Читать книгу Heiße Keramik - Regina Mars - Страница 10
6. Tiefschürfende Gespräche
Оглавление»Er ist einfach so verdammt niedlich«, murmelte Gordan in sein Bier. »So süß. Auf seiner Nase, da sind … da sind so kleine Fältchen, wenn er lächelt. In einem voll schönen Muster. So in etwa.« Er versuchte, es auf der Tischplatte nachzuzeichnen, aber das war schwer, mit acht Fingern an einer Hand. Mindestens.
»Hm«, brummte Robin. Sein Kopf ruhte auf dem Bierkrug. Dem siebten? Dem neunten? Gordan wusste es nicht. Dafür wusste er, dass der Kleine ihn besoffen machen wollte, um ihn auszuhorchen. Und, dass es ihm egal war. Freibier war gut und Gordans Geheimnisse eh nicht so geheim. Er hatte schon der halben Stadt vorgejammert, wie süß die Fältchen auf Tilmanns Nase waren.
Inzwischen war der Biergarten halb leer. Die Gespräche wurden spärlicher und lauter. Mindestens zwei andere Besucher beschwerten sich ebenfalls über ihre Ex-Partner. »Der Sack, der blöde!«, sagte eine blondgelockte Frau und übertönte das malerische Grillenzirpen aus der Hecke und das Plätschern des Springbrunnens. Es musste nach Mitternacht sein.
»Wie lange wart ihr zusammen?«, lallte der Goldjunge. »Bestimmt ewig, oder?«
»Sieben Jahre. Die besten sieben Jahre, die ich je …« Gordan verstummte. Nachdenklich lehnte er das Kinn auf die Hand. Fast hätte er sie verfehlt. »Er war so süß. Er ist … Weißt du, eine Zeit lang lief es richtig gut für uns. Ich war noch in Berlin, da habe ich studiert. Bildende Kunst. Ich hatte meine erste Ausstellung und … Ich dachte, jetzt geht’s aufwärts. Die Vernissage lief super, alle haben gemurmelt und wichtig getan und versucht, nicht zu begeistert zu wirken und dann … dann kommt dieser superniedliche Kerl auf mich zu und sagt ›Hallo Künstler‹ und grinst. Und ich bin einfach«, er seufzte, »verpufft.«
»Verpufft.« Ein feiner Mundwinkel verzog sich. »Schwer vorstellbar. Ein Kerl wie du. Du weißt schon, so … menschenäfflich.« Er wedelte mit den Fingern, um Gordans Gestalt zu umschreiben.
»Haarloser Frosch«, murrte Gordan. »Sei ruhig, ich versuch, dir gerad was Wichtiges mitzuteilen. Für dein Leben, jawohl.«
»Warum sollte ich den Rat von jemandem annehmen, der pleite ist und unter seiner Werkbank schläft?«
»Weil ich älter bin als du. Und viel weiser.«
»Wenn du so weise wärst, hättest du weniger gesoffen.« Der Goldjunge rülpste diskret. »Von dir kann ich gar nichts lernen. Höchstens, wie man ein unhöflicher Grantelarsch ist.«
»Was ist das denn für ein bekloppter Ausdruck?« Gordan rülpste indiskret. »Du kannst eine Menge von mir lernen. Weißt du, wie es sich anfühlt, geliebt zu werden?«
Kam die Röte in den Wangen vom Alkohol oder war die neu? Er betrachtete den Kleinen, was echt keine Strafe war. Hübsch. Leider zu glatt. Wie perfekt verarbeiteter Ton. Gordans Kollegen auf dem Wochenmarkt versuchten, makellos glatte Tassen und Teller herzustellen. Er nicht. Er liebte die Unebenheiten, die entstanden, wenn man Ton direkt brannte. Man wusste nie, wo ein interessanter Riss entstand, eine Furche, die …
»Was wollte ich dir erzählen?«, fragte er.
»Wie es sich anfühlt, geliebt zu werden.« Hörte er da einen Hauch von Sehnsucht? Ne, bestimmt nicht.
»Ach ja. Also. Das ist, als würde ein Feuer in dir entfacht. In einem Ofen, der immer leer war, immer kalt, aber wenn dich einer liebt, endlich, so richtig und du ihn auch liebst … Du wächst. Du gehst auf wie ein Hefeteig.«
»Ja, dass Pärchen fett werden, ist mir auch schon aufgefallen.«
»Innerlich, du Romantik-Legastheniker. Innerlich! Du … Na, du beginnst zu blühen. Wie diese Dings in der Dings.«
»Was? Wo?«
»Diese … diese Samenkörner. Im Wüstensand. Da regnet’s nur alle hundert Jahre oder so. Aber wenn … dann ist da am nächsten Tag ein Blütenmeer. All diese Samenkörner, die schlummern nur, die warten nur darauf, dass eines Tages der Richtige kommt, der …«
»Der richtige Regen.« Stirnrunzeln.
»Ja, verdammt. So war das bei Tilmann und mir. Ich war noch nie so glücklich.« Trübselig sah er in sein Bier.
»Bist du sehr sauer, dass er dich verlassen hat? Du … Wenn es so gut war, dann musst du ihn hassen, oder?«
»Ne. Hass ihn nicht. Nie.« Gordan seufzte. »Ich versteh doch, warum er gegangen ist.«
»Ich würde ihn hassen.« Träge legte der Kleine die Wange auf den Tisch. »Wenn jemand dir so ein Gefühl gibt und dann abhaut …«
Gordan betrachtete das nichtssagende Gesicht. »Warst du schon oft verliebt?«
»Bisschen.« Nachdenkliches Lippenbeißen. »Nicht … Ich meine, ich war schon verliebt, aber … das beruht nie auf Gegenseitigkeit. Ich …« Irgendetwas passierte in der glatten Miene. Etwas Atemberaubendes. »Ich bin zu … Ich bin nichts. Reine Oberfläche. Wie soll man einen wie mich …« Er verstummte. Gordan setzte sich auf. Sein Puls raste, ganz plötzlich. Da war etwas. Etwas Unerwartetes. Wie Gold, das aus einem Riss zwischen Felsen hervorblitzte. Wie …
»Jungs, letzte Runde.« Lisbeth klopfte auf den Tisch. Sofort schlossen sich alle Risse und der Goldjunge war so langweilig wie zuvor. »Wollt ihr noch was?«
»Nein, wir wollen doch nicht betrunken werden«, sagte der Kleine und richtete sich auf.
»Genau, dafür sind wir viel zu vernünftig.«
»Sicher?«
»Na gut, eins noch.« Gordan nickte gnädig. Sie verdrehte die Augen und schwebte davon. »He Kleiner, wolltest du nicht wissen, warum ich keine neuen Plastiken mache?«
»Richtig!« Der blonde Trottel zuckte zusammen. »Ja, genau. Warum töpferst du keine neuen Plastiken?«
»Weil du ein Trottel bist, haha.«
Der Goldjunge schubste ihn von der Bank. Mit einem winzigen Stupser, der kaum stark genug war, um ein Baby umzuhauen. Aber Gordan war besoffen und schwer.
»He!« Löwenzahn spross im Kies und kitzelte seine Wange. Es knirschte, als er sich aufrichtete. Der Junge schaute auf ihn nieder.
»Ups, tut mir leid.«
»Kein Problem, Süßer.«
»Süß bin ich jetzt auch noch, ja?« Schmollend verzogene Lippen. Ganz niedlich. Aber das Dings von eben, dieser Ausdruck, der Gordan einen Moment lang die Sprache verschlagen hatte, der kam nicht zurück. »Erzählst du jetzt endlich, warum ich keine Plastiken bekomme?«
»Weil du ein …« Gordan seufzte und richtete sich auf. Schwerfällig nahm er wieder neben dem Jungen Platz. Robin. Der Junge hieß Robin. »Passt irgendwie zu dir.«
»Was passt zu mir?«
»Nichts. Ich …« Gordan atmete tief ein. Sie waren die Letzten auf der Bierbank. Oh, frisches Bier! Direkt vor ihm! Wann war Lisbeth zurückgekommen? »Weißt du noch, was ich dir über die Liebe erzählt habe?«
»Natürlich weiß ich das! Das ist keine fünf Minuten her! Jetzt verrat mir endlich, warum du mein fantastisches Angebot ausschlägst.«
Gordan schloss die Hände um sein neues, kühles Bier. »Es war Tilmann. Wegen ihm habe ich … Er wollte immer, dass …« Er seufzte. »Ich wollte ein richtiger Künstler werden, weißt du? Als ich aus der Uni kam, da wollte ich … Ich wollte die Keramik als Kunstform weiterbringen, sie zurück ins Rampenlicht holen, in die Galerien …«
»Also die Plastiken waren eine Sensation. Immerhin das hat funktioniert.« Ein Nicken.
»Nicht so, wie ich wollte. Erst mal hat es gar nicht geklappt. Nach der ersten Vernissage hatte ich noch eine und noch eine und alle wurden gut besprochen und ich hatte ein paar Verkäufe und … und Tilmann und ich haben in einer schäbigen Bude gehaust, aber das war uns egal, weil wir dachten, der Durchbruch stünde kurz bevor …« Wenn er davon erzählte, spürte er Tilmanns schlanken Körper noch hinter sich, die Wärme, den Geruch nach Waldhonig, der von seinem Freund ausgegangen war. »Ne Weile hat es uns echt nichts ausgemacht. In Berlin konnte man auch feiern, wenn man pleite ist. Wir haben uns ausgelebt, nachts, und tagsüber stand ich in der Werkstatt. Er hat geschrieben und wir dachten, wir sind kurz davor, die Welt zu erobern.« Trübselig folgte er einem Schaumtropfen auf seinem Weg das Glas hinunter. »Haben wir aber nicht.«
»Offensichtlich.«
Gordan warf ihm einen genervten Blick zu.
»He, wenn ihr die Welt erobert hättet, hätte ich davon gehört.« Ein müdes, freches Grinsen. »Der große Präsident, Papst und Kaiser Gordan Klingenschmied, Herrscher des Planeten.« Er kicherte.
»Lach du nur. Nein, das wurde nichts. Drei Jahre später waren wir immer noch ganz am Anfang. Schlimmer. Die Galerien hatten neue, heiße Künstler. Mit meinen mittelmäßigen Verkäufen bin ich nicht mehr in die guten reingekommen. Und die Kunst wurde … Ich wurde schlechter. Ich habe versucht, das zu machen, was … was ich dachte, das die wollen. Was für eine Scheißidee.« Er versenkte sein Gesicht im Bierkrug und trank. Langsam schmeckte es nicht mehr. »Na ja, dann wurden wir aus der Wohnung geschmissen und konnten uns keine neue leisten. Erica hat mir angeboten, zurückzukommen. Ein alter Bekannter von uns hatte eine freie Werkstatt und … nach all den Enttäuschungen hatte ich eine neue Idee.«
»Und die wäre?« Misstrauisches Naserümpfen. »Hat es was mit Spitzmaustassen zu tun?«
»Ja. Das war mein Plan. Kunsthandwerk herstellen, so Zeug, das die breite Masse mag. Und damit auf den Wochenmärkten Geld verdienen und nebenher echte Kunst machen. Tilmann war nicht begeistert. Aber er ist mitgekommen.«
»Und?«
»Hat nicht funktioniert. Nicht gut. Ich hab mir den Arsch aufgerissen, aber auch mit den«, er wischte sich Schaum vom Mund und rülpste, »Spitzmaustassen lief es mittelmäßig. Immerhin besser als vorher. Und …« Er verstummte.
»Und was?«
»Und ich habe gemerkt, dass …«
»Ja?!« Robins Stimme nahm einen genervten Unterton an. Schnöselig, aber genervt.
»Dass mir das Spaß macht«, gab Gordan zu. »Die Spitzmaustassen und die Ameisenbärwindlichter und alles. Dieser Kitsch für gelangweilte Sonderschulpädagoginnen. So hat Tilmann es genannt.«
»Der war nicht begeistert davon, dass du dich dem kommerziellen Kunsthandwerk zugewandt hast?«
»Nein. Das kann man so sagen. Dass wir uns kaum noch gesehen haben, hat auch nicht geholfen. Er war daheim und hat geschrieben und ich war im Atelier. Na, und da ist seine Liebe leider … eingeschlafen wie ein abgeklemmter Fuß.«
»Hat er das auch so genannt?«
Unwillkürlich musste Gordan lächeln. »Ja. Er ist ein Poet.«
»In was für Gedichten kommen denn eingeschlafene Füße vor?«
»Du liest nicht viele Gedichte, oder?«
»Nein, das muss ich zugeben.« Robin starrte an die gegenüberliegende Wand. »Ich lese überhaupt nicht viel. Nur Menschen mit … mit Tiefgang lesen.«
»Gar nicht wahr. Tilmanns Neuer hat eine ganze Bücherwand und so viel Tiefgang wie ein Unterteller.«
Der Goldjunge schwieg. Gordan wartete. Mit angehaltenem Atem. Er wusste nicht, worauf, und es trat auch nicht ein.
»Ich schätze, Tilmann ist gegangen?«
»Ja.«
»Wohin? Zurück nach Berlin?«
»Nein.« Gordan räusperte sich. »Nein, es gefällt ihm hier wohl doch besser, als er anfangs dachte. Muss es ja. Sonst wäre er jetzt nicht mit Louis zusammen.«
»Und wer ist das jetzt?«
»Ein alter Bekannter.«
»Klingt mehr nach einem alten Feind.«
»Ist er auch, der Vollarsch.« Gordan befürchtete, dass der Bierkrug platzen würde, so, wie er ihn umklammerte. »Der wollte schon immer alles, was ich hatte. Der reiche Drecksack. Der hatte in der Grundschule alle Action-Octopus-Figuren, aber meine wollte er trotzdem haben. ›Gib her, du spielst eh falsch‹, hat er gesagt. Nur, weil Action-Octopus und Professor Bösius ab und zu geheiratet haben.«
»Hast du sie ihm gegeben?«
»Ne Maulschelle hab ich ihm gegeben.« Nach einem Blick auf Robins schockiertes Gesicht seufzte er. »Erst, als er mir den Action-Octopus wegnehmen wollte und getreten und gespuckt hat. Einfach so. Der hat immer alles gekriegt, was er wollte, aber … Ne. So ein Wichser. Mit dem hab ich mich mein ganzes Leben lang in die Haare gekriegt.«
»Und jetzt hat er deinen Tilmann geklaut.« Robin schnalzte mit der Zunge. »Schön blöd.«
»Der hat ihn nicht geklaut. Tilmann ist freiwillig mit zu ihm. Ich weiß nicht wie …« Er stoppte. Leider war der Kleine nicht so blöd, wie er aussah. Was auch schwer gewesen wäre.
»Du weißt nicht, wie lange das mit denen schon lief, bevor du davon erfahren hast?«
»Nein«, grollte Gordan. »Ist jetzt auch egal.«
»Du bist komisch«, lallte Robin. Schwankend musterte er ihn. »Sonst bist du so ein grantiges Arschloch, aber über deinen Ex beschwerst du dich nicht mal, obwohl der dich verlassen und betrogen hat.«
»Ich liebe ihn halt.« Schwere Trauer senkte sich auf Gordan hinab. Er fühlte sich alt und verbraucht. Seine Hände, die immer noch den Bierkrug umklammerten … Waren die schon immer so faltig und behaart gewesen?
»Du meinst, du hast ihn geliebt?«
»Ja. Ja, klar, das meine ich.« Dem kleinen Mistkerl würde er nicht erzählen, dass er … Mann, Gefühle änderten sich halt nicht von einem Tag auf den anderen. Und auch nicht von einem Jahr aufs andere. »Und, um endlich zum Punkt zu kommen: Die Plastiken habe ich … Ich kann mich kaum erinnern, wie ich die gemacht habe. Ich war total verzweifelt und fertig und außerdem besoffen. Ich … Ich musste irgendwohin mit dem Schmerz und da …«
»Da bist du zum Ton gegangen.« Leise Sehnsucht klang in der arroganten Stimme. »Muss schön sein, wenn man das so verarbeiten kann. So …« Er zögerte. »Egal. Hat ja anscheinend nicht geholfen.«
»Doch, mir geht’s viel besser. Nur davor … Da war ich wie weg. Wie ausgelöscht. Ich habe überhaupt nichts mehr hingekriegt und …« Gordan hasste es, diesem Schönling sein Herz auszuschütten. »Ich habe Schulden angehäuft. Bin nicht mehr auf die Märkte, habe getrunken und nichts getöpfert bis auf diese blöden Plastiken. Die meisten habe ich zerkloppt. Aber dann hat mein alter Agent angerufen und ich hab ihm ein Foto von denen geschickt. Die wollte er. Nicht, dass er das gezeigt hätte. Hat gesagt, er könnte mir ’nen Tausender dafür geben. Um der alten Zeiten willen. Weil er ein schlechtes Gewissen hatte, dass ich es nie bis zum großen Durchbruch geschafft hab.«
Stöhnen. Ungläubiges Stöhnen. »Und das hast du ihm abgenommen? Mann, Gordan! Du hast die Meisterwerke, die die ganze Kunstwelt in orgasmisches Verzücken versetzen, für tausend Euro verscherbelt?«
»Ich sag doch, ich war fertig!« Wütend starrte er in die hübschen, glanzlosen Augen. »Verkatert und … innerlich … zerbrochen.«
»Jetzt werd nicht kitschig.« Wieder dieses blöde, arrogante Zungenschnalzen.
»Soll ich dir doch den Arsch versohlen, Kleiner?«
»Na klar.« Besoffenes Lachen. »Ich hab dir doch gesagt, dass ich darauf stehe. Aber nur, wenn ich danach deinen haarigen Affenarsch ficken kann. Ich hatte seit ….« Schweres Überlegen. So schwer, dass Robins Kopf langsam auf die Tischplatte sank. »Seit über zehn Stunden keinen Sex mehr.«
»Grauenvoll. Du Armer. Wie hältst du das nur aus?« Gordan verdrehte die Augen.
»Und du?« Der besoffene Blick musterte ihn interessiert. »Wer war der Erste nach Tilmann?«
»Keiner.« Gordan hob seinen Krug und trank ihn in einem Zug leer. Als er ihn absetzte, sah er in ein zutiefst schockiertes Gesicht. Die Augen des Schnösels waren groß wie der Mond. Mindestens.
»Keiner? Aber das heißt ja, dass … Das sind ja Monate!«
»Fast zwei Jahre.« Gordan wiegte den Kopf hin und her. »Doch, im September sind’s zwei …«
»Zwei Jahre?!« Die Stimme des Schnösels überschlug sich fast. »Aber … Und da lebst du noch?!«
Wie dumm war der eigentlich? »Ich hab doch gesagt, dass ich ihn liebe.«
»Ja, aber selbst … damals, im Internat, als Eduard aus dem Volleyballteam mich nicht wollte, also nur körperlich, da … da war ich verdammt traurig, aber ich hab sofort was mit einem aus dem Rugbyteam angefangen. Sofort. So lange … Als erwachsener Mensch kommt man so lange gar nicht ohne aus. Also, außer als alter Mensch. Als sehr alter Mensch. Und so alt bist du auch nicht.«
»Dafür bist du so dumm.« Gordan schüttelte den Kopf. »Strunzdumm.«
Zungenschnalzen. Eingebildetes Mundverziehen. »Ich bin nicht halb so dumm, wie ich aussehe.«
»Das ist auch unmöglich, würde ich mal behaupten.«
»Jungs. Haut ab. Ich will abschließen.« Lisbeths Hände landeten auf ihren Schultern. Eine auf Robins, eine auf Gordans. »Ich bin so scheißmüde, ich fall gleich tot um.«
»Sollen wir noch mit was helfen?«, fragte Gordan. »Beim Aufräumen?«
»Ihr.« Sie lachte höhnisch. »Ne. Lass mal. Wenn ihr abhaut, ohne auf den Boden zu kotzen, bin ich schon glücklich.«
»Schaffen wir.« Gordan nickte. »So viel haben wir auch nicht getrunken.«
»Sicher.« Sie seufzte. »Geht gleich nach Hause, ja? Und kommt nicht auf blöde Ideen.«
Was für blöde Ideen denn?, dachte Gordan und hatte eine Idee.
»Kleiner«, sagte er, als sie aus der Tür taumelten. »Ist dir auch so heiß?«
»Heiß nicht mehr, aber ich klebe. Wie ein … Kleber.« Missmutig zupfte der Blonde an seinem hellen Hemd. Es pappte nicht unerotisch auf seiner Haut. »Schlägst du vor, dass wir duschen? Gemeinsam?«
»Besser.« Gordan legte einen Arm um seine Schultern. »Komm mit.«