Читать книгу Eisvogel ganz nah - Ralph Sturm - Страница 12
ОглавлениеMythos und Sage
Der kleine, glitzernde Eisvogel hat die Fantasie der Menschen schon immer angeregt. Die orangefarbene Brust wurde mit dem gleichermaßen geschätzten und gefürchteten Element Feuer in Verbindung gebracht, während die Blautöne das Element Wasser symbolisierten. Dieser Gegensatz von Feuer und Wasser taucht in allen mythologischen Schilderungen auf, die bis ins alte Griechenland zurückreichen. Als Volk der Seefahrer glaubten sie, der Eisvogel schütze sie vor Sturm und könne die See beruhigen. Der Alkyone-Vogel – der Name unseres Eisvogels in der griechischen Mythologie – brütet ihrer Meinung nach um die Wintersonnwende, baut sich ein Nest aus Fischgräten und treibt darauf sitzend auf dem offenen Meer.
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Der gewitzte, wendige Eisvogel wird seit jeher in Sagen und Erzählungen seiner Erscheinung wegen erwähnt und viele besondere Eigenschaften werden ihm angedichtet und zugesprochen.
In anderen Erzählungen wird seine Färbung oftmals auf die Sintflut zurückgeführt. Nach dem alles durchnässenden Regen sollte der kleine, geschickte Vogel ein brennendes Holzscheit aus dem Feuer der Götter holen. Er verbrannte sich aber beim Aufheben die Brust orange. Erschrocken ließ er das Holzscheit in den Schoß des Schöpfers fallen, woraufhin dieser dem fliehenden Vogel das Scheit hinterherwarf. Dabei wurden dem Eisvogel auch noch die Federn am Steiß orangefarben verbrannt.
Eine sehr detaillierte Erzählung zur Entstehung der Eisvogelfärbung hat ihren Ursprung ebenfalls zu Zeiten der Sintflut. Der Eisvogel war einst ein grauer Vogel und wurde seiner gestauchten Körperform wegen nicht besonders hoch geschätzt. Sein langer Schnabel spiegelte zwar Mut und Kraft wider und er war bekannt dafür, der Gewalt des Wassers trotzen zu können. Bevor Noah jedoch eine Taube, die zu dieser Zeit als heilig galt, in den anhaltenden Regen entließ, schickte er den kleinen Eisvogel los, um diesen nach Land suchen zu lassen – im Falle seines Scheiterns wär es nicht so schade um ihn gewesen.
Seine Fähigkeit, sich dem mächtigen Element Wasser zu widersetzen und sich dessen Kraft zunutze zu machen, ruft vielfach Bewunderung und Erstaunen hervor.
Die Freude des blassen Vogels über diese wichtige Aufgabe war so groß, dass er sofort in den Regen flog und dabei vom ersten Wasserschwall blau gefärbt wurde. Die Regentropfen hinterließen zusätzlich hellblaue Punkte auf seinen Flügeln und am Kopf. Er musste durch ein Gewitter fliegen und wurde entlang des Rückens vom Blitz getroffen – mit der Folge, dass er dort türkisblau schillert. Um zu entkommen, flog der Vogel über den Regen hinaus und wollte sich an der Sonne wärmen. Er kam ihr jedoch zu nah und verbrannte sich sein Gesicht und seine Brust orangebraun. Erschrocken kehrte er um und verbrannte sich auch noch seinen Steiß. Als er wieder auf die Erde kam, war die Sintflut vorüber und die Arche abgebaut. Der jetzt bunt gezeichnete Eisvogel sucht bis heute danach, wenn er laut pfeifend Bäche und Flüsse abfliegt.