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Beispiel: Brustkrebs

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Ich kenne eine Frau, die mittlerweile 82 Jahre alt und mir eine ständige Quelle der Inspiration ist. Ihr Körper leidet seit sieben Jahren an Metastasen bildendem Brustkrebs. Dennoch begegnet sie mir immer mit einem Augenzwinkern und ist sich selbst gegenüber vollkommen ehrlich. Sie ist sozusagen ein wandelndes Lächeln und strahlt eine unglaubliche Liebe aus.

Als sie erfuhr, dass sie Krebs hatte, beschloss sie von Anfang an, in ihrem fortgeschrittenen Alter keine Chemotherapie mehr zu machen und der Krankheit stattdessen ihren Lauf zu lassen. Sie lebt ein nahezu normales Leben und lässt an kaum einem Tag ihre leichten Tai-Chi-Übungen aus. Wenn sie es allerdings nur ein wenig übertreibt, „aktiviert“ sich ihr Krebs und es kann plötzlich zu einer lebensbedrohlichen Krise kommen. Mehrmals schon waren ihr Bauchraum und ihre Lunge so voller Wasser, dass sie auf der Schwelle zum Tod stand. Doch jedes Mal erholte sie sich auf geheimnisvolle Weise wieder.

Andererseits ist das Ganze vielleicht doch nicht so geheimnisvoll, wie es zunächst scheinen mag: Sie kämpft nicht gegen den Tod an, sondern gibt sich dem hin, was ist. Und das bedeutet, im Bett zu bleiben und ein bewusster Teil des Sterbeprozesses zu sein, wenn er denn ansteht. Sie hat sich selbst gefragt, welche Art von Tod sie sich wünscht, und gründlich darüber nachgedacht. Ihre Entscheidung lautet: „Ich will bis zum Ende alles liebend annehmen.“ Kürzlich sagte sie zu mir: „Das Leben hat vielleicht seine eigenen Pläne – wer weiß schon, wie ich wirklich gehen werde. Aber ich habe immerhin das Recht, meine Meinung zu äußern.“ Der Krebs scheint bei dieser Frau von ihrem Zustand tiefer Annahme und dem achtungsvollen Hören auf sich selbst in gewisser Weise in Schach gehalten zu werden. Für sie ist das Ja zum Leben gleichbedeutend mit dem Ja zum Tod.

Die Kraft der Präsenz

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