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Rochester

Rochester, das längst mit seinen Nachbarorten Gillingham und Chatham zu ei­nem industriellen Ballungsgebiet zu­sam­men­ge­wach­sen ist, besitzt mit sei­ner Kathedrale und seinem Castle zwei ein­drucks­volle Sehens­wür­dig­kei­ten. Fast alle Restaurants und Hotels er­stre­cken sich entlang der High Street.


Rochesters Kathedrale von außen

Vom römischen Durobrivae haben sich kei­ne nennenswerten Spuren erhalten. Die Chris­tianisierung der Sachsen fiel in Rochester auf fruchtbaren Boden, be­reits im Jah­re 604 bestimmte Ethelbert von Kent die Stadt zum Sitz des zweitältesten eng­li­schen Bistums. Die Normannen erkannten die stra­te­gi­sche Bedeutung des Ortes und er­rich­te­ten eine mächtige Burg zur Kontrolle des Medway, der bei Rochester in den Är­mel­kanal mündet. Normannische Bau­meister zeichneten sich auch für den Neu­bau der Kathedrale ver­ant­wort­lich, die zu den eindrucksvollsten nor­man­ni­schen Sakralbauten Süd­eng­lands gerechnet werden darf. Weder Daniel Defoe („zwar alt, aber nichts be­son­deres“) noch Charles Dickens konn­ten sich in ihren Bü­chern für die Bi­schofs­stadt erwärmen. In seinem frag­men­tarisch gebliebenen Ro­man „The Mys­tery of Edwin Drood“ beschrieb Di­ckens einen imaginären Ort na­mens „Clois­terham“, wobei ihm Rochester als Vor­lage diente: „Eine eintönige, schweig­same Stadt ist es, durchtränkt vom Erdgeruch der Krypta ihrer Ka­the­dra­le, über­reich an Resten klösterlicher Grä­ber; ihre Kinder pflanzen Sa­lat­gärt­chen im Staub von Äbten und Äb­tis­sin­nen, sie backen Sandkuchen aus dem Staub von Non­nen und Mön­chen ...“

In Wirklichkeit fühlte sich Dickens, der im benachbarten Chatham auf­ge­wach­sen war, sehr zu Rochester hin­ge­zo­gen; der meistgelesene englische Schrift­stel­ler ver­brach­te nicht nur seine Ferien in der Stadt am Medway, in der er auch am 9. Juli 1870 im Alter von 58 Jahren verschied. Rochester be­wahrt die Erinnerung an sei­nen be­rühm­ten Literaten mit Enthusiasmus: Wäh­rend des Dickens Festivals, das all­jähr­lich eine Viertelmillion Menschen an­lockt, verwandelt sich die Fuß­gän­ger­zo­ne in ein Meer von Menschen, ge­klei­det im Stil des 19. Jahrhunderts. Ver­schiedene Stän­de, Buden, Umzüge und zahlreiche historische Auf­füh­run­gen stehen auf dem Programm.

Sehenswertes

Cathedral: Auf den Grundmauern der an­gelsächsischen Kathedrale legte der nor­man­nische Bischof Gundulf den Grund­stein für einen imposanten Neu­bau, der sich am Stil der französischen Ka­thedralen seiner Heimat orientierte. Die impo­san­te Krypta und der Gun­dulf-Turm sind die ältesten Teile der Kir­che. Besonders be­ein­druckend ist das Westportal, dessen Tympanon ein Re­lief mit Christus als Weltenrichter ziert. Im Inneren verdient das aus dem frü­hen 13. Jahrhundert stam­mende Chor­gestühl Beachtung. Die Einheit des Stils wird allerdings durch spätere Er­wei­terungen und eine un­sachgemäße Res­taurierung ge­schmä­lert. Nach Sü­den hin schließt sich ein nur noch teil­wei­se erhaltener Kreuzgang an.

♦ 70a High Street. Eintritt als „freiwillige Spen­de“ von £ 3. www.rochestercathedral.org.


Rochester Castle ist eine der ältesten Burgen Englands

Castle: Wo heute das Rochester Castle steht, befand sich einst ein römisches Ge­bäude, das zur Bewachung des hier vor­beiführenden Handelsweges zwi­schen Dover und London („Watling Street“) dien­te. Kein Geringerer als Wil­helm der Eroberer erteilte den Auf­trag für den Bau einer Burg an der Mün­dung des Medway. Mit seinem im­po­santen, vie­r­eckigen Bergfried (schö­ne Aus­sicht!) gilt das Castle als eine der best­erhal­te­nen normannischen Wehr­an­lagen in Eng­land. Als Bau­meis­ter wirk­te Bischof Gun­dulf, der neben der Ka­thedrale auch den White Tower in Lon­don ge­plant hatte. Zuletzt sei noch der Schrift­steller Hen­ry James zi­tiert, der sich dem ei­gen­ar­tigen Reiz der Burg nicht ent­zie­hen konn­te: „Ich habe vie­le moderne Bur­gen ge­sehen, aber ich er­in­nere mich nicht, dass auch nur eine von ihnen die­sen Ausdruck von Ver­lo­ren­heit, Hilf­losigkeit, Beraubtheit ge­habt hätte.“

♦ Tgl. 10-18 Uhr, im Winter nur bis 16 Uhr. Ein­tritt £ 6.40, erm. £ 4 (EH).

Guildhall Museum: Das Rathaus von Rochester stammt aus dem Jahr 1687 und gilt als eines der schönsten Stadt­häu­ser in der Grafschaft Kent. Im Con­ser­vancy Wing des Rathauses ist seit 1994 eine neu konzipierte Ausstellung un­tergebracht. Mit­hil­fe von au­dio­vi­suel­ler Technik werden längst ver­gan­ge­ne Zei­ten wieder zum Leben er­weckt. Ein in­te­ressanter Rundgang führt durch meh­rere Epochen bis zur Vik­to­ria­ni­schen Ära, eine Dokumentation schil­dert das Leben auf den im Med­way ver­an­kerten Gefängnisschiffen. Ge­zeigt wer­den außerdem Spielzeug und Fo­to­gra­fien des 19. Jahrhunderts.

♦ High Street. Tgl. 10-16.30 Uhr. Eintritt frei!

Eastgate House: Das einstige Charles Di­ckens Centre im Eastgate House ist seit No­vember 2004 nur noch von au­ßen zu besichtigen. Im Garten des Hau­ses wurde das Swiss Chalet, seine Ar­beits­laube von Gad’s Hill Place, wie­der­er­richtet. Hier ar­bei­tete der Schrift­stel­ler noch unmittelbar vor seinem Tod an dem Roman „The Mys­tery of Edwin Drood“. Für das dort beschiebene Nun’s House diente das East­gate House als li­te­rarische Vorlage, ebenso für das West­gate House in „The Pick­wick Pa­pers“.

♦ High Street (Eastgate House).

Watts’ Charity: Richard Watts, der als Ab­geordneter für Rochester im Lon­do­ner Par­lament saß, verfügte 1579 tes­ta­men­tarisch, dass das elisabethanische Haus (in ei­nem von der High Street ab­zwei­genden Innenhof) als Unterkunft für sechs arme Rei­sende („six poor tra­vel­lers“) dienen sollte. Dieses edle Vor­ha­ben war allerdings nicht so einfach zu realisieren. Häufig musste aus einer gro­ßen Anzahl von Kan­di­da­ten aus­ge­wählt werden, wobei die Quar­tier­su­chen­den gezwungen waren, ihre Ar­mut zu beweisen - welch undankbare Auf­ga­be. Wie das Auswahlverfahren tat­säch­lich verlief, bleibt ein Rätsel. Ins­pi­riert von der wohltätigen Einrichtung, schrieb Dickens 1854 die Weih­nachts­ge­schichte „Seven Poor Travellers“. Bis zum Zwei­ten Weltkrieg hat die Her­ber­ge noch als Armenhaus (Charity) ge­dient; danach wur­de die Se­hens­wür­dig­keit ei­ner musealen Nutzung zu­ge­führt.

♦ High Street. März bis Okt. Di-Sa 11-13 und 14-16 Uhr. Eintritt frei!

Praktische Infos

Information Medway Visitor In­for­ma­tion Centre, 95 High Street, Rochester, Kent ME1 1LX, Tel. 01634/843666. www.visitmedway.org.

Einwohner 50.500.

Verbindungen Zug - Der Bahnhof an der High Street liegt nur einen knappen Kilo­me­ter süd­östlich der Kathedrale, regelmäßige Ver­bin­dun­gen nach London Charing Cross und Vic­toria (Dauer 45 Min.) sowie nach Can­terbury, Do­ver und zur Isle of Thanet. Von der Strood Sta­tion geht es auch direkt nach Maidstone. www.nationalrail.co.uk. Bus - lokale Buslinien nach Chatham, Strood und Gillingham (z. B. von der Bus­hal­te­stelle auf der A 2 Corporation Street am Information Centre).

Einkaufen/Antiquitäten Entlang der High Street finden sich im verkehrs­be­ruh­ig­ten Zent­rum zahlreiche Antiquitätenläden.

Markt Di und Sa auf der Gillingham High Street, Fr auf der Corporation Street; dort wird Sa auch ein Flohmarkt abgehalten.

Veranstaltungen Sweeps-Festival An­fang Mai (Bank Holiday Weekend), Di­ckens-Fes­tival Ende Mai, Anfang Juni. Di­cken­sian Christ­mas am ersten Dezem­be­r­wo­chen­ende. www.rochesterdickensfestival.org.uk.

Jugendherberge YHA Medway (Capstone Farm). Die nächs­te Herberge (40 Betten) be­fin­det sich in einer schönen Farm bei Gil­ling­ham. Bet­ten ab £ 15, Zimmer ab £ 25. Cap­stone Road, Tel. 0345/3719649. www.yha.org.uk/hostel/medway.

Umgebung von Rochester

Historic Dockyard Chatham

Um gegen eine befürchtete spanische In­vasion besser gewappnet zu sein, be­grün­de­te Heinrich VIII. 1547 den Schiffs­bau an der Medway-Mündung. Bis die in Chat­ham gelegene Werft 1984 stillgelegt wurde, sind hier mehr als vierhundert eng­li­sche Kriegsschiffe vom Stapel gelaufen, darunter auch die HMS Victory, das Flagg­schiff, auf dem Lord Nelson in der Schlacht von Tra­fal­gar sein Leben ließ. Den Hol­län­dern war der rege englische Schiffsbau ein ste­ter Dorn im Auge, weshalb sie die Werf­ten 1667 mit einem Über­ra­schungs­angriff attackierten. Die er­hal­te­nen Dock­an­lagen wurden nach 1984 in ein ausgedehntes Freilichtmuseum um­gewandelt. Mit­hilfe von Videos, Mo­del­len und Illustrationen wird die Ge­schich­te der orts­an­säs­sigen Werft an­schau­lich dargestellt. Für eine Be­sich­ti­gung sollte man sich min­des­tens drei Stun­den Zeit nehmen. Besonders ein­drucks­voll sind in erster Linie die Schif­fe, zu denen ein Zerstörer aus dem Zwei­ten Weltkrieg, das Aufklärungs-U-Boot Ocelot sowie Rettungsboote ge­hö­ren. Interessant ist auch ein Besuch der Sei­le­rei oder der „Wooden Walls“, in de­nen man anschaulich den Schiffsbau im 18. Jahr­hundert erklärt bekommt.

♦ Historic Dockyard. Ende März bis Okt. tgl. 10-18 Uhr, im Nov. nur Sa und So 10-16 Uhr, von Mit­te Febr. bis Ende März tgl. 10-16 Uhr. Ein­tritt £ 25, erm. £ 22.50 oder £ 15, Familienticket £ 63 (günstigere Tickets online). thedockyard.co.uk.

Lullingstone Roman Villa

Rund 15 Kilometer westlich von Ro­ches­ter liegen die Ruinen der Villa von Lul­ling­stone im fischreichen Darent Val­ley. Das wahrscheinlich schon im 1. Jahr­hun­dert er­richtete Landhaus be­sitzt großflächige Mosaiken, die einen her­vor­ra­gen­den Ein­blick in die antike Wohn­kultur geben. Die Wandmalereien im Stil der christ­lichen Iko­nographie las­sen vermuten, dass die Villa im 3. Jahr­hundert als Ka­pel­le genutzt wur­de und somit das früheste Beispiel christ­licher Kunst in England da­rstellt. Die Er­klärungen erhält man per Audio-Tour.

♦ Tgl. 10-18 Uhr, im Winterhalbjahr tgl. bis 16 Uhr, im Dez. und Jan. nur Mi-So 10-16 Uhr. Ein­tritt £ 8.10, erm. £ 7.30 oder £ 4.90 (EH).

Maidstone

Maidstone ist das wirtschaftliche und administrative Zentrum der Graf­schaft Kent. Von ihrer schönsten Seite zeigt sich die Stadt an den Ufern des River Medway.

Die Geschichte von Maidstone ist eng mit den Erzbischöfen von Canterbury ver­knüpft. Schon im Domesday Book wur­de erwähnt, dass den Bischöfen Land in „Mad­destone“ gehört. Im Jahre 1381 scharte Wat Tyler in Maidstone un­zufriedene Land­arbeiter um sich. Mit dem Kampfruf „Als Adam grub und Eva spann, wo war da der Edel­mann?“ auf den Lippen brachen die Bauern auf, um erst Canterbury und dann London zu stürmen. Ein weiterer Hö­hepunkt der Stadtgeschichte er­eig­ne­te sich im Jahr 1559, als Queen Eli­za­beth I. Maidstone zum eigenständigen „Bo­rough“ erklärte. Als Verwaltungs- und Agrarzentrum kommt der Stadt am River Med­way noch immer eine ge­wis­se Bedeutung zu. Maidstone besitzt mit der Week Street eine lang gestreckte Fuß­gängerzone, die sich zusammen mit der Royal Shop­ping Arkade für ei­nen längeren Einkaufsbummel eignet.

Sehenswertes

Parish Church of All Saints: Die Pfarr­kir­che von Maidstone ist der größte spät­go­ti­sche Sakralbau in Kent. Be­ach­tens­wert ist im Inneren eine Ge­denk­tafel, die zu Eh­ren von Lawrence Wa­shing­ton, einem Großonkel des ame­ri­ka­nischen Präsidenten, an­gebracht wur­de. Das Familienwappen weist un­ter anderem auch das Motiv der „Stars ’n’ Stripes“ auf.

♦ Pa­lace Gardens. Von Mai bis Sept. Mo-Do 10-16 Uhr, Sa 10.30-12.30 Uhr.

Archbishop’s Palace: Maidstone liegt auf halbem Wege zwischen Canterbury und Lon­don. Für die Erzbischöfe von Can­terbury war die Stadt der ideale Ort für einen Zwi­schenstopp, weswegen sie sich im 14. Jahrhundert am River Med­way eine statt­li­che Residenz errichten lie­ßen. Heute wird das Gebäude zu re­prä­sen­tativen Zwe­cken, so für Emp­fän­ge und Hochzeiten, genutzt.

♦ Mai bis Aug. Mi 13-17 Uhr. Eintritt frei!

Tyrwhitt-Drake Museum of Carriages: In den einstigen Stallungen des erz­bi­schöf­li­chen Palastes wird heute eine Samm­lung mit prunkvollen Kutschen, Ka­leschen und Schlit­ten präsentiert. Der namensgebende Major hatte früh­zei­tig begonnen, die durch das Au­to­mo­bil verdrängten Kutschen zu­sam­men­zutragen. Das Museum wur­de 1946 als erstes seiner Art eröffnet.

♦ Mill Street. Von Mai bis Mitte Sept. Mi-So. 12-16 Uhr. Eintritt £ 2, erm. £ 1.

Maidstone Museum & Bentlif Art Gallery: Das städtische Museum be­her­bergt ein bun­tes Sammelsurium mit Ge­mälden, Keramik, Glas, Möbeln und Tex­tilien aus den letzten 400 Jahren. Hin­zu kommen eine lo­kal­ge­schicht­li­che, eine ar­chäo­lo­gi­sche, eine ja­pa­ni­sche und eine naturhistorische Dau­er­aus­stellung. Letztere bietet ei­nen Ein­blick in die regionale Fauna und Flora, in­klusive einem Mammut und ei­nem Di­nosaurier namens „Iguanodon“. Kin­der sind vor allem von der ägyptischen Mu­mie fasziniert.

♦ St Faith’s Street. Di-Sa 10-17 Uhr, So 12-16 Uhr. Eintritt frei! www.museum.maidstone.gov.uk.

Praktische Infos

Information Maidstone Tourist Infor­ma­tion Centre, Town Hall, High Street, Maid­stone, Kent ME15 6 YE, Tel. 01622/602169. www.visitmaidstone.com.

Einwohner 113.000.

Verbindungen Bus - tgl. rund 10 Bus­ver­bin­dungen nach London Victoria Station. Wei­tere Verbindungen nach Canterbury und Brigh­ton. www.nationalexpress.com. Zug - East Station (Hbf.) an der Sandling Road; Züge nach Lon­don Victoria Station (30-minütig), Can­ter­bury, Folkestone, Ash­ford, Dover (stdl.). West Station (Haltestelle), Zu­gang über Ton­bridge Road; Linie Pad­dock Wood-Strood (Nah­ver­kehr). www.nationalrail.co.uk.

Markt Di und Sa.

Schwimmen Maidstone Leisure Centre, Mote Park. Mit Riesenrutsche. www.maidstoneleisure.com.

Übernachten Marriott Tudor Park Hotel. In Bearstead, wenige Kilometer östlich von Maid­stone. Unlängst renoviert mit groß­räu­mi­gen Zimmern. Modernes Ambiente mit ei­nem großzügigen Hallenbad. DZ ab £ 104. Ash­ford Road, Tel. 01622/734334. www.marriott.com/tdmgs.

Wilderness. Das B & B ist der Tipp einer Le­se­rin, die von der zu einem alten Farmhaus ge­hö­ren­den Unterkunft begeistert war. Sehr gast­freund­liche Besitzer. Im Sommer früh­stückt man im Innenhof. DZ inkl. Früh­stück £ 90. 12 km südöstlich von Maidstone nahe der Ort­schaft Headcorn, Tel. 01622/891757. www.wildernessbandb.co.uk. ♦ Lesertipp

Camping Welsummer. Kleiner, reizvoller Cam­pingplatz in schöner ländlicher Lage meh­rere Meilen südöstlich von Maidstone. Stell­platz ab £ 20. Es werden auch Zimmer ver­mie­tet (DZ £ 80). Chalk House, Lenham Road, Harriets­ham, Tel. 01622/843051. welsummercamping.com.

Essen & Trinken Ye Old Thirsty Pig! Ur­ge­müt­liches Pub mit niedriger Decke (Vor­sicht!) und schwarzen Holzbalken, die aus den Wän­den ragen. Livemusik in un­re­gel­mäßigen Ab­stän­den. 4a Knightrider Street, Tel. 01622/755655. thethirstypig.co.uk.

Umgebung von Maidstone

Leeds Castle


Kein preiswerter Tagesausflug: Leeds Castle

Das sechs Kilometer östlich von Maid­stone gelegene Leeds Castle präsentiert sich als wahres Bilderbuchschloss. Um­ge­ben von einem künstlichen See, auf dem schwar­ze Schwäne gemütlich da­hin­paddeln, könnte das auf zwei klei­nen Inseln er­rich­tete Leeds Castle den adä­quaten Hintergrund für eine Holly­wood­romanze ab­ge­ben, allerdings geht es in den Sommermonaten oft zu wie auf dem Rummelplatz. Allein die Größe des Parkplatzes deutet an, dass oft Tau­sende von Besuchern durch die Gärten schlen­dern und sich auf den Wiesen zum Picknick niederlassen.

Über ein schmales Torhaus - das man nach rund 20 Minuten Fußmarsch er­reicht - ge­langt man in das Haupt­ge­bäu­de, das aus einer normannischen Fes­tung her­vor­ge­gan­gen ist; eine dop­pel­stö­ckige Brücke führt zur so­ge­nann­ten Glo­riet­te, die unter Hein­rich VIII. ent­stand. Im Jahre 1924 wurde das der Rit­ter­ro­man­tik entsprechend um­ge­bau­te Leeds Castle zum Verkauf an­ge­bo­ten. Der ame­ri­ka­nische Pressezar Ran­dolph Hearst zeig­te Interesse, doch an­gesichts des ge­rin­gen Komforts und der hoh­en Re­no­vie­rungs­kosten nahm er von seinen eng­li­schen Burgträumen Ab­stand, so dass Lady Baillie, eine reiche Erbin, zum Zug kam. In ihrem Auf­trag wurde das Schloss restauriert und mit kostbaren An­ti­quitäten aus­ge­stat­tet, da das ur­sprüng­li­che Mobiliar im 19. Jahr­hun­dert ver­steigert worden war. Lady Baillie grün­dete kurz vor ih­rem Tod im Jahre 1974 die Leeds Castle Foun­dation, so dass das Schloss wei­ter­hin für Be­su­cher zu­gänglich bleiben konn­te.

Umgeben ist Leeds Castle von einer mehr als 200 Hektar großen Park­land­schaft mit Heckenlabyrinth, Ge­wächs­häu­sern, einer Vogelvoliere und einem Golf­platz. Seh­ens­wert ist auch der Cul­pe­rer Garden; der historische Kräu­ter­gar­ten ist eine Schöp­fung von Russell Page, einem der herausragendsten Land­schaftsarchitekten des 20. Jahr­hun­derts. Im Gate Tower befindet sich das Dog Collar Museum, eine un­ge­wöhn­liche Sammlung von kostbaren Hun­dehalsbändern aus den letzten fünf Jahr­hunderten. Über das ganze Jahr ver­teilt, finden in Leeds Castle zahl­rei­che Ver­an­staltungen von der Ballon­wett­fahrt bis zum Open-Air-Konzert statt.

♦ April bis Sept. tgl. 10.30-17.30 Uhr, Okt. bis März tgl. 10.30-17 Uhr (Garten ab 10 Uhr). Ein­tritt £ 26, erm. £ 24 oder £ 17.50, Familien £ 74. www.leeds-castle.com.

Das nahe an der viel befahrenen M 20 gelegene Museum ist dem Wan­del im All­tags­leben der Grafschaft Kent ge­widmet. Die einstige Farm besitzt auch einen Aben­teuerspielplatz und ei­nen Streichelzoo. Wer will, kann im Som­mer von Maid­stone aus mit der „Ken­tish Lady“ zum Museum schip­pern.

♦ Loch Lane, Sandling. März bis Okt. 10-17 Uhr. Letzter Einlass: 16 Uhr. Eintritt £ 9.95, erm. £ 8.95 bzw. £ 8.25. www.kentlife.org.uk.

Stoneacre

Das Fachwerkensemble aus dem spä­ten 15. Jahrhundert gehört dem Na­tio­nal Trust und ist typisch für die länd­li­che Architektur des Weald. Umgeben ist das Anwesen von einem gepflegten Park.

♦ Ende März bis Okt. nur Sa 11-17.30 Uhr. Ein­tritt £ 6, erm. £ 3 (NT). www.nationaltrust.org.uk/stoneacre.

Isle of Sheppey

Durch die Meerenge The Swale vom Festland getrennt, ist die Isle of Shep­pey ein bekanntes Vogel- und Naturreservat. Kulturelle Se­hens­würdig­kei­ten wird man hingegen vergeblich suchen.

Der nur wenige Meter über dem Mee­res­spiegel liegende Süden der Insel ist größ­ten­teils Marsch- und Ödland, wäh­rend der Norden gut mit Straßen er­schlos­sen ist. Der Norden wurde nach­weis­lich erst relativ spät, nämlich im 7. Jahr­hundert, mit ei­nem Frau­en­klos­ter besiedelt. Als bedeutende, wenn­gleich traurige historische Er­eig­nisse gel­ten das Jahr 1667, als die Holländer die Insel besetzten, und das Jahr 1914, als Sheerness der erste englische Ort war, der von der deutschen Luftwaffe bom­bardiert wurde. Mehrere In­sel­ge­ne­ra­tio­nen lebten vor allem von der Ma­rine, erst nach dem Zweiten Weltkrieg wur­de die Garnison aufgelöst.

Der größte Ort der Isle of Sheppey ist das schon erwähnte, 18.000 Einwohner zäh­len­de Sheerness-on-Sea, in dem der Schrift­steller Uwe Johnson seine letz­ten Le­bens­jahre verbrachte. Fans von Lord Nelson können auch in die High Street pil­gern, wo Englands Seeheld im Haus Nr. 149 zu Beginn des 19. Jahr­hun­derts sein Do­mizil hatte. Im Church House des benachbarten Queen­borough machte er Lady Ha­milton mit Erfolg sei­ne Aufwartung.

Elmley Marshes: Rund eineinhalb Ki­lo­me­ter von der Kingsferry Bridge ent­fernt, befindet sich das Na­tur­schutz­re­ser­vat Elmley Marshes, in dem mehrere tau­send Enten, Gänse und andere Watt­vögel leben. Auf fünf aus­ge­wie­senen Pfaden können Interessierte die Vögel in ihrer natürlichen Umgebung beobachten.

♦ Tgl. außer Di von 9-17 Uhr. Eintritt £ 5 pro Auto. www.elmleynaturereserve.co.uk.

Information Sheerness Tourist In­for­ma­tion Centre, Sheppey Leisure Centre, Sea­front, Sheerness, Tel. 01795/668061. www.clcshe.eclipse.co.uk.

Uwe Johnson, der Einsiedler von Sheerness

Uwe Johnson (1934-1984) gilt neben Heinrich Böll und Wolfgang Koep­pen als der bedeutendste Vertreter der deutschen Literatur des Nach­kriegs­zeit­al­ters. Bekannt wurde er vor allem durch seine „Mut­maßungen über Jakob“ und die vier Bände umfassenden „Jah­restage“. Im Oktober 1974 zog Johnson mit seiner Frau Elisa­beth und seiner Tochter auf die Isle of Sheppey. In Shee­r­ness-on-Sea fanden sie an der Marine Parade 26 ein weißes Reih­en­haus mit Spitzgiebel, das damals noch eine ungeschmälerte Sicht auf den Strand ermöglichte. Als offiziellen Grund für seine Aus­wan­de­rung nannte John­son die englische Sprache, die für seine Toch­ter nach zwei ent­schei­de­n­den Jahren in New York zu einem Le­bens­element geworden war. Wenige Jah­re nach der Übersiedlung ge­riet Johnsons Privatleben in eine tie­fe Krise, sei­ne Frau trennte sich von ihm, und er verfiel zusehends dem Alko­hol und der Ein­sam­keit. In der Nacht vom 23. auf den 24. Februar 1984 starb Uwe John­son an den Folgen eines Herzversagens. Da er keinen Kon­takt zu seiner Fa­milie und seinen Nachbarn unterhielt, wurde er erst nach drei Wochen tot in seiner Wohnung aufgefunden.

Ashford

Die Provinzmetropole mit direktem Bahnanschluss nach Europa liegt im Her­z­en von Kent. Wichtige Sehenswürdigkeiten hat Ashford nicht zu ver­bu­chen, doch lockt ein großes Factory Outlet Centre zahl­reiche Schnäpp­chen­jä­ger aus Nah und Fern.

Ashford ist die erste Station auf der Insel, an der Zugreisende, die mit dem Eu­ro­star gefahren sind, aussteigen und eng­lische Luft schnuppern können. Wer Ende Ju­ni nach Ashford kommt, kann der Musik vergangener Epochen lau­schen. Dann fin­det nämlich zehn Tage lang das beliebte Stour Music Fes­ti­val statt. In der näh­e­ren Umgebung loh­nen die historische Windmühle Willes­borough Windmill und das Dörf­chen Wye einen Abstecher.

Information Ashford Tourist Office, Ash­ford Gateway Plus, Church Road, Kent TN23 1AS, Tel. 01233/330316. www.visitashfordandtenterden.co.uk.

Einwohner 48.500.

Verbindungen Zug - Verbindungen nach Lon­don, Maidstone, Canterbury, Folke­stone, Mar­gate, Brighton und Tonbridge. www.nationalrail.co.uk. Bus - Ver­bin­dun­gen nach Can­ter­bury, London, Dover und Folke­stone. www.nationalexpress.com.

Markt Jeden Di, Fr und Sa in der Lower High Street.

Veranstaltungen Die Konzerte des Stour Mu­sic Festivals (Ende Juni) werden in der All Saint’s Boughton Aluph Church auf­ge­führt. Die Karten sind allerdings schon oft im Mai aus­verkauft. Buchungen über das Tourist Office. www.stourmusic.org.uk.

Übernachten New Flying Horse Inn. Diese 4 km nordöstlich von Ash­ford in Wye ge­le­gene ehemalige Post­kutschenstation aus dem 17. Jahr­hun­dert besitzt ansprechende mo­der­ne Zim­mer. Im Restaurant wird leckere Kost ser­viert. Wirtsgarten. Ide­al auch als Etap­pen­station bei der An­reise. DZ ab £ 95 (inkl. Früh­stück). Upper Bridge Street, Tel. 01233/812297. www.newflyinghorsewye.co.uk. ♦ Lesertipp

Camping ***** Broadhembury Holiday Park. Drei Kilometer südlich von Ashford bei dem Dorf Kingsnorth. Ganzjährig ge­öff­net. Stell­platz ab £ 20. Steeds Lane, Tel. 01233/620859. www.broadhembury.co.uk.

Royal Tunbridge Wells

Zu­sammen mit Bath und Brighton gehörte Royal Tunbridge Wells zu den ele­ganten Bädern des 18. Jahrhunderts. Die Quellen sollen ihre heilsame Kraft vor allem bei Magen- und Darmkrankheiten ent­fal­ten. Bis 1909 hieß das Städtchen noch schlicht Tunbridge Wells, dann wurde es per kö­nig­li­chem Dekret mit dem Zusatz „Royal“ ge­adelt.

Als Entdecker gilt Dudley, der dritte Lord North, der im Jahre 1606 bei ei­nem Reit­aus­flug durch den Waterdown Forest auf die eisenhaltigen Quellen (wells) stieß. In­ner­halb kürzester Zeit ent­wickelte sich ein reger Kurbetrieb, selbst Queen Hen­riet­ta Maria zählte 1629 zu seinen Gästen. Der königliche Be­such war gewissermaßen der Start­schuss zu einer regen Bautätigkeit. Im 18. Jahrhundert galt Tunbridge Wells als Modebad der High Society. Als Ze­re­mo­nienmeister begrüßte eine Zeit lang der Dandy Richard „Beau“ Nash die vornehmen Kurgäste, die Daniel Defoe zy­nisch charakterisierte: „Those people who have nothing to do any where else, seem to be the only people who have any thing to do at Tun­bridge.“ Im 19. Jahrhundert war dann Schluss: Die Badeorte an der Küste hat­ten Tunbridge Wells den Rang ab­ge­lau­fen.

Mit der Promenade The Pantiles be­sitzt Royal Tunbridge Wells die älteste Fuß­gän­ger­zone Englands. Einer Anek­dote zufolge soll 1698 der Sohn von Queen Anne auf dem glitschigen Boden aus­gerutscht sein und sich dadurch ver­letzt haben, weshalb die Königin an­regte, die Straße zu pflastern. Aus­ge­wählt wurden rote Pfannenziegel aus Holland, pan-tiles, die der Promenade ih­ren Namen gaben. Die letzten ori­gi­nal er­haltenen Pantiles sind heute im Mu­seum ausgestellt, The Pantiles ist schon seit lan­gem mit grauen Stein­plat­ten gepflastert. Nichtsdestotrotz bil­det die Promenade mit ihren weißen Ko­lon­naden und historischen La­den­zei­len ein malerisches En­sem­ble, es gibt sogar eine als „Musick Gallery“ be­zeich­nete Empore aus dem Jahr 1739. Wer mit offenen Augen durchs Zen­trum schlendert (das Town Center liegt einen Kilometer nördlich der Pantiles), ent­deckt anmutige Fas­sa­den, Erker und ver­spielte Balkone. Royal Tunbridge Wells ist auch ein beliebtes Ziel von Samm­lern alter Möbel: In der Stadt ha­ben sich mehr als 35 Anti­qui­tä­ten­händ­ler niedergelassen.

Sehenswertes

Tunbridge Wells Museum and Art Gallery: Das städtische Museum von Tun­bridge Wells bietet einen Einblick in die Lokalgeschichte. Neben archäo­lo­gischen und na­tur­geschichtlichen Ex­po­naten gibt es in dem Museum auch Spielzeug und „Tun­bridge Ware“. Letz­tere sind fein gearbeitete hölzerne Schach­teln. In der Art Gallery fin­den re­gel­mäßig Wechselausstellungen statt.

♦ Civic Centre, Mount Pleasant. Di-Sa 9.30-17 Uhr. Eintritt frei! www.tunbridgewellsmuseum.org.


The Pantiles

Praktische Infos

Information Tourist Information Cent­re, The Corn Exchange, The Pantiles, Royal Tun­bridge Wells, Kent TN2 5 TN, Tel. 01892/515675. www.visittunbridgewells.com.

Einwohner 56.500.

Verbindungen Zug - Von der Central Sta­tion (Mount Pleasant Road) verkehren re­gel­mä­ßig Züge nach Maidstone (umsteigen in Paddock Wood), nach London (Charing Cross) sowie zu den Kanalhäfen. Tel. 0845/7484950. www.nationalrail.co.uk.

Markt Mi und Sa auf dem Market Square. Am 1. und 3. Wochenende auf den Pantiles.

Stadtführungen Mo, Di, Do und Sa um 14 Uhr am Tourist Information Centre, Kos­ten £ 5.

Veranstaltungen Scandals at the Spa, fünf Tage im Juli wird das goldene geor­gia­ni­sche Zeitalter beschworen. Sedan Chair Race, am letzten Mo im Aug. findet im his­to­ri­schen Zentrum ein Sänftenrennen statt. Food Festival auf den Pantiles am 2. Wo­chen­ende im Mai.

Übernachten The Spa Hotel. Vornehmes Her­renhaus mit großem Garten und Hallen­bad. Eine hervorragende Adresse für ent­spann­te Tage in gediegenem Ambiente. EZ ab £ 98, DZ ab £ 116 (zzgl. Früh­stück). Mount Ephraim, Tel. 01892/520331. www.spahotel.co.uk.

Mein Tipp Hotel du Vin & Bistro. Ele­gan­tes Ho­tel in einem georgianischen Stadt­haus, in dem schon Königin Victoria als Kind gewohnt hat. Auf die Gäste warten 34 individuell ge­stal­te­te Zimmer mit CD-Play­er. Ausgezeichnetes Bis­tro, das nicht nur Weintrinker begeistern wird. DZ ab £ 109 ohne Früh­stück, mit Früh­stück ab £ 124. Crescent Road, Tel. 01892/526455. www.hotelduvin.com.

Tunbridge Wells Hotel. Alteingesessenes Ho­tel direkt an den Pantiles im historischen Zen­trum. Die großen Zimmer sind indi­vi­du­ell ein­gerichtet. Kostenlose Parkplätze. EZ ab £ 75, DZ ab £ 119 (zzgl. Früh­stück). The Pantiles, Tel. 01892/530501. www.thetunbridgewellshotel.com.

Essen & Trinken Wagamama. Etwas au­ßer­halb des historischen Zentrums unweit des Bahn­hofs bietet dieses japanische Nu­del­res­tau­rant fernöstliche Küche zu an­spre­chen­den Prei­sen, Hauptgerichte ab £ 8.50. Es wird be­son­ders auf frische Zutaten ge­ach­tet, das Design ist minimalistisch. Kein Ruhetag. 54-58 Mont Pleasant Road, Tel. 01892/616514. www.wagamama.com.

Hattons. Schönes Café mit Weinhandlung. Zu es­sen gibt es Kleinigkeiten. Be­sonders nett ist es auf der sonnigen Ter­rasse. Tgl. außer Mo 9-16 Uhr. 38 The Pantiles, Tel. 01892/540555. www.hattonsrtwstore.co.uk.

Bill’s. Eine moderne ansprechende Kette, von Bur­ger bis Green Chicken Curry wird eine in­ter­na­tionale Küche geboten. Schöne Stra­ßen­terrasse. Lime Hill Road, Tel. 01892/548699. bills-website.co.uk.

Mein Tipp Juliets. Nettes verspieltes Café mit herr­lichen selbstgemachten Kuchen. Kleine Stra­ßen­ter­rasse. Tgl. 8-17 Uhr. 54 Hight Street, Tel. 01892/522931. www.julietsandmore.com.

Umgebung von Royal Tunbridge Wells

Tonbridge Castle

In dem kleinen Marktflecken Ton­bridge stehen noch die Ruinen einer von den Trup­pen Oliver Cromwells ge­schleif­ten Burganlage. Nur das Torhaus blieb von den Zer­störungen des Pu­ri­ta­ner­heeres ver­schont. Tonbridge hieß üb­rigens bis ins 19. Jahrhundert noch Tun­bridge, da es jedoch allzu oft mit dem gleich­na­mi­gen Kur­ort verwechselt wur­de, musste der Ort seinen Namen än­dern.

♦ Castle Street. Mo-Sa 9-17 Uhr, So 10.30-16.30 Uhr. Eintritt £ 9, erm. £ 5.85. www.tonbridgecastle.org.

Tudeley

Die Dorfkirche All Saints in dem un­schein­baren Tudeley ist ein Ge­heim­tipp für Kunst­freunde. Kein Geringerer als Marc Chagall schuf nämlich die Glas­ma­le­reien im Auftrag des orts­an­säs­sigen Kunst­sammlers Sir Henry d’Avigdor-Goldsmid. Al­ler­dings ging der Stiftung ein tragisches Ereignis vo­raus: Sir Hen­rys Tochter Sarah Ve­netia war im Alter von 21 Jahren beim Se­geln ertrunken. Das Ostfenster zeigt, wie Sarah in der Tiefe des Meeres ruht, be­vor sie über eine Leiter zu Christus auf­steigt.

Hever Castle

Die von einem Wassergraben um­ge­be­ne Burg ist vor allem durch Anne Boleyn, der zwei­ten Frau Hein­richs VIII., in die Geschichte ein­ge­gan­gen. Anne Boleyn wurde 1507 auf Hever Castle geboren und wuchs auch in dem väterlichen Schloss auf. Das Le­ben der 18-jährigen Anne nahm einen dra­matischen Verlauf, als sich Hein­rich VIII. in sie verliebte. Um sich von Ka­tharina von Aragón scheiden lassen zu kön­nen, brach Heinrich VIII. be­kann­termaßen mit der päpstlichen Kir­che. Glück­lich wurde Heinrichs zweite Ehe allerdings nicht: Drei Jahre nach ihrer Hochzeit ließ Heinrich Anne Boleyn im Jahre 1536 wegen Hoch­ver­rats und Ehebruchs hin­richten, da sie dem despotischen König nicht den er­hoff­ten Thronfolger gebar. Anne wurde zwar später von ihrer Tochter Eliza­beth I. rehabilitiert, doch die Fa­mi­lie Boleyn war gesellschaftlich ruiniert. Als Annes Vater 1538 starb, verfiel Hein­rich auf die taktvolle Idee, das Schloss seiner vierten Frau Anna von Kleve als Schei­dungs­domizil zu über­las­sen ...

Hever Castle verkam zusehends, erst als der Amerikaner William Waldorf Astor das Schloss 1903 erwarb, konnte der Verfall aufgehalten werden. Astor, ein Nach­fah­re deutscher Emigranten aus Walldorf bei Heidelberg, ließ nicht nur das Schloss res­taurieren und mit kost­baren Antiquitäten ausstatten, son­dern auch rund um das gan­ze En­semble einen weitläufigen Park mit Renaissance-Skulpturen anlegen. In nur vier Jahren verwandelten rund 1000 Arbeiter das vollkommen ebene Grund­stück in eine hügelige Land­schaft samt künstlichem See - heute ist der Garten ide­al für ein Picknick! Da die Räumlichkeiten des Schlosses für die Ansprüche des Be­sit­zers der Times und der Waldorf-Astoria-Hotels eben­falls zu klein waren, er­richtete er ne­ben­an ein Disney-Dorf im Tudor-Stil. Hin­ter der Dorfstruktur verbirgt sich ein weitläufiger Komplex mit mehr als 100 Zimmern. Im Schloss selbst trug As­tor aus Verehrung für Anne Boleyn meh­rere Portraits zusammen.

♦ März bis Okt. tgl. 10.30-18 Uhr, Castle ab 12 Uhr, Nov. und Dez. Do-So 11-16.30 Uhr (letz­ter Eintritt 90 Min. vor Schließung), Jan. bis März geschlossen. Eintritt £ 17.75, erm. £ 15.60 oder £ 9.95, Familien £ 46.85. Nur Gar­ten: £ 14.95, erm. £ 13.45 oder £ 9.40, Fa­mi­lien £ 41.10. www.hevercastle.co.uk.

Chiddingstone Castle

Nur einen Katzensprung von Hever Cast­le entfernt liegt Chiddingstone, ein klei­nes Stra­ßendorf mit alten Fach­werk­häu­sern und einem neugotischen Schloss, dem Chid­dingstone Castle. Das An­wesen diente teilweise auch als Dreh­ort für den Film „Zim­mer mit Aus­sicht“. Aus­gestellt sind Sammlungen fern­öst­licher Kunst, da­run­ter Lack­ar­bei­ten und Schwerter. Zudem wurde im Jahr 2009 ein 35 Hektar großer ja­pa­ni­scher Stroll Garden (Schlendergarten) an­gelegt.

♦ Von Ostern bis Sept. So-Mi 11-17 Uhr. Ein­tritt £ 9.50, erm. £ 4.50. www.chiddingstonecastle.org.uk.

Penshurst Place

Zinnenbekrönt überragt das stattliche Her­renhaus das idyllische Dorf Pens­hurst mit seiner Kirche St John the Bap­tist. Besonders eindrucksvoll ist die gro­ße, 1340 im Auftrag des reichen Kauf­manns Sir John de Pulteney er­rich­te­te Baron’s Hall; die re­prä­sen­ta­tive, 18 Meter hoch aufragende Halle gilt als ein Meisterwerk der englischen Zim­mererkunst und ist einer der größ­ten profanen Säle des Spät­mittel­al­ters. Von der heute zur Eingangshalle de­gra­dier­ten Baron’s Hall gelangt man in die ehemals privaten Räume, so in die als Portraitgalerie genutzte Long Gallery.

Nicht versäumen sollte man eine aus­gedehnte Besichtigung der zu­ge­hö­ri­gen Gartenanlagen, die im 17. Jahr­hun­dert angelegt wurden und als eine Hommage an den Apfelbaum ver­stan­den werden können.

Penshurst Place April bis Okt. tgl. 10.30-18 Uhr (House 12-16 Uhr), Sa und So im März zur glei­chen Zeit. Eintritt £ 12, erm. £ 6.50. Nur Gar­ten £ 10. www.penshurstplace.com.

Übernachten/Essen The Leicester Arms Hotel. Zünftiger Gasthof mit Stra­ßen­ter­rasse, in unmittelbarer Nähe des Pens­hurst Place ge­le­gen. Gutes Essen von Pub Classics bis zu an­spruchs­vollerer Kost wie Barbary Duck Breast für £ 18. Es wer­den auch sehr schöne Zimmer im mo­dernen Landhausstil vermietet. EZ £ 65, DZ ab £ 85. High Street, Tel. 01892/871617. www.theleicesterarmshotel.com.

Knole

Das am Rand von Sevenoaks gelegene Knole ist einer der ältesten und größten Her­ren­sitze im Süden Englands. An­geb­lich besitzt Knole so viele In­nen­höfe wie die Wo­che Tage hat, so viele Trep­pen wie das Jahr Wochen und so vie­le Zimmer wie das Jahr Tage. Wie dem auch sei, der Herrensitz wurde be­reits im 13. Jahrhundert er­wähnt, spä­ter bauten ihn die Erzbischöfe von Can­ter­bury zu einem herr­schaftlichen An­we­sen aus, das den Neid Heinrichs VIII. weck­te, bis er Knole 1536 für die Krone re­klamierte. Elizabeth I. schenkte den Pa­last schließlich ihrem Vetter Sir Tho­mas Sackville. Bis zum heutigen Tag le­ben die Sackvilles in Knole, wenn­gleich das Schloss seit 1947 vom Na­tional Trust verwaltet wird. Das Innere ist mit kost­baren Möbeln aus dem 17. und 18. Jahrhundert - darunter das so­ge­nannte Knole Settee, der Urahn zahl­lo­ser Sofas - ausgestattet, an den Wän­den hängen Gemälde von Joshua Rey­nolds, van Dyck und Gainsborough.


Ightham Mote

Die berühmteste Bewohnerin von Knole war die Schriftstellerin Vita Sack­ville-West (1892-1962), die auf­grund ihres gleichgeschlechtlichen Lie­bes­lebens für so man­chen Skandal sorg­te. Durch Vita Sackville-Wests Ro­man „Schloß Chevron“ und Vir­ginia Woolfs „Orlando“ hat Knole sogar Ein­zug in die Weltliteratur ge­fun­den. Das Ori­ginalmanuskript von „Orlando“ ist in der Großen Halle ausgestellt. Kin­der be­geistern sich aber vor allem für das zah­me Rotwild, das den weitläufigen Park in gro­ßer Zahl bevölkert.

♦ Ende März bis Okt. tgl. 11-17 Uhr, im Winter 11-16 Uhr. Eintritt £ 15, erm. £ 7.50, Familien £ 37.50, nur Garten £ 5 (NT). www.nationaltrust.org.uk/knole.

Ightham Mote

Das verwunschene Wasserschlösschen Ightham Mote („I-tam moot“ aus­ge­spro­chen) stammt aus dem 14. Jahr­hun­dert und gilt als das am besten er­hal­tene Eng­lands. Alle 70 Räume schlie­ßen einen quadratischen Hof ein. Zu den ältesten Tei­len der Bausubstanz ge­hören die Old Chapel mit ihrem be­mal­ten Ton­nen­gewölbe und die Krypta. Es lohnt auch ein Spaziergang durch die zum Schloss gehörende Gar­ten­an­la­ge.

♦ März bis Okt. tgl. 11-17 Uhr (Garten ab 10 Uhr), Nov. bis Dez. tgl. 11-15 Uhr. Eintritt £ 14.40, erm. £ 7.20, Fa­milien £ 36 (NT). www.nationaltrust.org.uk/ightham-mote.

Chartwell

Winston Churchill dürfte wohl fraglos der bedeutendste Politiker sein, den Eng­land im 20. Jahrhundert her­vor­ge­bracht hat. Eine Vorstellung von der Au­ra, die den Pre­mier­minister um­ge­ben hat, bekommt man in Chartwell, dem Haus, in dem Chur­chill mit seiner Fa­milie von 1924 bis zu seinem Tod im Jahre 1965 gelebt hat. Chur­chill hat den in der Nähe von Westerham gelegenen - damals völlig herun­ter­ge­kom­menen - Landsitz zufällig entdeckt und war von der Aussicht geradezu über­wäl­tigt. Sein besonderes Augenmerk galt daher auch dem Park, dessen Anlage er selbst über­wachte, schließlich war eine der Lieb­lingsbeschäftigungen des großen Staats­mannes das Füttern der schwar­zen Schwäne. Das breit angelegte Back­stein­haus erachtete Churchill zwar als „irredeemably ugly“, doch der Blick über die Fel­der inspirierte ihn: „A day away is a day wasted.“ Chartwell wur­de in dem Zustand von 1965 belassen und vermittelt eine recht authentische At­mosphäre.


Hier forschte Charles Darwin:Down House

Der Park mit seinem Water Garden, Swan Pool und Lady Churchill’s Rose Gar­den bie­tet viel für Platz zum Spa­zie­rengehen und wird an den Wo­chen­enden von den Eng­ländern auch gerne zum Picknicken genutzt. Am höchsten Punkt des Areals steht das dreistöckige Back­steinhaus. Bei großem Andrang wird der Zugang zum Haus durch ein Time Ticket gesteuert, das an der Kasse aus­gegeben wird. Die Be­su­cher können sich frei durch das Gebäude bewegen, das mit zahlreichen Me­mo­ra­bi­lien aus­ge­stattet ist. Churchills Orden, Uni­for­men und Hüte gehören zum In­ven­tar. Ne­ben dem Wohnzimmer und den ge­trenn­ten Schlafzimmern kann man auch Chur­chills unter dem Dach ge­le­ge­nes Arbeitszimmer besichtigen. Eine Aus­stellung im Untergeschoss gibt Ein­blicke in Churchills Leben und sein po­li­tisches Wirken. An­schließend sollte man noch Churchills abseits gelegenes Atelierhaus (Studio) be­sich­tigen. Die mehr als hundert dort ausgestellten Ge­mäl­de beweisen, dass er nicht grund­los Auf­nahme in die Royal Academy fand.

♦ Mitte März bis Okt. tgl. 11-17 Uhr. Eintritt £ 15.50, erm. £ 7.75, Familien £ 38.75 (NT). www.nationaltrust.org.uk/chartwell.

Down House

Downe ist ein recht unbedeutendes Ört­chen rund 25 Kilometer südlich von Lon­don. Doch es gibt einen Grund nach Downe zu fahren, und der heißt Charles Dar­win. Der Begründer der Evo­lu­tionstheorie lebte die letzten 40 Jah­re seines Lebens zusam­men mit sei­ner Familie in einer viktorianischen Villa am Ortsrand.

Char­les Darwin (1809-1882) nannte die Villa, in der große Teile seines 1859 pub­li­zier­ten Werkes „Von der Ent­ste­hung der Arten“ verfasst wurden, lie­be­voll Down House. Seit dem frühen 20. Jahr­hundert ist das Haus öffentlich zu­gänglich, doch erst seit English Heritage 1998 das Szepter in die Hand nahm, fanden umfangreiche Res­tau­rie­run­gen statt. Inzwischen wurde das Down House zum englischen Denk­mal ers­ter Kategorie ernannt. Zu sehen sind un­ter anderem das Arbeitszimmer, in das sich Darwin schon frühmorgens zu­rückzog, sowie das Wohn- und Bil­lard­zim­mer. Sehr repräsentativ ist der im Regency-Stil eingerichtete Spei­se­saal. Ein Nach­bau von Darwins Kajüte auf der HMS Beagle gehört ebenso zur Aus­stellung im ers­ten Stock wie eine kom­petente Einführung in die Evo­lu­tions­theorie. Ab­schlie­ßend bie­tet sich noch ein Spaziergang durch den sieben Hek­tar großen Garten an, in dem Dar­win stets viel Zeit verbracht hatte.

♦ April bis Sept. tgl. 10-18 Uhr, im Okt. 10-17 Uhr, von Nov. bis Mitte Dez. und März Sa und So 10-16 Uhr. Eintritt £ 12.70, erm. £ 11.40 oder £ 7.60 (EH).

Groombridge Place Gardens

Die Groombridge Place Gardens ge­hö­ren zum Pflichtprogramm aller Garten­lieb­haber und Cineasten. Richtig: Cineas­ten - denn in den Groombridge Place Gar­dens drehte der Kultregisseur Peter Greenaway 1982 seinen Film „Der Kon­trakt des Zeich­ners“ (1982). Im Ge­gen­satz zu dem gleichnamigen Her­ren­haus (Privatbesitz) sind die Ende des 17. Jahr­hunderts angelegten Gärten öf­fent­lich zugänglich und prä­sen­tieren sich als ein verspieltes Areal mit Kunst­objekten und mysteriösen Fan­ta­siegebilden aus gestutzten Eiben und Buchs­bäumen. Witzige Details wie die skurrile Vogelscheuche im Ge­mü­se­gar­ten lockern die Atmosphäre auf, aber am ein­drucksvollsten sind die The­men­gär­ten, wie der Oriental Garden oder der Secret Gar­den. Die kleinen Be­su­cher begeistern sich vor allem für eine Fahrt mit dem Canal Boat Jenny, das auf einem Flüsschen zu weiteren At­trak­tionen wie einem Tipi, einer Burg und einem Mini-Labyrinth führt.

♦ April bis Okt. tgl. 10-17.30 Uhr. Eintritt £ 12.95, erm. £ 9.95, Familien £ 39.95. www.groombridgeplace.com.


Die Ruinen von Bayham Abbey

Bayham Abbey

Die von grünen Wiesen umgebenen Ruinen von Bayham Abbey - ein Prä­mons­tra­ten­serkloster aus dem 13. Jahr­hun­dert - werden von den Engländern ger­ne als ro­man­tischer Picknickplatz auf­gesucht. Was nicht verwundert, denn die ins Leere gäh­nenden Spitz­bö­gen der Abtei strahlen eine besonders pit­toreske Rui­nen­atmo­sphäre aus.

♦ April bis Sept. tgl. 10-17 Uhr. Eintritt frei (EH).


Scotney Castle: romantische Ruinenkulisse

Scotney Castle

In unmittelbarer Nähe des freundlichen Lam­berhurst liegt das romantische Scotney Castle. Umgeben von einem Park mit Rhododendrongarten - hier lohnt vor allem ein Besuch im Mai - und einem Wassergraben, ist das Castle ein Gothic-Revival-Produkt. Edward Hussey ließ sich 1837 sein stattliches Wohn­haus oberhalb der Ruine einer mit­telalterlichen Wasserburg errichten, wobei er die pit­to­res­ken Gemäuer samt einem Rundturm zu einer mär­chen­haften Land­schafts­sze­nerie zu­sam­men­fügte. Heute gehört das Areal, ne­ben so vielen anderen his­to­ri­schen Stät­ten Englands, dem National Trust, der sich vorbildlich um den Erhalt der al­ten Gemäuer kümmert. Sehenswert ist auch der von William Sawrey Gilpin ge­stal­tete Garten. Gilpin fühlte sich dem ästhetischen Programm des pit­to­res­ken Land­schaftsgartens verpflichtet und orientierte sich an den Gemälden von Claude Lor­rain und Nicolas Pous­sin. Auf einer kleinen Insel in der Nähe der Burg steht eine Skulptur von Henry Moore, die eine zurückgelehnte Frau zeigt.

♦ Garten von Mitte März bis Okt. tgl. 10-17 Uhr, Castle ab 11 Uhr. Eintritt £ 14.20, erm. £ 7.10, Familien £ 25.50 (NT). www.nationaltrust.org.uk/scotney-castle.

Sissinghurst

Sissinghurst ist ein Mekka der Gar­ten­lieb­haber und wird alljährlich von 160.000 Menschen besucht. Die viel­fach als „schönster Garten Eng­lands“ ge­rühmte Anlage wurde von der Schrift­stellerin Vita Sackville-West und ih­rem Mann, dem Historiker und Di­plo­maten Sir Harold Nicolson (1886-1968), in jahrzehntelanger Arbeit ge­schaf­fen. Um ihre Gartenträume zu ver­wirk­li­chen, kaufte das Ehepaar 1930 das ver­fallene, aus dem 16. Jahrhundert stam­mende Herren­haus samt seines mit Brenn­nesseln überwucherten Gar­tens. Das Familienleben war auf ver­schie­de­ne Gebäude verteilt, Vita Sack­ville-West richtete sich ihr Ar­beits­zim­mer im Turm ein, Harold Nicolson ar­bei­tete im South Cottage, während die Zim­mer der Kinder Nigel und Ben im Priest House untergebracht waren, wo man sich auch zu den gemeinsamen Mahl­zeiten zusammenfand. Im Mit­tel­punkt ihres Lebens stand die Pflege und Anlage des zweieinhalb Hektar gro­ßen Gartens mit seinen zehn ver­schie­denen „Zimmern“, die über das Jahr verteilt in ihrer faszinierenden Blü­ten­pracht leuch­ten. Rückblickend schrieb Vita Sackville-West: „Wir wa­ren uns völ­lig einig über den Ge­samt­ent­wurf des Gartens: lange Wegachsen von Nord nach Süd und von Ost nach West, gewöhnlich mit einer Statue, ei­nem Torbogen oder ei­nem Paar von Pap­peln als Endpunkt, kombiniert mit der intimen Überraschung klei­ner geo­me­tri­scher Gärten, die von den Wegen ab­gehen, wie die Zimmer eines rie­sigen Hau­ses von seinen Hauptkorridoren.“ Ein­drucksvoll ist vor allem der „wei­ße Gar­ten“, in dem nur weiße und sil­ber­graue Blüten und Stauden zu einem le­ben­di­gen Gefüge arrangiert wurden. Seine Anlage bewirkte eine Revolution in der Gar­tenwelt, da das bis dahin gel­tende Schönheitsideal nur Gärten vor­sah, die in allen denk­baren Farb­kom­bi­na­tio­nen abgestimmt waren - nur nicht in Weiß, denn Weiß galt als Un­farbe, stand es doch für Trauer und Tod. Neben dem „weißen Garten“ fas­zi­nie­ren der Rosengarten (Blütezeit Ju­ni), der Bauerngarten sowie ein Kräu­ter­garten mit über 100 Kräuterarten. Der beste Blick auf das Areal bietet sich vom Aus­sichtsturm, auf dessen Platt­form eine Wendeltreppe führt.

♦ Mitte März bis Okt. tgl. 11-17.30 Uhr. Ein­tritt £ 13.80, erm. £ 6.90, Familienticket £ 34.50 (NT). Achtung: Es wird nur eine be­grenzte Zahl von Besuchern in den Gar­ten ge­las­sen, so dass im Hochsommer Warte­zei­ten ein­zuplanen sind. www.nationaltrust.org.uk/sissinghurst-castle-garden.

Charles Darwin - Revolutionär des Weltbildes

Kaum einem anderen Naturwissenschaftler ist so viel Skepsis und Wi­derstand ent­ge­gengebracht worden wie Charles Darwin. Und mehr noch als Marx und Niet­z­sche hat Darwin mit seiner Evo­lu­tions­theorie das Denken seiner Zeitgenossen so­wie zukünftiger Ge­neration verändert und geprägt.

Darwin, der am 12. Februar 1809 als Sohn eines wohlhabenden Arz­tes im eng­li­schen Shrewsbury geboren wurde, studierte erst Me­dizin, dann Theologie, bevor sich ihm 1831 überraschend die Ge­le­genheit bot, als Privatgelehrter auf der HMS Beag­le - einem Ver­messungsschiff der Royal Navy - mitzufahren. Auf dieser fünf­jäh­rigen Weltumsegelung, die ihn unter anderem auf die Galápagos-Inseln führte, sam­melte Darwin einen reichen Schatz an Beobachtungen und Erfahrungen, der sei­nen Schöp­fungs­glau­ben ins Wanken brachte und die Grundlage für seine spä­te­ren Ar­bei­ten bilden sollte.

Zurück in England hatte er zunächst - wie sein großes Vorbild Ale­xander von Hum­boldt - als Schriftsteller mit seinem Bericht „Reise eines Naturforschers um die Welt“ großen Erfolg. Bis er 1859 sein bahnbrechendes Werk „On the Origin of Spe­cies“ pub­li­zier­te, sollten allerdings noch über zwei Jahrzehnte vergehen. Lan­ge Zeit hatte er sich mit Vorstudien begnügt, erst als er erfuhr, dass der Naturforscher Al­fred Russel Wallace an einer ähnlichen Theo­rie arbeitete und ihm zu­vor­zu­kom­men drohte, entschloss er sich zur Veröffentlichung seiner „Entstehung der Arten“.

Dar­win wusste um die Sprengkraft seiner Erkenntnisse: „Ich war so ängstlich da­rauf bedacht, Vorurteile zu vermeiden, dass ich mich entschloss, eine Zeitlang auch nicht einmal die kürzeste Skiz­ze davon niederzuschreiben“, erinnerte er sich später in seiner Au­tobiographie. Wohlweislich widmete sich Darwin erst in einem spä­te­ren Werk der Frage nach der Abstammung des Menschen, statt­dessen erklärte er in der „Entstehung der Arten“ anhand von Pflan­zen und Tieren wie sich bestimmte Merk­male und Ei­gen­schaf­ten ausgebildet haben, weil sie den Individuen im steten Rin­gen ums Überleben nützlich waren. Alle Kreaturen, und somit auch der Mensch, sind das Resultat einer endlosen Kette von Zu­fäl­len, ein natürlicher Mechanismus aus Variation und Selektion, so unvorhersehbar wie ziellos.

Nicht nur Unzulänglichkeiten und Erklärungslücken in seiner Schrift riefen die Kritiker auf den Plan. Fehlinterpretationen be­grün­deten den „So­zial­dar­wi­nismus“, auf den sich teilweise die natio­nal­sozialistische Rassenideologie stütz­te. Insbesondere die Be­haup­tung, dass sich alles Leben ohne die len­ken­de Hand eines hö­he­ren Wesens oder Schöpfergottes entwickelt hat, forderte hef­ti­gen Widerspruch heraus. Während sich die Kirchen mit dem Ko­per­ni­ka­nischen Weltbild noch hatten anfreunden können, emp­fan­den sie Darwins Evo­lutionstheorie als Angriff auf ihr religiöses Fun­da­ment. Es nimmt nicht wun­der, dass bis heute über die Ver­ein­barkeit von Religion und Forschung hef­tig gestritten wird. Vor al­lem in Amerika hat der Kreationismus, der sich ge­gen jede wis­sen­schaftliche Erkenntnis wendet, die der biblischen Schöp­fungs­leh­re widerspricht, eine große Anhängerschaft. Die Kreationisten be­steh­en auf Gleichbehandlung beider Ansätze in Schule und Leh­re und ent­wi­ckelten unter dem Stichwort „Intelligent Design“ ei­nen Gegenentwurf im Kleid einer Pseudowissenschaft, der sich aber einzig durch Irrationalität und Wis­senschaftsfeindlichkeit aus­zeichnet. Auf der anderen Seite stehen en­ga­gier­te Verfechter von Dar­wins Theorien, wie der wortgewaltige Evo­lu­tions­bio­loge Richard Dawkins, der in Deutschland durch seinen „Gotteswahn“ be­kannt wurde. Manche Wissenschaftler wie der Re­li­gions­an­thro­po­loge Pas­cal Boyer vertreten gar die Meinung, dass auch die Re­li­gion evo­lut­ionär er­klärt werden kann, da der Glaube dem Men­schen hilft, sich in der Kom­ple­xität der Welt zurechtzufinden. Doch welche Rich­tung auch immer die Dis­kussion um die Evo­lu­tions­theorie in Zu­kunft nehmen wird, fest steht, dass Darwin alle Le­bewesen zu einer biologischen Gemeinschaft ver­schmol­zen hat - ohne Darwin ist die heutige Biologie als Wissenschaft nicht denk­bar.

Südengland Reiseführer Michael Müller Verlag

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