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Minimalismus als Prinzip

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In verschiedensten Gebieten wird Minimalismus als sinnvolles Prinzip und zu erreichendes Ziel erkannt und angestrebt. So nimmt z. B. in der Architektur und der Kunst das Minimale als Stilrichtung bedeutenden Raum ein.

Pflanzen, Organsysteme, genetische Codierungen und Sozialsysteme können nicht nur über ihre hochkomplexen geometrischen Formen beschrieben werden, sondern in der Fraktaltheorie durch die Wiederholung einfacher Regeln sogenannter Iterationen. «Was bei diesen Iterationen weiter auffällt, ist deren Einfachheit: Mandelbrot […] schreibt, dass der Algorithmus, um Fraktale zu erzeugen, normalerweise so ausserordentlich kurz ist, dass er geradezu dumm scheint.»17

Diese Kürze und Einfachheit gilt ja z. B. auch für Einsteins Formel der Relativitätstheorie, und es könnte vielleicht gleichzeitig ergänzt werden, dass diese Einfachheit auch wunderschön ist. Einstein selbst schreibt: «Eine Theorie ist desto eindrucksvoller, je grösser die Einfachheit ihrer Prämissen ist, je verschiedenartigere Dinge sie verknüpft und je weiter ihr Anwendungsbereich ist.» Und: «Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden, aber nicht einfacher.»18

Informationsreduzierende Strategien sind notwendig, um ein Grundproblem der menschlichen Informationsverarbeitung und Kommunikation zu bewältigen. «Angesichts der begrenzten Kapazität unseres Arbeitsspeichers (…) ist das menschliche kognitive System auf effektive informationsreduzierende und -organisierende Strategien angewiesen.»19 Aus der Fülle an Information muss das jeweils Wesentliche ausgewählt und verarbeitet werden.

Kommt hinzu, dass in unserer Zeit der Globalisierung, der Beschleunigung und der im Westen hohen Verfügbarkeit an Waren Beschränkung eine Überlebensnotwendigkeit wird. Dies manifestiert sich im psychischen Bereich in einer Reihe von Schwierigkeiten. Den Überblick zu behalten in einer Zeit des sich immer schneller produzierenden Überflusses, ist nur möglich durch Strukturierung und Beschränkung.

Für einen sinnvollen und produktiven Umgang mit dem unermesslichen Wissen, das wir durch das Internet erhalten können, brauchen wir zwei Dinge: erstens eine Wissensbasis und zweitens die Fähigkeit, Wichtiges auszuwählen und Unwichtiges wegzulassen bzw. zu vergessen. Wir müssen von minimalem Wissen aus funktionieren. Dazu ist es auch notwendig und angebracht, sich zu verabschieden davon, dass Bildung etwas Feststehendes, Grosses, Unbewältigbares sei.

Der Ökonome Pareto hat die nach ihm benannte Regel gefunden, die festhält, dass mit 20 % an Aufwand 80 % Ertrag erbracht werden kann.20 Minimalismus scheint also sinnvoll zu funktionieren. Es ginge dann darum, 80 % an Lernstoff wegzulassen und die 20 % an Wichtigem für den Lernerfolg zurückzuhalten.

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