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EIN WEITERER SCHRITT

KhadidschE war eine sehr wohlhabende, ehrenwerte und vornehme Frau. Während der Sommer- und Wintermonate leitete sie Karawanen nach Damaskus und in den Jemen, wo sie mit Menschen, denen sie vertraute, Handel trieb. Das war alles andere als einfach, und es gehörte auch eine gehörige Portion Mut dazu. Denn im Zeitalter der Unwissenheit wurde Frauen normalerweise keinerlei Respekt entgegengebracht, und man pflegte geringschätzig auf sie herabzuschauen. Aber letztlich waren es gerade Khadidsche Handelsaktivitäten, die sie zu dem Propheten führten, dessen Bild sich ja bereits in ihrer Vorstellung abzuzeichnen begann.

Als sie nämlich wieder einmal eine Handelskarawane nach Damaskus zu entsenden plante, suchte sie händeringend nach einem vertrauenswürdigen Mann, der sich dort vor Ort in ihrem Auftrag und an ihrer Stelle um ihre Angelegenheiten kümmern sollte. Also beauftragte sie ihre Bediensteten, nach geeigneten Kandidaten Ausschau zu halten, unter denen sie selbst dann einen auswählen würde.

Als Ebu Talib von dieser „Ausschreibung“ hörte, ging er zu seinem Neffen und berichtete ihm von der einmaligen Gelegenheit: „O du Sohn meines Bruders, wir sind keine reichen Leute. Du hast es ja selbst gesehen, die Zeit hat gegen uns gearbeitet, und die letzten Jahre waren nicht gerade erfolgreich. Wir besitzen weder Grundeigentum noch einen Handel. Aber ich habe erfahren, dass eine Karawane nach Damaskus ausgerüstet werden soll, und Khadidsche nach Männern sucht, die ihre Unternehmungen leiten. Zwar sähe ich es nicht gerade gern, wenn du nach Damaskus reisen würdest, schließlich könnte dir dort etwas zustoßen, doch ich habe keine Wahl. Wenn du sie aufsuchst, bin ich mir sicher, dass sie dich aufgrund deines guten und makellosen Charakters in ihren Dienst nehmen wird.“ Muhammed, der Vertrauenswürdige, war einverstanden, und so brachte Ebu Talib die Dinge ins Rollen. Da er ganz sicher gehen wollte, überlegte er sich, ʿĀtike bint ʿAbd el-Muṭṭalib, die Tante des Propheten Muhammed, als Vermittlerin einzuschalten. Sie war mit Khadidsches Bruder (dem Vater von Zubeyr ibn el-Awwam) verheiratet und sollte bei Khadidsche für Muhammed werben.

Anschließend wandte sich Ebu Talib persönlich an Khadidsche. Er wollte ihr versichern, dass Muhammed der vertrauenswürdigste Mensch in Mekka war, und deshalb einen höheren Lohn verdiene. Ebu Talib wusste genau, wie viel Geld Khadidsche gewöhnlich für diese Art Arbeit zahlte, und er war fest entschlossen, für Muhammed das Doppelte zu verlangen. Nachdem man die üblichen Begrüßungsformeln ausgetauscht hatte, kam er auf die Angelegenheit zu sprechen und lobte die Tugenden seines Neffen überschwänglich. Khadidsche wiederum zeigte sich hocherfreut. Sie ahnte, dass ihr hier genau derjenige präsentiert wurde, nach dem sie so lange gesucht hatte. Sie konnte ihr Glück kaum fassen und war sich in diesem Moment absolut sicher, dass ihr hier etwas angeboten wurde, was sie nicht ablehnen konnte. Der Augenblick, auf den sie ihr ganzes Leben lang gewartet hatte, war gekommen. Selbst wenn Ebu Talib für die Dienste Muhammeds all ihre Reichtümer verlangt hätte, hätte sie sie ihm wohl ohne Zögern gegeben. Doch Ebu Talib war vergleichsweise bescheiden: „O Khadidsche, ich habe gehört, dass du für diese Arbeit normalerweise zwei Kamele Lohn zahlst. Mein Neffe aber ist Muhammed, der Vertrauenswürdige, und deshalb möchte ich, dass du ihm das Doppelte gibst.“ Sollte sie etwa mit ihm handeln, wo sie sich doch so glücklich schätzen durfte? Sollte sie um Kamele feilschen, wo sich ihr doch gerade eine Tür zur vollendeten Glückseligkeit in dieser wie auch in der kommenden Welt öffnete? Natürlich nicht, also antwortete sie ihm: „O Ebu Talib, du bittest mich um einen Lohn, den ich selbstverständlich leicht aufbringen kann. Ich schwöre dir, ich hätte dir noch viel mehr gegeben, wenn du es nur gefordert hättest.“18

Anschließend befahl Khadidsche ihrem meistgeschätzten Diener, Meysera, Muhammed auf der Reise nach Damaskus zu begleiten. Wiederholt schärfte sie ihm ein, ihr später über jedes Detail ihrer gemeinsamen Reise zu berichten. Denn sie wusste, dass sie die günstige Gelegenheit, Muhammed so nahe sein zu können, ergreifen musste.

18 Ibn Saʿd, Eṭ-Ṭabaqātuʼl-Kubrā, 1/130.

Khadidsche

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