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Zum Zeitpunkt meines Amtsantrittes fürchteten wir alle nichts so sehr, wie die Möglichkeit, Castro könne seinen Einfluß auf die Vereinigten Staaten von Amerika ausdehnen und auch in unserem Land den Kommunismus als politisches System etablieren.

Ich beschloss, alles zu tun, um dies zu verhindern. Ebenso galt es jedoch zu verhindern, dass weitere Länder in Mittel- und in Südamerika auf Castros Linie einschwenken würde, indem sie dem selig machenden Versprechen des Kommunismus Glauben schenkten, er würde alle Menschen gleich machen und Ausbeutung und Armut beenden.

Ich initiierte die Alliance for Progress, indem ich das Land verpflichtete, massiv in Wirtschaft und Bildung der Länder Mittel- und Südamerikas zu investieren.

Viele arme Länder Südamerikas waren für eine solche Zusammenarbeit sehr offen und die meisten meiner Landsleute sahen die Alliance als eine friedliche Alternative zu einer militärischen Auseinandersetzung, die leicht in einem Atomkrieg zwischen uns und der Sowjetunion hätte münden können.

Kuba war, wie es Hemingway einmal formuliert hatte, auch ein offenes und schwärendes Geschwür an meinem Arm, das nicht heilen wollte.

Natürlich wurden wir auch verdeckt ab April 1961 durch diverse Aktionen der CIA gegen Castros Kuba aktiv.

Sie kennen das Debakel unseres Scheiterns in der Schweinebucht, was viele auf unsere mangelnde Luftunterstützung zurück geführt hatten. Ich sei zu feige gewesen, dies anzuordnen. Ich hätte nur halbherzig durchgegriffen.

Tatsächlich war es mein Fehler, überhaupt militärische Interventionen seitens der Exilkubaner in der Schweinebucht zuzulassen. So übernahm ich öffentlich für dieses unser Scheitern die Verantwortung, verbot weitere amerikanische Geheimoperationen gegen Kuba, erteilte allerdings gleichzeitig dem Kommunismus als gesellschaftliches System eine klare, endgültige und eindeutige Absage.

Die Schweinebucht war tatsächlich nur das Vorspiel zur Kuba-Krise des Jahres 1962, nachdem unsere U-2 in der kubanischen Provinz Pinar del Rio die Abschussrampen der sowjetischen SS-4-Mittelstreckenraketen entdeckt hatte.

Meine einfältigen und kriegslüsternen Berater drängten mich zu einem Atomschlag, zu einer Bombardierung Kubas mit unseren B-52-Bombern oder sogar zu einer Invasion unserer Truppen. Endlich bot sich eine handfeste Gelegenheit, um mit dem Kommunismus einmal abzurechnen.

Ich muss Ihnen an dieser Stelle nicht erst den geistigen Horizont und die Haltung von Leuten wie General Curtis E. LeMay erläutern, der allen Ernstes einen nuklearen Schlagabtausch mit den Russen für gewinnbar hielt und zum Angriff auf Kuba drängte.

Er wollte das SAC mit seinen nuklearen Langstreckenbombern in jedem Fall zum Angriff gegen Kuba oder sogar gegen die Sowjetunion führen.

Ich ließ stattdessen Bobby als Justizminister die völkerrechtliche Möglichkeit einer Seeblockade Kubas prüfen, obwohl ich in meiner Fernsehansprache vom 22. Oktober mit der Möglichkeit eines Atomkrieges gedroht hatte, sollten die Mittelstreckenraketen auf Kuba nicht wieder abgezogen werden.

Während der Gespräche mit der ExComm favorisierte ich schließlich die Seeblockade Kubas.

LeMay geriet deswegen außer sich und griff mich und McNamara massiv an, wir seien zu feige und zu schwach, jetzt den gewinnbaren Atomkrieg zu beginnen, da wir 17 Mal mehr Atomwaffen hätten, als die Russen. Die einmalige Gunst dieser Stunde müsse ganz einfach durch einen atomaren Erstschlag ausgenutzt werden.

Zumindest jedoch wollte er Kuba mit den B-52-Bombern des SAC bombardieren und behauptete, dadurch 90 % der dort stationierten SS-4-Raketenstellungen vernichten zu können!

Ein Großmaul mit barbarischen Ansichten und einem satanischen Vergnügen daran, andere Menschen in Massen zu töten!

Ich vermied jedes Aufsehen in der internationalen Öffentlichkeit und reiste daher zum Wahlkampf nach Ohio und Illinois, während Bobby im ExComm die Mehrheit für die Seeblockade Kubas erzielte. Dennoch hielten wir uns natürlich die Option einer Bombardierung der Insel jederzeit offen!

Nachdem mir das TC erklärt hatte, ein Luftangriff des SAC würde nicht zur Vernichtung sämtlicher Atomraketen auf Kuba führen, genehmigte ich schließlich am Sonntag, den 21. Oktober, endgültig die Seeblockade und bat gleichzeitig die Herausgeber aller großen amerikanischen Zeitungen darum, diese Meldung keinesfalls zu früh heraus zu geben.

Am 22. Oktober versetzte ich unsere Streitkräfte weltweit in DEFCON 3.

Ich ließ Truppen nach Florida verlegen und 200 Kriegsschiffe vor Kuba zusammen ziehen, um eine Invasion der Insel vorzubereiten. Gleichzeitig informierte ich nun unsere Verbündeten.

Am 23. Oktober bestätigte die OAS unser Vorgehen gegen Kuba und damit die Seeblockade.

Am 24. Oktober begann die Seeblockade und die russischen Schiffe, die sich Kuba genähert hatten, drehten ab. Trotzdem erkannte ich kein Einlenken der Russen.

Am 25. Oktober kam es schließlich zum verbalen Schlagabtausch der Botschafter vor dem UN-Sicherheitsrat.

Am 26. Oktober hielt die Blockade an und die Truppen waren mittlerweile in DEFCON 2 versetzt, der höchsten Stufe der Alarmbereitschaft unterhalb eines Kriegszustandes. Dennoch setzte LeMay eine ganze Serie von Atomwaffentests im Pazifik fort, ohne das ExComm darüber zu informieren. Auch die Russen testeten in diesen Tagen Atomwaffen in der Atmosphäre.

Am 27. Oktober verhinderte ich persönlich, dass ein Urlauberschiff der DDR mit 500 ostdeutschen Urlaubern an Bord, welches Havanna anlief, durch Einheiten der Navy aufgebracht wurde.

Wir zwangen ein sowjetisches U-Boot zum Auftauchen und eines unserer U-2-Flugzeuge wurde während eines Aufklärungsfluges über Kuba abgeschossen. Wir nannten diesen Tag daher stets den Schwarzen Samstag.

Am Abend traf sich Bobby mit dem sowjetischen Botschafter und wir fädelten den Deal ein, dass die Russen ihre Raketen von Kuba abziehen würden, wenn wir unsere Raketen aus der Türkei entfernen würden.

So konnte Chrustschow vor seinen Hardlinern als Sieger da stehen und ich konnte ebenso mein Gesicht wahren und ich ging sogar als regelrechter Held aus der Kuba-Krise hervor. Jedenfalls in den Augen der westlichen Öffentlichkeit.

Also konnte Chrustschow schließlich am Sonntag, den 28. Oktober, einlenken. Es waren jedenfalls die schwierigsten Tage gewesen, die ich in diesem Amt verbracht hatte! Bis dahin jedenfalls.

Gilgul Neschamot: Das Experiment Gottes

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