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Der Eisvogel fällt durch seine bunten Farben und seine einzigartige Körperform sofort auf, wenn er sich überhaupt aus der Nähe beobachten lässt. Der tropisch bunte Vogel bleibt auch im Winter bei Eis, Schnee und Sturm bei uns.


Besuch bei einer pensionierten Lehrerin

Lange zurückliegende Erinnerungen an Kindheitstage sind für gewöhnlich immer mit besonderen Erlebnissen verknüpft. Seien es gute oder schlechte Ereignisse oder Begegnungen.

Unvergessen sind meist tief einschneidende Eindrücke, die mitunter das weitere Leben mitprägen und teils auch beeinflussen. Ich erinnere mich noch sehr genau, als ich Mitte der 70er-Jahre mit meinem Vater eine damals schon ältere Dame zum Kaffeeklatsch besuchen musste. Ja, ich musste, obwohl mich meine Interessen in der Freizeit seit frühester Kindheit immer ins Freie, in die Wiesen und Wälder trieben. Dort suchte ich, immer von Neugier und Leidenschaft getragen, nach Schmetterlingen.

Heute – in der Rückschau – ist es umso verständlicher, dass ich damals mit erkennbar schlechter Laune und wortkarg im Wohnzimmer am Kaffeetisch saß. Lediglich knappe, erwartete Höflichkeiten ließ ich zu – ich konnte mich mit der Situation und der älteren Dame beim besten Willen nicht anfreunden. Erst als ich in die zweite Klasse kam, erfuhr ich, dass diese Dame, Frau Stegbauer, eine pensionierte Lehrerin ist. Ich erinnere mich genau, wie sie all ihre pädagogischen Fähigkeiten darauf ausrichtete, mich aufzumuntern. Und es gelang ihr tatsächlich recht schnell, meine Aufmerksamkeit zu gewinnen, indem sie sich nach meinem Hobby erkundigte und mir dann interessiert bei meinen fachlichen Ausführungen zuhörte. Ich konnte ihr über sehr viele Schmetterlinge, deren Raupen und Futterpflanzen sowie über die speziellen Lebensräume erzählen.


»Nur wenige, besondere Menschen begegnen dem Eisvogel in freier Natur« heißt es bei Naturfreunden und -kennern. Kein Wunder – man muss über längere Zeit in Ruhe verharren, damit er sich annähert.


Meine Stimmung hatte sich gewandelt. Ich erzählte ihr begeistert von meinem Lieblingsschmetterling – dem Eisvogel. Der Große und der Kleine Eisvogel – zwei extrem seltene, für kleine Jungs unerreichbare Waldschmetterlinge – hatten mich schon immer fasziniert. Die imposante Größe, die edle Zeichnung und die verborgene Lebensweise weckten von jeher mein größtes Interesse.

Als ehemalige Lehrerin wusste Frau Stegbauer natürlich genau, wie man Kinder für sich gewinnen kann: Man macht ihnen ein kleines Geschenk. Unvergessen ist mir bis heute dann das Buch, das sie aus den vollen Bücherregalen im Wohnzimmer holte und mir übergab. In ihrem Ruhestand arbeitete sie ehrenamtlich als Bibliothekarin und verfügte auch in ihrer kleinen Wohnung über Unmengen an Büchern. Darunter eben mein Buchgeschenk, ein Vogelbuch, auf dessen Umschlag ein gezeichneter Eisvogel zu sehen war. Meine Enttäuschung ließ ich mir nicht anmerken – ich hatte gehofft, ein Buch über Schmetterlinge zu erhalten.

Frau Stegbauer erklärte mir, dass sie noch nie von Eisvogel-Schmetterlingen gehört hatte, und wollte mir nun ihrerseits etwas Neues zeigen, indem sie mich mit dem Vogel »Eisvogel« bekannt machte. Ungläubig und hoch interessiert hörte ich mir ihre Erzählungen an und konnte es nicht glauben, dass ein so bunter, komisch geformter, fischender Vogel bei uns vorkommen soll. Ich weiß noch genau, dass ich beim ersten Anblick der Farbzeichnung an eine übertriebene Fantasie des Illustrators dachte. Mit der Anmerkung, sie kenne einen kleinen Bach, nicht weit weg am Waldrand, wo man den Vogel immer wieder sehen könne, war mein Interesse vollends geweckt. Aus der anfänglichen Enttäuschung entwickelte sich so eine fesselnde Leidenschaft für den bunten, glitzernden Fischer – zusätzlich zu den von mir immer noch höchst geschätzten Schmetterlingen und Insekten.

Eisvogel ganz nah

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