Читать книгу Durch die Mauer – Als Anwalt für die Kirche - Reymar von Wedel - Страница 8
7. Der Kampf für die Gefangenen der DDR
ОглавлениеDie Mauer hatte viel Leid gebracht. Jeder Widerstand, ja, jede Unmutsäußerung, war brutal unterdrückt worden. Jeder Versuch, in den Westen zu gelangen, wurde gerichtlich verfolgt. Die Gefängnisse waren voll. Unter den Häftlingen waren viele, die der Kirche nahestanden. Aber auch andere Menschen in Bedrängnis setzten ihre Hoffnung auf die Kirche.
Scharf hatte persönliche Erfahrungen aus der Nazi-Zeit. Darum setzte er sich so ausdauernd für Gefangene ein. Zu Hitlers Zeiten hatte Scharf ständig in der Prinz-Albrecht-Straße vorgesprochen, wo die von der Gestapo festgesetzten Pastoren einsaßen. Er war selbst sieben Mal verhaftet worden. Aus der Zeit der Bekennenden Kirche stammte auch die Tradi-tion der Fürbittliste für die Gefangenen. Die meisten Gemeinden, vor allem im Westen, wo es keine kirchlichen Häftlinge mehr gab, hatten aufgehört, sie im sonntäglichen Gottesdienst zu verlesen. Aber der Präses hielt eisern daran fest. So wusste er stets, wer aus der Kirche inhaftiert war.
Scharfs letzter Auftrag hierzu war ihm von der Gemeinde in Schmöckwitz erteilt worden. Gemeindeglieder waren verhaftet worden, weil sie angeblich versucht hatten, auf einer Schiffsreise nach Dänemark zu fliehen. Zwei von ihnen waren mit acht Jahren Zuchthaus bestraft worden. Da Scharf ausgewiesen war, wandte er sich an das Rechtsschutzbüro des Ministeriums für gesamtdeutsche Fragen und teilte diesem den Tatbestand mit. Das Rechtsschutzbüro teilte ihm in diesem Zusammenhang mit, dass ein Beauftragter mit einem Ostberliner Anwalt über die Freilassung von Gefangenen verhandle, mit einer baldigen Einigung sei aber nicht zu rechnen.
Scharf wandte sich zunächst an das Bundeswirtschaftsministerium und bat zu klären, ob im Zusammenhang des Interzonenhandels etwas für die politischen Gefangenen der DDR getan werden könne. Auf diese Frage erhielt der Beauftragte des Interzonenhandels keine Antwort. Wie ich später erfuhr, hatte Walter Ulbricht den Vorschlag für die Gefangenen abgelehnt.