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8. Freikauf durch die Kirche

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Darauf beschloss Scharf, einen eigenen Weg zu suchen. Er hatte von dem früheren Anwalt in Ostberlin Dr. Wilhelm Stark gehört, dass ein Ostberliner Anwalt, Wolfgang Vogel, enge Kontakte zum Generalstaatsanwalt der DDR unterhielt. Dieser hatte ihm einen Auftrag des sowjetischen Spions Abel verschafft. Abel sollte gegen den Piloten der USA, Powers, ausgetauscht werden. Stark empfahl, mit Vogel Kontakt aufzunehmen.

Da Scharf ausgewiesen war, schickte er mich zu Vogel. Zur Vorbereitung sah ich die Haftakte durch. Darin lagen nicht nur die Fürbittliste, sondern auch die Briefe an den Ratsvorsitzenden zu anderen Haftfällen. Auch der Bevollmächtigte der EKD in Bonn, Bischof Hermann Kunst, hatte sich an Präses Scharf gewandt und Namen genannt. Ich stellte eine Liste aktueller und dringender Fälle zusammen und besprach sie mit meinem Chef. Mein erster Besuch fand am 21. Juni 1962 statt.


Wolfgang Vogel

Als Westberliner durfte ich Ostberlin nicht betreten. Bundesbürgern war dieses jedoch erlaubt. Ich hatte mir daher einen Stuttgarter Ausweis beschafft und legte ihn den Grenzbeamten vor. Ich erklärte ihnen, dass ich den Kollegen Wolfgang Vogel besuchen wollte. Der Beamte ließ mich warten. Er wollte sich offenbar rückversichern und mit einem Vorgesetzten telefonieren. Dann durfte ich passieren. Am späten Nachmittag kam ich in Alt-Friedrichsfelde 112 an. Das Haus war mehr eine Bruchbude. Eine steile Stiege an der hinteren Ecke führte zum Büroeingang.

Vogel selbst war nicht da. Im Vorzimmer saß Klaus Hartmann, damals Bürovorsteher, später selbst anwaltlicher Mitarbeiter. Er begrüßte mich freundlich, ließ sich aber auf kein Gespräch ein. Er konnte ja nicht wissen, wer ich war. Dann erschien der Chef. Ich wurde in ein elegantes kleines Sprechzimmer geführt und sagte mein zurechtgelegtes Sprüchlein auf. Ich sei Anwalt aus Stuttgart und vertrete eine Gruppe von Industriellen, die sich für politische Gefangene in der DDR engagieren wollten. Ich hätte auch einige Namen mitgebracht, ob er helfen könne.

Vogel erzählte mir gleich, das Justizministerium habe angerufen und mich angekündigt. Diese Offenheit beeindruckte mich. Ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen meiner kleinen Schwindelei. Also platzte ich heraus. »Ich bin nicht aus Stuttgart, sondern aus Westberlin. Ich habe auch nichts mit der Industrie zu tun, sondern mich schickt der Präses Scharf.«

Vogel lachte. Die Sache mit den Stuttgarter Industriellen wäre ihm auch schon spanisch vorgekommen. Dass die Kirche sich um ihre Leute kümmere, leuchtete ihm viel mehr ein. Er habe ja auch schon Kirchenmitglieder verteidigt, und von Präses Scharf habe er auch schon gehört. Ich sollte ihm Näheres über die Gefangenen erzählen. Ich holte also meine Liste heraus und beschrieb die Fälle.

Vogel erklärte mir, dass nur rechtskräftig Verurteilte freigelassen würden. Über diese befinde der Generalstaatsanwalt Josef Streit, mit dem er, Vogel, verhandle. In Einzelfällen könne Streit allein entscheiden, aber bei großen Gruppen müsse er das Zentralkomitee der SED befragen. Mit diesem habe er aber auch Kontakt. Ich legte ihm nunmehr die Liste mit unseren Gefangenen vor.

Dazu fragte Vogel mich, ob ich auch mit der katholischen Kirche zusammenarbeiten würde. Ich sagte: »Selbstverständlich!« Ich wusste, dass mein Chef öfter mit einem Prälaten zusammentraf, wenn es um Ostsachen ging. Ich hatte ihn schon abends die Freitreppe in der Jebensstraße, dem damaligen Sitz des Konsistoriums, hochstapfen sehen. Ja, sagte Vogel, das könnte derselbe sein, den er auch kenne. Der heiße Johannes Zinke und säße tagsüber im St. Hedwig-Krankenhaus. Er hätte was mit der Caritas zu tun. Abends fahre er immer nach Westberlin zurück.

Dann berichtete ich von Dr. Wilhelm Stark. Vogel kannte und schätzte ihn; dann erzählte er von Rechtsanwalt Jürgen Stange, mit dem er schon einige Fälle gelöst habe. Es war schon spät geworden. Ich musste an die Rückkehr denken. Es gab ja für West-Besucher eine Sperrstunde. Wir verabredeten, dass ich mich mit Stange kurzschließen sollte. Vogel erklärte mir, dass er auch mit dem Prälaten Zinke vom Caritas verhandle. Wir verabredeten, dass wir diesen gemeinsam besuchen wollen. An den Katholiken schien Vogel viel zu liegen, er selbst war Katholik.

Es war nach Mitternacht, als ich nach Haus kam. Meine Frau war schon etwas besorgt. Sie wusste, dass ich in den Osten gefahren war. Das war damals noch sehr ängstigend. Auch war ich ja sozusagen illegal unterwegs, das heißt mit einem falschen Ausweis und dann noch im Auftrag des im Osten unerwünschten, weil als gefährlich angesehenen Präses Scharf. Aber ich war ganz euphorisch. »Wir werden Gefangene befreien«, sagte ich. »Denk mal, was das bedeutet. Stell dir vor, einer von uns säße in Haft, noch dazu bei den Kommunisten.« Das leuchtete ihr ein.

Am nächsten Morgen berichtete ich dem Präses. Er war überrascht und erfreut. Endlich einmal ein Lichtblick im Osten. Er wusste aus der Nazi-Zeit und auch aus den ersten Jahren nach dem Krieg, was es bedeutete, wenn Gefangene freigelassen werden. Es ging nicht nur um den Einzelnen, sondern es gab Hoffnung für andere Inhaftierte, und es gab auch Mut für Leute, die etwas wagen wollten.

Er sah auch, dass mich diese Sache stark beschäftigen würde. Darum stellte er mich von anderen Aufgaben frei. Als Realist fragte er, was die andere Seite denn als Gegenleistung verlangt habe. Das hatte ich in meiner Naivität und Euphorie verdrängt. Davon war auch im Gespräch mit Vogel nicht die Rede gewesen. »Das wird noch kommen«, sagte der Präses. »Umsonst machen die Kommunisten das nicht.«

Wie mit Vogel verabredet, rief ich Stange an. Wir trafen uns in seinem Stammlokal »Hongkong«, Kurfürstendamm. Stange war ungemein freundlich. Er brillierte mit Witzen über die DDR. So sprach er nur vom ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaat. Es zeigte sich, dass er Kontakte zur Bundesregierung hatte. Es war von Rainer Barzel (Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen 1962–1963) die Rede und von seinem Referenten, Ludwig Rehlinger.

Mindestens einmal wöchentlich fuhr ich mit Stange zusammen nach Ostberlin. Dazu hatte uns Vogel freie Durchfahrt durch die Sektorengrenze vermittelt. Danach hockten wir in Vogels Büro zusammen und besprachen unsere Fälle. Die Stimmung war locker. Bald waren wir auf du und du. Das war übrigens für Ostverhältnisse nichts Besonderes. Die Leute, die ich kennenlernte, waren alle viel freier miteinander, als ich dies aus dem Westen gewohnt war. Es war mehr Wärme in den persönlichen Beziehungen, so als ob sich die Menschen unter einer Decke gegenüber den Unbilden des offiziellen Lebens zusammenkuscheln wollten.


Johannes Zinke

Um mich mit dem Prälaten Zinke bekannt zu machen, traf ich mich mit Vogel im Ratskeller. Um 15 Uhr waren wir bei Zinke im Hedwig-Krankenhaus angemeldet. Dort saß der Prälat an einem gewaltigen Schreibtisch mit vielem Papier. Er sah so aus, wie man sich einen Prälaten vorstellt. Massig, mit wehendem weißen Haar und mit rotem Gesicht. Aber schon seine Stimme ließ aufmerken. Tief und sonor klang es mir entgegen: »Ich freue mich, mein lieber Freund, Sie kennenzulernen, noch dazu in einer so guten Sache. Ich kenne Ihren Präses, der ist die Säule der evangelischen Kirche.«

Dabei musterte er mich etwas misstrauisch. Wie ich später erfuhr, hatte er kürzlich mit einem evangelischen Pastor Ärger gehabt, weil der zu unvorsichtig gewesen war. Als Vogel darauf hinwies, dass ich Jurist sei, schien er etwas beruhigt. Er traute den Theologen in geschäftlichen Sachen wohl nicht so sehr. Dann kam er auf einen katholischen Pfarrer zu sprechen, der beim Schmuggeln erwischt worden war und nun in Haft saß.

Zinke forderte mich auf, ihn einmal in der Ahornstraße in Charlottenburg zu besuchen. Dort hatte er sein Westberliner Büro. Offenbar war er nicht ganz sicher, ob er im Osten nicht abgehört würde. Für Telefongespräche empfahl er Latein. Das könnten die Genossen mit Sicherheit nicht. Glücklicherweise hatten sowohl Vogel als auch ich das humanistische Gymnasium besucht und konnten so seine Brocken verstehen, zum Beispiel wenn er fragte: »Est avis in oriente parte?« (Ist der Vogel im östlichen Teil?). Auch sprach er nur von den Advocati.

Da ich eine Liste mit evangelischen Gefangenen übergeben hatte, ging es in der Sache darum, ob wir einige katholische Namen hinzufügen konnten. Dazu war ich selbstverständlich gern bereit. In Erinnerung an mein Gespräch mit Präses Scharf fragte ich, ob sich die katholische Kirche auch an etwaigen Gegenleistungen beteiligen würde. Zinke sagte zu, und einer guten Zusammenarbeitstand nun nichts mehr im Wege.

In den nächsten Wochen fuhr ich regelmäßig zu Vogel. Über unsere Liste erfuhr ich zunächst nichts. Wir hatten aber unabhängig davon eine Menge Mandanten, aus Ost und West oder mit Angehörigen im Westen. Die Post wurde kontrolliert, und die Telefonleitungen waren gekappt. So diente ich als Bote, übernahm aber auch einige Mandate im eigenen Namen. Es gab viele Ost-Leute mit Westproblemen, zum Beispiel familiärer Art. Angehörige wurden gesucht. Unterhaltsansprüche waren geltend zu machen. Es gab sogar Häftlinge in Moabit, die aus dem Osten stammten und die ich besuchen konnte. Vogel war darüber sehr froh. Das Schicksal seiner Mandanten ließ ihn nicht kalt, sondern bewegte ihn.

Eines Abends im April, als wir wieder einmal zusammentrafen, war ein vierter Mann da. Er stellte sich als Heinz Krügeler vor. Er sei der Verbindungsmann zum Zentralkomitee (ZK) und sei auch für den Ost-West-Handel zuständig. In Wirklichkeit hieß der Mann Heinz Volpert. Er war der Beauftragte des MfS und bis zu seinem Tod 1986 unmittelbar dem Minister Erich Mielke unterstellt.

Er wollte uns einmal kennenlernen. Das wäre wichtig für die Entscheidung über unsere Wünsche. Heinz war in unserem Alter, eher etwas jünger, also damals Mitte dreißig. Er sprach leicht sächsisch oder genauer gesagt, thüringisch. Er stammte aus Weimar und war ein waschechtes Mitglied der Arbeiterklasse. Aber er war sehr gepflegt gekleidet und sprach recht gebildet. Sein Lieblingswort war »exakt.« Wir nannten ihn Heinz.

Eines Tages kam Heinz gleich zur Sache. Im ZK sei grundsätzlich entschieden worden, dass unsere Gefangenen entlassen werden könnten. Arnold sei allerdings nicht dabei. Hier müsste erst das Verfahren abgewartet werden. Aber wenn wir uns über die anderen einigen würden, stiegen natürlich auch seine Chancen.

Mir passte das nicht, denn Frau Arnold hatte dringend um Hilfe gebeten. Aber ehe ich noch etwas sagen konnte, fuhr Heinz fort. Auch die DDR hätte natürlich Wünsche. Wenn sie uns entgegenkäme, müssten wir auch ihr helfen. Das sei ja wohl gerecht. Schließlich hätten die Gefangenen auch Schaden angerichtet. Einige wollten sogar ausreisen, obwohl ihnen die DDR eine gute Ausbildung finanziert hätte. Kurz und gut, er erwartete eine wirtschaftliche Gegenleistung.

Was er denn haben wollte, fragte ich zurück. Ja, sie brauchten gerade Kalisalz, für die Landwirtschaft Ich wusste zwar nicht, wie ich das beschaffen sollte, aber ich dachte mir, das kann doch nicht so schwer sein. Also versprach ich, es zu versuchen. Wieviel es denn sein sollte, fragte ich. Drei Waggons, antwortete Heinz. Das sei für 15 Häftlinge – um die ging es – angemessen. Ich sollte mich mal bei unseren Wirtschaftsfachleuten erkundigen. Ahnungslos, wie ich war, gab ich mich zunächst zufrieden, und wir vertagten uns auf die nächste Woche.

Am nächsten Morgen fragte ich meinen Präses. Von Kali verstand er natürlich auch nichts. Aber er erinnerte sich an seine Verhandlungen mit der Wirtschaftskommission der DDR und an den Mann, der sie später weitergeführt hatte, an Ludwig Geißel, Direktor der Wirtschaftsabteilung des Diakonischen Werkes in Stuttgart. Er rief gleich dort an und avisierte mich zu einem Gespräch. Ich flog also nach Stuttgart. Es war Mai 1964.


Ludwig Geißel

Geißel empfing mich skeptisch. Er führte Verhandlungen in allen Kontinenten, wohin das Diakonische Werk Entwicklungs- und Kata-stro-phen-hilfe leistete. Das DDR-Geschäft war nur ein Ausschnitt aus seiner Verantwortung. Er hatte schon verschiedene Funktionäre kommen und gehen sehen. Er wusste also, wo die Genossen der Schuh drückte. Sie brauchten Devisen, und sie brauchten hochentwickelte Industriewaren. Es gab ständig irgendwo Löcher und Engpässe, die gestopft werden mussten. Der Kali-Wunsch wunderte ihn also nicht. Diese Ware konnte beschafft und geliefert werden.

Aber wie ich mir das dächte, Menschen gegen Waren, auf Deutsch Menschenhandel. Das wäre doch unmoralisch. Das könne gerade die Kirche nicht machen. Er verstünde nicht, dass ein Theologe wie Präses Scharf auf so eine Idee kommen könne.

Ich antwortete ihm, Scharf sei der Ansicht, in der DDR seien die politischen Gefangenen die Nächsten, die am meisten Hilfe benötigten. Diesen wolle er helfen. Die Mittel dafür würde er beschaffen.

Geißel ließ sich überzeugen. Er werde das erwünschte Kali beschaffen Dazu müsse er aber eine Genehmigung des Bundeswirtschaftsministe-riums beantragen. Das erforderliche Geld müsse allerdings Scharf als Ratsvorsitzender bereitstellen. Es handle sich ja um eine Aufgabe der EKD.

Von diesem Ergebnis berichtete ich Scharf. Dieser war erfreut und versprach, die erforderlichen Mittel über den Rat der EKD bereitzustellen. Von dieser Zusage informierte ich Vogel. Dieser berichtete dem Generalstaatsanwalt der DDR. Dieser wiederum ordnete die Entlassung der vereinbarten Gefangenen an. Soweit sie in den Westen entlassen werden wollten, durfte ich sie in der Haftanstalt des MfS abholen. Soweit sie Angehörige ersten Grades hatten, durften diese nachreisen.

Auf diese Weise gelang es uns, 107 politische Gefangene zu befreien. Es waren überwiegend kirchliche Mitarbeiter oder Gemeindeglieder. Wir nahmen aber auch andere Notfälle auf, von denen wir erfuhren oder die Vogel uns benannte.

Für mich war es ein Erlebnis, als ich das erste Mal in das Gefängnis fuhr. Ein großes Tor aus Eisenblech öffnete sich. Ich kam auf einen kahlen Hof, der von allen Seiten von vergitterten Fenstern umgeben war. Kein Gesicht zeigte sich. Dann öffnete sich eine schmale Tür im Erdgeschoss. Ein finsterer Typ kam heraus und forderte mich auf, ihm zu folgen. Über eine Reihe von düsteren Gängen erreichten wir schließlich ein im Plüschstil eingerichtetes Sprechzimmer. Kurz darauf wurde der Häftling, den ich abholen wollte, hereingeführt.

Ich begrüßte ihn mit Handschlag und versuchte dann, seine Identität festzustellen. Dann bemühte ich mich, etwas persönlichen Kontakt anzuknüpfen. Ich sagte, wer ich sei, ein Anwalt im Auftrag der evangelischen Kirche. Er werde vorzeitig entlassen. Ich wolle ihn nach Westberlin bringen. Der Häftling war schon etwas vorbereitet. Aber er konnte es noch nicht glauben. Bisher war das noch niemandem aus diesem Haus passiert. Jedenfalls hatte man nicht davon erfahren. Doch der Beamte bestätigte, was ich gesagt hatte.

Dann konnte der Häftling seine Sachen nehmen, folgte mir auf den Hof, sah meinen Wagen mit Westnummer und konnte einsteigen. Als wir das große Blechtor passiert hatten, löste sich die Spannung. Ich sollte erzählen und erklären. Viel konnte ich nicht sagen. Bei wem er sich denn bedanken könne. Ich sagte, bei Präses Scharf. Mittlerweile waren wir durch die Karl-Marx-Allee über den Alexanderplatz zum Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße gerollt. Die Schranke ging auf. Wir wurden schon erwartet. Hundert Meter weiter waren wir im Westen, am Moritzplatz. Dann ging es zum Konsistorium, wo die Angehörigen warteten.

Der ganze Vorgang wiederholte sich einige Male. Zwischendurch transportierte ich auch andere Häftlinge, die zum Beispiel wegen Haftende oder Krankheit entlassen wurden.

Unsere kleine Aktion fing an, sich auszubreiten. Präses Scharf schickte mich zu Heinrich Albertz. Schließlich gab es auch auf der westlichen Seite der Mauer Beamte, die informiert werden mussten. Viele Bürger wandten sich damals auch an den Senat. Heinrich Albertz, in seinem ersten Beruf Pfarrer, war damals Innensenator und ab 1966 Regierender Bürgermeister. Er wurde einer unserer besten Helfer.

Aber es gab noch viele andere Gefangene. Dabei muss ich betonen, dass es nicht nur um kirchliche Mitarbeiter oder Inhaber kirchlicher Ehrenämter ging. Jeder, der sich an die Kirche wandte, konnte in unsere Aktion einbezogen werden. Sogar einen Agenten des Verfassungsschutzes, der sich in besonderer persönlicher Not befand, setzten wir auf unsere Liste. Es waren insgesamt 107 Namen. Schließlich hatten wir das erfüllt, was wir uns vorgenommen hatten. Allerdings waren die kirchlichen Mittel nun erschöpft.

Durch die Mauer – Als Anwalt für die Kirche

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