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Eisvögel sind sehr scheu und lassen sich meistens nur von Weitem beobachten. Trotz ihrer auffälligen Färbung sind sie in ihrem Lebensraum nur schwer zu entdecken.


Ein Wunsch – ein Traum – ein Ziel

Meine erste Begegnung mit einem Eisvogel in freier Natur ist mir unvergesslich. Der über Jahre gereifte und stets aufrechterhaltene Wunsch erfüllte sich erst viele Jahre später nach meinem Studium. Als Kind und auch als Jugendlichem war es mir in den 80er- und 90er-Jahren zwar zeitlich, aber nicht räumlich möglich, größere Strecken komfortabel zurückzulegen. Ausflüge in die weitere Umgebung wurden mit dem Fahrrad unternommen. Es musste im Vorfeld genau geplant sein, denn das einzige Hilfsmittel zur Orientierung in Wäldern und Wiesen war damals eine Landkarte. Es war klar, dass man auch für Unwägbarkeiten gerüstet sein musste, denn hatte man etwas vergessen oder es passierte ein Missgeschick, war man ganz auf sich allein gestellt, es gab ja noch kein Handy.



Mit einem Fisch im Schnabel fliegt der bunte Fischer mehrmals pro Stunde punktgenau und geschickt in seine enge Brutröhre. Hier wird er von seinen Jungen bereits erwartet.


Trotz dieser aus heutiger Sicht gefährlichen Ausflüge ist nie etwas passiert. Der Traum, seltene Schmetterlinge und auch den Eisvogel zu finden und in freier Natur zu beobachten, war mein nötiger Antrieb dabei.

Mit jedem Lebensjahr wurde es schließlich wahrscheinlicher, dass sich mein Wunsch eines Tages erfüllen würde. Durch Kontakte zu Gleichgesinnten, Biologen, Naturfreunden, Fischern und auch Jägern erhielt ich immer mehr Detailinformationen über Beobachtungspunkte. Er fällt eben auf, der blaue Vogel, und die faszinierende Begegnung bleibt jedem in Erinnerung.

Ein Professor der Universität führte mich schließlich, 25 Jahre nachdem mich das Eisvogel-Fieber erfasst hatte, in ein ihm bekanntes Brutgebiet. Er war mit der Pflege und dem Erhalt vieler Eisvogelreviere beauftragt und hatte ein unheimliches Wissen über alle ihm bekannten Reviere. Von ihm lernte ich genau die Inhalte, die mir noch fehlten und die man nicht in Büchern erfahren kann. Die Erfahrungen an Ort und Stelle sind unersetzbar und nur durch vertraute, persönliche Kontakte mit Gleichgesinnten zu erhalten.

Noch gut erinnere ich mich an die Aufregung in mir, als wir zusammen in sicherem Abstand warteten, bis der Eisvogel seine Höhle anflog. Mit hohem Tempo, fast ungebremst und zielgenau flog er geschickt in die kleine, unscheinbare Öffnung in der Lehmwand. Gerade so, als würde er eingesogen.


Dieser Anblick hat sich in meinen Kopf regelrecht eingebrannt. Unglaublich – ich stand meinem Traumvogel nur etwa 100 Meter nah gegenüber.

Von diesem Moment an wollte ich diese Faszination unbedingt dokumentieren, und so befasste ich mich über die nächsten Jahre zunehmend auch mit der Natur- und Tierfotografie. Die dazu nötige technische Ausrüstung nahm Dimensionen an, die nichts mehr mit dem um die Schulter hängenden Fotoapparat aus Jugendtagen gemeinsam hatten. Die Fotos schließlich zeigten Details aus dem Eisvogelleben, die für den dafür notwendigen Aufwand und alle damit verbundenen Entbehrungen entschädigen. In digitaler Form füllten sich Ordner und auch Festplatten auf dem Computer, irgendwann hatte ich dann begonnen, die Bilder meiner persönlichen Naturerlebnisse in Zeitungen, Zeitschriften, Kalendern, Büchern, Prospekten und auf Postern zu veröffentlichen – und jetzt in diesem Buch. Ich wollte die Faszination mit allen teilen, die dem Vogel nicht so nah kommen.


Ein sauberes Gefieder ist überlebensnotwendig im nassen Element. Viel Zeit muss von Eisvögeln deshalb für die ausgiebige Gefiederpflege aufgewendet werden.


Aus einer großen Reihe von Vorträgen mit vielen dokumentarischen Bildern und zu vielen verschiedenen Natur-, Tier- oder Lebensraumthemen entwickelte ich vor vier Jahren endlich den auch für mich ersehnten, thematisch nur an den Eisvogel gebundenen Vortrag »Im Revier des Eisvogels«. Seitdem wurde der Vortrag immer wieder von Naturschutzorganisationen, Behörden, Schulen, Vereinen und Verbänden angefordert und führte mich auch ins benachbarte Ausland. Das Ziel war erreicht. Die Faszination ist auch auf andere übergesprungen. Trotzdem ist das Thema »Eisvogel« bis heute nicht abgeschlossen, nicht für mich und nicht für uns Menschen – obwohl die Geschichte »Eisvogel – Mensch« schon lange dauert. Die finden Sie ab >. Immer wieder suche und beobachte ich den Vogel – aus gebührendem, respektvollem Abstand. Ab und zu sogar ohne Fotoapparat, nur des Genusses wegen.

Eisvogel ganz nah

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