lage mehrere Meilen südöstlich von Maidstone. Stellplatz ab £ 20. Es werden auch Zimmer vermietet (DZ £ 80). Chalk House, Lenham Road, Harrietsham, Tel. 01622/843051. welsummercamping.com.
Essen & Trinken Ye Old Thirsty Pig! Urgemütliches Pub mit niedriger Decke (Vorsicht!) und schwarzen Holzbalken, die aus den Wänden ragen. Livemusik in unregelmäßigen Abständen. 4a Knightrider Street, Tel. 01622/755655. thethirstypig.co.uk.
Umgebung von Maidstone
Leeds Castle
Kein preiswerter Tagesausflug: Leeds Castle
Das sechs Kilometer östlich von Maidstone gelegene Leeds Castle präsentiert sich als wahres Bilderbuchschloss. Umgeben von einem künstlichen See, auf dem schwarze Schwäne gemütlich dahinpaddeln, könnte das auf zwei kleinen Inseln errichtete Leeds Castle den adäquaten Hintergrund für eine Hollywoodromanze abgeben, allerdings geht es in den Sommermonaten oft zu wie auf dem Rummelplatz. Allein die Größe des Parkplatzes deutet an, dass oft Tausende von Besuchern durch die Gärten schlendern und sich auf den Wiesen zum Picknick niederlassen.
Über ein schmales Torhaus - das man nach rund 20 Minuten Fußmarsch erreicht - gelangt man in das Hauptgebäude, das aus einer normannischen Festung hervorgegangen ist; eine doppelstöckige Brücke führt zur sogenannten Gloriette, die unter Heinrich VIII. entstand. Im Jahre 1924 wurde das der Ritterromantik entsprechend umgebaute Leeds Castle zum Verkauf angeboten. Der amerikanische Pressezar Randolph Hearst zeigte Interesse, doch angesichts des geringen Komforts und der hohen Renovierungskosten nahm er von seinen englischen Burgträumen Abstand, so dass Lady Baillie, eine reiche Erbin, zum Zug kam. In ihrem Auftrag wurde das Schloss restauriert und mit kostbaren Antiquitäten ausgestattet, da das ursprüngliche Mobiliar im 19. Jahrhundert versteigert worden war. Lady Baillie gründete kurz vor ihrem Tod im Jahre 1974 die Leeds Castle Foundation, so dass das Schloss weiterhin für Besucher zugänglich bleiben konnte.
Umgeben ist Leeds Castle von einer mehr als 200 Hektar großen Parklandschaft mit Heckenlabyrinth, Gewächshäusern, einer Vogelvoliere und einem Golfplatz. Sehenswert ist auch der Culperer Garden; der historische Kräutergarten ist eine Schöpfung von Russell Page, einem der herausragendsten Landschaftsarchitekten des 20. Jahrhunderts. Im Gate Tower befindet sich das Dog Collar Museum, eine ungewöhnliche Sammlung von kostbaren Hundehalsbändern aus den letzten fünf Jahrhunderten. Über das ganze Jahr verteilt, finden in Leeds Castle zahlreiche Veranstaltungen von der Ballonwettfahrt bis zum Open-Air-Konzert statt.
♦ April bis Sept. tgl. 10.30-17.30 Uhr, Okt. bis März tgl. 10.30-17 Uhr (Garten ab 10 Uhr). Eintritt £ 26, erm. £ 24 oder £ 17.50, Familien £ 74. www.leeds-castle.com.
Das nahe an der viel befahrenen M 20 gelegene Museum ist dem Wandel im Alltagsleben der Grafschaft Kent gewidmet. Die einstige Farm besitzt auch einen Abenteuerspielplatz und einen Streichelzoo. Wer will, kann im Sommer von Maidstone aus mit der „Kentish Lady“ zum Museum schippern.
♦ Loch Lane, Sandling. März bis Okt. 10-17 Uhr. Letzter Einlass: 16 Uhr. Eintritt £ 9.95, erm. £ 8.95 bzw. £ 8.25. www.kentlife.org.uk.
Stoneacre
Das Fachwerkensemble aus dem späten 15. Jahrhundert gehört dem National Trust und ist typisch für die ländliche Architektur des Weald. Umgeben ist das Anwesen von einem gepflegten Park.
♦ Ende März bis Okt. nur Sa 11-17.30 Uhr. Eintritt £ 6, erm. £ 3 (NT). www.nationaltrust.org.uk/stoneacre.
Isle of Sheppey
Durch die Meerenge The Swale vom Festland getrennt, ist die Isle of Sheppey ein bekanntes Vogel- und Naturreservat. Kulturelle Sehenswürdigkeiten wird man hingegen vergeblich suchen.
Der nur wenige Meter über dem Meeresspiegel liegende Süden der Insel ist größtenteils Marsch- und Ödland, während der Norden gut mit Straßen erschlossen ist. Der Norden wurde nachweislich erst relativ spät, nämlich im 7. Jahrhundert, mit einem Frauenkloster besiedelt. Als bedeutende, wenngleich traurige historische Ereignisse gelten das Jahr 1667, als die Holländer die Insel besetzten, und das Jahr 1914, als Sheerness der erste englische Ort war, der von der deutschen Luftwaffe bombardiert wurde. Mehrere Inselgenerationen lebten vor allem von der Marine, erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Garnison aufgelöst.
Der größte Ort der Isle of Sheppey ist das schon erwähnte, 18.000 Einwohner zählende Sheerness-on-Sea, in dem der Schriftsteller Uwe Johnson seine letzten Lebensjahre verbrachte. Fans von Lord Nelson können auch in die High Street pilgern, wo Englands Seeheld im Haus Nr. 149 zu Beginn des 19. Jahrhunderts sein Domizil hatte. Im Church House des benachbarten Queenborough machte er Lady Hamilton mit Erfolg seine Aufwartung.
Elmley Marshes: Rund eineinhalb Kilometer von der Kingsferry Bridge entfernt, befindet sich das Naturschutzreservat Elmley Marshes, in dem mehrere tausend Enten, Gänse und andere Wattvögel leben. Auf fünf ausgewiesenen Pfaden können Interessierte die Vögel in ihrer natürlichen Umgebung beobachten.
♦ Tgl. außer Di von 9-17 Uhr. Eintritt £ 5 pro Auto. www.elmleynaturereserve.co.uk.
Information Sheerness Tourist Information Centre, Sheppey Leisure Centre, Seafront, Sheerness, Tel. 01795/668061. www.clcshe.eclipse.co.uk.
Uwe Johnson, der Einsiedler von Sheerness
Uwe Johnson (1934-1984) gilt neben Heinrich Böll und Wolfgang Koeppen als der bedeutendste Vertreter der deutschen Literatur des Nachkriegszeitalters. Bekannt wurde er vor allem durch seine „Mutmaßungen über Jakob“ und die vier Bände umfassenden „Jahrestage“. Im Oktober 1974 zog Johnson mit seiner Frau Elisabeth und seiner Tochter auf die Isle of Sheppey. In Sheerness-on-Sea fanden sie an der Marine Parade 26 ein weißes Reihenhaus mit Spitzgiebel, das damals noch eine ungeschmälerte Sicht auf den Strand ermöglichte. Als offiziellen Grund für seine Auswanderung nannte Johnson die englische Sprache, die für seine Tochter nach zwei entscheidenden Jahren in New York zu einem Lebenselement geworden war. Wenige Jahre nach der Übersiedlung geriet Johnsons Privatleben in eine tiefe Krise, seine Frau trennte sich von ihm, und er verfiel zusehends dem Alkohol und der Einsamkeit. In der Nacht vom 23. auf den 24. Februar 1984 starb Uwe Johnson an den Folgen eines Herzversagens. Da er keinen Kontakt zu seiner Familie und seinen Nachbarn unterhielt, wurde er erst nach drei Wochen tot in seiner Wohnung aufgefunden.
Ashford
Die Provinzmetropole mit direktem Bahnanschluss nach Europa liegt im Herzen von Kent. Wichtige Sehenswürdigkeiten hat Ashford nicht zu verbuchen, doch lockt ein großes Factory Outlet Centre zahlreiche Schnäppchenjäger aus Nah und Fern.
Ashford ist die erste Station auf der Insel, an der Zugreisende, die mit dem Eurostar gefahren sind, aussteigen und englische Luft schnuppern können. Wer Ende Juni nach Ashford kommt, kann der Musik vergangener Epochen lauschen. Dann findet nämlich zehn Tage lang das beliebte Stour Music Festival statt. In der näheren Umgebung lohnen die historische Windmühle Willesborough Windmill und das Dörfchen Wye einen Abstecher.
Information Ashford Tourist Office, Ashford Gateway Plus, Church Road, Kent TN23 1AS, Tel. 01233/330316. www.visitashfordandtenterden.co.uk.
Einwohner 48.500.
Verbindungen Zug - Verbindungen nach London, Maidstone, Canterbury, Folkestone, Margate, Brighton und Tonbridge. www.nationalrail.co.uk. Bus - Verbindungen nach Canterbury, London, Dover und Folkestone. www.nationalexpress.com.
Markt Jeden Di, Fr und Sa in der Lower High Street.
Veranstaltungen Die Konzerte des Stour Music Festivals (Ende Juni) werden in der All Saint’s Boughton Aluph Church aufgeführt. Die Karten sind allerdings schon oft im Mai ausverkauft. Buchungen über das Tourist Office. www.stourmusic.org.uk.
Übernachten New Flying Horse Inn. Diese 4 km nordöstlich von Ashford in Wye gelegene ehemalige Postkutschenstation aus dem 17. Jahrhundert besitzt ansprechende moderne Zimmer. Im Restaurant wird leckere Kost serviert. Wirtsgarten. Ideal auch als Etappenstation bei der Anreise. DZ ab £ 95 (inkl. Frühstück). Upper Bridge Street, Tel. 01233/812297. www.newflyinghorsewye.co.uk. ♦ Lesertipp
Camping ***** Broadhembury Holiday Park. Drei Kilometer südlich von Ashford bei dem Dorf Kingsnorth. Ganzjährig geöffnet. Stellplatz ab £ 20. Steeds Lane, Tel. 01233/620859. www.broadhembury.co.uk.
Royal Tunbridge Wells
Zusammen mit Bath und Brighton gehörte Royal Tunbridge Wells zu den eleganten Bädern des 18. Jahrhunderts. Die Quellen sollen ihre heilsame Kraft vor allem bei Magen- und Darmkrankheiten entfalten. Bis 1909 hieß das Städtchen noch schlicht Tunbridge Wells, dann wurde es per königlichem Dekret mit dem Zusatz „Royal“ geadelt.
Als Entdecker gilt Dudley, der dritte Lord North, der im Jahre 1606 bei einem Reitausflug durch den Waterdown Forest auf die eisenhaltigen Quellen (wells) stieß. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich ein reger Kurbetrieb, selbst Queen Henrietta Maria zählte 1629 zu seinen Gästen. Der königliche Besuch war gewissermaßen der Startschuss zu einer regen Bautätigkeit. Im 18. Jahrhundert galt Tunbridge Wells als Modebad der High Society. Als Zeremonienmeister begrüßte eine Zeit lang der Dandy Richard „Beau“ Nash die vornehmen Kurgäste, die Daniel Defoe zynisch charakterisierte: „Those people who have nothing to do any where else, seem to be the only people who have any thing to do at Tunbridge.“ Im 19. Jahrhundert war dann Schluss: Die Badeorte an der Küste hatten Tunbridge Wells den Rang abgelaufen.
Mit der Promenade The Pantiles besitzt Royal Tunbridge Wells die älteste Fußgängerzone Englands. Einer Anekdote zufolge soll 1698 der Sohn von Queen Anne auf dem glitschigen Boden ausgerutscht sein und sich dadurch verletzt haben, weshalb die Königin anregte, die Straße zu pflastern. Ausgewählt wurden rote Pfannenziegel aus Holland, pan-tiles, die der Promenade ihren Namen gaben. Die letzten original erhaltenen Pantiles sind heute im Museum ausgestellt, The Pantiles ist schon seit langem mit grauen Steinplatten gepflastert. Nichtsdestotrotz bildet die Promenade mit ihren weißen Kolonnaden und historischen Ladenzeilen ein malerisches Ensemble, es gibt sogar eine als „Musick Gallery“ bezeichnete Empore aus dem Jahr 1739. Wer mit offenen Augen durchs Zentrum schlendert (das Town Center liegt einen Kilometer nördlich der Pantiles), entdeckt anmutige Fassaden, Erker und verspielte Balkone. Royal Tunbridge Wells ist auch ein beliebtes Ziel von Sammlern alter Möbel: In der Stadt haben sich mehr als 35 Antiquitätenhändler niedergelassen.
Sehenswertes
Tunbridge Wells Museum and Art Gallery: Das städtische Museum von Tunbridge Wells bietet einen Einblick in die Lokalgeschichte. Neben archäologischen und naturgeschichtlichen Exponaten gibt es in dem Museum auch Spielzeug und „Tunbridge Ware“. Letztere sind fein gearbeitete hölzerne Schachteln. In der Art Gallery finden regelmäßig Wechselausstellungen statt.
♦ Civic Centre, Mount Pleasant. Di-Sa 9.30-17 Uhr. Eintritt frei! www.tunbridgewellsmuseum.org.
The Pantiles
Praktische Infos
Information Tourist Information Centre, The Corn Exchange, The Pantiles, Royal Tunbridge Wells, Kent TN2 5 TN, Tel. 01892/515675. www.visittunbridgewells.com.
Einwohner 56.500.
Verbindungen Zug - Von der Central Station (Mount Pleasant Road) verkehren regelmäßig Züge nach Maidstone (umsteigen in Paddock Wood), nach London (Charing Cross) sowie zu den Kanalhäfen. Tel. 0845/7484950. www.nationalrail.co.uk.
Markt Mi und Sa auf dem Market Square. Am 1. und 3. Wochenende auf den Pantiles.
Stadtführungen Mo, Di, Do und Sa um 14 Uhr am Tourist Information Centre, Kosten £ 5.
Veranstaltungen Scandals at the Spa, fünf Tage im Juli wird das goldene georgianische Zeitalter beschworen. Sedan Chair Race, am letzten Mo im Aug. findet im historischen Zentrum ein Sänftenrennen statt. Food Festival auf den Pantiles am 2. Wochenende im Mai.
Übernachten The Spa Hotel. Vornehmes Herrenhaus mit großem Garten und Hallenbad. Eine hervorragende Adresse für entspannte Tage in gediegenem Ambiente. EZ ab £ 98, DZ ab £ 116 (zzgl. Frühstück). Mount Ephraim, Tel. 01892/520331. www.spahotel.co.uk.
Mein Tipp Hotel du Vin & Bistro. Elegantes Hotel in einem georgianischen Stadthaus, in dem schon Königin Victoria als Kind gewohnt hat. Auf die Gäste warten 34 individuell gestaltete Zimmer mit CD-Player. Ausgezeichnetes Bistro, das nicht nur Weintrinker begeistern wird. DZ ab £ 109 ohne Frühstück, mit Frühstück ab £ 124. Crescent Road, Tel. 01892/526455. www.hotelduvin.com.
Tunbridge Wells Hotel. Alteingesessenes Hotel direkt an den Pantiles im historischen Zentrum. Die großen Zimmer sind individuell eingerichtet. Kostenlose Parkplätze. EZ ab £ 75, DZ ab £ 119 (zzgl. Frühstück). The Pantiles, Tel. 01892/530501. www.thetunbridgewellshotel.com.
Essen & Trinken Wagamama. Etwas außerhalb des historischen Zentrums unweit des Bahnhofs bietet dieses japanische Nudelrestaurant fernöstliche Küche zu ansprechenden Preisen, Hauptgerichte ab £ 8.50. Es wird besonders auf frische Zutaten geachtet, das Design ist minimalistisch. Kein Ruhetag. 54-58 Mont Pleasant Road, Tel. 01892/616514. www.wagamama.com.
Hattons. Schönes Café mit Weinhandlung. Zu essen gibt es Kleinigkeiten. Besonders nett ist es auf der sonnigen Terrasse. Tgl. außer Mo 9-16 Uhr. 38 The Pantiles, Tel. 01892/540555. www.hattonsrtwstore.co.uk.
Bill’s. Eine moderne ansprechende Kette, von Burger bis Green Chicken Curry wird eine internationale Küche geboten. Schöne Straßenterrasse. Lime Hill Road, Tel. 01892/548699. bills-website.co.uk.
Mein Tipp Juliets. Nettes verspieltes Café mit herrlichen selbstgemachten Kuchen. Kleine Straßenterrasse. Tgl. 8-17 Uhr. 54 Hight Street, Tel. 01892/522931. www.julietsandmore.com.
Umgebung von Royal Tunbridge Wells
Tonbridge Castle
In dem kleinen Marktflecken Tonbridge stehen noch die Ruinen einer von den Truppen Oliver Cromwells geschleiften Burganlage. Nur das Torhaus blieb von den Zerstörungen des Puritanerheeres verschont. Tonbridge hieß übrigens bis ins 19. Jahrhundert noch Tunbridge, da es jedoch allzu oft mit dem gleichnamigen Kurort verwechselt wurde, musste der Ort seinen Namen ändern.
♦ Castle Street. Mo-Sa 9-17 Uhr, So 10.30-16.30 Uhr. Eintritt £ 9, erm. £ 5.85. www.tonbridgecastle.org.
Tudeley
Die Dorfkirche All Saints in dem unscheinbaren Tudeley ist ein Geheimtipp für Kunstfreunde. Kein Geringerer als Marc Chagall schuf nämlich die Glasmalereien im Auftrag des ortsansässigen Kunstsammlers Sir Henry d’Avigdor-Goldsmid. Allerdings ging der Stiftung ein tragisches Ereignis voraus: Sir Henrys Tochter Sarah Venetia war im Alter von 21 Jahren beim Segeln ertrunken. Das Ostfenster zeigt, wie Sarah in der Tiefe des Meeres ruht, bevor sie über eine Leiter zu Christus aufsteigt.
Hever Castle
Die von einem Wassergraben umgebene Burg ist vor allem durch Anne Boleyn, der zweiten Frau Heinrichs VIII., in die Geschichte eingegangen. Anne Boleyn wurde 1507 auf Hever Castle geboren und wuchs auch in dem väterlichen Schloss auf. Das Leben der 18-jährigen Anne nahm einen dramatischen Verlauf, als sich Heinrich VIII. in sie verliebte. Um sich von Katharina von Aragón scheiden lassen zu können, brach Heinrich VIII. bekanntermaßen mit der päpstlichen Kirche. Glücklich wurde Heinrichs zweite Ehe allerdings nicht: Drei Jahre nach ihrer Hochzeit ließ Heinrich Anne Boleyn im Jahre 1536 wegen Hochverrats und Ehebruchs hinrichten, da sie dem despotischen König nicht den erhofften Thronfolger gebar. Anne wurde zwar später von ihrer Tochter Elizabeth I. rehabilitiert, doch die Familie Boleyn war gesellschaftlich ruiniert. Als Annes Vater 1538 starb, verfiel Heinrich auf die taktvolle Idee, das Schloss seiner vierten Frau Anna von Kleve als Scheidungsdomizil zu überlassen ...
Hever Castle verkam zusehends, erst als der Amerikaner William Waldorf Astor das Schloss 1903 erwarb, konnte der Verfall aufgehalten werden. Astor, ein Nachfahre deutscher Emigranten aus Walldorf bei Heidelberg, ließ nicht nur das Schloss restaurieren und mit kostbaren Antiquitäten ausstatten, sondern auch rund um das ganze Ensemble einen weitläufigen Park mit Renaissance-Skulpturen anlegen. In nur vier Jahren verwandelten rund 1000 Arbeiter das vollkommen ebene Grundstück in eine hügelige Landschaft samt künstlichem See - heute ist der Garten ideal für ein Picknick! Da die Räumlichkeiten des Schlosses für die Ansprüche des Besitzers der Times und der Waldorf-Astoria-Hotels ebenfalls zu klein waren, errichtete er nebenan ein Disney-Dorf im Tudor-Stil. Hinter der Dorfstruktur verbirgt sich ein weitläufiger Komplex mit mehr als 100 Zimmern. Im Schloss selbst trug Astor aus Verehrung für Anne Boleyn mehrere Portraits zusammen.
♦ März bis Okt. tgl. 10.30-18 Uhr, Castle ab 12 Uhr, Nov. und Dez. Do-So 11-16.30 Uhr (letzter Eintritt 90 Min. vor Schließung), Jan. bis März geschlossen. Eintritt £ 17.75, erm. £ 15.60 oder £ 9.95, Familien £ 46.85. Nur Garten: £ 14.95, erm. £ 13.45 oder £ 9.40, Familien £ 41.10. www.hevercastle.co.uk.
Chiddingstone Castle
Nur einen Katzensprung von Hever Castle entfernt liegt Chiddingstone, ein kleines Straßendorf mit alten Fachwerkhäusern und einem neugotischen Schloss, dem Chiddingstone Castle. Das Anwesen diente teilweise auch als Drehort für den Film „Zimmer mit Aussicht“. Ausgestellt sind Sammlungen fernöstlicher Kunst, darunter Lackarbeiten und Schwerter. Zudem wurde im Jahr 2009 ein 35 Hektar großer japanischer Stroll Garden (Schlendergarten) angelegt.
♦ Von Ostern bis Sept. So-Mi 11-17 Uhr. Eintritt £ 9.50, erm. £ 4.50. www.chiddingstonecastle.org.uk.
Penshurst Place
Zinnenbekrönt überragt das stattliche Herrenhaus das idyllische Dorf Penshurst mit seiner Kirche St John the Baptist. Besonders eindrucksvoll ist die große, 1340 im Auftrag des reichen Kaufmanns Sir John de Pulteney errichtete Baron’s Hall; die repräsentative, 18 Meter hoch aufragende Halle gilt als ein Meisterwerk der englischen Zimmererkunst und ist einer der größten profanen Säle des Spätmittelalters. Von der heute zur Eingangshalle degradierten Baron’s Hall gelangt man in die ehemals privaten Räume, so in die als Portraitgalerie genutzte Long Gallery.
Nicht versäumen sollte man eine ausgedehnte Besichtigung der zugehörigen Gartenanlagen, die im 17. Jahrhundert angelegt wurden und als eine Hommage an den Apfelbaum verstanden werden können.
Penshurst Place April bis Okt. tgl. 10.30-18 Uhr (House 12-16 Uhr), Sa und So im März zur gleichen Zeit. Eintritt £ 12, erm. £ 6.50. Nur Garten £ 10. www.penshurstplace.com.
Übernachten/Essen The Leicester Arms Hotel. Zünftiger Gasthof mit Straßenterrasse, in unmittelbarer Nähe des Penshurst Place gelegen. Gutes Essen von Pub Classics bis zu anspruchsvollerer Kost wie Barbary Duck Breast für £ 18. Es werden auch sehr schöne Zimmer im modernen Landhausstil vermietet. EZ £ 65, DZ ab £ 85. High Street, Tel. 01892/871617. www.theleicesterarmshotel.com.
Knole
Das am Rand von Sevenoaks gelegene Knole ist einer der ältesten und größten Herrensitze im Süden Englands. Angeblich besitzt Knole so viele Innenhöfe wie die Woche Tage hat, so viele Treppen wie das Jahr Wochen und so viele Zimmer wie das Jahr Tage. Wie dem auch sei, der Herrensitz wurde bereits im 13. Jahrhundert erwähnt, später bauten ihn die Erzbischöfe von Canterbury zu einem herrschaftlichen Anwesen aus, das den Neid Heinrichs VIII. weckte, bis er Knole 1536 für die Krone reklamierte. Elizabeth I. schenkte den Palast schließlich ihrem Vetter Sir Thomas Sackville. Bis zum heutigen Tag leben die Sackvilles in Knole, wenngleich das Schloss seit 1947 vom National Trust verwaltet wird. Das Innere ist mit kostbaren Möbeln aus dem 17. und 18. Jahrhundert - darunter das sogenannte Knole Settee, der Urahn zahlloser Sofas - ausgestattet, an den Wänden hängen Gemälde von Joshua Reynolds, van Dyck und Gainsborough.
Ightham Mote
Die berühmteste Bewohnerin von Knole war die Schriftstellerin Vita Sackville-West (1892-1962), die aufgrund ihres gleichgeschlechtlichen Liebeslebens für so manchen Skandal sorgte. Durch Vita Sackville-Wests Roman „Schloß Chevron“ und Virginia Woolfs „Orlando“ hat Knole sogar Einzug in die Weltliteratur gefunden. Das Originalmanuskript von „Orlando“ ist in der Großen Halle ausgestellt. Kinder begeistern sich aber vor allem für das zahme Rotwild, das den weitläufigen Park in großer Zahl bevölkert.
♦ Ende März bis Okt. tgl. 11-17 Uhr, im Winter 11-16 Uhr. Eintritt £ 15, erm. £ 7.50, Familien £ 37.50, nur Garten £ 5 (NT). www.nationaltrust.org.uk/knole.
Ightham Mote
Das verwunschene Wasserschlösschen Ightham Mote („I-tam moot“ ausgesprochen) stammt aus dem 14. Jahrhundert und gilt als das am besten erhaltene Englands. Alle 70 Räume schließen einen quadratischen Hof ein. Zu den ältesten Teilen der Bausubstanz gehören die Old Chapel mit ihrem bemalten Tonnengewölbe und die Krypta. Es lohnt auch ein Spaziergang durch die zum Schloss gehörende Gartenanlage.
♦ März bis Okt. tgl. 11-17 Uhr (Garten ab 10 Uhr), Nov. bis Dez. tgl. 11-15 Uhr. Eintritt £ 14.40, erm. £ 7.20, Familien £ 36 (NT). www.nationaltrust.org.uk/ightham-mote.
Chartwell
Winston Churchill dürfte wohl fraglos der bedeutendste Politiker sein, den England im 20. Jahrhundert hervorgebracht hat. Eine Vorstellung von der Aura, die den Premierminister umgeben hat, bekommt man in Chartwell, dem Haus, in dem Churchill mit seiner Familie von 1924 bis zu seinem Tod im Jahre 1965 gelebt hat. Churchill hat den in der Nähe von Westerham gelegenen - damals völlig heruntergekommenen - Landsitz zufällig entdeckt und war von der Aussicht geradezu überwältigt. Sein besonderes Augenmerk galt daher auch dem Park, dessen Anlage er selbst überwachte, schließlich war eine der Lieblingsbeschäftigungen des großen Staatsmannes das Füttern der schwarzen Schwäne. Das breit angelegte Backsteinhaus erachtete Churchill zwar als „irredeemably ugly“, doch der Blick über die Felder inspirierte ihn: „A day away is a day wasted.“ Chartwell wurde in dem Zustand von 1965 belassen und vermittelt eine recht authentische Atmosphäre.
Hier forschte Charles Darwin:Down House
Der Park mit seinem Water Garden, Swan Pool und Lady Churchill’s Rose Garden bietet viel für Platz zum Spazierengehen und wird an den Wochenenden von den Engländern auch gerne zum Picknicken genutzt. Am höchsten Punkt des Areals steht das dreistöckige Backsteinhaus. Bei großem Andrang wird der Zugang zum Haus durch ein Time Ticket gesteuert, das an der Kasse ausgegeben wird. Die Besucher können sich frei durch das Gebäude bewegen, das mit zahlreichen Memorabilien ausgestattet ist. Churchills Orden, Uniformen und Hüte gehören zum Inventar. Neben dem Wohnzimmer und den getrennten Schlafzimmern kann man auch Churchills unter dem Dach gelegenes Arbeitszimmer besichtigen. Eine Ausstellung im Untergeschoss gibt Einblicke in Churchills Leben und sein politisches Wirken. Anschließend sollte man noch Churchills abseits gelegenes Atelierhaus (Studio) besichtigen. Die mehr als hundert dort ausgestellten Gemälde beweisen, dass er nicht grundlos Aufnahme in die Royal Academy fand.
♦ Mitte März bis Okt. tgl. 11-17 Uhr. Eintritt £ 15.50, erm. £ 7.75, Familien £ 38.75 (NT). www.nationaltrust.org.uk/chartwell.
Down House
Downe ist ein recht unbedeutendes Örtchen rund 25 Kilometer südlich von London. Doch es gibt einen Grund nach Downe zu fahren, und der heißt Charles Darwin. Der Begründer der Evolutionstheorie lebte die letzten 40 Jahre seines Lebens zusammen mit seiner Familie in einer viktorianischen Villa am Ortsrand.
Charles Darwin (1809-1882) nannte die Villa, in der große Teile seines 1859 publizierten Werkes „Von der Entstehung der Arten“ verfasst wurden, liebevoll Down House. Seit dem frühen 20. Jahrhundert ist das Haus öffentlich zugänglich, doch erst seit English Heritage 1998 das Szepter in die Hand nahm, fanden umfangreiche Restaurierungen statt. Inzwischen wurde das Down House zum englischen Denkmal erster Kategorie ernannt. Zu sehen sind unter anderem das Arbeitszimmer, in das sich Darwin schon frühmorgens zurückzog, sowie das Wohn- und Billardzimmer. Sehr repräsentativ ist der im Regency-Stil eingerichtete Speisesaal. Ein Nachbau von Darwins Kajüte auf der HMS Beagle gehört ebenso zur Ausstellung im ersten Stock wie eine kompetente Einführung in die Evolutionstheorie. Abschließend bietet sich noch ein Spaziergang durch den sieben Hektar großen Garten an, in dem Darwin stets viel Zeit verbracht hatte.
♦ April bis Sept. tgl. 10-18 Uhr, im Okt. 10-17 Uhr, von Nov. bis Mitte Dez. und März Sa und So 10-16 Uhr. Eintritt £ 12.70, erm. £ 11.40 oder £ 7.60 (EH).
Groombridge Place Gardens
Die Groombridge Place Gardens gehören zum Pflichtprogramm aller Gartenliebhaber und Cineasten. Richtig: Cineasten - denn in den Groombridge Place Gardens drehte der Kultregisseur Peter Greenaway 1982 seinen Film „Der Kontrakt des Zeichners“ (1982). Im Gegensatz zu dem gleichnamigen Herrenhaus (Privatbesitz) sind die Ende des 17. Jahrhunderts angelegten Gärten öffentlich zugänglich und präsentieren sich als ein verspieltes Areal mit Kunstobjekten und mysteriösen Fantasiegebilden aus gestutzten Eiben und Buchsbäumen. Witzige Details wie die skurrile Vogelscheuche im Gemüsegarten lockern die Atmosphäre auf, aber am eindrucksvollsten sind die Themengärten, wie der Oriental Garden oder der Secret Garden. Die kleinen Besucher begeistern sich vor allem für eine Fahrt mit dem Canal Boat Jenny, das auf einem Flüsschen zu weiteren Attraktionen wie einem Tipi, einer Burg und einem Mini-Labyrinth führt.
♦ April bis Okt. tgl. 10-17.30 Uhr. Eintritt £ 12.95, erm. £ 9.95, Familien £ 39.95. www.groombridgeplace.com.
Die Ruinen von Bayham Abbey
Bayham Abbey
Die von grünen Wiesen umgebenen Ruinen von Bayham Abbey - ein Prämonstratenserkloster aus dem 13. Jahrhundert - werden von den Engländern gerne als romantischer Picknickplatz aufgesucht. Was nicht verwundert, denn die ins Leere gähnenden Spitzbögen der Abtei strahlen eine besonders pittoreske Ruinenatmosphäre aus.
♦ April bis Sept. tgl. 10-17 Uhr. Eintritt frei (EH).
Scotney Castle: romantische Ruinenkulisse
Scotney Castle
In unmittelbarer Nähe des freundlichen Lamberhurst liegt das romantische Scotney Castle. Umgeben von einem Park mit Rhododendrongarten - hier lohnt vor allem ein Besuch im Mai - und einem Wassergraben, ist das Castle ein Gothic-Revival-Produkt. Edward Hussey ließ sich 1837 sein stattliches Wohnhaus oberhalb der Ruine einer mittelalterlichen Wasserburg errichten, wobei er die pittoresken Gemäuer samt einem Rundturm zu einer märchenhaften Landschaftsszenerie zusammenfügte. Heute gehört das Areal, neben so vielen anderen historischen Stätten Englands, dem National Trust, der sich vorbildlich um den Erhalt der alten Gemäuer kümmert. Sehenswert ist auch der von William Sawrey Gilpin gestaltete Garten. Gilpin fühlte sich dem ästhetischen Programm des pittoresken Landschaftsgartens verpflichtet und orientierte sich an den Gemälden von Claude Lorrain und Nicolas Poussin. Auf einer kleinen Insel in der Nähe der Burg steht eine Skulptur von Henry Moore, die eine zurückgelehnte Frau zeigt.
♦ Garten von Mitte März bis Okt. tgl. 10-17 Uhr, Castle ab 11 Uhr. Eintritt £ 14.20, erm. £ 7.10, Familien £ 25.50 (NT). www.nationaltrust.org.uk/scotney-castle.
Sissinghurst
Sissinghurst ist ein Mekka der Gartenliebhaber und wird alljährlich von 160.000 Menschen besucht. Die vielfach als „schönster Garten Englands“ gerühmte Anlage wurde von der Schriftstellerin Vita Sackville-West und ihrem Mann, dem Historiker und Diplomaten Sir Harold Nicolson (1886-1968), in jahrzehntelanger Arbeit geschaffen. Um ihre Gartenträume zu verwirklichen, kaufte das Ehepaar 1930 das verfallene, aus dem 16. Jahrhundert stammende Herrenhaus samt seines mit Brennnesseln überwucherten Gartens. Das Familienleben war auf verschiedene Gebäude verteilt, Vita Sackville-West richtete sich ihr Arbeitszimmer im Turm ein, Harold Nicolson arbeitete im South Cottage, während die Zimmer der Kinder Nigel und Ben im Priest House untergebracht waren, wo man sich auch zu den gemeinsamen Mahlzeiten zusammenfand. Im Mittelpunkt ihres Lebens stand die Pflege und Anlage des zweieinhalb Hektar großen Gartens mit seinen zehn verschiedenen „Zimmern“, die über das Jahr verteilt in ihrer faszinierenden Blütenpracht leuchten. Rückblickend schrieb Vita Sackville-West: „Wir waren uns völlig einig über den Gesamtentwurf des Gartens: lange Wegachsen von Nord nach Süd und von Ost nach West, gewöhnlich mit einer Statue, einem Torbogen oder einem Paar von Pappeln als Endpunkt, kombiniert mit der intimen Überraschung kleiner geometrischer Gärten, die von den Wegen abgehen, wie die Zimmer eines riesigen Hauses von seinen Hauptkorridoren.“ Eindrucksvoll ist vor allem der „weiße Garten“, in dem nur weiße und silbergraue Blüten und Stauden zu einem lebendigen Gefüge arrangiert wurden. Seine Anlage bewirkte eine Revolution in der Gartenwelt, da das bis dahin geltende Schönheitsideal nur Gärten vorsah, die in allen denkbaren Farbkombinationen abgestimmt waren - nur nicht in Weiß, denn Weiß galt als Unfarbe, stand es doch für Trauer und Tod. Neben dem „weißen Garten“ faszinieren der Rosengarten (Blütezeit Juni), der Bauerngarten sowie ein Kräutergarten mit über 100 Kräuterarten. Der beste Blick auf das Areal bietet sich vom Aussichtsturm, auf dessen Plattform eine Wendeltreppe führt.
♦ Mitte März bis Okt. tgl. 11-17.30 Uhr. Eintritt £ 13.80, erm. £ 6.90, Familienticket £ 34.50 (NT). Achtung: Es wird nur eine begrenzte Zahl von Besuchern in den Garten gelassen, so dass im Hochsommer Wartezeiten einzuplanen sind. www.nationaltrust.org.uk/sissinghurst-castle-garden.
Charles Darwin - Revolutionär des Weltbildes
Kaum einem anderen Naturwissenschaftler ist so viel Skepsis und Widerstand entgegengebracht worden wie Charles Darwin. Und mehr noch als Marx und Nietzsche hat Darwin mit seiner Evolutionstheorie das Denken seiner Zeitgenossen sowie zukünftiger Generation verändert und geprägt.
Darwin, der am 12. Februar 1809 als Sohn eines wohlhabenden Arztes im englischen Shrewsbury geboren wurde, studierte erst Medizin, dann Theologie, bevor sich ihm 1831 überraschend die Gelegenheit bot, als Privatgelehrter auf der HMS Beagle - einem Vermessungsschiff der Royal Navy - mitzufahren. Auf dieser fünfjährigen Weltumsegelung, die ihn unter anderem auf die Galápagos-Inseln führte, sammelte Darwin einen reichen Schatz an Beobachtungen und Erfahrungen, der seinen Schöpfungsglauben ins Wanken brachte und die Grundlage für seine späteren Arbeiten bilden sollte.
Zurück in England hatte er zunächst - wie sein großes Vorbild Alexander von Humboldt - als Schriftsteller mit seinem Bericht „Reise eines Naturforschers um die Welt“ großen Erfolg. Bis er 1859 sein bahnbrechendes Werk „On the Origin of Species“ publizierte, sollten allerdings noch über zwei Jahrzehnte vergehen. Lange Zeit hatte er sich mit Vorstudien begnügt, erst als er erfuhr, dass der Naturforscher Alfred Russel Wallace an einer ähnlichen Theorie arbeitete und ihm zuvorzukommen drohte, entschloss er sich zur Veröffentlichung seiner „Entstehung der Arten“.
Darwin wusste um die Sprengkraft seiner Erkenntnisse: „Ich war so ängstlich darauf bedacht, Vorurteile zu vermeiden, dass ich mich entschloss, eine Zeitlang auch nicht einmal die kürzeste Skizze davon niederzuschreiben“, erinnerte er sich später in seiner Autobiographie. Wohlweislich widmete sich Darwin erst in einem späteren Werk der Frage nach der Abstammung des Menschen, stattdessen erklärte er in der „Entstehung der Arten“ anhand von Pflanzen und Tieren wie sich bestimmte Merkmale und Eigenschaften ausgebildet haben, weil sie den Individuen im steten Ringen ums Überleben nützlich waren. Alle Kreaturen, und somit auch der Mensch, sind das Resultat einer endlosen Kette von Zufällen, ein natürlicher Mechanismus aus Variation und Selektion, so unvorhersehbar wie ziellos.
Nicht nur Unzulänglichkeiten und Erklärungslücken in seiner Schrift riefen die Kritiker auf den Plan. Fehlinterpretationen begründeten den „Sozialdarwinismus“, auf den sich teilweise die nationalsozialistische Rassenideologie stützte. Insbesondere die Behauptung, dass sich alles Leben ohne die lenkende Hand eines höheren Wesens oder Schöpfergottes entwickelt hat, forderte heftigen Widerspruch heraus. Während sich die Kirchen mit dem Kopernikanischen Weltbild noch hatten anfreunden können, empfanden sie Darwins Evolutionstheorie als Angriff auf ihr religiöses Fundament. Es nimmt nicht wunder, dass bis heute über die Vereinbarkeit von Religion und Forschung heftig gestritten wird. Vor allem in Amerika hat der Kreationismus, der sich gegen jede wissenschaftliche Erkenntnis wendet, die der biblischen Schöpfungslehre widerspricht, eine große Anhängerschaft. Die Kreationisten bestehen auf Gleichbehandlung beider Ansätze in Schule und Lehre und entwickelten unter dem Stichwort „Intelligent Design“ einen Gegenentwurf im Kleid einer Pseudowissenschaft, der sich aber einzig durch Irrationalität und Wissenschaftsfeindlichkeit auszeichnet. Auf der anderen Seite stehen engagierte Verfechter von Darwins Theorien, wie der wortgewaltige Evolutionsbiologe Richard Dawkins, der in Deutschland durch seinen „Gotteswahn“ bekannt wurde. Manche Wissenschaftler wie der Religionsanthropologe Pascal Boyer vertreten gar die Meinung, dass auch die Religion evolutionär erklärt werden kann, da der Glaube dem Menschen hilft, sich in der Komplexität der Welt zurechtzufinden. Doch welche Richtung auch immer die Diskussion um die Evolutionstheorie in Zukunft nehmen wird, fest steht, dass Darwin alle Lebewesen zu einer biologischen Gemeinschaft verschmolzen hat - ohne Darwin ist die heutige Biologie als Wissenschaft nicht denkbar.