Читать книгу Exel - Regina + Giuseppe De Facendis - Страница 11
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Zur gleichen Zeit ballte General Willis wütend seine linke Hand unter dem Schreibtisch zur Faust, während die rechte mit einem Kugelschreiber sinnlose geometrische Figuren auf ein Blatt Papier zeichnete. Wie er diesen grauen Zwerg hasste, der bei jedem Zusammentreffen das Büro mit dem Gestank seiner Zigarre verpestete! Willis war nun schon zehn Jahre Leiter des Militärstützpunktes, und seit Beginn seiner Karriere hatte sich alles um diese außerirdischen Wesen gedreht. Zwar war der einzige Vorgesetzte, dem er Rede und Antwort stehen musste, der Präsident der Vereinigten Staaten, aber seit seinem Amtsantritt wurde er das Gefühl nicht los, dass die wahre Entscheidungsgewalt nicht bei ihm, sondern bei jemand ganz anderem lag, und zwar bei dieser Gruppe kleiner grauer Wesen, deren Anführer sein Büro momentan in eine Art Gaskammer zu verwandeln versuchte. Tylo war der Wortführer der Grauen und darüber hinaus der Unerträglichste der Sechsergruppe: arrogant, überheblich und hinterhältig. Die anderen Außerirdischen waren eigentlich nett und umgänglich. Ihr Aussehen unterschied sich zwar wesentlich von dem der Menschen, aber was den Charakter anging, konnte man viele Parallelen zwischen dieser fernen Rasse und den Bewohnern der Erde ziehen. Wie bei den Menschen konnte man auch bei dieser grauen Spezies gute und böse Charaktere unterscheiden und Tylo hatte sich im Laufe seines langen Lebens eindeutig auf die Seite des Bösen geschlagen! Davon war Willis felsenfest überzeugt.
„ Sind Sie sicher, mir die Wahrheit zu sagen, General Willis. Sie wissen, dass Sie auf Anordnung des Präsidenten zu engster Zusammenarbeit und zur vollen Unterstützung unseres Projektes verpflichtet sind “, erklärte das graue Wesen, ein Abbild der Außerirdischen, deren Bilder Mitte des vergangenen Jahrhunderts durch allen Medien gingen. Er trug wie alle Schiffbrüchigen des Weltalls, so nannte sie Willis ab und zu, einen anliegenden silberfarbenen Overall.
„ Ich bestätige Ihnen erneut, dass uns von keiner offiziellen oder inoffiziellen Stelle die Sichtung eines Ufos gemeldet wurde“, antwortete der General gereizt.
„ Umso besser! Sicher können Sie sich vorstellen, dass auch wir unsere Feinde haben, General Willis.“
Es folgte ein Zug an der Zigarre, danach die übliche Rauchwolke und das dadurch hervorgerufene Husten des Generals.
„Feinde, die sehr mächtig und sehr bösartig sind, Feinde, die nicht eine Sekunde zögern würden, diesen Planeten zu zerstören, um uns zu schaden. In ein paar Monaten, wenn unser Projekt abgeschlossen ist, müssen wir niemanden mehr fürchten, nicht einmal den gefährlichsten Feind. Aber bis zu diesem Moment benötige ich Ihre uneingeschränkte Zusammenarbeit, General.“
„ Die Sie bis zum heutigen Tag stets erhalten haben, Tylo. Oder können Sie etwas Gegenteiliges behaupten?“ erwiderte der General und sprach, ohne eine Antwort abzuwarten, weiter. „ Ich möchte Sie daran erinnern, dass ihre Wünsche stets und ich denke zur vollsten Zufriedenheit erfüllt wurden!“
„ General, ich habe Verständnis, dass wir Ihnen als Außerirdische weder sympathisch sind noch Ihr volles Vertrauen genießen, aber Sie benötigen, wie die gesamte Erde, unsere Unterstützung. Daher möchte ich Ihnen einen Rat geben: lassen Sie die Vernunft spielen!“ beendete der Graue das Gespräch, drückte seine Zigarre im Aschenbecher aus und ging zur Tür.
„ Auf Wiedersehen, General Willis …. und …. grüßen Sie den Präsidenten von mir!“
Dann schloss er die Tür hinter sich und ließ den General inmitten einer Wand dichter Rauchschwaden zurück. Willis fuhr aus dem Sessel hinter seinem Schreibtisch hoch, durchquerte hastig das Büro und riss die Flügel des großen Fensters auf, um endlich wieder Sauerstoff in seine Lungen gelangen zu lassen. Er atmete einige Male tief durch und kehrte dann etwas befreiter zum Schreibtisch zurück.
Dieser miese kleine graue Zwerg! Bei jedem Besuch verpestete er das Büro mit dem Qualm seiner Zigarre. Seit Jahren wickelte Tylo den Präsidenten mit falschen Versprechungen um den Finger. Das Weltall bevölkern und Amerika zur größten Macht des Universums machen! Einfach lächerlich! Wie konnte der Präsident diesem verlogenen Wesen nur Glauben schenken? Wie konnte er ihn seit Jahren unterstützen, ohne die Gewissheit zu haben, welche Pläne Tylo in Wirklichkeit verfolgte. Willis war davon überzeugt, dass sich hinter all den Versprechungen etwas ganz anderes versteckte, ein Vorhaben, über das weder der Präsident noch er selbst in Kenntnis gesetzt worden waren, ein Plan, der vor ihnen verborgen gehalten wurde. Sicher, die sechs Grauen hatten ihnen in vielen Bereichen geholfen. Das musste er zugestehen. Sie hatten das Militär über Technologien in Kenntnis gesetzt, von denen die Menschheit ohne die Präsenz der Außerirdischen nur träumen konnte ... und es außerhalb des Stützpunktes weiterhin tat, da die neusten Errungenschaften der Öffentlichkeit zeitversetzt und nur in kleinsten Kostproben näher gebracht wurden. Aber der Preis für diese Informationen war sehr hoch, seiner Ansicht nach viel zu hoch!
Willis sah auf die Uhr. Die beiden Zeiger erreichten bald die Zehn Uhr Position und er musste sich beeilen, da Washington ihnen drei Stunden voraus war. An jedem normalen Arbeitstag ohne Reisen, Besuche, Ansprachen oder andere politische Verpflichtungen stand nach dem Mittagessen ein täglicher Informationsaustausch mit Willis auf dem Plan des Präsidenten. So setzte sich der General an den Computer und bereitete das Online Gespräch mit Washington vor. Eine Minute später erschien der Oberkörper des Präsidenten, der einige tausend Meilen entfernt hinter seinem Schreibtisch saß, auf dem Monitor.
„ Guten Tag Willis? Gibt es Neuigkeiten?“
„ Guten Morgen, Herr Präsident! Tylo hat gerade mein Büro verlassen. Ich habe ihm bestätigt, dass es nicht das geringste Anzeichen für die Landung eines extraterrestrischen Flugobjektes gibt.“
„ Sind Sie absolut sicher, General?“
„ Ja, Sir, keiner unserer Standorte konnte die Annäherung eines nicht identifizierbaren Flugkörpers bestätigen!“
„ Sehr gut, das beruhigt mich, dann können wir plangemäß weiterarbeiten!“
„ Sir, ich traue diesen Wesen nicht. Sie führen irgendetwas im Schilde! Meiner Meinung nach versuchen sie Pläne zu realisieren, von denen wir nicht in Kenntnis gesetzt werden“, sagte Willis aufgebracht. „Sie halten sich immer häufiger außerhalb der bewachten Zone auf.“
„ General, bitte beruhigen Sie sich! Die Grauen werden vierundzwanzig Stunden lang rund um die Uhr bewacht. Wir lassen sie nie aus den Augen. Sie können nicht einmal auf die Toilette gehen, ohne dass wir darüber informiert werden. Außerdem sind sie zu sechst. Zu sechst, Willis! Sechs Graue gegen eine Nation wie Amerika ... was sollen so wenige graue Gestalten schon gegen ein Land wie das unsere unternehmen?“ entgegnete der Präsident mit einem Lächeln auf den Lippen und lehnte sich selbstzufrieden in die Lehne seines enormen Ledersessels zurück. „ Wissen Sie, was ich glaube, Willis? Dass diese kleinen Kreaturen uns sehr dankbar sind, dankbar für all das, was wir in den letzten Jahren für sie getan haben, was die Vereinten Staaten von Amerika für sie getan haben. Sie wurden von uns aufgenommen, als sie in Not waren, wir haben ihnen als freundliche Gastgeber einen Ort zur Verfügung gestellt, an dem sie in Ruhe und Sicherheit leben können. Wir haben sie vom ersten Moment an bei ihrem Vorhaben unterstützt, ihre Heimat wiederzusehen, den Planeten, von dem sie gekommen sind und auf den sie ohne unsere Hilfe niemals zurückkehren könnten.“
Während er diese Worte aussprach, veränderte sich der Gesichtsausdruck des Präsidenten langsam. Dann richtete er den Oberkörper auf, um eine fast majestätische Haltung einzunehmen, und fuhr fort:
„ Wir werden mit ihnen gehen! Die Sterne, Willis, die Sterne werden uns gehören!“
Am anderen Ende der Leitung rutschte der General unruhig auf seinem Sessel hin und her. Wie schon oft während dieser Gespräche - viel zu oft und immer öfter - begann der Präsident, ihm eine völlig absurde futuristische Vision zu schildern. Jedes Mal musste Willis die Beherrschung bewahren, um die übertriebene Verherrlichung Amerikas und den von Gespräch zu Gespräch zunehmenden Größenwahn des Präsidenten zu ertragen.
„ General, es handelt sich bei diesen kleinen Wesen um eine uralte Rasse, die in einigen Jahren aussterben wird. Nur wenige von ihnen haben überlebt und sind nicht in der Lage sich fortzupflanzen. Danach sind wir an der Reihe! Die Amerikaner werden ihre Nachfolger im Weltall werden. Wir sind ein junges Volk, voller Kraft und Energie, das diesem alten Universum neuen Schwung verleihen wird. Ich bin überzeugt, dass all dies im Schicksal dieser Nation geschrieben steht. Es kann kein Zufall sein, dass unsere Flagge als Sternenbanner bezeichnet wird. Vielleicht hatte derjenige, dem wir den Entwurf zu verdanken haben, bereits eine gewisse Vorahnung!“
Dann lehnte sich der Präsident erneut zurück und schloss die Augen. So konnte er nicht das verzweifelte Gesicht des Generals wahrnehmen, der seine Selbstbeherrschung zu verlieren drohte. Nicht schon wieder diese Geschichte! fuhr es Willis durch den Kopf. Ich ertrage das einfach nicht mehr!
„ So würde sich ein Traum verwirklichen, den ich vor sehr vielen Jahren hatte“, fuhr der Präsident verzaubert fort. „ Habe ich Ihnen von dieser Vision überhaupt schon einmal erzählt, Willis? Wissen Sie, jedes Mal wenn ich als Kind die amerikanische Flagge betrachtete, begannen sich die Sterne in meiner Phantasie zu vervielfältigen. Sie wurden immer zahlreicher, immer größer, sie strahlten immer heller und heller … bis sie in ihrer Vielfalt funkelnd am Firmament zu sehen waren und das Weltall erleuchten ließen.“
Langsam öffnete er nach einer kurzen Pause die Augen, um in die Realität - besser gesagt in seine Realität - zurückzukehren.
„ Mein lieber Willis, verstehen Sie nun die Bedeutung dieser kleinen Wesen? Sie werden die Geschichte unserer Nation verändern, die Zukunft und das Schicksal unseres geliebten Landes maßgebend beeinflussen! In nur wenigen Monaten wird der Traum meiner Kindheit Wirklichkeit werden.“
Dann setzte er sich vollständig auf, nahm die gewohnte Haltung eines übergeordneten Vorgesetzten ein und räusperte sich.
„General, ich habe nun leider einen wichtigen Termin. Bitte befolgen Sie weiterhin meine Anordnungen und unterstützen Sie die Kreaturen in allen Belangen. Sie haben sicher die Bedeutung meiner Worte verstanden?“
„ Ja, Sir, ich habe verstanden!“
„ Gut, Willis, dann bis morgen!“ schloss er das Gespräch und stand auf.
„ Dieses Militär!“, dachte er bei sich, „Wo würden wir mit ihnen enden! Gott sei Dank gibt es uns Politiker, die einzigen, die die Moral und die Intelligenz der Nation auf hohem Niveau halten.“
Dann zog er eine riesige Zigarre aus der Innentasche seiner Jacke, drückte kurz auf einen Knopf der Sprechanlage und zitierte seine Sekretärin zu sich. Ein paar Sekunden später trat eine mit allen weiblichen Attributen ausgestattete junge Blondine ins Zimmer und ging mit wiegenden Hüften auf den Präsidenten zu.
„ Komm her, meine Liebe! Der tägliche Konferenz Call mit dieser Nervensäge von General ist beendet und wir können weitermachen, wo wir vorhin unterbrochen wurden!“
Dann hob er lächelnd die Zigarre nach oben und sagte süffisant: „ Schau nur Carol, die hier ist größer als die von Bill!