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Zwei bereichernde Worte
ОглавлениеZwei hebräische Worte können uns dabei helfen, das meditative Gebet besser zu verstehen: hagah und siach. In der englischen Bibel werden beide Begriffe meist einfach mit „meditieren“ übersetzt. (Im Deutschen häufig mit „nachsinnen“ – AdÜ). Dabei haben diese beiden hebräischen Worte eine Vielzahl von Nuancen: knurren, seufzen, murmeln, hersagen, sprechen und sogar gurren wie die Tauben (Jes 59,11).
Oft betonen die Begriffe die stille Betrachtung der Werke Gottes in der Natur (Ps 143,5; 145,5) oder in Gottes Wort (Ps 119,15.23.27.48.78.148 – Elb). An anderen Stellen geht es um ein hörbares Murmeln, vor allem wenn die Tora, das Gesetz Gottes, der Gegenstand der Meditation ist: „Und lass das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem Munde kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, dass du hältst und tust in allen Dingen nach dem, was darin geschrieben steht“ (Jos 1,8).
Dieser Abschnitt aus dem Buch Josua unterstreicht ein zentrales Element der biblischen Haltung zur Meditation: den Gehorsam.2 Das steht in krassem Gegensatz zu den verschiedenen Formen der Meditation in den Religionen dieser Welt. Die biblische Betonung liegt immer auf einer ethischen Veränderung, einer charakterlichen Entwicklung und dem Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes.
Der Philosoph Ken Bryson aus Neuschottland bemerkt: „Die Meditation im Alten Testament bewegt sich in der Stille, um bei einem geistlichen Wort zu verharren, nämlich den Geboten, Weisungen, Worten und Gesetzen der Tora.“ Im biblischen Zeugnis haben wir also dieses doppelte Wesen der Meditation: Stille und Handeln. Deshalb versuche auch ich, die christliche Meditation immer als „Hören und Gehorchen“ zu definieren. Immer geht es um diese zweifache Betonung. Einerseits werden wir zum Schweigen gerufen, zur Stille, zum Ablegen aller „kreatürlichen Aktivität“, wie es die frühen Schreiber oft formuliert haben. Andererseits sollen wir handeln, uns recht verhalten, dem Willen und Weg Gottes gehorchen. Hören und gehorchen. Immer hören und gehorchen. Das ist es, was wir aus hagah und siach lernen.
O, dass unsere Herzen und Sinne doch auch mit dem Verlangen des Psalmisten erfüllt wären: „Lass dir wohlgefallen die Rede meines Mundes und das Gespräch meines Herzens vor dir, Herr, mein Fels und mein Erlöser“ (Ps 19,15).