Читать книгу Durch die Mauer – Als Anwalt für die Kirche - Reymar von Wedel - Страница 6

5. Der Kirchentag und die DDR

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1961 sollte ein Kirchentag in Berlin stattfinden. Aber die Regierung der DDR bot plötzlich stattdessen Leipzig an. Dort hatten die Christen 1954 aus ganz Deutschland glücklich miteinander gefeiert. Auch Politiker aus den beiden deutschen Staaten hatten teilgenommen. Staatspräsident Wilhelm Pieck und Bundestagspräsident Hermann Ehlers hatten neben-einander gesessen. Der spätere Bundespräsident Gustav Heinemann hatte Bibelarbeiten gehalten. Auch Scharf war damals begeistert. So hätte ein Kirchentag in Leipzig ein schönes Vorbild und ein Zeichen der Zusammengehörigkeit aller Christen in Deutschland und damit der EKD werden können.

Aber die Regierung der DDR wollte die Zahl der Teilnehmer aus der Bundesrepublik begrenzen. Sie wollte auch Einfluss auf ihre Auswahl ihrer Teilnehmer nehmen. Einige Prominente, wie Dibelius und Kunst (Bevollmächtigter der EKD in Bonn), sollten von vornherein ausgeschlossen sein. Die großen Messehallen in Leipzig sollten für Veranstaltungen des Kirchentages geschlossen bleiben. Das konnte die Kirche nicht hinnehmen. Sie blieb daher endgültig bei Berlin. Scharf teilte dies dem Staatssekretär für Kirchenfragen mit. Darauf erklärte die Regierung der DDR durch Walter Ulbricht, der Kirchentag dürfe nicht in Ostberlin stattfinden.

Die Kontrollen dahin wurden tatsächlich während des Kirchentages für alle Teilnehmer radikal verschärft. Dennoch gelang es Zehntausenden, aus der DDR nach Ostberlin zu kommen. Sie kamen über die Felder zwischen den Straßen und Eisenbahnlinien und strömten noch weiter über die Sektorengrenzen nach Westberlin. Zehntausende kamen auch aus der Bundesrepublik. Sie drängten nun ihrerseits nach Ostberlin. Die Innenstadt über die Museumsinsel hinaus war schwarz von Kirchentagsbesuchern.

Im Dom, in der Marienkirche und in der Sophienkirche fanden die Eröffnungsgottesdienste statt. Drei Tage konnten die Besucher in Kirchen- und Gemeindehäusern diskutieren. Am Schlusstag versammelten sich hunderttausend Besucher im Westberliner Olympiastadion. Scharf predigte von der Stelle aus, wo sonst Fußballspiele angestoßen werden. Sein Schlusssatz lautete: »Nun geht zurück in eure Gemeinden, wo Gott euch hingestellt hat.« Die Regierung der DDR griff nicht ein. Erst später erklärte Walter Ulbricht, der Kirchentag habe die Errichtung der »Friedensgrenze« verzögert.

Durch die Mauer – Als Anwalt für die Kirche

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