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Worum es dem Ego geht

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Sie von Ihrer Besonderheit zu überzeugen – darin besteht das geheime Spiel des Ego und es kann von diesem Spiel gar nicht genug bekommen. In dem einen Moment sind Sie die oder der Beste, im nächsten Moment sind Sie nichts wert. In der einen Situation glauben Sie, Sie wüssten es am besten, in der nächsten unterwerfen Sie sich wehrlos den Vorstellungen anderer. Ob Sie in depressive oder großartige Besonderheit verfallen, hängt vom Kontext ab. Vielleicht neigen Sie in Ihrer Ehe zur Grandiosität und dominieren oder tyrannisieren Ihren Partner. Doch kaum sind Sie bei der Arbeit, schlägt dies in depressive Besonderheit um: Sie buckeln vor Ihrem Vorgesetzten und fühlen sich als Opfer.

Das Ego ist nicht etwa eine schlechte Sache – genau genommen ist es gar keine Sache. Es ist einfach ein sich ständig neu bildendes Verstandeskonstrukt, das auf der unbewussten Identifikation mit den Geschichten basiert, die Sie sich selbst (in lediglich leicht abgewandelter Form) seit Ihrer Kindheit erzählt haben. Natürlich ist jeder von uns einzigartig und insofern auch etwas Besonderes. In diesem Kontext beziehe ich mich allerdings auf die Besonderheit, die das Ego Ihnen aufdrückt. Es geht um die emotionale Ausprägung Ihres Gefühls der Getrenntheit, egal, ob Sie sich besser oder schlechter als andere fühlen. Beide Pole haben einen starken Einfluss darauf, wie Sie sich sehen und wie Sie auf Menschen und Situationen reagieren. Wenn Sie sich überlegen fühlen, neigen Sie zu Wut und Ungeduld, im umgekehrten Fall zu Konformität und Verschlossenheit.

Das Problem ist, dass wir dieses Bedürfnis, etwas Besonderes zu sein, nur selten durchschauen und ihm kaum entgehen können. Stattdessen verbringen wir unser gesamtes Leben damit, uns wichtig oder unwichtig, glücklich oder unglücklich (und in jedem Fall irgendwie besonders) zu fühlen – verleitet von nahezu jedem unserer Gedanken. Wir identifizieren uns unbewusst mit unseren Gedanken darüber, wer wir sind (oder nicht sind), und wir werden zu dem, was sie uns einflüstern.

Wenn es um Heilung geht, hat Ihr Ego – gelinde gesagt – nicht immer Ihr Bestes im Sinn. Es ist ihm ziemlich gleichgültig, ob Sie gesund werden oder inneren Frieden verspüren. Wichtig ist ihm allein, dass Sie sich auf irgendeine Weise besonders fühlen. So erzählt es Ihnen vielleicht, dass Sie es alleine schafften und niemand anderen bräuchten oder dass Sie besondere Aufmerksamkeit und die besten Ärzte verdient hätten oder dass Sie eine Kämpfernatur seien und allen Widrigkeiten zum Trotz siegen würden. Es wird Ihnen alles erzählen, was nötig ist, um Ihr Gefühl der Überlegenheit und Selbstgefälligkeit zu stärken. Wenn Ihr Ego es nicht schafft, Ihnen Geschichten über Ihre Überlegenheit zu verkaufen, dann sucht es eben nach solchen, die Ihnen ein Minderwertigkeitsgefühl vermitteln. Es lenkt Ihre Gedanken auf Geschichten, in denen Sie sich schwach und wertlos fühlen – eine Last und Bürde für andere, ein Versager, unattraktiv, unfähig, dumm …

Dem Ego ist es ziemlich egal, dass diese Eigenbewertungen zur Folge haben, dass Sie tatsächlich entweder selbstgefällig werden oder unglücklich. Es ist ihm egal, dass die meisten seiner Geschichten harte und extreme Urteile beinhalten. Das Einzige, was ihm wirklich etwas bedeutet, ist sein eigenes Weiterbestehen, und dazu müssen Sie glauben, dass Sie eine überlegene oder minderwertige Person seien.

Es geht dem Ego um Identität – nicht um Gewahrsein oder darum, wer Sie wirklich sind. Und ob Sie nun unglücklich und beschämt oder stolz und selbstgefällig sind: Jede Identität ist auf ihre Art etwas Besonderes. Das Ego kann nicht zulassen, dass Sie vollkommen präsent werden, weil es in dem Moment, in dem dies eintritt, in den Hintergrund gerät und es nur noch reines Sein oder Gewahrsein gibt. Und das versetzt Ihr Ego sozusagen in Todesangst, weil es sein Verhältnis zum Gewahrsein noch nicht verstanden hat.

Die Kraft der Präsenz

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