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Kapitel 5

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Nach der Rückkehr vom Elbstrand blieb für die Eltern

nur ein kurzer Gruß, ein Schluck Kakao für Jan-Moritz und schon war er wieder verschwunden; er wollte doch vor dem Abendbrot wenigstens noch einmal zu seiner „Schatzkiste“ und zu seiner ‚Schatzkarte’ geschaut haben, wie er das geheimnisvolle Papier bereits in Gedanken bezeichnete. Mit dem Messer, das er sich aus Papas Werkstatt heimlich stibitzt hatte, wollte er dem Stoff in dem Kästchen vorsichtig zu Leibe rücken und wollte endlich das ganze Geheimnis entdecken, im wahrsten Sinne des Wortes ent-decken.

Jan-Moritz schlich die Speichertreppe hinauf.

Der Junge fand nach leisem Öffnen der Dachbodentür alles so vor, wie er es hinterlassen hatte, die Tür war noch fest verschlossen gewesen und der Truhendeckel war auch noch geschlossen. „Gott sei Dank“, dachte Jan-Moritz, „garnicht auszudenken, wenn inzwischen jemand hier gewesen wäre und mein Geheimnis in der Holzkiste vor mir entdeckt hätte!“

Und damit so etwas auf keinen Fall passieren konnte und er nicht wieder 'Blut und Wasser' schwitzen musste, vor banger Ungeduld, endlich wieder hier hochkommen zu können, wollte er jetzt aus dem rätselhaften Kästchen auf jeden Fall den Stoff soweit heraustrennen, dass er die „Schatzkarte“ herausnehmen konnte. Er ging einfach fest davon aus, dass dieser Schnipsel tatsächlich zu einer Schatzkarte gehörte oder wenigstens zu irgendeinem wichtigen alten Dokument. Jedenfalls wollte er das, was er unter dem Samt fand, dann ganz woanders verstecken, wo er in Ruhe das Rätsel lösen konnte, das er dahinter vermutete. Und Jan-Moritz hatte auch schon einen Plan, wie er das mit den Zeichen machen wollte, die ins Holz des Deckels eingebrannt waren: seine Mutter hatte mal irgendwo vorgelesen, dass man sich einen Abdruck von etwas verschaffen könnte, das irgendwo eingeritzt oder tief eingedrückt war; in dieser Geschichte jedenfalls,

- an den Titel erinnerte er sich nicht mehr -

war beschrieben worden, wie man auf diese Art und Weise zum Beispiel auch Schriftzeichen auf einem Blatt Papier sichtbar machen konnte, auch wenn sie so im ersten Moment garnicht sichtbar waren, weil die Schrift nicht direkt auf das Blatt geschrieben worden war, sondern auf ein anderes, das man darüber gelegt hatte. Im Grunde hatte man also nur einen Abdruck. Jedenfalls musste man einen Bleistift nehmen und mit der Spitze, wenn man den Bleistift etwas schräg hielt, quer über die Schrift oder die Zeichen schraffieren, so, dass die Zeichen oder die Schriftabdrücke dadurch sichtbar wurden.

Ganz vorsichtig musste man das tun, hatte die Mama damals vorgelesen und sie hatte es anschließend auch gleich mit Jan-Moritz ausprobiert, weil er es damals noch nicht so richtig verstanden hatte. Mama hatte ein Blatt Papier geholt und hatte es auf ein zweites Blatt gelegt; dann hatte sie ein paar Buchstaben auf das obere Blatt geschrieben und dabei etwas fester aufgedrückt, als normalerweise.

Seine Mutter hatte dann das obere Blatt weggenommen und, logischerweise, waren auf dem nun sichtbaren zweiten Blatt keine Buchstaben zu sehen. Denkste! Nur erst nicht! Mama nahm nämlich dann einen Bleistift und schraffierte so vorsichtig über das Blatt, wobei sie den Bleistift eben schräg hielt, dass langsam Buchstabe für Buchstabe zum Vorschein kamen, wie sie sie auf das obere Blatt geschrieben hatte. Die reinste Zauberei.

Und genau daran erinnerte sich Jan-Moritz, nur, dass er das ganze jetzt mit dem Holzkästchen machen wollte und zwar mit den Zeichen auf dem Deckel, aber genau andersherum: er wollte nämlich diese Zeichen auf ein Blatt Papier übertragen, damit er sie immer mit sich herumtragen könnte und jedesmal, wenn er Zeit und Lust dazu hatte oder wenn ihm etwas dazu einfiel, wollte er versuchen, die fremden Zeichen zu enträtseln. Vielleicht stand ja auch die Lösung dazu in der Schatzkarte!?

Aber als Jan-Moritz dann seinen Plan in die Tat umsetzen wollte, klappte es überhaupt nicht, entweder hielt er den Bleistift falsch, oder die Spitze war zu spitz oder das Papier zu dünn, jedenfalls brach die Spitze des Bleistifts nach den ersten Versuchen ab, vorher hatte er auch noch ein Loch in das Papier gepiekst und lesen konnte er schon garnichts: so konnte es also nicht gehen. Blöder Plan.

Aber Jan-Moritz traute sich auch nicht, die Zeichen abzuzeichnen, vielleicht machte er dabei einen Fehler und würde womöglich nie hinter deren Geheimnis kommen.

Es blieb also nichts anderes übrig, als das Kästchen hier oben zu lassen, und es gut zu verstecken und nur die Karte mit in sein Zimmer zu nehmen; also machte er sich an die Arbeit und ritzte Stück für Stück den Stoff auf, vorsichtig darum bemüht, nur nichts von dessen Inhalt zu beschädigen. Und endlich war es soweit: er konnte das Stück Papier nun ganz unter dem Stoff hervorziehen und staunte nicht schlecht:

wie er erkennen konnte, nachdem er das Papier, das zweimal gefaltet war, auseinandergefaltet hatte, war es tatsächlich eine Landkarte mit vielen Markierungen, Namen darauf, kleinen Skizzen und mehreren Kreuzen und auf der Rückseite der Karte Erklärungen vielleicht oder Wegbeschreibungen. Oder was waren das für seltsam verschlüsselte Angaben und Zahlen, die auch noch in säuberlich aufgeteilte Kästchen geschrieben waren?

Aber leider: die Karte war in SÜTTERLIN geschrieben, was Jan-Moritz natürlich nicht wissen konnte aber nichtsdestotrotz auch nicht lesen konnte. Aber immerhin erinnerte er sich, dass sein Großvater schon mal so geschrieben hatte, oder zumindest sehr ähnlich. Damit könnte sich vielleicht was anfangen lassen.

Also was nun? Allein konnte er damit auf keinen Fall zurechtkommen. Blieb die Frage, wen er in sein Geheimnis einweihen konnte, der ihm dann auch noch wirklich helfen würde ohne ihn zu verraten und ohne ihm den vermuteten Schatz wegzuschnappen. Da kam bei näherer Betrachtung nur der Großvater in Frage. Opa Herrmann würde ihm sicher helfen, er musste es nur so geschickt anfangen, dass der nicht Lunte roch und womöglich sein Geheimnis selber enträtselte…

Das musste gut, ja sehr gut überlegt werden und Jan-Moritz lehnte sich erst einmal in das Knautschsofa zurück,

um in Ruhe nachzudenken, als er auch schon dahindöste und ganz allmählich einschlief.

Der Schatz vom Ulmenhof

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