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K.2: Die furchtbare Entdeckung

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Da vorne steht ein Haus einsam in der Wüste, dort werde ich meine erste Rast einlegen und mich für ein paar Minuten ausruhen. Jetzt erkenne ich, dass es ursprünglich eine Tankstelle war, die hier in der Wüste von Nevada die Reisenden mit Sprit und Verpflegung versorgte. Es gab' hier sogar eine Übernachtungsmöglichkeit für die, die schon etwas länger unterwegs waren, solche wie mich halt. Die waren aber garantiert nicht so wie ich zu Fuß unterwegs gewesen. Langsam nähere ich mich dem Gebäude, ich lasse Vorsicht walten, denn man weiß ja nie, was auf einen lungert. Keine verschlossenen Türen, die Fenster eingeschlagen, das Dach und die Mauern schwer beschädigt, das ist fast so wie in einem alten Western oder in einem postapokalyptischen Film der zeigen will, wie es ohne Menschen aussehen kann. Ich betrete jetzt die Räumlichkeiten und sehe in meiner Fantasie lebenslustige Menschen an Tischen und Tresen sitzen, die sich hier verköstigen und mancher reißt einen Witz über Ufos die nachts über Nevada gesichtet wurden. Ich kann den köstlichen Braten sogar riechen, den sie hier vornehm mit Messer und Gabel in feinen dünnen Scheiben schneiden. Ich sehe spielende Kinder im Hinterhof auf Schaukeln die freudig Lieder singen. Das wäre so schön, wieder in einer Gesellschaft gelandet zu sein. Doch die Wirklichkeit bleibt nach wie vor die Einsamkeit. Die Glasscherben der kaputten Fenster malen quietschend zusammen mit dem eingeschleppten Sand unter meinen Schuhen, die bald vor Hitze qualmen habe ich das Gefühl. Ich verhalte mich zuerst einmal ruhig, damit ich hören kann, ob vielleicht doch jemand hier drin ist. Aber nichts piept, quiekt oder rührt sich, so entlade ich mich meiner Last, nehme mein schweres Marschgebäck von den Schultern und strecke erst einmal mein Kreuz richtig durch. Autsch, das tut weh! Jetzt spüre ich erst wie die Gürtel tiefe Wunden in meine Haut gepresst haben, das ist wie ein Bluterguss. Es hat nicht so sehr gebrannt als ich das Zeug noch umgeschlungen hatte. Eine erfrischende Dusche wäre jetzt nicht schlecht und eine Salbe die meine Wunden kühlt. Mal sehen, was in dem Rucksack alles so drin ist. Wunderbar, da ist ja eine Salbe die ich auf die Wunde auftragen kann. Jetzt muss ich erst mal wieder was trinken, denn mein Körper schreit schon seit Stunden nach Flüssigkeit. Bevor er sich letztendlich selbst auf trinkt und ich doch noch in der Dehydration lande, werde ich dem nachkommen. Meine Lippen sind schon total ausgetrocknet. Ich öffne die Verschlusskappe der Feldflasche, doch es finden nur noch wenige Tropfen aus ihr heraus. Jetzt bemerke ich, dass ich bereits alle Flaschen getrunken hatte, alle sind leer. Unbemerkt habe ich im Unterbewusstsein immer wieder aus ihnen Schluck für Schluck getrunken. Mein Vorsatz zur Rationierung hat nichts geholfen. Wie hätte ich sonst den langen Marsch bis hierher geschafft. Und wie viele Meilen ich marschiert bin kann ich nicht sagen, aber es werden wohl sehr viele gewesen sein. Jetzt hoffe ich nur, dass es hier irgendwo noch Wasser gibt, sonst ist es höchstwahrscheinlich meine Endstation. Die Nacht werde ich wohl noch überstehen, doch an den darauf folgenden Tag brauche ich erst nicht zu denken. Mein Magen knurrt und im Gepäck habe ich nur diese dummen harten Kekse. Wo fange ich am besten zu suchen an, ich brauche Proviant und Wasser um den nächsten Tag zu überleben. Der Kühlschrank unter dem Tresen ist leer geräumt, wer hätte das auch gedacht. Auch der Wasserhahn spendet kein Feucht mehr. Da sind leere Glasflaschen die mir klirrend zu Boden fallen, als ich sie unbeabsichtigt mit dem Ellbogen umstoße. Ich versuche die vereinzelten Tropfen noch heraus zu bekommen, doch die meisten schaffen es nicht bis zur Öffnung und reiben sich am Glas auf. Da unten liegt noch ein vertrocknetes Brot mit getrocknetem Schimmel drauf, ob ich es essen soll? Es ist mittlerweile so steinhart und liegt vermutlich schon Monate hier. Wer weiß wie viel Ratten und Spinnen schon darüber gewandert sind, denn die Kötel sprechen für sich, die in unmittelbarer Nähe verteilt liegen. Ich schaue es mir genau an und klopfe es ab. Der trockene grünblaue Schimmel staubt. Irgendwie steuert meine Hand das verdorbene Brotstück wie ferngesteuert zu meinem Mund und die Zähne zermahlen es zwischen den Backen. Nein, es schmeckt nicht so wie ich mir es vorgestellt habe und vermutlich war der daran hängende, angetrocknete Kötel noch das schmackhafteste daran. Nein ich esse es nicht, ich spucke den Bissen wieder aus, aber behalten wir es trotzdem als Option. Suchen wir erst weiter. Jetzt spreche ich mit mir schon in der Mehrzahl.

>>Bäh, dagegen sind die Hartkekse ja Gourmetfutter!<<

Die Zapfanlage gibt auch nur ein komisches Geräusch von sich, aber kein gekühltes Bier fließt hier mehr hindurch. Nur der Duft von Hopfen und Malz aus ihr, lässt mich davon träumen wie es vor mir steht, mit einer gigantischen Schaumkrone in der ich gerne meine Nase stecken würde. Nur ein kleines Krabbeltier spät aus dem Zapfhahn heraus und ich erschrecke mich tierisch davor, denn ich habe eine Phobie gegen alles was kreucht und fleucht, so wundert es mich doch, dass ich die Grille kosten konnte. Es kommt mir geradezu so vor, als wolle es sich darüber beschweren, warum ich seine Ruhe störe. Es krabbelt dann wieder in den Zapfhahn zurück.

>>Na wenigstens hast du einen sicheren Unterschlupf gefunden.<< Sage ich zu dem Tier.

Nun setze ich mich einfach nur hin, hin an einen Tisch mit der Hoffnung das eine Bedienung kommt und eine Bestellung von mir aufnimmt, doch es wird auf ewig eine Hoffnung bleiben. Ich weiß nicht wie lange ich dort fast regungslos gesessen habe und einfach nur ein Loch in die Luft gestarrt habe, denn es wird rasch dunkel und ich danke Gott, dass ich hier diese Unterbringung gefunden habe. Ich stemme mich vom Tisch ab um Kraft fürs Aufstehen zu haben und gehe weiter in die hinteren Räume des Gebäudes. Irgendwie riecht es hier fischig, oder so ähnlich. Es ist ein sehr übler und unangenehmer Duft. So eine Note habe ich in der Luft noch nie erschmecken können, das Aroma ist mir völlig fremd. Der Geruch wird intensiver, umso näher ich an eine Art Büroraum komme. Merkwürdig viele Fliegen sind da drin, wahrscheinlich haben sie dort ein altes Stück Fleisch entdeckt, oder ein Tier hat sich hier hereingeschleppt und ist verendet. Ich betätige den Lichtschalter, klar es wäre zu schön gewesen wenn es hier noch Strom gäbe, aber ich kann noch einiges ohne Licht erkennen. In diesem Raum sind viele Erinnerungsstücke und ich sehe eine Sammlung Bilder an der Wand hängen. Die Schnappschüsse zeigen wohl Familien die hier eingekehrt waren, die wie ich denke Freundschaft mit den Besitzern des Hauses geschlossen hatten. Was aus ihnen allen wohl geworden ist? Vermutlich sind sie alle tot. Ich drehe mich um und bekomme nun den Schock meines Lebens! Ein Knie schlägt mir auf die Schläfe, ich blicke nach oben und erkenne, dass sich hier möglicherweise aus Verzweiflung ein Ehepaar erhängt hat. Vermutlich die Besitzer dieser Unterkunft, denn ich habe sie gerade mehrmals auf den Bildern gesehen. Ich sehe in ihre toten ergrauten Gesichter, die vom Strick und der Strangulation aufgeschwemmt wurden. Jetzt weiß ich auch was das für ein übler Gestank ist, es ist der Verwesungsgeruch, denn die körperliche Zersetzung ist bereits fortgeschritten und die Verflüssigung der menschlichen Hülle sammelt sich in einer Lache auf dem Boden. Ich halte meinen Ärmel vor Mund und Nase, doch was für mich übel stinkt, wirkt auf die Fliegen sehr anziehend und appetitlich. Sie machen sich immer an Mund und Augen als erstes her und einige Insekten legen dort ihre Larven ab, damit sie gleich etwas zu zehren haben. Bei dem Mann sind die Augenlider nicht richtig verschlossen und es sieht schon mehr als gruselig aus. Ich sehe tote Menschen! Ich habe noch nie zuvor tote Menschen gesehen, geschweige welche, die an der Decke baumeln. Wie lange sie hier wohl schon so einsam hängen frage ich mich? Aber es dürfte noch nicht allzu lange her sein, ein paar Tage vielleicht. Wäre ich früher aufgebrochen und hier eingetroffen, hätte ich dann ihren Selbstmord verhindern können? Vorwürfe brauche ich mir jetzt keine machen, denn so ein Schicksal ist bestimmt kein Einzelfall und in den letzten Monaten tausendfach in diesem County vorgekommen. An ihren Fingern das goldene Wahrzeichen des Ehebundes. Mich wundert es, dass die Ringe noch von keinem Plündere abgenommen wurden. Vielleicht hatten die bei diesem Anblick einfach nur Angst und sind abgehauen. Ob diese beiden Eheleute hier noch gehaust haben und was hat sie dazu gezwungen den Weg des Suizids gemeinsam zu gehen?

Ich suche ein anderes Zimmer, eines in dem das Bett noch in Ordnung scheint. Ich lasse mich erschöpft nieder. Ist das ein gutes Gefühl wieder in einem Bett zu liegen und sogar die Decke scheint noch frisch zu sein, sauber und unbepieselt. Das nenne ich eine Entspannung nach so einem langen Fußmarsch. Ich spüre wie sich meine Wirbelsäule langsam streckt.

Nein das geht gar nicht, ich kann mich hier nicht ausruhen, während zwei tote Menschen an Seilen an der Decke eines Nebenraumes hängen. Langsam dringt der Verwesungsgeruch auch hier ein. Andernfalls bin ich einfach zu müde um weiter zu gehen. Aber ich kann diese Personen nicht einfach so herum hängen lassen, das bekomme ich nicht mit meinem Gewissen rein. Ich öffne den jeweiligen Knoten der Schleife um ihren Hals und befreie die Toten aus ihrer hängenden Position. Vorsichtig lege und wickle ich die beiden in einen Vorhangstoff, den ich zuvor von den Fensterschienen nehme. Ich kenne nicht ihren Namen und weiß auch nicht wer sie genau waren, doch ihr Schicksal betrifft mich sehr. Ich transportiere ihre Leichen durch die Vordertüre nach draußen und vergrabe sie neben dem Haus im staubtrockenen Boden und spreche anschließend ein Gebet, dass mich wieder mehr glauben lässt als zuvor. Ich flehe Gott auch um Vergebung meiner Sünden und bitte, dass es am Schluss jemanden gibt, der das Gleiche dann für mich machen wird, genau dass, das ich gerade für diese beiden getan habe. Mein Respekt gilt dem Totengräber, der mit Schaufel noch die Gräber aushob, denn das ist ja Knochenarbeit. Allerdings glaube ich, dass damals die Erde noch nicht so staubtrocken und hart wie Stein war. Das wäre selbst einer Mumie definitiv zu staubtrocken. Das ich mit der Schaufel, die ich neben einer Zapfsäule gefunden habe überhaupt durchbrechen konnte, ist eh schon ein Wunder. Ich hoffe wirklich, dass einer mal die gleiche Knochenarbeit für mich aufnimmt, denn ich möchte nicht irgendwo vergammeln und zu Staub zerfallen, eine Bestattung will ich mir doch wünschen. In Würde gehen und in Würde wieder in den Kreislauf des Lebens eingehen, so erhoffe ich mir meinen Abgang. Aus Holzlatten bastle ich provisorisch zwei Kreuze, allerdings ohne Namen. Ich bin müde, das lange Laufen und die Beisetzung der Toten haben mich echt ausgepowert. Dort ist eine Couch, dort werde ich mich erst mal hinsetzen, aber erst suche weiter nach etwas trink- und essbaren, irgendwo muss doch noch was sein. In der Küche stehen Dosen mit Gewürzen, aber kein Fleisch oder irgendetwas das man damit würzen könnte. Ich glaube meine Suche hier wird vergebens sein. Ich öffne einen kleinen Kühlschrank und Bingo, meine Gesichtszüge wandeln sich in ein unglaubliches Lächeln. Darin steht eine kleine Flasche Cola, als hätte sie darin auf mich gewartet. Doch wie bekomme ich den Kronkorken von ihr, ich habe keinen Flaschenöffner und kann auch nirgendwo einen in griffbereit finden. "Boah!" Jetzt rieche ich erst den Gestank, den meine Geruchszentrale an mein Gehirn weiterleitete. Er stammt wohl von dem zersetzen und vergammelte Gemüse das sich ebenfalls in diesem Kühler befand, es hatte sich komplett zersetzt und selbst die Maden darin sind schon totgefault oder so ähnlich. Es stinkt wie tausend tote Iltisse und ich fange fast an zu kotzen. Schnell zu mit dem Ding! Kein Wunder das die Flasche noch da drin war, jeder der den Kühler aufgemacht hat, schloss reflexartig gleich wieder die Türe als der Geruch ungehindert in die Nase drängte. Man heute ist vielleicht der Tag der extremen Schleimhautreizungen. Ich versuche den Kronkorken mit den Zähnen zu öffnen, doch es gelingt mir nicht, so schlage ich den Hals einfach am Tischrand ab. In diesem Augenblick ist es mir egal ob ich irgendwelche Glassplitter mit verschlucke oder nicht. Der Durst zwingt mich dazu! Ich merke wie es meinen Rachen hinab läuft. Ich genieße diesen Moment, wann werde ich je wieder so eine Kostbarkeit auffinden. Zu schnell ist der Inhalt geleert, die doppelte oder dreifache Menge wäre jetzt ausreichend. Jetzt fehlt nur noch etwas für die Verdauung, damit mein Zitratzyklus genug Energie gewinnen kann und mich stärkt. Jetzt überkommt mich ein normal menschliches Bedürfnis, wo sind die Toilettenanlagen des Hauses? Kaum bin ich darin, mache ich aus hygienischen Mängeln gleich wieder die Kehrtwende. Das sind keine Fliegen mehr die ich auffinde, sondern kleine fliegende Monster, die den Restbestand der Fäkalien abtransportieren. Ich sah da lieber nicht genauer hin und gehe doch lieber ins Freie. Durch die Küche gelange ich in den Hinterhof und schnappe mir beim hindurchgehen noch eine Rolle Krepppapier die da liegt. Es ist schon richtig dunkel geworden, ja fast komplett Nacht. Eigentlich könnte ich hier nackt herumlaufen es würde mich keiner beobachten. Hinter dem Haus angelangt lasse ich dann meine Hosen herunter. Geschäftlicher Weise betrachte ich in dieser ruhenden Stellung die Gegend und mache eine furchtbare Entdeckung die ich lieber nicht gemacht hätte. Schauer läuft mir den Rücken herunter. Meine Blicke sind starr auf dieses Objekt gerichtet als ich mir hurtig die Hosen wieder hochziehe. Fast hätte ich den Gebrauch des Krepppapiers vergessen. Ich nähere mich an in langsamen, kleinen Schritten. Oh nein, das ist ja grauenhaft. Ein verbrannter Körper eines Menschen, vermutlich eine Frau liegt hier vor mir. Ich hoffe nicht, dass das der Duft war, der mich vorhin von einem schmackhaften Braten träumen ließ. Neben ihr liegt eine tote Schlange, ob diese sie gebissen hat und dann starb, oder starb sie auf anderer Weise und die Schlange wurde vom Duft des Fleisches angelockt. Aber wer hat ihre Leiche verbrannt, oder kam sie durch das Feuer um? Aber wer hat sie dann verbrannt, hat sie sich womöglich selbst in Brand gesetzt? Oder hat ihr jemand etwas Böses angetan? Vielleicht wurde sie misshandelt, vergewaltigt und weil sie sich zur Wehr setzte und schrie anschließend umgebracht. Es wird für mich wahrscheinlich immer ein Rätsel bleiben und so genau will ich das auch gar nicht wissen. Aber welcher Mensch kann so brutal sein und einem anderen Menschen so etwas antun, ihr das Leben nehmen und es auf so grauenvoller Weise beenden? Es können nur kaltherzige Barbaren sein, die kein Mitgefühl haben und keinen Respekt gegenüber den anderen zeigen. Es sind für gewöhnlich Personen die nicht ganz normal in ihrem Gehirn sind. Die Welt ist voll davon, hirnlose Zombies, die sich vielleicht für Übermenschen halten und ihr letzter Ausweg der Mord ist, da sie in der Situation mit anderen Menschen überfordert sind und erst gar nicht wissen was sie da tun. Die Ernüchterung kommt für sie erst Minuten danach, wenn ihr Handeln nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Das habe ich alles in einem Buch gelesen, das über Psychopathen handelte, die sich nie wieder richtig in die Realität einfügen und zu Recht finden konnten. Eines sollte man aber nie vergessen, Gewalt schürt nur den Hass, er führt zur Vergeltung und endet meist in einem endlosen Kreislauf des noch blutigeren Hasses. So beginnen normalerweise auch Kriege. Eine Kleinigkeit, eine klitzekleine Differenz die dem anderen nicht passt. Eine Unstimmigkeit der man sich widersetzt, wird mit Sanktionen bestraft die ausgeweitet werden und so hat man eine wieder schwer geradezu biegende Auseinandersetzung der niemand nachgibt, weil sich jeder im Rechte denkt. Jetzt erkenne ich, da drüben ist nochmals eine Frau, sie lehnt an eine Mauer aus Wellblech und ich vergewissere mich, ja sie ist ebenfalls tot. Ihr Schädel wurde so wie es aussieht mit einem harten Gegenstand, vielleicht mit einem Baseballschläger eingeschlagen. Was sich hier wohl abgespielt hat? Plötzlich zischt eine Schlange und schnappt nach mir, ich hielt sie nicht für lebendig. Sie schnappt abermals nach mir, doch ich zerschmettere ihren Kopf mit einem reflexartigen Tritt. Jetzt ist sie nicht mehr lebendig. Ich wundere mich selber über diesen Reflex, denn früher wäre ich einfach nur davon gesprungen. Doch diese Situation hat mich zu einem anderen Menschen gemacht. Naja, was soll ich dazu sagen? In der Küche gibt es Pfannen und Gewürze und ich will nur hoffen, dass der Herd noch Gas hat. Zuerst aber setzte ich auch den Torso der armen Frauen bei und ich komme mir schon vor, wie ein von Gott berufener Totengräber. Soll es tatsächlich meine Berufung sein, alle verstorbenen Menschen der Erde beizusetzen die ich auf meinem Wege auffinden werde? Es hat zumindest den Hauch eines Horrorfilmes, wenn so wie ich ein Mann mitten in der Nacht Leichen vergräbt, die allesamt keines natürlichen Todes gestorben sind. Seit ich hier an diesem Fleck bin, habe ich alleine fünf Stunden damit verbracht Tote zu verscharren. Warum vergrabe ich nur alle Leichen hier, vielleicht wäre es sogar besser gewesen, mich gleich nebenhin zu hängen und auch den Suizid zu vollstrecken, denn was hat mich überhaupt noch zu erwarten? Nach vollbrachter christlicher Tat, versuche ich mich nun als Koch und bereite das selbst erlegte Reptil in der Pfanne zu. Ich entferne zuerst den Kopf mit einem scharfen Messer, denn ich kann es nicht ertragen, wenn mich etwas von meinem Teller aus noch anblicken kann. Als Kind ist mir mal ein Huhn ohne Kopf, noch eine geschlagene Minute hinterher gesprungen als mein Vater es schlachtete, man ich hatte zuvor noch nie so einen schnellen Puls in meiner Brust gespürt. Wenn mir damals einer gesagt hätte, irgendwann isst du mal Schlangenfleisch, hätte ich empört widersprochen und hätte mich davor nur im Gedanken geekelt, aber jetzt da ich es tatsächlich mache, muss ich sagen, Schlangenfleisch schmeckt gar nicht mal so übel, jedenfalls wenn man nichts anderes zur Verfügung hat. Ich habe schon gehört, dass Menschen in Notsituationen auch vor Kannibalismus nicht Halt machen, aber das wäre für mich keine Option, ich möchte die Würde eines Menschen selbst nach seinem Tod nicht verletzen. Da würde ich lieber selbst verhungern. Aber wer weiß, in solch einer Situation war ich noch nicht und werde ich hoffentlich auch nie kommen. Ich will es nie erfahren ob ich dazu in der Lage wäre, wenn mein Gehirn mir Signale sendet, dass ich Fleisch zum Überleben brauche. Die Schlange habe ich schließlich hier jetzt auch gegessen, dies hielt ich zuvor auch nie für möglich. Ein wenig Reis als Beilage wäre jetzt nicht übel. Diese Schlange komplett verspeist, bis auf die Reptilienknochen natürlich, werde ich nun sehr, sehr müde. Bin ich froh dass genug Propan in der Flasche war und der Herd noch funktionierte, denn ungebratenes Fleisch ist nichts für meinen Magen. Die Erschöpfung des Tages zeigt sich jetzt in ihrer extremsten Form, als würden meine Glieder sagen, Schluss für heute, wir sehen uns Morgen wieder. Jetzt versuche ich dieses Geschenk mit dem Bett positiv zu sehen, doch furchtbar kalt ist es geworden, selbst eine flauschige Decke hält meine Körpertemperatur nicht konstant. Keine Heizung und das bei zerborstenen Fenstern. In der Not bin ich erfinderisch geworden und habe mich in Aluminiumfolie die ich in der Küche gefunden habe eingewickelt, sie reflektiert die ausgestrahlte Körperwärme besser zurück als nur die Decke. Es dauert nicht lange und meine Augen fallen zu. Kaum schlafe ich, überkommt mich mein Albtraum der Verwüstung wieder. Ich schwitze, strample die Folie und die Decke mit den Beinen von mir fort. Ich rufe nach meiner Familie, doch ich kann sie nicht retten. Dieser furchtbare Traum hält mich also weiterhin gefangen. Ich dachte vielleicht hört er auf wenn ich den Bunker mal verlassen habe, aber da habe ich mich wohl getäuscht.

Erde:... Tag X.

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