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Kapitel 3
ОглавлениеBeim nächsten Besuch dort oben auf dem Dachboden war alles irgendwie anders: Jan-Moritz hatte noch einmal das Steuerrad aus der Truhe genommen, das ihn in die abenteuerlichen Träume um die verschollene Insel und den Dinosaurier entführt hatte, einfach, um es sich noch einmal anzusehen.
Als der Junge versuchte, das Steuerrad wieder hinten in der Truhe zu verstauen, klemmte etwas oder lag irgendetwas im Wege.
„Da muss ich wohl erst was herausnehmen und dann geht es vielleicht besser“, überlegte Jan-Moritz und nahm wahllos das erstbeste heraus, was er greifen konnte. Es war ein Holzkistchen, schon ziemlich verblichen und abgeschabt.
In den Deckel waren fremdländische Zeichen eingeritzt oder eingebrannt, die Jan-Moritz nicht kannte. Er klappte den Deckel auf, der seitlich nur locker mit einem Schieberiegel eingehakt war. Eine große bauchige Flasche aus braunem Glas kam zum Vorschein, die noch halbvoll zu sein schien, jedenfalls schwappte in der Flasche eine dunkelbraune Flüssigkeit, als Jan-Moritz die Buddel herausnahm. „Eine Rumflasche, die Rumflasche eines Piraten“, dachte der Junge.
Der Korken saß fest im Flaschenhals, sodass es eigentlich verwunderlich war, dass die Flasche schon halb geleert war. Jan-Moritz versuchte sie zu entkorken, weil er mal daran riechen wollte, vielleicht auch probieren, aber der Korken saß derart fest, dass er es nicht schaffte, ihn mit dem Korkenzieher seines Taschenmessers herauszuziehen. „Ich werde mir das nächste Mal Papas Korkenzieher mitbringen“, überlegte der Junge, „der hat so `ne Art Hebelmechanik, die könnte helfen“, und wollte die Flasche schon wieder zurücklegen in das Holzgestell in dem Kistchen,
als ihm ein winziges Stückchen Papier auffiel, das unter der Samtbespannung an einer Ecke der Flaschenkiste hervorblitzte. Das ganze Kistchen war innen mit rotem Samt ausgeschlagen, aber an einer Ecke hatte sich der Stoff etwas gelöst. Jan-Moritz zog an dem Schnipsel. Ritsch! Pech, das hatte aber nicht viel genützt, außer, dass er nun eine kleine Ecke Papier in der Hand hatte.
Es war altes brüchiges Papier, das sich ein bisschen so wie das Butterbrotpapier anfühlte, in das seine Mutter immer die Picknickbrote einwickelte, wenn die Familie unterwegs war.
„Ärgerlich“, dachte Jan-Moritz, „jetzt habe ich das Papier auch noch kaputtgemacht.“ Aber an den Rest kam er nun garnicht mehr heran, auch nicht mit der kurzen Klinge seines Taschenmessers. Das Papier steckte zu tief und zu fest unter dem Stoff und Jan-Moritz wollte keinesfalls riskieren, noch mehr davon kaputtzumachen, wer weiß, vielleicht war das ja ein wichtiges altes Dokument!?
„Also muss ich außer dem Korkenzieher, auch ein Messer mit einer längeren und schärferen Klinge mitbringen beim nächsten Mal, wenn ich hier hochkomme“, überlegte der Junge, „wäre doch gelacht, wenn dieses Problem nicht zu lösen wäre!“
Jan-Moritz kramte noch ein bisschen weiter in der Kiste und nahm noch ein paar andere Gegenstände heraus, aber irgendwie interessierten ihn die anderen Sachen im Moment nicht sonderlich, viel interessanter war, was unter dem Samtstoff in der Holzkiste verborgen lag …
Jan-Moritz beschloss kurzerhand, trotz seiner großen Neugierde, das Geheimnis hier oben für heute sich selbst zu überlassen und die Truhe wieder sorgsam zu verschließen. Gleich am nächsten Tag wollte er wiederkommen und Korkenzieher und Messer mitbringen.