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2| Judys Tagebuch 1960
Оглавление1. Januar
Guten Morgen, liebes Tagebuch. Oder sollte ich besser einen guten Nachmittag wünschen? Ich habe bis weit nach Mittag geschlafen und habe einen Mordskater. Mannomann. Mir geht es echt mies. Aber es war eine tolle Party, denke ich. Zumindest der Teil, an den ich mich noch erinnern kann, haha.
Nachdem ich letzte Nacht hinuntergegangen war, floss der Champagner in Strömen. Ich machte auch den Fehler, ein paar Jack Daniels mit Cola zu trinken. Gegen Mitternacht drehte sich das Gym bereits vor mir. Aber mir wurde nicht schlecht. Ich erinnere mich nicht mehr, wie ich es in mein Zimmer geschafft habe, aber irgendwie muss es mir wohl gelungen sein.
Das Einzige, woran ich mich noch erinnern kann, ist das, was Lucy mir kurz vor zwölf verraten hat. Sie und Peter haben einen Hochzeitstermin. Irgendwann im Mai, aber den exakten Tag habe ich wieder vergessen. Sie bat mich, ihre Trauzeugin zu werden, und ich bin mir ziemlich sicher, als Antwort gelallt zu haben: »Das mache isch liebend gern, Luuschie!«
Meine Güte, und schon haben wir 1960. Ich kann es kaum glauben. Ein neues Jahrzehnt. Was wird es für uns bereithalten? Welche Veränderungen wird es mit sich bringen? Eine ganze Menge, oder gar keine? In diesem Jahr wird ein neuer Präsident gewählt werden. Das wird das erste Mal sein, dass ich wählen darf. Nun, genau genommen war ich auch schon ´56 alt genug, aber da ging ich nicht zur Wahl. Keine Ahnung, wieso. Damals war ich wohl zu jung, um mich für so was zu interessieren, schätze ich. Ein neuer Präsident bringt immer ein paar Veränderungen mit sich, oder nicht? Jetzt, wo ich so darüber nachdenke, gibt es gerade eine Menge Dinge, denen eine Veränderung guttun würde. Auf der ganzen Welt gibt es einige Probleme. Die Kommunisten in Russland machen uns große Sorgen. Sie haben Bomben, und wir haben Bomben. Jetzt, wo Kuba ebenfalls von Kommunisten regiert wird, machen sich die Leute natürlich Sorgen, weil die Gefahr so nah ist. Wird es zu einem Krieg kommen? Gott, ich hoffe nicht. Und sie trainieren Astronauten für einen Flug in den Weltraum. Ob wir zum Mond fliegen werden oder sogar zum Mars? Wäre das nicht toll? Und hier in Amerika wird auch bald die Bombe platzen. Die Schwarzen fordern gleiche Rechte ein. Ob Dr. King diese Menschen zum Sieg führen kann? Ich hoffe, dass es nicht gewaltsam endet.
Nun, mein Magen sagt mir, dass ich mir darüber erst einmal keine Sorgen machen soll. Ich muss in die Küche und etwas essen, bevor mir doch noch schlecht wird. Vielleicht etwas Toast und Orangensaft. Ich bin nur nicht sicher, ob ich schon ein paar Eier vertrage.
Tja, Judy, dann wirf dir mal deine Robe über und lass dich sehen. Ich glaube nicht, dass noch mehr Schönheitsschlaf einen wesentlichen Unterschied machen wird, haha!
Später
Es ist beinahe wieder Mitternacht und ich bin gerade erst aus dem Bellevue Hospital zurückgekehrt.
Oh mein Gott, Freddie hatte heute einen Herzinfarkt! Liebes Tagebuch, ich mache mir solche Sorgen. Der Doktor sagt zwar, dass er wieder ganz gesund wird, aber ich habe Freddie noch nie so fertig gesehen. Ich schwöre, ich dachte, er würde in meinen Armen sterben.
Als ich vorhin eine Pause eingelegt habe, ging ich in die Küche, um mir ein Frühstück zu machen. Freddie saß mit einer Zeitung am Tisch und vor ihm stand ein Teller voller Rührei, das er nicht angerührt hat. Es war bereits kalt. Ich weiß nicht, wie lange es da schon stand, aber es mussten einige Stunden gewesen sein. Freddie war kreidebleich und hielt sich einen Arm vor die Brust. Seine Stirn lag in Falten und es schien ihm nicht gutzugehen.
»Freddie? Stimmt was nicht?«
Er schüttelte nur den Kopf. »Ich muss gestern wohl zu viel getrunken haben. Ich hab fürchterliches Sodbrennen.«
Freddie hatte niemals einen Kater. Er hatte die Fähigkeit, Alkohol wie Wasser in sich hineinkippen zu können und dabei noch ein paar Päckchen Zigaretten zu rauchen. Es machte ihm nie etwas aus.
»Hast du schon eine Alka-Seltzer genommen?«, fragte ich auf dem Weg zum Kühlschrank, um den Orangensaft zu holen.
»Wir haben keine.«
»Mist. Wieso hast du mich dann nicht geweckt, Freddie? Ich lauf schnell los und hol dir welche.« Ich goss mir ein Glas Saft ein und sah zu ihm zurück. Da wurde mir klar, dass er ernsthaftere Probleme als nur Sodbrennen hatte. Freddie krümmte sich vor Schmerzen und brachte keine Antwort heraus.
»Freddie!«
Dann verschlimmerte sich sein Gesichtsausdruck. Er riss die Augen auf und schnappte nach Luft. Mit einer Hand klammerte er sich am Tisch fest, während er aufzustehen versuchte. Weit kam er jedoch nicht. Ich stellte meinen Saft ab und eilte zu ihm – gerade noch rechtzeitig, um ihn aufzufangen, als er in meine Arme fiel.
»Freddie!«
Vorsichtig legte ich ihn auf den Küchenboden. Er wandte sich vor Schmerzen hin und her und atmete nur noch flach. Wenn er versuchte zu sprechen, brachte er nur erstickte Laute hervor.
»Ich rufe einen Krankenwagen!«
Ich wollte ihn nicht allein zurücklassen, aber ich musste es tun. Das Telefon befand sich auf der anderen Seite der Küche. Ich rannte hinüber und wählte die Nummer der Vermittlung. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis ich richtig verbunden wurde und damit herausplatzen konnte, wohin sie fahren sollten. Nachdem ich aufgelegt hatte, lief ich zu Freddie zurück. Er atmete jetzt etwas besser, aber seine Augen waren wässrig, und aus seiner Haut war sämtliche Farbe gewichen. Der unmittelbare Notfall schien aber bereits vorüber zu sein.
»Versuche dich zu entspannen, Freddie, der Krankenwagen ist bereits unterwegs«, beruhigte ich ihn. Während wir warteten, betete ich darum, ihn nicht zu verlieren. Nicht Freddie – meinen Ersatzvater, meinen Trainer, meinen Freund. Ich weinte sogar ein wenig, aber so, dass er es nicht mitbekam. Ich musste darüber nachdenken, was sie in den Nachrichten über das Rauchen erzählten und wie schädlich es sein konnte. Freddie rauchte eine Menge am Tag. Konnte das die Ursache sein?
Nun, liebes Tagebuch, der Krankenwagen traf etwa zwanzig Minuten später ein, was mir wie eine Ewigkeit vorkam. Ich lief hinunter zum Vordereingang des Gym und ließ sie herein. Die Notärzte stürmten mit einer von diesen Pritschen auf Rädern nach oben. Einer von ihnen bat mich, im Nebenraum zu warten, aber ich wollte Freddie nicht allein lassen. Sie untersuchten Freddies Vitalwerte und stellten ihm ein paar Fragen, die er überraschenderweise sogar beantworten konnte. Schließlich legten sie ihn auf die Krankenbahre und trugen ihn hinunter und hinaus. Ich bestand darauf, mit ihnen im Krankenwagen zu fahren. Ich schlüpfte eilig in ein paar Turnhosen und ein Sweatshirt, zog mir meine Tennisschuhe an und schnappte meine Handtasche. Ich sah aus, als wäre ich gerade erst aus dem Bett gefallen – was ja auch stimmte – aber für Eitelkeiten war keine Zeit.
Als wir im Krankenhaus ankamen, fuhren sie ihn direkt in die Notaufnahme. Eine Schwester fragte mich, ob ich eine Verwandte sei. Ich erklärte ihr, dass ich die einzige Familie sei, die Freddie noch besaß, auch wenn wir nicht wirklich verwandt waren. Sie gab mir ein Klemmbrett und wies mich an, ein paar Formulare auszufüllen. Ich beantwortete die Fragen, auf die ich eine Antwort wusste, und gab es ihr zurück. Und dann wartete ich. Und wartete. Und wartete.
Zwischendurch lief ich zu einem Münztelefon und rief Lucy an. Niemand ging ran. Sie und Peter mussten zum Neujahrstag ausgegangen sein. Draußen war es kalt, aber das Wetter war schön. Ich wollte mit irgendjemandem sprechen. Andere Telefonnummern hatte ich nicht dabei, sonst hätte ich Jimmy oder jemand anderes von den Stammgästen des Gym angerufen.
Ich wartete vier Stunden, bis der Arzt herauskam, um mit mir zu sprechen. Da war es bereits nach zehn Uhr abends. Dr. Montgomery war noch sehr jung. Ich dachte mir, dass er aussah, als hätte er gerade erst die Medizinschule hinter sich gebracht.
Natürlich war es ein Herzanfall gewesen. Dr. Montgomery meinte, dass Freddie eine Weile im Krankenhaus bleiben müsste, vielleicht sogar ein paar Wochen! Aber sein Zustand wäre stabil, und sie hatten ihm Medikamente gegeben, damit er sich besser fühlte. Ich fragte, ob ich zu ihm dürfe, aber der Doktor erwiderte, dass Freddie im Moment schlief. Dr. Montgomery schlug vor, dass ich nach Hause gehen und mich ebenfalls etwas ausruhen sollte und wahrscheinlich schon morgen den Patienten besuchen dürfte.
Also bin ich jetzt wieder zurück in meinem Apartment. Ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen. Ich fühle mich ziemlich elend. Ich werde mir ein paar Eier braten und dann ins Bett gehen. Ich schätze, das Gym werde ich morgen wohl schließen müssen.
Bitte, lieber Gott, wenn es dich dort oben geben sollte – mach, dass es Freddie bald wieder besser geht. Bitte, bitte, bitte!
2. Januar
Es war ein langer Tag.
Ich hängte ein Schild an die Tür des Fitnessstudios, mit der Aufschrift: Wegen Krankheit geschlossen. Dann nahm ich den Bus ins Bellevue und durfte glücklicherweise Freddie besuchen. Doch zuerst erklärte mir die Schwester auf seiner Station, dass der Doktor mit mir sprechen wollte. Also war ich wieder zur Untätigkeit verdammt, diesmal in einem kleinen Wartezimmer. Diese Station war offenbar den Herzpatienten vorbehalten, denn auf dem Tisch lagen eine Menge Flyer und Literatur über Herzerkrankungen, zusammen mit Magazinen, die bereits mehrere Monate alt waren. Aber immerhin musste ich nicht lange warten. Dieses Mal erschien ein anderer Arzt. Sein Name war Abramson. Er war älter und wirkte erfahrener als Dr. Montgomery. Er stellte sich mir vor und fragte mich, in welcher Beziehung ich zu dem Patienten stehen würde. Ich erklärte ihm, dass Freddie mein Vermieter und mein Arbeitgeber sei, und wiederholte, dass ich die einzige Familie für ihn wäre, soweit ich wüsste. Der Doktor nickte finster, was ich nicht gerade als gutes Zeichen auslegte.
»Wie geht es ihm?«, fragte ich.
Dr. Abramson antwortete nicht sofort mit: »Oh, es geht ihm gut«, oder: »Er wird wieder ganz gesund werden«. Stattdessen zuckte er ein wenig mit den Schultern und machte eine unentschlossene Handbewegung, die ich als »weder schlecht noch wirklich gut« interpretierte.
»Wir warten noch auf Testergebnisse, aber Mr. Barnes hat definitiv eine schwere Herzattacke erlitten, einen sogenannten Herzmuskelinfarkt.« Er fuhr damit fort, zu erklären, dass eine wichtige vordere Herzkranzarterie blockiert sei. Ich verstand nur wenige der medizinischen Fachbegriffe, aber er formulierte es so einfach, wie er konnte. Die Krux an der Sache ist, dass Freddies Zustand ernst genug ist, um einen langen Krankenhausaufenthalt notwendig zu machen.
Als ich ihn fragte, ob man es operieren könne, sah mich Dr. Abramson an, als wäre ich verrückt geworden. »Für eine solche Erkrankung gibt es keine Behandlungsmöglichkeiten«, sagte er. »Zumindest noch nicht. Es gibt noch vieles, was wir über das Herz nicht wissen.« Ich kam mir irgendwie dumm vor.
Er erklärte mir, dass ich in Freddies Zimmer gehen könne, aber nicht zu lange bleiben und darauf achten soll, ihn nicht zu sehr aufzuregen. Was dachten die, was ich vorhatte? Ihn zu Hampelmännern zu überreden? Ich sagte dem Doktor, dass Freddie und ich wie Vater und Tochter wären und dass es ihm guttun würde, mich zu sehen.
Freddie hatte das Zimmer nicht für sich allein. Ein Vorhang trennte den Raum in zwei Teile und im ersten Bett lag ein an Schläuchen und ähnlichen Kram angeschlossener alter Mann. Ich huschte schnell an ihm vorbei und bog um den Vorhang. Liebes Tagebuch, für einen Augenblick blieb mir die Luft weg. Ich hatte den großen, starken Freddie noch nie in einem so mitleiderregenden Zustand gesehen. Er lag natürlich in seinem Bett und trug eine Sauerstoffmaske auf dem Gesicht. In seinem Arm steckte ein Schlauch, der zu einem von diesen Beuteln mit einer klaren Flüssigkeit darin hinaufführte. Seine Augen waren geschlossen. Er hatte wieder etwas Farbe im Gesicht, aber er schien mir irgendwie kleiner und älter geworden zu sein. Mir war zum Heulen zumute.
»Freddie?«, flüsterte ich, lief an die Seite des Bettes und legte vorsichtig meine Hand auf seine. »Freddie?«
Flatternd öffneten sich seine Augen. Als er mich erkannte, lächelte er unter seiner Sauerstoffmaske. Mit der anderen Hand griff er nach oben und nahm sie sich vom Gesicht.
»Hallo, Judy.« Seine Stimme klang leise und schwach.
»Oh Freddie.« Ich deutete auf die Maske. »Solltest du die nicht besser tragen? Du brauchst nichts zu sagen.«
Er schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf. »Ist schon okay. Ich kann sie hin und wieder für ein paar Minuten abnehmen. Schließlich muss ich ja auch was essen, weißt du? Heute Morgen habe ich Frühstück bekommen.«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. »Ich … ich denke, du bist hier in guten Händen.«
Freddie rollte mit den Augen. »Was Herzinfarkte angeht, sind das alles Quacksalber. Die wissen nicht, was sie tun. Ich soll mich einfach nur ausruhen, Herrgott nochmal, für wer weiß wie lange.«
»Sie sagten, dass du für ein paar Wochen hierbleiben wirst.«
Er nickte. »Judy, du wirst das Gym leiten müssen. Ich werde eine Weile niemanden trainieren können. Kannst du das übernehmen?«
»Natürlich! Und wenn die Kerle nicht von mir trainiert werden wollen, haben sie eben Pech. Mach dir keine Sorgen. Und ich sag den Stammkunden, dass sie dich besuchen sollen.«
Freddie zuckte ein wenig zusammen und sagte: »Warte mal besser noch eine Woche oder so, bevor du ihnen das sagst.«
Ich lachte. »Okay, Freddie.«
Er seufzte schwer. »Ich könnte töten für eine Zigarette.«
Dieses Mal war ich es, die den Kopf schüttelte. »Ich fürchte, das ist nicht erlaubt.«
»Ich weiß. Ich muss aufhören. Für immer. Das wird die Hölle werden. Ich bin nicht sicher, ob ich das schaffe.«
»Natürlich schaffst du das, Freddie. Ich werde dir helfen.«
»Ich soll auch das Trinken einschränken.«
»Das sollte nicht allzu schwer werden.«
»Ich bin zur Hälfte Ire. Wusstest du das?«
Ich lachte. »Nein, ich glaube nicht. Aber es ergibt Sinn.« Nach einer kleinen Pause fragte ich ihn, ob er Schmerzen hätte. Er verneinte, sagte, dass sie ihm Schmerzmittel gegeben hätten. Auf der Ablage neben seinem Bett lag ein Zettel, auf den der Doktor Medikamente geschrieben hatte, die er nehmen sollte. Ich habe sie mir abgeschrieben, damit ich sie richtig wiedergeben kann: Chinidin und Nitroglyzerin. Bisher dachte ich immer, Letzteres wäre so eine Art Sprengstoff, wie Dynamit. Aber was wusste ich schon?
Nach einer Weile merkte ich, dass er müde wurde, also ließ ich ihn allein. Aber ich wollte noch nicht nach Hause gehen. Ich dachte mir, dass ich ihn eine Weile ausruhen lasse und nach dem Essen noch einmal nach ihm sehen würde. In der Krankenhauslobby rief ich Lucy von einem Telefon aus an und erzählte ihr, was passiert war. Sie bot an, zu mir zu kommen und mir Gesellschaft zu leisten, also schlug ich vor, dass wir uns irgendwo in der Nähe des Bellevue zum Mittagessen treffen könnten. Und das taten wir dann auch. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wo wir aßen, aber das Diner glich dem East Side Diner sehr. Ich fürchte, ich war keine gute Gesellschaft. Lucy aber sagte, ich solle mir keine Gedanken machen. Freddie würde schon wieder auf die Beine kommen. Viele Leute erholten sich von Herzattacken und lebten ein langes Leben. Ja, vielleicht. Aber ich fürchtete, dass noch mehr Leute sich nicht wieder erholten und ein solcher Zwischenfall bedeutete, dass ihnen nicht mehr viel Zeit auf Erden blieb.
Lucy sprach die meiste Zeit über sich und Peter und die Hochzeit. Das meiste davon ging mir dabei zu einem Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus. Ich war tatsächlich dankbar, als wir endlich aufstanden, um die Rechnung zu bezahlen.
Ich besuchte Freddie am Nachmittag noch einmal für ein paar Minuten, aber er schien noch müder als beim ersten Besuch zu sein. Ich hielt es für das Beste, ihn allein zu lassen. Ganz sicher würde er mit der Zeit wieder zu Kräften kommen.
Er wird wieder gesund werden.
Das sagte ich mir immer und immer wieder, während ich den Bus zurück ins East Village nahm.
Also hab ich mir vor einer Weile etwas zum Abendessen gemacht und allein ferngesehen. Es fühlte sich seltsam an, ohne Freddie in unserem Apartment zu sein. Es machte mich sehr traurig. Das Einzige, was mich ein wenig aufheiterte, war etwas, dass ich in den Nachrichten sah.
Heute verkündete Senator John Kennedy, für das Amt des Präsidenten zu kandidieren. Ich mag ihn. Er sieht gut aus und scheint klug zu sein. Ich kann nicht glauben, dass ihn so viele Amerikaner nicht als Präsidenten haben wollen, nur weil er Katholik ist. Wieso sollte das für einen Unterschied machen? Jemand fragte ihn mal, ob er sich deswegen Sorgen mache, und Kennedy antwortete, dass uns einzig und allein interessieren sollte, ob ein Kandidat an die Trennung zwischen Kirche und Staat glaubt oder nicht. Was für eine großartige Antwort!
Nachdem ich das Geschirr abgespült hatte, wurde ich etwas rastlos. Ich musste meine Nervosität abbauen. Ich dachte daran, hinunter ins Gym zu gehen und ein wenig mit den Gewichten zu trainieren, aber ich wollte ebenso ein wenig frische Luft schnappen, auch wenn es draußen eisig war.
Also wird die Black Stiletto heute ihren ersten Auftritt in 1960 haben.