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2.2 Bedeutung der Wassergewöhnung

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Die Wassergewöhnung ist im Grunde die Anpassung des Körpers und der Sinne an das Medium Wasser und somit Voraussetzung für den Anfängerschwimmunterricht [vgl. 101, 265 S. 395]. Die Gewöhnung an das Wasser wird unter anderem durch das Tauchen, das Gleiten in Brust- und Rückenlage und durch das Springen ins Wasser mitbestimmt [vgl. 265, S. 395]. Die Wassergewöhnung soll garantieren, dass Kinder Schwimmen frühzeitig mit Spaß verbinden.


Abb.2: Elemente der Wassergewöhnung (nach Bissig et al. [30, S. 11])

Die Kernelemente der Wassergewöhnung werden unten dargestellt (Abb.2).

Diese Teilschritte erfüllen laut Bissig et al. [30] alle Funktionen, die die Anfänger für das Schwimmen benötigen. Die Übungsformen werden entweder komplett unter Wasser oder an der Wasseroberfläche durchgeführt.

Anhand der Ausführungen wird deutlich, dass viele dieser Teilelemente nahezu unter Wasser erfahren werden sollen, das heißt, dass der grundlegende Schritt des Schwimmenlernens vom Tauchen zum Schwimmen beschrieben werden könnte [vgl. 30, 69]. Dieses methodische Konzept bietet eine Reihe von wichtigen Lernschritten, die für den Erfolg des sicheren Schwimmens von Bedeutung sind.

Kritisch anzumerken ist dabei, dass der erste Wasserkontakt sowie Spielformen im Wasser kaum Erwähnung finden. Ersteres ist gerade bei ängstlichen Schwimmanfängern besonders zu beachten, auch auf letzteres darf bei Kindern nicht verzichtet werden, da es einerseits einen Ausgleich zum strikten Bewegungslernen, andererseits die Aufrechterhaltung der Lernmotivation bietet [vgl. 244].

Das Modell der Wassergewöhnung nach Beck et al. [24] beschreibt die Stationen der Wassergewöhnung differenzierter. Gleichzeitig ist es Grundlage für das Erlernen der Schwimmtechniken (Abb.3).

Dieses Konzept gewährleistet eine sichere Hinführung an den Prozess des Schwimmenlernens und beinhaltet nahezu alle wesentlichen Elemente, die zur Schaffung optimaler Voraussetzungen benötigt werden, um die vier elementaren Schwimmlagen (Kraul-, Brust-, Rückenkraul- und Schmetterlingsschwimmen) zu erlernen.

Aus der Kombination beider Modelle ergibt sich ein umfangreiches Modell der Wassergewöhnung. Es vervollständigt die einzelnen Modelle um die jeweils fehlenden Teilelemente und kann im Anfängerbereich aller Altersklassen angewendet werden (Abb.4).

Die Methodik und Anordnung dieses Modells sind dadurch gekennzeichnet, dass besonders einfache Aufgaben vorgeschaltet werden und somit den Ergebnissen von Junge/Blixt/Stallman [147] entsprechen. Schwierige Bewegungsformen, wie zum Beispiel das Antreiben durch Kraul- oder Brustbeinschlag finden sich am Ende dieser methodischen Reihe.


Abb.3: Stationen der Wassergewöhnung (nach Beck et al. [24, S. 14])

In frühen Jahren sollten zunächst Grundfertigkeiten im und am Wasser gelernt werden. Der erste Wasserkontakt findet am Beckenrand oder in seichtem Gewässer statt und wird meist in Form von einfachen Spielformen durchgeführt [vgl. 24]. Wasser ist für Kinder nicht selten ein ungewohntes Medium, wenn sie noch keinen Schwimmkurs besucht haben und die Eltern wenig Engagement bezüglich dem Erlernen von Bewegungsformen im Wasser zeigen. Nicht selten entsteht bei den Kindern ein Angstgefühl. Es gilt, wer Angst vor dem Wasser hat, kann nur schwerlich Schwimmen lernen. Diese Angst soll durch eine ausführliche Wassergewöhnung behoben und ihr somit vorgebeugt werden. Dies garantiert die optimale Hinführung zum angstfreien und effektiven Erlernen der Schwimmarten. Auch Spielformen im flachen Wasser tragen zum Spaß und der Motivation der Kinder bei [vgl. 244] und nehmen ein Stück weit die Angst vor dem Wasser. Hier können unter anderem das erste Mal Geräte für Spielformen verwendet werden. Welche Übungsformen hierfür sinnvoll sind, wird in Kapitel 3.2.2 und 3.4 beschrieben. Mit welchen Geräten solche Übungsformen zu verwirklichen sind, wird in Kapitel 3.3 aufgezeigt.


Abb.4: Kombiniertes Modell der Wassergewöhnung (nach Beck et al. [24, S. 14]; Bissig et al. [30, S. 11]; Wilke [342, S. 46], leicht verändert)

Als nächstes Teilelement der Wassergewöhnung folgt das richtige Atmen (vgl. Kapitel 3.2.3). Da das Schwimmen ohne Atmung auf Dauer nicht möglich ist, stellt sie einen wichtigen Grundpfeiler im Prozess des Schwimmenlernens dar [vgl. 265, S. 36].

Das Tauchen, als weiteres Element der Wassergewöhnung, ist nach einigen Schwimmexperten [u. a. 30] besonders hervorzuheben, was auch anhand ihres Modells der Wassergewöhnung (siehe Abb.2 bis 4) deutlich wird. Die Kinder erlernen bei diesem Schritt, durch welche Verhaltensweise der Körper absinkt oder wieder auftreibt. Das Gefühl der Schwerelosigkeit ist ein weiterer Aspekt, den die Kinder beim Tauchen erfahren können. Hierfür gibt es eine Reihe von Spiel- und Übungsformen, die im Laufe der nächsten Kapitel (3.2.4; 3.4) beschrieben werden.

Das Springen vom Beckenrand, als einer der beliebtesten Punkte bei Kindern sind Vorformen für spätere Startsprünge. Sie sollen sowohl Hemmungen abbauen als auch die Wassersicherheit verbessern [vgl. 252]. Anfangs sollten Kinder jedoch aus Sicherheitsgründen nur fußwärts bei einer Wassertiefe von mindestens 1,80 Meter springen und noch nicht vom Sprungbrett oder Startblock. Es gilt diese Wassertiefe einzuhalten, da die Geschwindigkeit des Schwimmers beim Eintauchen nicht signifikant gebremst wird, wenn er nicht mindestens 1,50 Meter tiefes Gewässer erreicht [vgl. 243].

Das Schweben und Gleiten gehört als sechstes Teilelement gleichermaßen zur Wassergewöhnung und somit zu den Grundfertigkeiten der Schwimmausbildung [vgl. 265, S. 144]. Das Erlernen dieser Fähigkeiten soll – wenn möglich – ohne Auftriebshilfen (Schwimmflügel, Schwimmreifen etc.) erfolgen, da diese nicht für das Wassergefühl förderlich sind [vgl. 30]. Der Entwicklung des Wassergefühls kommt später im Schwimmsport eine herausragende Bedeutung zu und gilt als Indiz für eine hochentwickelte Bewegungstechnik im Wasser [vgl. 53, 343].

Beim letzten Schritt, dem Antreiben, werden isoliert Arm- oder Beinbewegung zur erstmaligen Fortbewegung eingesetzt.

Bei nahezu allen Schritten wird gezielt auf die Entwicklung des Wassergefühls hingearbeitet. Nach Rudolph [265, S.395] ist das Wassergefühl eine »komplexe koordinative Fähigkeit, [die] als Folge von Veranlagung und Erfahrung im Umgang mit dem Wasser [auftritt]«. Vortrieb und geringer Widerstand sind daher die wesentlichen Kenngrößen des Wassergefühls. Erfahren wird das Wassergefühl sowohl durch taktile, visuelle, vestibuläre und vor allem durch kinästhetische Sinne [vgl. 265, S. 395]. Bei Leistungsschwimmern spricht man nicht selten von einem perfekten Wassergefühl. Damit ist gemeint, dass sie bewusst den Wasserwiderstand so gering wie möglich halten [vgl. 349]. Sie können das Wasser »anfassen und wegdrücken« [vgl. 265, S. 395, nach Aussage von F. v. Almsick]. Dieses Wassergefühl ist in späteren Jahren nur noch schwer zu erlernen. Daher sollte die Wassergewöhnung bereits in jungen Jahren ausführlich gestaltet sein, um einen wichtigen Beitrag zum Erlernen des Wassergefühls zu leisten.

Explizit zu erwähnen ist, dass alle der oben genannten Schritte durchlaufen werden sollten, denn um schwimmerische Erfolge zu erlangen, ist eine solide Grundausbildung in allen Bereichen notwendig [vgl. 226]. Sie bildet nicht nur das Grundgerüst der Fertigkeiten im Schwimmsport, sondern führt Schritt für Schritt an das Medium Wasser heran. Wenn für die Lernschritte der Wassergewöhnung anfänglich viel Zeit investiert wird, könnte ein späteres Umlernen auf ein Minimum reduziert werden. Folglich kann ein ausführliches Programm der Wassergewöhnung als lohnend für die schwimmerische Entwicklung eines jeden Anfängers gesehen werden.

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