Читать книгу Durch die Mauer – Als Anwalt für die Kirche - Reymar von Wedel - Страница 7
6. Nach dem Mauerbau
ОглавлениеAm 13. August 1961 errichtete die DDR die Berliner Mauer. Viele Bürger versuchten, nach Westberlin zu fliehen. Viele von ihnen wurden dabei festgenommen, einige sogar erschossen. Dagegen protestierte Scharf zusammen mit anderen Theologen in einem öffentlichen Telegramm Darin forderte er die DDR auf, die Festgenommen freizulassen und Möglichkeiten zu schaffen, deren getrennte Familien zusammenzuführen.
Darauf wurde Scharf zum Oberbürgermeister in Ostberlin vorgeladen. Dieser erklärte ihm im Beisein des Polizeipräsidenten, die Regierung könne seine Erklärung nicht hinnehmen. Wenn ihm die Politik der DDR nicht gefalle, könne er die DDR verlassen. Scharf lehnte dies jedoch ab und bat erneut, die Gefangenen freizulassen. Dies lehnte der Oberbürgermeister ab.
Als Ratsvorsitzender der EKD wollte Scharf an einer Sitzung in Westberlin teilnehmen. Er beantragte daher eine Genehmigung, die Grenze nach Westberlin zu überschreiten. Diese wurde ihm auch erteilt. Als er jedoch am 31. August 1961 nach Ostberlin zurückkehren wollte, wurde er von zwei Beauftragten des Ministeriums für Staatssicherheit zurückgeschickt. Ihm wurde sein Ausweis abgenommen.
Er war damit ausgewiesen, obwohl es dafür keine verfassungsrechtliche Grundlage gab. Die Ausweisung war ein Akt der Willkür.
In Westberlin bemühte sich Scharf sofort, den Kontakt mit der Ostregion wieder herzustellen. Mit einem ersten Versuch beauftragte er mich. Über einen Kurier verabredete ich ein Treffen mit einem Ostberliner Theologen; wir wollten uns auf der Bundesstraße 5 nach Hamburg treffen. Dies sollte an einem bestimmten Kilometerstein geschehen. An diesem Treffpunkt traf ich mich mit dem Oberkirchenrat Hootz aus der regionalen Kirchenleitung im Osten. Ich übergab ihm Urkunden und Medikamente, die in der DDR nicht zu erhalten waren. Als wir uns trennen wollten, bemerkten wir, dass in der Nähe ein Mann von einem Baum hinabstieg. Er hatte uns offensichtlich beobachtet. Hootz kehrte nach Ostberlin zurück, wurde kurz kontrolliert, konnte aber weiterfahren. Ich fuhr über Helmstedt nach Westberlin zurück.
Dieser Versuch konnte nicht wiederholt werden. Scharf fand aber bald andere Wege. So bat er die Geistlichen der Besatzungsmächte um Hilfe. Diese wurden an der Sektorengrenze nicht kontrolliert. Insbesondere der französisch-reformierte Pfarrer brachte jeden Monat einen Koffer mit Bannware zu dem oben genannten Theologen Hootz. Auch der Seelsorger der schwedischen Gesandtschaft war als Kurier tätig. Für den laufenden Verkehr der Kirchenleitungen sandten Bruderkirchen aus dem Westen Vikare. Diese durften nach Ostberlin einreisen. Sie berichteten jeweils der anderen Region. Da sie jede Woche ausgewechselt wurden, bemerkte die Grenzpolizei sie lange Zeit nicht. Später wurden sie aufgrund der Auflockerung durchgelassen.