Читать книгу Inselgötter - Reinhard Pelte - Страница 7

Maul halten

Оглавление

»Von wo rufen Sie an?« Die Stimme am anderen Ende war leise und klang bedrohlich. Die Frage überraschte ihn nicht. Er wusste längst, wie der Hase lief.

»Von einem öffentlichen Münztelefon.«

»Wer sind Sie?«

Er nannte Namen und Adresse.

»Rufen Sie in einer halben Stunde noch einmal an. Vom gleichen Apparat.«

Es machte klick in der Leitung. Er legte auf und wandte sich um. In der Buchhandlung neben dem Bahnhofseingang kaufte er das Tageblatt. Den überregionalen Teil legte er beiseite. Die Nachrichten aus aller Welt interessierten ihn nicht. Er war überzeugt, es besser zu wissen. Besser als alle Korrespondenten und Nachrichtenagenturen zusammen. Sie gaben nur weiter, was ihre bezahlten Gewährsträger ihnen zuflüsterten. Woher die ihr Wissen hatten, interessierte überhaupt nicht. Aus gut unterrichteten Quellen, hieß es gewöhnlich. Einen Scheiß wussten sie.

Seine Aufmerksamkeit galt dem Regionalteil. Für ihn war es wichtiger zu wissen, mit wem der Wirtschaftsminister oder der Bürgermeister sprach, wohin sie reisten und wen sie trafen. Er versuchte, sich in seine Lektüre zu vertiefen. Zwischendurch sah er auf die Uhr. Die Zeit verging im Schneckentempo. Er war bei den Todesanzeigen angelangt. Er las die Nachrufe. Einige der Toten waren jünger als er. Er faltete die Zeitung zusammen und schlenderte an den Schaukästen vorbei durch den Tunnel, der zu den Bahnsteigen führte. Am Ende machte er kehrt und schlenderte zurück. Er sah auf die Uhr. Es war so weit. Er wählte.

»Ja«, meldete sich die Stimme von vorhin.

»Ich bin’s«, sagte er.

»Was können wir für Sie tun?«

Er schilderte sein Begehren.

»Wo finden wir ihn?«

»Er wird am Donnerstag im Zug von Hamburg nach Westerland sitzen, Ankunft in Westerland 14.04 Uhr.«

»Diese Woche?«

»Ja.«

»Kennen Sie den Mann?«

»Nein.«

»Was wissen Sie von ihm?«

»Er trifft in Westerland einen Mann. Der ist Polizist und heißt Tomas Jung.«

»Polizist? Was für ein Polizist?«

»Kripo. Kriminaloberrat.«

Am anderen Ende herrschte für einen Moment Schweigen.

»Heute Nachmittag werden Sie Besuch bekommen. Der Mann trägt eine schwarze Laptop-Tasche aus weichem Leder über der Schulter. Es wird teuer werden.«

»Wie teuer?«

»Verhalten Sie sich unauffällig. Machen Sie, was Sie immer machen. Plappern Sie nicht.«

»Was soll das? Ich …«

»Halten Sie den Mund.«

Die Leitung war tot. Er schmiss verärgert die Zeitung in den nächsten Papierkorb. Draußen stieg er in seinen Mercedes und fuhr die Bahnhofstraße entlang bis zur Kreuzung. Er bog rechts ab auf den Mühlendamm. Nach der nächsten Kurve gab er Gas und folgte Munketoft bis zur Osttangente. Von da ab war es nicht mehr weit.

Inselgötter

Подняться наверх